s#; /iti\N ^"r'. //iiN\ M^ ' '"''■k''m<:^yS-^' ^''<, ^J^ ^W^ dSM W^ ^ |-ft^(|f^M«MMli' Studien zur Geschichte der Medizin herausgegeben xon der Puschmann-Stiftuns an der l'niversität Leipzig Redakteur: Karl Sudhuff Heft S Die medizinische Fakultät Leipzig im ersten Jahrhundert der Universität Jubilaumsstudien von Karl SudhofF Mit i6 Tafeln Leipzig 1909 Verlag voq Johann Ambrosius Barth R McLzjfcr & Wittig in Lcipzii;. Vorwort. Die Gefahren der Lokalliistorik sind bei. Abschnitt iibcr ilio literarische Bet;itijp.inif der Leipzitjer Mediziner in ilieseni Zeitraum sein, trutzdem er weitaus den cfölitcn Kaum einnimmt. Naturcfcmäli war er iler Letzte, iler zur .\usarbeitung kam. Das bis 1509 Gedruckte ist vielleicht doch noch nicht vülliof erschöpft und in tlem 1 landschriftlichcn ist wohl erst der .Anfang gemacht. Möge auch ilieser .Xnfang einiger Beachtung wert gehalten werden — ein Schelm gibt mehr als er hat, und das Jubiläum steht vor iler Tür — möge es in neue glückliche Zeiten gesegneter .\usbildung des jungen deutschen Nachwuchses und zu reicher wissenschaftlicher Ernte auf allen t'icbieten hinüberleiten die glorreiche Alma Mater l.ipsiiiisis! Leipzig, den 4. Kili 1909. Karl Sudhoff. Inhaltsverzeichnis. Seile Vorwort "' Verzeichnis und Krklärung der Abbildungen vrii Aus dem ersten Jahrhundert der Leipziger medizinischen Fakultät. 1. Universitätsgründung. Konstituierung und äußeres Leben der medizinischen Fakultät in den ersten J.ihrzehnten. Die ersten Promotionen. Dotierung zweier Lehrstellen 3 2. Inneres Leben der Fakultät. Die ersten Satzungen und ihr weiterer Ausb.iu 22 3. Die erste Reformation der Universität im Jahre 1502/3 und die durch ihr Aktenniaterial gegebenen Einblicke in das Fakultätsleben und den Lehrbetrieb in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts 39 4. Aus dem Dekanatsbuch der Leipziger medizinischen Fakultät unter fünf Dekanen, 1440 — 1509 57 5. Die Stadt und die Arzte der Fakultät 86 6. Literarische Betätigung der Leipziger Ärzte und Professoren der Medizin 100 Anhang. 1. Die Statuten vom Jahre 1503, mit Zusatzbeschlüssen bis ums Jahr 1520 159 Wichtige neue Bestimmungen in dem behördlicherseits erlassenen Fakultätsstatut von 1543 171 Spätere ergänzende Beschlüsse und Ausführungsbeslimmungen der Fakultät vom Jahre 1555 usw 172 2. Äußerungen der verschiedenen Mitglieder der Leipziger Universität über Mängel und Keform- bedürftigkeit der medizinischen Fakultät in den Gutachten zur Reformation der Hochschule auf Anfordern Herzog Georgs verabfaßt im Oktober 1502 . . 175 3. Akten betreffend die Schmiedebergsche Stiftung für das Gehalt eines Arztes am Georgen- hospital zu Leipzig im Jahre 15 17 182 4. Diätetische Verhaltungsvorschriften in Peslzeiten und Vorschriften zur Pestkur von Dr. med. Vinzcnz Seh woff heim von Liegnitz 185 5. Daz ist wider dy pastilencz, ein Pestregimen für die Frau von Plauen 192 6. Ein Gesundheitsregiment für Kurfürst Friedrich den Sanftmütigen (1428 — 1464) von Dr. med. Johann Meurer in Leipzig ' . . 200 7. Ärztliche Ratschläge für die Reise für einen sächsischen Herzog, anscheinend aus der 2. Hälfte des i j. Jahrhunderts 205 Namenregister 209 Verzeichnis unil l'jkläiuni' der Ahhildunecn. Tafel I, Eine Seite aus dem ältesten Statutenbuche der I-eipiigcr medizinischen Knkultüt. Beginn der Eintragungen iil>cr Promotionen und Rcreplioncn (Einlr.igungcn der Dekane Gerhard Hoghcnkcrkc, Helmold Glcdcnstedc, Jakob Mcscberg, Johann Schipnitz von Weida und Johann Wagner von Landsberg), vgl. S. 5 T. u. S. ;8 (T. Tafel II. Dekanatskonto, angelegt auf der Innenseite des hinteren HinKinddcckels des 1. Slatuten- buches von Dekan Dr. Johann Schipnitz von Weida (s.imt eigcnhrindigen Ein- tragungen der Dekane Valentin Becke von Schmicdcbcrg und Johann Wagh von Halle). Xg\. S. 80 ff. Tafel III. 1. Grabmal der Familie Pistoris in der Thom.iskirchc zu Leipzig. Vgl. S. 95. 2 u. 3. Großes und kleines Siegel der medizinischen Fakultät zu Leipzig. Vgl. S. 19 ff. Tafel IV. „Der Sterbende", Tafelgcmälde von Lukas Cranach d. Alt. vom „Schmidburgschcn Altar", weiland in der Nikolaikirche zu Leipzig, gemalt 1518. (Grabmal des Dekans Valentin Becke von Schmiedeberg.) Heute in der städtischen Gemäldegalerie zu l^ipzig. Vgl. S. 96 f. Tafel V. Donatorengruppc der Familien Becke von Schmiedeberg (links der Sohn Heinrich und der Vater Valentin) und Pistoris (rechts der Vater Simon und der Sohn Christoph, samt den Stamm-Müttern, Martha Pistoris geb. Schmiedeberg und Ursula Schmiedeberg geb. Proles, gemalt 1522, gestiftet von Simon Pistoris d. Alt., unter einem Kreuzigungsbilde von Georg Lembcrgcr auf der Innenseile der Schreintürc des „Schmidburgschcn Altars", weiland in der Nikolaikirche zu Leipzig, heule in der städtischen Gemäldegalerie. (Vgl. S. 98.) Tafel VI. Gesamt-Tilel und Untertitel des anatomischen Abschnittes von Peyligks ,,Compcn- dium'', 1499 (vgl. S. 114). Tafel VII. Situsbild aus Peyligks Compendium, 1499 (vgl. S. 120 f.). Tafel VIII. Organ-Abbildungen aus Peyligks Compendium, 1499 (vgl. S. 119). Tafel IX. Titel und Bild der geistigen und Sinnesqualitäten aus Hundts „Antropologium", 1501. Tafel X, Organbilder aus Hundts „Antropologium", 1501 (vgl. S. Iiq u. 120). Tafel XI. Organbilder aus Magnus Hundts „Antropologium", 1501 (vgl. ebenda). Tafel XII. Situsbild der „Compcndiosa declaratio" von 1516 (vgl. S. 121). Tafel Xin. Titelblätter zweier Schriften Martin PoUichs von Meilerstadt, ca. l495(vgl.S. 122 u. 133). Tafel XIV. Leipziger medizinisches Disputationsprogramm Kaspar Keglers, 1512 (vgl. S. 138). Tafel XV. Facsimilia von Titeln zu Schriften von Pollich und Pistoris. Tafel XVI. i. Titelblatt der letzten Streitschrift Pollichs. 2. Gedruckte Vorlesungsanzeige von Konrad Tocklcr (über die „Spera materialis") von 1507 (vgl. S. 87 f.). Aus dem ersten Jahrhundert der Leipziger medizinischen Fakultät. Geichichle der Medizin. Vlll. 1. Universitätsgründung. Konstituierung und äulieres Leben der medizinischen Fakultät in den ersten Jahrzehnten. Die ersten Promotionen. Dotierung zweier Lehrstellen. Praga modo doleas nunquam caritura dolore, Cum cicro careas, qui le ditabant honore ! Lyptzk exuhare fers maxima gaudia quare, Nam facis intrare lucentia lumina clare'). Prag, vorübergehend der Sitz der Regierung des deutschen Reiches, vorüber- gehend ein Mittelpunkt geistigen Lebens für weite Strecken deutschen Landes, auch für Schlesien, Meißen, Thüringen, Bayern, hatte seine günstige Position für kleinvölkliche lokale Sonderinteressen auszunützen versucht — zu eigenem Schaden. Die vom König Wenzel seitens der „Natio bohemica" schlau er- schlichene Entrechtung der anderen drei Nationen, der bayerischen, sächsi- schen und polnischen, die durch Dekret vom i8.'26. Januar 1409 ihnen allen dreien nur noch je eine Stimme gab gegenüber drei Stimmen der böhmischen Nation, und die gewaltsame Amtsentsetzung ihres erwählten Rektors und des Dekans der Artistenfakultät am 9. Mai hatten die schnöde um 60jährige Rechte Betrogenen mit dem allgemeinen Auszug beantwortet. Der stärkste Strom hatte sich nach der kleinen Stadt im Meißnischen gewendet und in Leipzig die 6. deutsche Universität gegründet, die bald manche ihrer älteren Schwestern: Prag 1348 Wien 1365 Heidelberg 1386 Köln 1388 Erfurt 1392 weit überstrahlen sollte. Nach der Stadt an der Pleiße „in loco fertili et sub aere temperato" hatten sich nach ihrem Wegzug aus Prag etwa 40 Magistri und Doctores und 400 Baccalarien und Studenten gewendet, wo ihnen ein kluges Fürstenpaar freundlich eine Stätte, vor allem zwei abgabenfreie Gebäude in ') Geschrieben ans Ende einer Handschrift des „Clariücatorium" Johannis de Tornamira von Heinrich Lamme, Dr. med. aus Lübeck, etwa 1410. (Ms. med. Fol.° Xr. 1 der Stadt- bibliothek in Lübeck.) Lamme bat viele Abhandlungen in Montpellier während seiner Studien- jahre in andere Lübecker Handschriften kurz vor und nach dem Jahre 1400 abgeschrieben. I* j I . UnirersiOtsgrUndun;;. der Kitterstraüo uiul der iVtcrsstr.iÜc gelogen, das „Grolic" und das „Kleine Kolleg" rur Nut/.ung anwies, damit zunächst für 20 l.eluer freie Wohnung (im größeren 12, im kleineren 8) und Hesoldung. Als das papstHche Privileg, in Pisa von Alexander \'. am 9. Septem- ber 1409 ausgefertigt, eintraf, das in der- neuen Universitätsstadt, ,,in oppido . . . loci amcnitate non modica circumcirca", ein „Studium generale" ins Leben rief, „sacrae theologiae et utriusque juris nee nun medicinae et Septem libe- ralium artium", mit allen Privilegien und Rechten in weitestem Umfange, da hatten sich die Herkömmlinge vom ungastlichen Prag schon um manchen wackeren Mann von andersher vermehrt. Man hatte sich in vier Nationen wieder zusammengeschlossen, der Meißner, Sachsen, Bayern und Polen, mit völlig gleichen Rechten, und schon vorher den Landesherren ein X'erzeichnis der Lehrer überreicht, das 46 Namen, Magistros et Doctores, aulweist, darunter 7 Mediziner: 't (3) ^Igr- N'incentius Wyaw doctor medicinae (4) Mgr. Gerhardus Hogenkirche doctor medicinae (25) Mgr. Helmoldus de Zolticcdel (doctor inedicinac) (31) Mgr. Anshelmus de Fraiiketistcyn (doctor medicinae) (34) Mgr. Nicolaus Fabri de Sagano (doctor medicinae^ (36) Mgr. Jo. Hilden (42) Mgr. Lubertus de Osenbrug [doctor medicinae). Die eigentliche Konstituierung des Lehrkörpers wurde mit der Wahl eines Dekans der philosophischen Fakultät am 24. Oktober 1409 vollzogen, der sofort eine Matrikel dieser Gesamtfakultät anlegte, in der alle Magister und Baccalarien genau nach dem Jahre ihrer Promotion .Aufnahme fanden. Dies Verzeichnis des Lehrerkollegiums von M. Heinrich Bernhagen, sächsischer Nation, erstem Dekan in Leipzig, ist erhalten und bringt unter 42 Magistern von den obengenannten Medizinern fünf in folgender Reihenfolge: (4) Mgr. Helmoldus de Zoltwedel (Sa.x.) (26) Mgr. Gerhardus Hogenkergh (Sax.) {32) Mgr. Nicol. Fabri (Pol.) (33) Mgr. Jo. Hilden (Bav.) Mgr. Lubbertus de Ozenbrugg (Bav.)') ') Das kursiv Gedruckte ist später beigesetzt, teilweise auf Rasuren der Universitatsmatrikcl. In allen handschriftlichen Dokumenten, welche im Folgenden zum Abdruck gelangen, sind u und v, sowie ae und e nach modernem Brauche geregelt, desgleichen die Interpunktion. Die Orthographie der Originalien ist im übrigen beibehalten. Die Abkürzungen sind aufgelöst, die Eigennamen durch- gehends mit grollen Anfangsbuchstaben geschrieben. *) Vizentius Wyaw, der hierin fehlt, war Bacc. art. zu Trag 1383, Magister 1387, später Doctor medicinae; er scheint die Universität Leipzig früh wieder verlassen zu haben. Anshelmus de Frankensteyn war 1391 zu Prag Bacc. art., 1405 Magister geworden. Er ist vielleicht mit M. Anscimus de Frankenberg identisch, der im Sommer 1410 in Leipzig inskribiert wurde (wie auch Wyaw) und im Prager Über decanorum nicht vorkommt. Ferner findet sich Magister Bernhard Vorschove de Monasterio, Dr. med. von Bologna, im Sommersemestcr 141 1 immatrikuliert, er trat also in den Lehrkörper der jungen Hochschule ein. Weiteres verlautet nicht von ihm. FakultätsgrtlDduni;. Sämtliche Lehrer der Universität waren Magistri artiuni und zunächst Mitglieder dieser Fakultät, und dadurch im Mitgenuß aller Rechte derselben. Die Hildung gesonderter weiterer Fakultäten ließ auf sich warten. Die Mediziner schlössen sich erst im Jahre 1415 zu einer medizinischen Fakultät zu- sammen, ohne daß damit die Verpflichtung zum Hesitz der Magisterwürde in der philosophischen Fakultät in Wegfall kam ' . Wie wir noch sehen werden, war auch das allgemeine philosophische Studium Vorbedingung für die medi- zinischen SpezialStudien. In diesen V^orbereitungsstudien, worin Vorlesungen über Aristotelische Schriften (darunter auch „de coelo"', „meteora", „parva naturalia"), über die topica des Boethius, über Arithmetik, Euklids Geometrie und über Planetentheorie mit inbegriffen waren, müssen wir keine irgend be- denkliche philosophische Dressur, sondern einfach einen Ersatz für unsere höhere Mittelschulbildung auf Gymnasium und Oberrealschule, einen Vorbereitungs- modus zum eigentlichen Fachstudium behufs Schaffung einer breiteren wissen- schaftlichen Grundlage und Erlangung einer höheren Allgemeinbildung suchen. .Am 10. Juli 141 5, also fast 6 Jahre nach der Begründung des Studium generale in Leipzig, konstituierte sich die Facultas medica, oder wie sie im ganzen ersten Säkulum und noch lange nachher, ja heute noch auf den Fakultätssiegeln heißt, die „Facultas Medicine". Noch heute besitzt sie ihr erstes Statutenbuch, das kurz nach 141 5 angelegt wurde. Es besteht heute aus 8 Pergamentblättern in Folio von 330:220 mm, die in Holzdeckel mit Leder- überzug gebunden und mit zwei Schlössern geschlossen waren, die jetzt ver- schwunden sind, wie weiland das Statutenbuch selbst aus den Händen der Fakultät % Als erste Eintragung im Statutenbuche der Leipziger medizinischen Fakultät finden sich von der Hand Helmolds von Gledenstede (vgl. Tafel I) spätestens im Jahre 143 1 die Namen folgender neun Doktoren als Mitglieder der Fakultät: Haec sunt nomina doctorum facultatis medicinae studii Lypzensis mgr. Gherardus Hoghenkerke mgr. Vincencius Haller mgr. Vincencius de Nysa mgr. Helmoldus Gledenstede de Zoltwedel mgr. Johannes Kynst^, ') Sie ausdrücklich in den Statuten vorzuschreiben, hatte man anfangs versäumt und erst ein unliebsamer Zwischenfall im Jahre 1 508 führte dazu, diese Lücke in der schriftlichen Fixierung des Usus auszufüllen. ■) In den Jahren 1518— 1573 oder gar 1584. Genaue Angaben über dies Sututenbuch siehe zu Beginn des 2. Abschnittes S. 22 ff. ') Johannes Kuntz, Haderslevensis Sa.\onus schreibt J.J.Vogel auf dem Umschlag des Mitgliederverzeichnisses der medizinischen Fakultät (s. u. S. u). In der Matrikel kann ich diesen nicht finden. I . Vni\-eniUUgnlndun|;. ingr. Lubbertus de Oicnbrugha') mgr. Johannes Hyldcn mgr. Nicolaus Fabri mgr. Johannes Hoppe de Jutcrbuk. Es schlieft sich direkt an, von der Hand des gleichen Herrn Dekan, die Eintragung einer vcrstcnl) Doktorpromotion ^s. Tafel I Sp. 1), welche am 9. Oktober 143 1 in der Nikolaikirche stattfand, wie es noch lange Zeit nachher tur diesen feierlichen Aktus die Regel bildete -). Über die älteste urkundlich beglaubigte Leipziger medizinische Doktor- promotion ist also mit folgenden Worten in dem Fakultätsalbum berichtet: Anno domini M''cccc''xxxi nona die mensis Octobris in die Dyonisii magister Nicolaus Schulteti de Frankenvordis et magister lacobusMerzeborch de Stendal receperunt insignia doctoratus medicinae a magistro et doctore medicinae Helmoldo Gledenstede de Zoltwedel in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lypkzensis et inibi ad facultatem medicinae studii Lypkzensis sunt recepti. Zwischen dem 9. Oktober 143 1 und dem November 144", also in abermals 16 Jahren, sind von verschiedenen Händen im ganzen 11 weitere Magister in das Fakultätsalbum, d. h. auf freie Blätter des Statutenbuches ohne nähere Zeitangabe eingetragen worden. Zunächst abermals die beiden am 9. Oktober 1431 Promovierten: Magister Nicolaus Schulteti de Frankenfordis und Magister Jacobus Meseberch de Stendal. Des weiteren Magister \'incencius Swoffheym de Legenitz und Magister Franciscus Korcze de Wratislavia. Es folgt sodann als zusammengehörige Eintragung, von der nämlichen Hand, die auch schon Franz Korze eingetragen hatte, vermutlich des promotus anni 1431 Jakob Meseberg, eine Gruppe von 6 Promovierten: mgr. Petrus de Pawlicow Magister Johannes Weyda Magister Johannes Meurer Magister Nicolaus Pistoris mgr. Conradus Deynhardi mgr. Johannes Stauffmann ') Lubertus Starten Osnabrugcnsis nennt ihn Vogels Verzeichnis auf dem Umschlag und trlgt ihn unter 1425 ab Fakultätsmitglied ein. •) Für diesen Zweck mußten, ebenso wie für die an gleicher Stelle abgehaltenen Promotionen .-.r T^- ! '.• ■'.'■■ y. ■■■•,]]., erst Katheder und Sitze aufschlagen (G. Erler, Matr. 2. XLI u. XXI). FakultätsgrUndung. welche allesamt — „sicher ein großes Ereignis für die kümmerlich vegetierende Fakultät!" sagt ein früherer Autor — nachträglich (von Meseberg selbst!) als . I a domino doctore Jacobo Mesebergk universitate , j c-^ j i ... de Stendal Lipczensi ) durch eine Klammer zusammengefaüt sind am Fuß der ersten Spalte des Blattes ( 1 1 f (vgl. Tafel I Spalte I). Doch ist es durciiaus unwahrscheinlich, daß auch alle diese sechs auf einen Tag mit dem Doktorhut geschmückt worden seien. Dagegen spricht schon die völlig verschiedene Stimmung der eintragenden Hand, die nur für VVeyda und Meurcr, \'ielleicht auch noch für Nie. Pistoris (der später mit anderer Tinte, weil zu blaß in der Sclirift, überfahren worden ist) die nämliche ist, und für Deynhardi unil Stauffmann. Doch selbst die Annahme wäre falsch, daß sie die Gesamtleistung eines Dekanatsjahres Jakob Mesebergs darstellen, der noch lange Jahre diesen Ehrenposten nach dem Jahre 1441 bekleidete, wie wir noch sehen werden. Wir werden im 4. Abschnitte die einzelnen Doktorpromotionstermine fast aller hier genannten Mediziner noch kennen lernen; es handelt sich bei der ganzen Liste offenbar nicht um Doktorpromotionen, sondern um Bac- calariatsprüfungen und daran anschließende Promotionen zum Baccalaureus medicinae, die aber auch nicht an einem und demselben Termin erfolgt sind. Die genannten zwei Doktoren und zehn Baccalarien der Medizin in 38 Jahren seit der Universitätsgründung reden eine bewegliche Sprache. Es war recht mager bestellt mit der „Facultas medicinae" an der Hochschule im Meißnischen! Hatte sich doch nicht einmal ein besonderes Doktorenbuch gelohnt; man fand auf den leeren Blättern des Statutenbuches Platz; ja auch noch in späteren Statutenbüchern blieb es bei diesem Brauche und als es Rechnungsbücher gab, benutzte man diese zur Eintragung der neugebackenen Doctores und Baccalaurei. Überhaupt war es mit dem Besuche der Universität Leipzig in ihrem ersten Jahrhundert und auch später noch nicht gerade glänzend beschaffen. An- fangs waren es hauptsächlich Prager, die nach Leipzig kamen, doch ging seit dem Wintersemester 1410 ihre Zahl schnell herunter. Bis zum Jahre 1433 finden sich „Pragenses", die gebührenfrei waren, wenn sie dort den vollen Betrag er- legt hatten, in der Matrikel aufgeführt. Die Gesamtzahl der Inskribierten, die im ersten Semester 507 betrug, fallt im Wintersemester 1415/16 auf 115 und steigt bis 1422 23 auf 310, um 1429 30 wieder auf 85 zu fallen. Darauf wieder ein langsames Ansteigen auf 471 und ein jäher Absturz auf 171 Inskribierte im Winter 146S/69 und wieder ein ziemlich stetiges Ansteigen auf 539 im Jahre 1508/9, wobei zu bemerken wäre, daß im Sommersemester stets die meisten Immatrikulationen stattfanden'). An dem zeitweisen Segen der Inskriptionen 'j Vgl. Erler, Matrikel i, LXV und Drobisch, Beiträge zur Statistik der Universität Leipzig, 1848. In großem Zusammenhang und äußerst übersichtlich und scharfsinnig behandelt die g.in/e Frequenzfrage der Universitäten die vorzügliche Arbeit von Franz Eulenburg, die Frequenz s i rsiUUcrtnduiu: hatten aber, wie wir noch h »rcn wenlcn. die Mediziner all/.eit den geringsten Anteil. Sollen doch selten mehr als 20 Medi/.incr zu gleicher Zeit in Leipzig studiert haben, häufig sugar nocli weit weniger. Zu dem betriiblichen Zustand, in dem sich die ,,.\])ollinischc Kunst" £U Leipzig in den ersten Jahrzehnten befand, liat gewiÜ der Umstand mit bei- getragen, daß noch 29 Jahre nach der Gründung der Hochschule ins Land gingen, ehe überhau])t aucii nur ein Pfennig an Lehrgehältern nder sonstiger Dotierung lür die Mediziner aulgewendet wurde. Dali das so nicht weiter gehen könne, wurde denn auch an den ent- scheidenden Stellen in Dresilen und Merseburg eingesehen. Und indem die herzoglichen Hruder Friedrich und Wilhelm am 2. Februar 143S in der so- genannten „donatio 240 sexagenorum" der Universität eine bescheidene Summe neuer Mittel als jahrliche Quote zuwiesen, trafen sie durch die zugehörige Keformationsordnung vom 24. Februar 143S gemeinsam mit dem Hischof Johannes von Merseburg die Hestimmung, da(J von nun an zwei voUdoticrte KoUegiatenstellen im großen Kolleg den Professoren der Medizin vorbehalten bleiben sollten, unabhängig von dem im übrigen erhalten bleibenden VVahl- turnus der Nationen. So finden wir denn von nun an zwischen den beige- setzten Bav., Mis., Sax., Fol. in den Listen des großen Fürstenkollegs die Bezeichnung Med. hinter einer Reihe von Namen; das sind eben unsere medi- zinischen Universitätslehrer, die nun endlich I lausung und Nahrung, wenn auch in bescheidenstem Grade, gefunden hatten. Freilich scheint die Änderung nicht sofort in vollem Umfang in Kraft getreten zu sein, da doch erst eine solche Stelle frei werden mußte. Doch sehen wir uns die betreffenden Stellen dieses wichtigen Aktenstückes einmal an, das im Original noch heute im Universitäts- archiv sich befindet. (Nr. 8.) Nach einer einleitenden Begrüßung und einer allgemeinen Betrachtung über die Unzulänglichkeit nicht völlig bis ins Kleinste geordneter und geregelter Dinge geht das Reskript sofort auf die mangelhafte Dotierung und Ausgestaltung der medizinischen Fakultät ein: ') . . . universitatem nostram studii Lipczensis non in omnibus facultatibus plene dispositam sed quoad egregiam medicinae facultatem propter lectorum carentiam lectionumque defectum per plures iam praeteritos annos minus sufficienter fuisse ordinatam, igitur super his et aliis dictae almae universitatis necessariis . . . mature deliberavimus super certis reformati- onibus pro commodo, incremento et prosperitate eiusdem almae universi- tatis . . . Primo statuimus, volumus et ordinamus, ne de cetero praefata facultas in lectoribus deficiet, ut in collegio nostro maiori apud sanctum Nico- laum duae collegiaturae proxime vacantes in perpetuum sint pro duobus valcn- der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegcnw.irt. Abhandlungen der philologisch- historischen Klasse der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften Bd. XXIV Nr. 2, Leipzig 1904, 323 S. Lex.-8". ') Vgl. Stube 1, Urkundeob. d. Univ. Leipzig S. 31 — 33 Xr. 23; Zarncke, Statulenbücher d. Univ. Leip^ii' S. 6 — <,. Die ersten medizinischen Professuren. tibus doctoribus in medicinis reservatae, et quod ad eas assumentur duo me- dici, non habita distinctione nationum, qui legendo singulis diebus perficere poterint ac in ceteris actibus scolasticis in ipsorum facultate utiliter praeesse. Debent quoque duo iili nicdici cum collegiatis ceteris dicti collegii maioris in singulis obventionibus participare, si in coUegio stare elegerint, alias in solo corpore collegiaturae debent esse contenti. Item volumus et ordinamus, ut octo collegiaturae in nostro coUegio praefato mancant quo ad dispositionem nationum in ordinatione laudabili hactenus observata, sed quo ad residuas col- legiaturas ser\'etur tornus inter nationes ut nunc bis, nunc illis iuxta ordinem ex eis provideatur. Ouoniam vero naturalis expostulat ratio iurisque dispositio idem profitetur, ut hi ceteros pinguiori praecellant stipendio, quos labor expectat prolixior fructusque utilior alios facit anteire, hinc est quod volumus, statui- mus et ordinamus, ut hü duo phisici qui ad legendum in singulis diebus legi- bilibus prae ceteris sint collegiatis astricti, ultra obventiones coUegiis maioris habeant Stipendium duarum collegiaturarum in collegio nostro minori apud sanctum Petrum proxime vacantium, quas et nos per praesentes pro eis reser- vamus in perpetuum. Ne vero deficiat numerus magistrorum collegii eiusdem, statuimus, volumus et ordinamus, ut ad praefatas duas collegiaturas duo assu- mantur artium magistri nationum tamen debita servata distinctione, qui in cameris ac singulis aliis eiusdem collegii obventionibus solis corporibus colle- giaturarum pro medicis ut praeniittitur reservatis cum aliis praetacti collegii collegiatis participare debeant plenarie et admitti, sintque ab omnibus oneribus mensae, donec eis aut alicui eorum in corpore provisum fuerit, penitus exone- rati . . . Datum et actum Lipczk, anno domini . . . [1438] . . . feria tertia proxima post Mathiae apostol. [25. Febr. 143S.] Im großen Kolleg bei der Nikolaikirche sollen also den Medizinern außerdem Wahlturnus der Nationen zwei Kollegiaturen, wie oben gesagt, reserviert bleiben für zwei leistungsfähige Doktoren der Medizin, die täglich Vorlesungen halten und die übrigen Unterrichtshandlungen und -Übungen leiten können, und zwar sollen diese beiden Arzte entweder wie die anderen Kollegiaten im Kolleg Wohnung nehmen oder w'enigstens der Körperschaft angehören. Außerdem werden den beiden medizinischen Lehrstellen auch noch die Einkünfte zweier Kollegiaturen am kleinen Kolleg (bei St. Peter zugewiesen, was die kümmerliche Arithmetik dieser Nährstelle noch mehr erschwerte, da nach einer komplizierten Rechnungs- aufstellung im Statutenbuch dieses kleinen Fürstenkollegs in Folge der Schaffung dieser zwei neuen Medizinerstellen jeder Kollegiat wöchentlich nur noch 40 Groschen zu . besehen hatte statt früher 54 '). In den Genuß dieser neugeschaffenen Pfründen scheint zunächst nur der zweite Dekan der medizinischen Fakultät, Dr. med. Helmold Gledenstede ') Vgl. BeiUüge zur Geschichte der Universität Leipzig in ihren ersten Jahrhundert. I. Das älteste Statutenbnch des kleinen Fürstenkollegs, hrsg. v. Karl Boysen, Leipzig 1909, S. 40 f. und die Ausführungen im 3. Abschnitt S. 51 ff., wo das gesamte Einkommen aus beiden Kollegiaturen für einen Medizinprofessor, der ja doch fast immer ein verheirateter Mann sei, auf wenig mehr als 40 Gulden im Jahre angegeben wird (an anderer Stelle, S. 48, auf 44 Schock Groschen also etwa 130 Gulden). I ,^ I . UniversittUgründung. von Salzwcdel gckomnu-n zu sein; er ist bis zu seiiuni Tode 1441 im CkiiuÜ der Stelle geblieben, wahrend im Jahre 1440 Jacobus Mcseberg und l-ranz Korr aus Breslau in dies Kolleg eintraten und gleichzeitig Joh. Sclupnitz aus Weyda ins kleine Kolleg Aufnahme fand, das er aber 1447 wieder verließ, um an die Stelle des resignierten Korz zu treten — „majoris coUegii coUe- giatus (actus discessit" '). Mit dem Jahre 143S beginnen auch in dem Verzeichnis der Fakultäts- mitglieder bei den F"akultätsakten -) erst die Eintragungen der „Professores medicinae", deren in der uns hier beschäftigenden Zeit, dem ersten Jahrhundert der Universität allezeit nur zwei gewesen sind, der Professor der praktischen Medizin und der der theoretischen. Der Professor practicae war der ältere und rangierte an erster Stelle; der Professor der Theorik jjflegte beim Abscheiden des Kollegen für die prak- tische Medizin oder bei dessen Rücktritt in dessen Stelle aufzurücken, mit der auch die Bekleidung des Dekanats in Personalunion verbunden war. Das Ein- rücken in die Professura Pathologiae, also die theoretische Professur, pflegte mit dem Eintritt in das große Kolleg zeitlich zusammenzufallen, naturgemäß, doch stelle ich der Übersicht halber die Reihenfolge der Professores Therapiae und Pathologiae nach dem Mitgliederverzeichnis der Fakultät zusammen, womit gleichzeitig die Liste der Dekane für diesen Zeitraum gegeben ist. 1. Gerhardus Hohenkirch 1415 — 1429 (t) Dekan Prof. Path. Prof Therapiae 2. Helmold Gledenstede' , u. Dekan de Salzwedel (1438) 1428— 1441 (t) ') Folgendes ist die Liste der Mediziner, die ich mir bei Zarnckc, Urkundl. Quellen S. "49 ff„ unter den Mitgliedern des Collegium majus ausgezogen habe: — 1441. S. Helmoldus Gledenstede, Solzwedelio Marchicus. [ — 1426. B. Lubertus Starten, Osnabrugensis.] 1434 — 1462. S. Ja. Mcseberg, discessit 1438, seJ 1440 acccpta profcssione medica iterum rcceptus. 1440— 1447. Med. Franz Korz, Wratislav., resignavit. 1447—1484. Med. Jo. Schipnitz, Weydensis. 1462 — 1490. Med. Valentinus Becke, Schmiedebergensis, 1484 — 1499. Med. Joh. Wagh, Halensis. (1490 — 1508. M. Wcnceslaus Fabri [nicht im Turnus der Mediziner]). 1490 — 1509. Med. Joh. Currifex al. Wagner, Landsbergensis. 1500 — 1507. P. Guiliclmus Haltcnhof, Thorunensis. 1508—1523. Med. Simon Pistoris, Lipsiensis. 1509-1542. Med. Henr. Stromer, Auerbaco-Bavarus. Im „kleinen KoUeg" habe ich (bei Fr. Zarncke, urkundl. Quellen, S. 764 (T.) außer dem oben- erwähnten Joh. Schipnitz Weydensis nur 1490 — 1500 Wilhelm Haldcnhof gefunden, ehe er „in coli, majtts cooptatus discessit"; es werden aber weiter noch als Mitglieder des kleinen Kollegs aufgefiühjt, die nicht in das Große aufrückten: Nico laus Sculteti de Frankenfordia (ad Viadmm), Conradus Deinhard, Wetteranus ') Allerdings ist dasselbe späteren Datums, wie wir noch sehen werden. 3i 1,1 .,!. nti,.,ii schreibt Vogels Verzeichnis der Fakultätsmitglieder konsequent. Die ersten Professoren und Dekane. I i Prof. Patli. l'rof. Tlicrapiae 3. Jakob Mcsenberg, u. Dekan de Stendal 143S— 1441 1441 — 1463 (t) 4. Johannes Schipnitz, de Weida 1447— 1463 1463— 14S4 (t) 5. Valentinus Becke, de Schmideberg .... 1471 — 14S4 14S4— 1490 (t) 6. Johannes Wagh ;U'ack , de Halle 14S4— 1490 1490—1499 (t) 7. Johannes Wagner, (Currifex) de Landsberg. . 1490— 1499 1499—1509 (t) 8. Simon Pistoris, de Lipsia 1508— 1509 [1509— 1523 (t)] [Henricus Stromer, de Auerbach 1516—1523 1523— 1542 t ] Die Professur der Pathologie schiene nach dieser Tabelle der Dekane er- hebliche Lücken aufzuweisen, ja sogar in den Jahren 1441 — 1447, 1463 bis 1471, 1499 — 1508, 1509 — 1515 überhaupt nicht besetzt gewesen zu sein. Es werden diese Lücken aber dadurch ausgefüllt, daß eben eine Reihe von Professoren der theoretischen Medizin (Pathologie) nicht in die Professur für praktische Medizin (Therapie) und damit ins Dekanat ein- bzw. nachrückten, z. B. Franciscus Kortze de Vratislavia 1440 — 1447, der aus bisher unbekannten Gründen 1447 resignierte, und Wilhelm Haldenhoff, Thorunensis der 1490 — 1500 Mitglied des kleinen Kollegs und von 1500 — 1507 Mitglied des großen Kollegs gewesen; er war 1499 Dr. med. geworden. Beide waren Vertreter bzw. Lehrer der Pathologie, also der theoretischen Professur auch nach dem Mitgliederverzeichnis der Fakultät, einem Folioheft mit Korrekturen von der Hand des Leipziger Historikers S. J. Vogel.*) Nach diesem, welches für jedes Jahr von 1438 — 1730 die Mitglieder der Fakultät zusammenstellt, hat also Franz Korz im Jahre seines Rektorates 1441 den Lehrstuhl der ') Vgl. Zarncke, Die urkundlichen Quellen S. 893 ff. Ein Folioheft von 33 beschriebenen Blättern in der Zeit von 1709 — 1720 von der Hand eines Berufsschreibers geschrieben und von J. J. Vogel durchkorrigiert, der auch für die Jahre 1409 — 1437 die lückenhaflen Notizen eingetragen hat, die noch zu eruieren waren. Vermutlich stellen die Jahre 1438 — 1709 die Abschrift eines früheren derartigen Verzeichnisses dar, dessen Original in Verlu.>;t geraten ist. Eine andere Hand hat das jährliche Mitgliedenerzeichnis der Fakultät und das in zweiter Spalte danebenstehende Dozentenverzeichnis bis zum Jahre 1730 weitergeführt. Es folgen dann noch 23 unbeschriebene Seiten. Soweit ich die Angabe dieses Verzeichnisses aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts nach- prüfen konnte, scheinen sie mir im ganzen recht zuverlässig. \2 1 liincrsitätsßTündunB. Pathologie bestiegen und 1447 darauf resigniert '\ Willioltn HaldonhotY das theoretische Lehrlach 1500 — 150S vertreten. Nacli der gleichen OucUe liat den Lehrstuhl der Pathologie von 14(54 -1401. die vero 30. Novembris. Deus sit benedictus." L>t doch dieser Literalurtypus der scholastischen Medizin zu Ende des Mittelalters, die „Con- silia", der erste bescheidene Anfang einer künftigen, neuerwachenden , .klinischen Medizin". ') Kitib at-tilib al-Mansüri, ein Lehrbuch in Ki Abschnitten für den Stalth.iltcr Mansur. I .j I. UnivenitMigTflndung. malcr Entlohnung, da er — lukrativere Reisen zu hochstehenden Kranken oft un- mogHch mache, seit strenger darauf gesehen wurde, dali die Kolicgiaturcn nicht ein- fach als Sinekuren aufgefaßt wurden, deren Kinkunfte man einstrich und gleichzeitig an fernen Fürstenhöfen als Leibarzt in Glanz und Ehren sich's wohl sein lieÜ. Freilich die Entlohnung „supra duabus collegiaturis collegii maioris cum duobus corporibus collegii principis" war schmal, d.i sie tatsachlich nicht mehr als 40 Gulden jahrlich betrug, zumal die medizinischen Professoren schon frühzeitig Weiber hatten und außerhalb der Kollegiengebäude wohnten. Wir treffen Ver- suche, auf andere Weise sich Nebeneinkünfte zu verschaffen, durch Halten von ,.Bursen" für die Studenten, wie es von „Dr. Schmiedeberg" berichtet wird, der seine Bursc kaum mit Medizinern allein zu füllen vermocht haben wird'), da die Zahl der Medizinstudierenden bestandig fast verschwindend gering war. Der Besuch der medizinischen Kollegien soll selten mehr als vier Hörer be- tragen haben -". Wo wurden nun diese Kollegien abgehalten? Zu Anfang bestimmt und fast während des ganzen 15. Jahrhunderts in einem Räume der Nikolai- ') Daß Professor Valentin Bccke von Schmiedeberg trotzdem zu Vermögen kam, werden wir noch sehen. •) Wesentlich günstiger als in Leipzig waren die Krcquenzverhällnisse der Medizinstudierenden auch an .-indcren alten Universitäten des 15. Jahrhunderts in Deutschland nicht, soweit sie sich einigermaßen klarstellen lassen. Die absoluten Immatrikulationszahlen fiir Köln sind nach Eulen- burgs Zusammenstellung a.a.O. S. 312 in den 4 Jahren 1397 — 1400: 2, von 1401 — 1410: 30 und in den nächsen 5 Jahrzehnten: 14, 15, 21, 8 und 14, selten mehr als i " ^ der Gesamtzahl der Immatrikulierten. Auch in Heidelberg war die medizinische Fakultät die letzte, die sich bildete, im fünften Jahre erst (1390) nach der Universitätsgründung. Auch hier war der Besuch sehr schlecht in den ersten Jahrzehnten; gab es doch hundert Jahre lang nur einen Lehrer der Heilkunde, wurde doch erst im Jahre 1482 das Prinzip durchbrochen, daß nur ein Kleriker Medizin lehren dürfe, indem man neben dem Lehrer aus geistlichem Stande einen zweiten anstellte, der wenigstens ein Laie sein konnte; 1522 wurde in Heidelberg eine dritte medizinische Professur errichtet. Die Zahl der Schüler war sehr gering. (Vgl. August Thorbccke, Die älteste Zeit der Universität Heidelberg, 1886, Heidelberg, G. Köster, S. 95 — 98.) In AVien lagen die Ver- hältnisse anfangs womöglich noch schlimmer (vgl. Leopold Senfelder, Öffentl. Gesundheitspflege und Heilkunde I, in Geschichte der Stadt Wien, Bd. II, Wien 1904, S. 29 ff.). Dort wurde die Uni- versität zwar 1365 gegründet und 1384 reorganisiert, aber erst seit 1387 wird gelegentlich ein Doktor der Me, (4.) item prima pars de animalibus cum lectur. cnnlinens XII libros in uno volumine bapireo permixto pergameno, (5.) item liber bapireus niixtus pergameno continens tractatum de motu cordis, physonomiam Aristotelis et quaedam alia, (6.) item lilier continens quaestiones el probleumata super de animalibus Aristotelis, probleumata Aristotelis et quaedam alia, (7.) item quodlibet Rebnicz'). (S.) item lilium Gordonii in pergameno et bona littera, (9.] item libei Egidii de pulsibus et urinis, (10.) item primus canon Avicennae in libio magno pergameneo, (ll.) item liber bapireus permixtus pergameno continens antidotarium Nycolai, (12.) item liber pergameneus et de bona littera de differentia febrium, de virtutibus naturalibus, de ingenio sanitatis, de secretis Galeni et pluribus aliis, ^13.) item liber bapireus Geraldi de Solo super nono Almansoris, (14.) item primus Canon Avicennae in pergameno disligatus, (15.) item practica Mundini in pergameno, {16.) item ars commentata et Johannicius in pergameno, (17.) item liber de concordantia jxietarum et philosophorum, (18.) item liber pergameneus de therapeutic'(e]> Galeni cum quibusdam aliis, (19.) item Gilbertus de febribus et alii libri in pergameno, (20.) item tres sextemi in pergamenn Thadei super librum pronosticoruin, (21.) item ars commentata in pergameno, (22.) item liber bapireus super priorum super veteri arte cum quaestionibus phisicorum et topicorum, (23.) item Albertus magnus de animalibus in pergameno, (24.) item textus de generatione animalium in pergameno, (25.) item liber unus in pergameno Alberti de mineralibus, de vegetabilibus et plantis, de nutrimento et nutribili, (26.] item viaticus Constantini, (27.) item liber bapireus in quo continetur dietarium magistri Stephani medici cum multis aliis tractatibus, '28.) item libellus pergameneus Gyradii de modo medendi, '1 Hf-r.ricus flc Ribhcnicz. Eine Handschrinen- Schenkung. ig (29.) Item in artibns über pergameneus nietaphysice Aristotelis cum coin- inenlo Averrois, (30.) item textus methaphysice in pergameno, (31.) item methaphysica Averrois cum commento eiusdem in pergameno, (32.) item über pergameneus phisicorum, de coelo, de generatione cum plu- ribus aliis libris philosophiae, (33.) item über bapireus comnienti Averrois super libris phisicorum, (34.) item textus politicorum et yconomicorum in libro pergameneo, (35.) item commentum Egidii super de anima in pergameno, (36.] item commentum super metheororum in libro bapiren, (37.) item über bapireus de antiqua üttera continens lecturam de anima, quaestiones super primum et secundum de anima et lecturam super priorum, (38.) item über astronomicalis pergameneus qui incipit „Dixit Ypocras", (39.) item über astronomicalis pergameneus cum multis tractatibus qui incipit „Tractatum de sphera". (40.) item practica Serapionis, Ras. Ahiiansoris et plura aüa in libro per- gameneo et bona üttera, (41.) item practica Gilbert! cum thesauro pauperum in pergameno, (42.) item Geraldus super nono Almansoris in pergameno, (43.) item Serapio de simplicibus in libro bapireo, (44.) item über in quo cimtinetur practica Plate[n]arii, thesaurus pauperum cum multis aliis quorura ultiraus est de signis morientium. als man zalt nach Christi unnsers herren gepurt vierczehenhundert neun vnd fünfzig iar am suntag vor Georü des heiligen merterers". \_22. April 1459.] Der Geschenkgeber bzw. Testator dürfte mit Petrus de Pawlicow iden- tisch sein, der zusammen mit den beiden Medizinern, die als Kollegiaten des großen Kollegs Johannes VVeyda und Johannes Meurer 143 1 von Doktor Jacob Meseberg von Stendal zu Baccalarien promoviert wurden (s. oben S. 6), nachdem er im Sommersemester 1427 hier in Leipzig bei der Natio Polonorum immatrikuliert (Petrus de Pantikow al. Paulikow), im Sommersemester 1428 das Baccalariat der Artistenfakultät (Petrus de Paulico] und im Wintersemester ihr Magisterium errungen hatte (Petrus de Pawlicaw). Den Doktor med. hat er sich zweifelsohne auswärts errungen. Seine Handschriftenbibliothek ist aller- dings in Fellers obengenanntem Verzeichnis der Paulinischen Handschriften unter den Manuskripten des CoUegii Principum Majoris nur zum allerkleinsten Teile nachweisbar (I. c. S. 385 — 388), aber das Meiste scheint sich docii heute noch auf der Leipziger Universitätsbibliothek zu befinden, worauf bei anderer Ge- legenheit näher eingegangen werden mag. Über die Zeit der Herstellung des Fakultätssiegels der Leipziger Mediziner habe ich eine quellenmäßige Nachricht nicht aufzufinden vermocht, doch dürfte ein Zweifel kaum am Platze sein, daß auch hierfür das Jahr 141 5 .^ o > ■ UnivrrsitKscrandung. mit Recht anzusetzen ist. Man hat sich hierin an dio l'ragcr medizinische Fakultät oflensichtig angeleimt und die ärztlichen Martx rer Kosmas unil Dami- anos gleichlalls als Wappenheilige erwählt. Im emblematischen lurakiischon Detail freilich ist man völlig unabhängig von l'rag. Dort stehen Kosmas und Damianos Talmenzweige fragend auf beiden Seiten im 1 lerzscliiklc '), das dem doppelköpfigen Adler aufgelegt ist, wahrend der Präger Lokalhoiligc als Hclm- zier zwischen den beiden Adlerköpfen erscheint. Im Leipziger Siegel sitzen die beiden Martvrer nebeneinander unter geschnitztem Doppelbaldachin. Links der heilige Kosmas (S. und C. zu beiden Seiten des I leiligenscheins = Sanctus Cosmas) das otTene lUich in der leicht erhobenen linken Hand, während die rechte in gleicher Stelhmg das Harnglas hält, das diesen Heiligen immer ziert; rechts der heilige Damianos 8. und D desgleichen zur Rechten umi Linken des Hauptes = Sanctus Damianus) gleichfalls ein gelehrtes JUich in den Händen als Zeichen der Lehrtätigkeit, der die Leipziger Arztekorporation sich widmete. In der rechten Hand hält Damianos ein stabartiges Instrument, das Zarncke'-) als Mörserkeule deutete. Eis ist eine ansprechende, doch vermutlich nicht ganz den Tatsachen entsprechende Erklärung, wenn Zarncke darin die Verkörperung der beiden Leipziger Professuren der Pathologie und der Thera])ie sehen will, die 1438 fundiert wurden. Zunächst halte ich dafür, daß die Zeichnung des Siegels vor 143S festgestellt wurde, womit diese Annahme schon hinfällig wäre. Aber selbst, wenn das Siegel wirklich erst nach 1438 geschnitten wäre, scheint mir in Zarnckes Annahme eine Verkennung des Wesens der ursprünglichen „Facultas Medicinae" zu liegen, die als Korporation der Leipziger akademi.'^ch gebildeten Arzte auftrat, wie allenthalben, und sich als solche das bekannte Schutzheiligenpaar wählte, das sich neben dem anderwärts üblichen Evangelisten Lukas oder seinem Wappentiere dem Stier') (oft Fliigelstier) bei zahl- reichen medizinischen und chirurgischen Kör|)erschaftcn durchsetzte, auch wenn sie zu dem Lehrzwecke gar keine oder nur sehr entfernte Beziehungen hatten. Ursprünglich knüpfte die Legende der üvdQ'/vooi, der heiligen ärztlichen Zwillings- brüder, an die berühmten heilenden Zwillinge der Antike, Kastor und Pollux an, in deren alte Heiltempel sie wohl einrückten wie ein anderes Paar heiliger Krankenheiler, Kyros und Johannes. Als man zu deuten anfing, lange vor der Leipziger Doppelprofessur von 143S, sah man in Kosmas und Damianos, den heilenden Brüdern, die Verbindung von innerer Medizin und Chirurgie und gab dem einen ein Harnglas, dem anderen einen Spatel in die Hand, der dann auch wohl zur (oft vielfacherigen) Pfla.sterbüchse wurde. Ich gehe auf diese Emblematik der heilenden Zwillingsbrüder von den Fruchtschalen von San Co- simo und Damiano und den Palmzweigen und Büchsen von Schwarzrheindorf und dem Prager Fakultatswa])pen bis zu der Pinzette und der Arzneischachtel des Lorenzo di Bicci usw. nicht näher ein. Später hat man in \'erwischung ') Nur H.il«zier und Talar lassen den mittclaltcrlicben Gelehrten erkennen. *) Philol.-hUlor. Klasse der Kgl. Sachs, üescllschaft der Wissenschaften, 2. Band, Leipzig 1857 (Die Urkundlichen f^uellen zur Geschichte der Universität Leipzig) S. 903. 1 Z. P. 1 i !.n Inf Hl/ini«chcn Fakultät'-n von Wien, Heidelberg, Freiburg, BaseL Pas Fakultäts- Siegel. 21 der alten Vorstellung den Kosmas zum Patron der Arzte und den Damianos zum Patron der Apotheker gemacht, das sind aber alles spätere Variationen. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts war der lange doppelseitige Pflaster- spatel oder die Spatelsonde und das Harnglas die stehenden Attribute, denen das l^uch in manchen Fällen hinzugefügt wurde, ob nur bei lehrenden .Ärztekorporationen, will ich nicht gerade unbedingt behaupten. Dieser Typus hatte noch lange Zeit Bestand, wie der bekannte Holzschnitt aus dem Johannes Schottschen Verlag in Straßburg im „Schylhans" von 1517 dartut'), und kommt zweifellos auch im Leipziger Fakultätssiegel zum Ausdruck, das wir in seiner großen .Ausführung für feierliche Anlässe noch im Original besitzen (Tafel III Nr. 2), während das kleine Siegel für den gewöhnlichen Gebrauch des Tages gegen Ende des 16. Jahrhunderts erneut worden zu sein scheint (Tafel III Nr. 3). Die Legende der Umschrift lautet: Si^illü. ^fa:ultati5. illcöicinc. Iipc5cn)'i5. 5t(u6ti). ') Vgl. z. B. H. Peters, Der Arzt und die Heilkunst in der deutschen Vergangenheit 1900, Abb. 4. 2. Inneres Leben der Fakultät. Die ersten Satzungen und ihr weiterer Ausbau. Haben wir so in wenig Strichen das äußere Leben der Mediziner an der jungen Hochschule und seine Erscheinungs- und Betätigungsformen in ihren ersten Jahrzehnten angedeutet, so müssen wir uns, ehe wir ihre äußeren Ge- schicke weiter verfolgen, nun Rechenschaft zu geben suchen über ihr inneres Leben, das in den Statuten und deren fortschreitender Ergänzung und Weiter- entwickelung seinen schriftlich fixierten Niederschlag gefunden hat. Das Original der ersten Satzung, über die man sich bei der Konstituierung am lo. Juli 141 5 einigte, ist in Verlust geraten, vielleicht mit Absicht 1443 vernichtet worden, um nicht immer durch den wenig übersichtlichen Zustand, in dem sich das allmählich Gewordene und nicht immer kalligraphisch An- einandergereihte befand. Zweitellos ist aber das erste Statutenbuch noch vorhanden; denn auf den letzten Blattern des oben schon kurz beschriebenen lederüberzogenen Holzbandes ') finden sich üriginaleintragungen über Promotionen, die bis in die älteste Zeit der Fakultät zurückgehen, z. B. von der Hand des ersten Dekans Helmold von Gledenstede. Zu Anfang dieses Bandes sind aber 4 Pergamentblätter herausgeschnitten, die wohl die Originalsatzungen enthielten. Friedrich Zarncke-) meint, diese seien im Jahre 1 503 noch vorhanden gewesen, als man das später zu besprechende zweite Statutenbuch anlegte. Aber warum hätte man da- mals das älteste Statutenmaterial beseitigen sollen, wo man doch alles Andere erhielt, das von 1443 — 1490 sich zusammenkristallisiert hatte, und man doch sowieso ein neues Statutenbuch anlegte, das fortan in Satzungsangelegenheiten, also in allen prinzipiellen Fragen, allein zu Rate gezogen wurde. Ein Ent- wickelungszustand mehr konnte damals doch nicht mehr störend erscheinen, als man das bisherige Satzungsexemplar völlig ausschaltete und den Band nur noch zur Eintragung der Promotionen benutzte, deren Verzeichnis man von jetzt ab') unmittelbar an die alte Niederschrift der Satzung mit ihren Zusätzen •) WeiUnd, nach Friedrich Zarncke, vielfach mit Blut befleckt f? ?). •) Die Statutenbficher in Universität Leipzig 1861, S. 586 Anm. i. ') Allerdings nur bis 1518. 2. Inneres Leben der Fakultät. 23 bis 1490 anschloÜ. Die fehlenden Blätter sind offenbar 1443 herausgeschnitten worden und sind dann viclK-ioiit SKÜirt \irnicl-.tit uordni. iedcnialls in Wrlust geraten. Der hcuti_i,'e Zustand dieses ältesten Dekuinentes zur Geschichte der medizinischen Fakultät Leipzig ist folgender: Zwei Ilolzdeckel, 31,6 — 51,7:22,2 cm, sind durch einen graugrünen Leder- rücken von 18 cm Breite zusammengehalten, dessen Enden beiderseits am Rande durch einen aufgenagelten roten Lederstreifen von 8 — 9 mm Breite ab- geschlossen sind. Auf der Rückseite des hinteren Holzdeckels waren im Abstand von 5 ''2 cm vom oberen und unteren Rande am äußeren Deckelrande Lederstreifen von 16 — 17 mm Breite mit drei Nägeln befestigt (versenkt in eine Rinne von 26: 19 mm), welche um die otüene Buchseite herumliefen, auf der X'orderseite in Randkerben des \'orderdeckels sich einlegten und 1 10 mm vom Rande auf einen Nagel gesteckt wurden oder mit einem Pint versehen waren, der in die zwei Löcher des \'orderdeckels paßte, die heute noch vorhanden sind. Der Band bestand ursprünglich aus 6 Lagen Pergament, also aus 1 2 Blättern. Die vorderen 4 Blätter sind weggeschnitten, es ist also nur Blatt 5 — 12 erhalten; von diesen 8 Blättern sind das zweite, dritte und vierte erhaltene mit den Seitenzahlen I — 6 versehen. Die erhaltenen 8 Blätter (5—12) sind folgendermaßen in Anwendung genommen. Bl. {^Y unbeschrieben bis auf einige Katalogisierungsvermerke: Nr. 10. A.' LX. A I. 9. Vol. I»- Nr. 1. Bl. (5)'' unbeschrieben. ' SwJl'u Bli-niiu !U ^'^ Statuten von 14.5. 1429 u. .443 mit Bl. (7 ' u. Bl{/Y (b. 3 u- 4) Zusätzen bis idoo Bl. (8)' (S. 5) ) ^"^^f^en D.s 1490. Bl. (8)*' noch eine Eintragung über Rezeptionswesen, darunter Doktor- eintragungen von 1504 — 15 12. Bl fiOM unbeschrieben. Bl. (Ii)' Promotionseintragungen von 1415 — 1451 und eine von 1502. Bl. (II)'' Promotionseintragungen von 145 1 — 1487 (eigentlich 14S9, ver- schrieben ist 1479). Bl. (12)'' Promotionseintragungen von 1490— 1499, Sp. i; 1479 — 1493> 1508 Sp. 2. Bl. (12)" Kontobucheintragungen von Johannes v. Landspergk. Darunter Baccalariats-Promotionen von 1452 — 1467. Auf dem Hinterdeckel innen Einnahme- und Ausgabeeintragungen usw. Auf dem Vorderdeckel innen: Eintragung von Dr. Joh. von) Weyda über empfangene Gelder (deutsch)') und eine Notiz, daß das Buch sich im Besitz Georg Schilteis befand: „E.K libris Doct. Georgij Schiltelij donatus Doctori Michaeli Barth ab Huldericho Cancellario Schiltelij ex filia nepote." ') „doctor weyda hat entphangen rrrriiij [^4] r<;heinische> fl. [Gulden]." „llcm er hat auß- gegeben von dem selbigen gelde jij [19] r. fl. und rij [l2] aide ^. ^^ , 2. Innern Leben der FakuUlt. Schreibcrhandc tiniicn sicli in Jen l.cii>iiL;cr mcdi<:inisclioii Statuten lolgcnde ": 1. Hl. (67 /irrii/sst-Mreittr.] 2. Hat hu bcrgcschrieben. 3. Einigt- . Kndc der Absclinitte (S I2^ oder aul Rasuren (§ iS\ ;/v<.. 4. Zusatz, Siclic i; 25. [J>ft,i» 7o/i. -.on IMle:\ 5. Zusatz zu i; 21 und 29, den Zusatzparagraphen 29, die oberen 3 Ab- schnitte von Hlatt (S/ und die obersten 6 Zeilen von Bl. ^S ^ (•4'^'5> 1469, 147 l). \l\kan Johann -.on \\',Yd,t.\ 6. Das Ende der S. (S^' und /('l. (1490). [/>./. Joh. von Lan,hbergf\ 6a. Mitte von Hl. (S)" (1504— 1509). [Detnn Joh. -.on Lamhlvrg.] 7. Die unterste der Zeilen von Hl. iS "^ ('5I2\ \rirt,in Simon PisfonSJ Heute beginnt mithin der alte Statutenband mit einer sauberen .Abschritt, welche bis auf die Rückseite des 7.) Hlattes reicht und, von einer Hand her- gestellt, folgendes bietet: I. Die Statuten von 1415 (.\linea i — 25). II. Die Statutenerweiterung von 1429 [.Alinea 26 — 30;. III. Die Statutenerweiterung von 1443 (Alinea 31 — ^'^\ Eine etwas spätere Hand hat die einzelnen Absätze beziti'ert und diese Zahlung auch noch auf eine Reihe zusätzlicher Hestimmungen bis 1471) weiter geführt, die in Originalniederschrift angefügt sind. Um dieses erste Statutenbuch in seinem Satzungsinhalt hier zu erschöpfen, führe ich auch diese autographischen Beischriften, welche bis zum Ende der Rückseite von Blatt 8 ' reichen, hier noch übersichtlich an: BI. (7)^: IV. Zusatzbestimmung vom 16. Dezember 1465. BI. (8)': \'. Desgl. vom 10. April 1469. \"I. Desgl. vom 5. März 147 1. VII. Desgl. vom 23. November 1490. Bl. 8/: Vlla. Em Schlußabsatz hierzu, auf den noch leeren Raum auf der Rückseite des dritten 7). Blattes herübergeschrieben. Das älteste Statut vom Jahre 141 5 hat man im Jahre 1443 vielleicht unverändert herübergenommen, doch ist das nicht sicher. Denn auch an seinem Bestand vom Jahre 1443 hat man später noch Veränderungen vorgenommen, den alten Wortlaut an einigen Stellen wegradiert und den abgeänderten auf die Rasur geschrieben, auch am Ende hinter ij 25 noch einen neuen Paragraphen beigefugt, als die Zahlung der Paragraphen schon vorgenommen war, vermut- lich also zwischen 1471 und 1490. Immerhin mag es sich bei diesen Ab- änderungen zwischen 141 5 und 1443 ""r ""^ Nebensachen gehandelt haben, im Wesentlichen ordnete also die Leipziger Fakultät im Jahre 1 4 1 5 ihre An- gelegenheiten in folgender Weise: ;. Inneres Leben der Fakultät, 25 ~Mi nonüui 6oiniiii ^Imou. ^liiiio. ilatiritiitis ciusöcm iliillofimo Qiui5riiu\ontol'iiiio 6c:inio .luiuto [1+15] öccinia ^io mcnfir julij coiichifa et approlvila fuiit Statuta in- i\\\ict\yt>.x facultatis iiic6iciuao. \. priimim öocamiii Ijalvat prinuim locum iiitcröoctor<.'5mc6i:inac fa:u!tatis. 2. jtcm öcaimis halwit matiöarc onmilni> alijs 6octonbiis, baccalaiijs et fiip^x->)'iti5 fajultatii; mo6iciiiao, ut intccfint fiiis conrocacionibus pro botio fa:ultati5 fa:icii6is fub \>cni.i uniiis a,voffi, öuonim, tvium rol qiiatiior, quiiiquc rol fcr aroffovum facultati porfolpcnöonmi. ">. Jtcm 6ecami» in fuis conrocacionibiis öoetonun ^no aliqiio fa:to fa:iil- tatif. tractanöo liabct inöiicoiv et fccimömn luaioivni pavtoiii rotuni :o\\ col•^alIcium concluöcrc, rractcrqiiam in ijraciofts et in pracinöicialibus, ubi unus folu» potoft contraöiccrc et iwiamaiv, et ein;. :ontraöi>::io et i\\iaina:io ralot ortra oraniiua licencian6orinu et ba:>:alarianöovuin. 4. Jtcni in affunicnöo ') aliquoni in li:cn:iatinn in facultatc ino6i:inac rol baooalaridnöum öooanus babot :on:hi6oro fcoiiu6iuu maiorcni parloni rotuni concoiöanoiuni. 5. ~\''-'"i '" ronrooacionibus aut in oraniinibus faoultatii ino6icinali> nullus. bkat altcri pcrba iniuriofa, maloöiotoria aut opprobriofa fub pona uniu» floroni rincnfts facultati pcrfolronöi. nidiilonünus pars offonöon» parti laofao ultra öiotani ponani tonotur falisfaooro iurta öictamcn faoultatis, fi non potorit inter oo> aliomoöo aniicabilis oonpoficio interpcniro. 6. Jtoin in orantino liooncianöi rol baccalarianöi, quo a6 oorum affu."inao tonotur pro lo:o ot lomporo conc,ruonti, 6o:ano oius^on^ 6obituni bonoroni ot rororanciam [!J inponöoro. >). jtoni baccalarij ot ftu6onto5 nioöioinao pro looo ot tontporo conojruonti tonontur, fuis öootoribus öobitarn rororonciant ot Ijonoreni inponöcro. \0. Jtoni quilibot pro^Ho^on^uf• in baocalariuni, liconciatum rol öootorom facultatis mo6i:inao in a:tu fuao pronio:ionis tonotur, iuraro rollo pro curare, quantiun in 00 oft, bouuni facullatis a6 quotncumouo ftatuni öoronorit *]. ') a&mitteiibo übergeschrieben. *) „aömilfionem" übergeschrieben. ') Die Handschrift hat „quob". ') „3uraiii(ntuni ptimuni" am Rande. 1. Innrtr'- I^bcD der Fakttltfit. [m. to ( \. jloiu l\u\\^la^au^ll^, li.■olK•iaIl^us ivl quililvt 6o;toi\iii5u5 in lUlu \\im promo.ioiii? loiiotur p»M'>>>' iui\iro, 6iclum iji\i6um in milla lUia luti ivrfitalv" rcfiimciv, .1uo^ fio AviiivU-iuiu illiu? ftiituti focoril, ortuii; i-o i^^o )it jvnuru? '). 12. ~Mom millus vronioiwilur ll^ iilKiuom vii\i6uiu fiuult.ui> luoMwiiuu-, iiifi •s yrius nuitri:ulao uiiiivrfitjtis fit tufciiptu?. [\bim iiilcllioiitur i^c affii m01l^i^ l^^ fiUllltatOlU, ..KV/r.r, ;<„„,/■. ■] U". ~Mi.MH millus ^Tomoiwitur ab ciluyium {;ni6um fiuiiltatis iiK^idnao -;, nifi V'""? coram facultafc mo^i:inac iumrcrit, rollo )'cn\uv ftatuUi fa:iillati5 ino6i:inao, quac fünf ot cniiit v»'«-"* l''*-'*"'-"* f^i^riiltati? iH'prolMta so |.\T facultati'iu'. 14. jtcm iiullus «ra^l^^Iu^ in nicMciiui in alia unii>or)iliUc ^i5 f.u-iiUatcni nio6icinüo jffimuUiir, nifi prius iniMivrit ') joiani f'^i'-'Hl'^itoni nlc^ic^nac, iv'llo fon\irc flatutii faculfatis mc^i:inao et ftiituonöii, c\iuk funl ot onint pro bono fjciiltati* inc6iciuac \\v i<.\:ülU\tcm ntcöi:inao jppvobata. «5 ^ö. jtcm quilibct affiuuonöus ii6 focultatont inoJ)i«:inao tanuinani boctov mcöicinao. liconciatus i\\ baccalarius ante fni (.iffnuipcioncni ab fa:ul fatv-ni tonobitur iiirarc, fi oft proniotus in alia uniivrfitatc, i.}uob ivlit pro:urarc bonuni fa:iiltvitis nic6icinae Jiipc^cnfis, quantuni in co oft, iiö Ononicunquc ftatuni öerenerit^). «D [6. jlcni in oraniinibu* fit^'nltatis nioöi:iniio pro liconciatiuM ivl Ki.wikuiaiii l^^nIiffio et rcioccio alicuius fccunönm phiralitatoin ro:uni i.'on;lu6i.üur. '7. jtcnt noquo licoiu'iati facultatis nic6icinac noquo bj::alarij nio6icinac 6obont cffc :unt confilio facultati* nioöicinac. \8. ~\tcm iiuilibet affinnonöus ai> facultatcm moöiciiuio {ac c:\a\n ab 65 confiliuni fa:ultati5 ciusöcni)") iurabit 6ccano fa;ulfatis moöicinac: „«£«0 .n. iuro robi«'), 6ccano [otj") ivftris fuccofforibu?, rcrcronciam ot obo^ioncialu in li:iti5 ot bonofti*, ot forraro ftatuta ot ftiituonöa, quao fünf ot erunt \\r fajulfatom approbata, ot procuraro boniun faculfatis nioöi:inao, ab quoniJinuiuo ftatuni öoronoro. fi: mo 6ous a6iui-'ot ot fan:ta -0 oius otpangolia." 19. Jtoni quilibot i»o:toran6u5 in moöidna infra prinuini nionfom poft fuani vromocionom touobifur^ iiaro ab fi5:um facultatis quatuor floronos rinonfos. 20. jtoni quilibot baccdlarianöiis in nioi>i:ina infiM prinium monfoin poft fuam pronio;iononi tonobitur 6aro aö fi;:nin fa;nltiiti5 (öuos) 'J floronos 7» rinonfo». ') „3urameittum ffcunium" am Rande. •) Es steht „incbicimc" oder meMcinie da! ') wJt""'"'''"" tcrcium" am Rande. *) „3'"''i'"""u"' iiuartum" am Rande. ') »3"r'""''''l>"" quinUim" am Rande. *) Steht auf Rasur von der nämlichen Hand geschrieben wie der Zusatz bei 12, bestimmt nach 1443 und, wie ich vermute, von der Hand des Dekans Jakob Mesebcrg. ') 3i>i'>>v\'ionoin ai> fa:ultatcin nicöicinac toncbitur, 6arc <6uo6ocini> '; florcnoi. rincnfcs [fi cfl baccalarius Ijuju«; \\ noii, öabit xvm fl] = . 80 22. jtoni quilibct vn-oiuottii' in .ilia luiirorflKito in ba::aUu-iinu infiM piinmm luoiifcni po)'t l'naiu a)')'nnip:ioncni loncbitur övUC ii5 fa:iiltatoni pro fi^'-'o fiio ^llo^ ' floroiio^ rinonfof. ' : [Bl. (7)'.] _ 25. Jtoni ^.n•omorcn^u~ a^ b.uwUaviuin in nio6i:itui tonivx'>vo fuac ^n'oino= :ionis fonotnr, 6ai\' faiiuili* unircrfitafis iinuni florcmmi rincnfcm. jöcin SS f^i:iiit baiWiUu'ius pi''"n«5'"^ i" ^i'i'-i nnirorfltato tempore fnac ti)'fH(ni)p eioni? a6 facnltateni moöi:inae. 24. Jtcin Iicencian6ii? in li:en:iatiu\i 6abit fanuilir. uniperfitatif. uniini florc» num rinenfeni. 25. Jtcni öo:tor prontotus in alia iinirerfitate ^abit fanuilis unirerfitatif. flo tempore Huie affumpeionis aö faeult^item meöieinac öiios florenos rinenfes. jtem faeidt lieeneiatu», in lüia unirerfitate promotus tempore fnae iiffnmpeioni» ai> facultatem meöieinae. [jtem nullns Ijabeat locum in actibu? folempnibu5 publiei» inter öoetorcs meöieinae, nift fit affumptus a6 faeultdtem meöieinae fecnnöiim n« ftatnta eiu55em faenitatis, neqne catbeöram Iec:ionibu5 aut 6ii;putationibn5 afcenöet faciendi? , nifi öe confenfu 6eeani et öoctorum me6i:inae facnl* tatis.] 5) Das Statut") beginnt mit den Rechten und Pflichten des Dekans und der Fakultätsmitglieder in den Fakultätssitzungen, verfügt über Verhängung von Ordnungsstrafen, erläßt ein Schweigeverbot für Dinge, die der Dekan als ver- ') Auf Rasur. ') Durch eine andere Hand später hinzugefügt, bestimmt nach 1443. Es ist nicht die nämliche Hand, die bei § 12 Zusätze gemacht hat, sondern, wie ich glaube, die des Dekans Johann von Wcyda. ») Auf Rasur. *) Hierauf folgt die Rasur eines ganzen Absatzes, der aber spätere Zutat gewesen zu sein scheint. '■') Späterer Zusatz jedenfalls nach 1443, vermutlich erst nach dem Jahre 147 1 hier angefügt vom Dekan Johann von Halle. ") Wenn auch die Leipziger medizinische Fakultät in ihrem Korporationssiegel dem Prager Vorgang gefolgt ist, so weisen die Leipziger Satzungen mit denen der Prager medizinischen Fakultät weder im Inhalt, noch im Wortlaut, ja nicht einmal im Geiste irgendwelche Berührungspunkte auf, wenn wir aus der Überlieferungsform, welche Joh. Dionis John im 2. Teil der „Medizinischen Polizei und gerichtlichen Arzneiwissenschaften in den K. K. Erbländern", Prag 1798 (im Anschluß an das ,, Lexikon der k. k. Medicinalgesetze") S. 193 — 281, als ,, Antiqua" der ,,Renovata" gegen- überstellt, auf die um 1409 gültige schließen dürfen; höchstens die Gebühren weisen eine teilweise Ähnlichkeit in ihrer Höhe auf. Die alten Originalstatuten scheinen in Prag untergegangen zu sein; eine andere Drucklegung wie die genannte habe ich trotz vielen Suchens nicht aufzufinden ver- mocht; den Hinweis auf diese Publikationsstelle verdanke ich Herrn Prof. Friede! Pick in Prag. 3S : ''l>en der FakuUlt. trauliche bczcicliet hat, und erstreckt die Machtvollkommenheit, Autorität, Khrunijspflicht und Respekt gegenüber dem Dekan und den Kakultatsgenossoii bei leierlichen Akten una im Unterricht über alle Graduierte und Studenten. Ms geht dann weiter zu den Bestimmungen bei der l->\verbung von akademischen Graden über. Jeder Haccalaureats- und Lizentiatskandidat hat vorher zu schworen, daß er denselben Grad an einer anderen (medizinischen) Fakultät einer anderen Universität nicht zum /weiten Male erwerben wird, daß er die Satzung der Fakultät halten will. Der nämliche Kid wird auch von ander- wärts Graduierten verlangt, wenn sie in die Leipziger Fakultät Aufnahme limien wollen. Hei den Haccalaurcat.s- und Lizentiatenprüfungen, deren Vorbedingung die Inskription in die Universitatsmatrikcl ist, entscheidet die Stimmenmehrheit der F'akultätsmitglieder wie in allen anderen F'akultätsangclegenheiten, mit Aus- nahme der res gratiosae et praejudiciales'\ bei welchen liinmütigkeil vorhanden sein muß, also eine Gegenstimme schon zur Ungültigkeit eines Beschlusses genügt In das „Consilium" der Fakultät, also in diese selbst im engeren Sinne, können Lizentiaten und Baccalarien der Medizin keine Aufnahme linden. Für die Aufnahme in die weitere Fukultät ist ein besonderer Eid auf die Statuten und zu pflichtmäBigem Gehorsam vorgesehen. Binnen Monatsfrist nach seiner Promotion hat jeder Doctorandus 4 Gulden-) und jeder Baccalariandus 2 Gulden an die Fakultätskasse zu bezahlen. Die letztere Summe scheint anfangs niederer bemessen gewesen zu sein; jedenfalls ist das Wort duos zwischen 1443 und 1490 an Stelle eines anderen Zaiilworts eingesetzt worden. Wer an einer anderen Universität den Doktorhut errungen hat, muß beim Eintritt in die Leipziger F'acultas medica 12 rheinische Gulden Aufnahmegebühr binnen Monatsfrist bezahlen. Auch diese Zahl ist nach 1443 erst auf diese Höhe gebracht ' und noch dadurch weiter gesteigert worden, daß man den Beschluß in die Satzung aufnahm, diese \'ergünstigung der Zahlung einer niedereren, für damalige Zeit aber recht respektabeln Summe, nur denen zuzubilligen, die in Leipzig wenigstens das Baccalariat erworben hatten; alle anderen mußten fortan noch um die Hälfte mehr, also 18 rheinische Gulden Eintrittsgebühr bezahlen. Man suchte dem herrschenden Brauch entgegenzuwirken, daß die Studierenden der Medizin in Leipzig gewöhnlich schon nach Erringung der (philosoi^hischen) Magisterwürde (also etwa nach Bestehung des Vorexamens), beim Beginn des eigentlichen Medizinstudiums nach Italien zum Fachstudium zogen oder höchstens noch bis zur Erringung des Baccalariats in Leipzig blieben (also etwa bis nach bestandenem Physikum . Der Fall der beiden Nürnberger Arzte aus der Familie Schede!. Onkel und Xefl'e, Hermann und Hartmann, deren ersterer im Jahre 1433 die Universität Leipzig bezog, im Februar 1436 Baccalaureus, im (Jktober ') Bei Ehrenerwcisungen von Seiten der Fakultät (z. B. Verleihung von Graden oder anderen Vorrechten honoris causa) und bei Beschlüssen genereller Art, welche fiir die Zukunft irgendwie bindend waren. ') Im Jahre 1466 wurden noch 3 fl. für die Doktorpromotion bezahlt, wie wir am Ende des 4. Abschnittes aus den Aufzeichnungen des Dekans ersehen werden (S. 80). ') 1469 wurden zum erstenmal 8 fl. bezahlt (vgl. ebendort), später stets nur 4 fl. trotz aller weitergehenden Fakultütsbeschlüsse bis zum Jahre 1497 (vcl. S, 72 u. 84). 2. Inneres Leben der FakultSt. 29 1437 Magister wurde und dann nach Padua ging, während Hartmann von 1455 bis 1461 in Leipzig studierte und dort am 17. September 1457 das Hacca- lariat, am 12. Januar 1460 den Magistertitel errang, um dann sein Studium bis 1466 in Padua fortzusetzen, wo er am 17. April 1466 zum Doktor promo- viert wurde, — der Fall dieser beiden Nürnberger Arzte, deren kostbare Bibliothek heute noch großenteils in München vorhanden ist und auch für Leipziger Univcrsitatsverhältnisse, leider nicht auf medizinischem Gebiete, noch wertvolle Dokumente birgt, scheint anfangs die Regel gebildet zu haben. Um diese Regel zu durchbrechen, hat man wohl die Aufnahmebedingungen in die Leipziger medizinische Fakultät stetig pekuniär erschwert, wie unsere Statuten darzulegen scheinen. Auch an die Fakultätsbediensteten (famuli) mußten die Bewerber um Baccalariat, Lizentiatur und Doktorat ein bis zwei Gulden be- zahlen, was anderwärts Promovierte alles nachbezahlen bzw. nochmals bezahlen mußten, wollten sie in das Leipziger Ärztekollegium, das ist eben die „Fakultät" im weiteren und engeren Sinne'), Aufnahme finden. Und diese Aufnahme war, wie ein späterer Zusatz (aus der Zeit nach 1471) ausdrücklich stipuliert, unbe- dingtes Erfordernis, wollte man überhaupt an einem feierlichen Universitätsakt in Mitte der Doktoren der Medizin teilnehmen, wollte man Vorlesungen halten oder in der Disputation seine Stimme erheben, falls nicht ein besonderer (einstim- miger) Beschluß des Dekans und der Fakultätsmitglieder vorlag, der diesen Fall zu einer Ehrenerweisung stempelte (res gratiosa des § 3), die wohl nur vorübergehend anwesenden, auswärtigen Gelehrten zuteil wurde. Daß einer ohne die „Assumptio in facultatem" in Leipzig nicht ärztlich praktizieren konnte, ist damit ja nicht ausdrücklich gesagt, galt aber schon von Anfang an als völlig selbstverständlich. Mit solchen Fragen der Praxis oder wenigstens der praktischen ärztlichen .Ausbildung befaßt sich das Nachtragsstatut vom Jahre 1429 — jedenfalls ein sicheres Zeichen, daß tatsächlich bereits vor der „Dotierung" der beiden Profes- suren der Medizin (s. o.) ein Hochschulunterricht in der Medizin stattgefunden hatte und daß man in der Praxis des Lehrbetriebes schon Erfahrungen gesammelt hatte und seine Konsequenzen daraus zu ziehen begann. Secuntur alia statuta [von 1429]. [Bl. '7)'|. Anno domini M^'ccccxxi.k decima die 5 Junij approbata sunt per facultatem medicinae statuta infrascripta. 26. Primum quilibet volens promoveri in baccalarium medicinae tenetur antea cum aliquo doctore vel doctoribus visitasse practicam medicinae per biennium diligenter. 27. Item quilibet volens promoveri in baccalarium medicinae vel doc- torem tenetur ante privatum suum exanien, publice in scolis sub aliquo doc- ') Nicht nur die Professoren bildeten das „Consilium facultatis", sondern nach einer ein- bis rweijährigen Übergangszeit fand in der Regel jeder Leipziger Doctor medicinae auch hierin Auf- nahme, wie er auch vorher schon zur Teilnahme an der Lehrtätigkeit berechtigt und bis zu gewissen Grade verpflichtet war. Für solche ergänzende Vorlesungen der jungen Doktoren war ausdrücklich die Stunde nachmittags 3 Uhr vorgesehen. • ^^ 3. Inneres Leben der Ftkulttt. tore quacstioncm niedicinalcin dctcnninare et suo doctori et aliis argucntibus contra dictam quacstioncm rcspondcro. 28. Item quilibet doctorandus in medicina tcmiiore complccionis sui byeanij tenebitur, diligenter lectioncs doctorum visitarc. 29. Item promotus in doctorcm medicinac in alia uniucrsitate famosa, si desidcrat recipi ad facultatem mcdicinae, primo doccat de doctoratu suo jKT autenticam suam, in qua modus suae promocionis continctur, deindc publice in scolis dctcmiinet quaestionem medicinalem, ad quam respondebit doctoribus et omnibus aliis contra eandcm artjucre volcntibus [et quod velit peterc assumi ad facultatem medicinac secundum statuta post responsionom. quae responsio sit loco cxaminis. et fiat inmediate post responsionem sua assumpcio] 'l 30. Item promotus in baccalarium medicinac, in alia univcrsitate famosa, desiderans recipi ad facultatem tamquam baccalarius medicinac, tenebitur prius docere de suo baccalariatu per autenticam suam, deinde sub aliquo doctore determinabit quaestionem medicinalem, ad quem respondebit suo doctori et alijs arguere volentibus. Die wichtigste Bestimmung ist sicher die erste, durch welche festgesetzt wird, daß der künftige Arzt, ehe er zum Baccalariatsexamen zugelassen werden dürfe, gehalten sei, mit einem Arzt oder auch mit verschiedenen Ärzten zwei Jahre lang fleißig deren Klientel mitzubesuchen, also an den Praxisgängen teilzunehmen — der Embr>o einer poliklinischen Unterweisung, der wie wir noch sehen werden eine dauernde Institution der Leipziger medizinischen Fakultät wurde. Ob er nicht für lange Zeiträume im wesentlichen auf dem Papiere stand? — Eine historische Kontrolle ist schwer anzustellen. Wesentlich nach den scholastischen Gesichtspunkten einer formal-dialek- tischen Schulung zugeschnitten, aber einer allgemeinen Zeitforderung entsprechend, ist die weitere Bestimmung über die .Abhaltung einer „Determination" über eine „Quaestio medicinalis"; es wurde eine mündliche .Auseinandersetzung über eine medizinische Frage verlangt, die der Lehrer stellte, und daran anschließend eine öffentliche Beantwortung aller von den Dozenten und Studenten oder sonst aus der gelehrten Korona erhobenen Einwürfe, also ein Vortrag mit anschließender Disputation zur .Aufweisung, daß man etwas gelernt hatte, und zur Dokumentierung und weiteren Übung und .Ausbildung einer dialektischen Gewandheit und Schlagfertigkeit*). ') Späterer Zusatz bestimmt nach 1443, hScliit wahrscheinlich im Jahre 1469; wenigstens stimmt die Hand dieses Zusatzes mit der des noch mitzuteilenden Nachtrags vom Jahre 1469 überein und ist, wie ich annehme, vom Dekan Johann von W'cyda zu Papier gebracht. ') Die „Quaestiones medicinales" sind ein ständiges, durch seine Sterilität meist übel an- widerndes Inventar der Handschriften, namentlich des 1 5. Jahrhunderts. Auch eine ganze Reihe von solchen akademischen Lchrvorträgen (Quodlibeta, disputationes quodlibeticae) namhafter Hochschulen sind mir samt ihren abgezirkelten Einleitungen und umständlichen ,,Graliorum actioncs'' in die Hände gekommen; ich werde einige interessantere aus Montpellier und Prag demnächst anderweit publizieren lassen. Für Leipziger Verhältnisse fehlt mir bis heute aus der Mitte des 15. Jahr- Inneres Leben der Fakultät. 3t Auch nach dem Haccalariat soll der künftige Doktor wahrend seines pflichtniäßigen Bienniums gehalten sein die Lehrvorträge der Dozenten fleißig zu besuchen. Wer von auswärts mit einem Doktordiplom nach Leipzig kam, mußte sein Diplom zur Prüfung vorlegen, (daß es von einer namhaften [famosa] Fakultät ausgefertigt sei, galt als Voraussetzung), erneut eine Rede über ein medizinisches Thema halten und den Inhalt in öflentlicher Disputation verteidigen — an Stelle eines Kxamens, aber doch nur Formsache, wie sich daraus ergibt, daß die Aufnahme in die Fakultät sich sofort anschließen sollte, „immediate", also ohne vorhergehendes geheimes oder öflentliches Skruti- nium der Fakultät. Das Thema seiner „Quaestio", seiner Disputationsrede, die hier fast als llabilitationsrede aufzufassen ist, war dem auswärtigen Doktor oflenbar in sein eigenes lielieben gestellt, während dem auswärts zum Bac- calarius Promovierten als einziger Unterschied von der Doktorrezeption dieses Thema gestellt wurde, wie der Schlußabsatz ausdrücklich besagt: „sub aliquo doctore determinabit quaestionem". Mit diesen Zusätzen zum Grundstatut von 141 5 war aber der innere .Ausbau der F'akultätsangelegenheiten noch nicht abgeschlossen; nach abermals 14 Jahren entschloß man sich zu einer umfänglichen abermaligen Aufnahme einer ganzen Reihe von neuen Paragraphen in das Fakultätsstatut. [Satzungszusatz vom 21. Januar 1443.] [Bl. (7)"]. .\nno domini millesimo quadringentesimo quadragesimo tercio vicesima prima die mensis Januarij approbata sunt per facultatem statuta in- frascripta. 31. Primum facultas medicinae habeat decanum'), qui sit senior doctor promotus aut assumptus in facultate medicinae universitatis Lipczensis, qui si in possessione mensium sex tempore permanserit et alter doctor medicinae eo senior non advenerit, nisi domicilium ab hac univcrsitate transtulerit, semper, quousque voluerit, decanus permanebit. 32. Item promotus in baccalarium facultatis medicinae in univcrsitate Lipczensi, postquam assumptus fuerit ad legendum pro licenciatura facultatis medicinae et legerit pro publico examine licenciaturae, extunc, postquam pro- motus fuerit in doctorem medicinae in univcrsitate Lipczensi, praecedere habebit in loco quemlibet doctorem medicinae promotum in doctorem medicinae in alia univcrsitate, nisi talis doctor alterius universitatis in univcrsitate Lipczensi ante admissionem eiusdem baccalarij ad licenciam esset praeassumptus; sie enim talis doctor hie in univcrsitate Lipczensi promotus talem doctorem alie- num sequi debet, eciam si ante ipsius doctoris ad facultatem medicinae hunderts der Nachweis solcher medizinischer Baccalariats- Disputationen; als Specimina mögen die theologischen Quaesliones des Mediziners Helmold von Gledenstcde im 6. Abschnitt und die Thesen eines Pistoris, Meilerstadt und Kegler an gleicher Stelle dienen. ') DECANUS .im Rande. ;. r. Iiitv! - ! -I ,Vr FakulUU assumiicioncni ad k-s^cnilum pro iicoiicia esset admissus. Doctores auteni hie pronioti locum habeant sccundum primogenita ipsorum ad licenciani assuiup- cionum. 33. Item doctorandus in illa universitate tempore suae promocionis dabit quinque florenos rinenses famulis vmiversitatis. 34. Item nullus doctor sit de consiiio facultatis mcdiciiiae, nisi liic in universitate vel in alia suum biennium con|)leverit, et lioc siio juramcnto contirmabit. B 35. Item quilibet promovendus in iicenciatum facultatis medicinae tem- pore examinis fiendi ') pro licenciatura dabit pro doctoribus de consiiio facul- tatis medicinae cxistentibus duodecim florenos rinenses. 36. Item quilibet promouendus in Baccalarium facultatis medicinae tem- pore sui examinis pro baccalariatu dabit (sex)*) florenos reynenscs pro docto- ribus de consiiio cxistentibus facultatis eiusdem. 37. Item quilibet baccalariandus '), volens promoveri in Iicenciatum, debet primo optinere a doctoribus de consiiio facultatis medicinae favorcm legendi pro licencia, et post hoc favorem assumendi ad eandem. Diese Zusatzparagrajjhen treffen zunächst nähere Bestimmung über das Dekanat, das zur Lebensstellung des ältesten F"akultätsmitgliedes gestempelt wird. Bei der Dekanatsvakanz, die wegen des hohen Alters des augenblicklichen Trägers dieser Würde, Helmold von Gledenstede, in baldiger Aussicht stand und auch wenige Jahre später eintrat, sollte der nächstälteste Doctor medicinae in das Dekanatsamt einrücken und zwar sollte dieses zunächst ein provisorisches Einrücken sein und erst zu einem definitiven werden, wenn binnen sechs Monaten kein früher promovierter Doctor der Medizin in die Leipziger Fakultät wieder eingetreten sein würde. Nur im Falle seines Weg- zuges von Leipzig sollte das Amt vor seinem Tode auf den Nächstbefugten übergehen, wenn er nicht ausdrücklich von weiterer Amtsführung entbunden zu werden wünschen sollte. Ein Baccalarius der Leipziger Fakultät sollte in Zukunft, so wird nun festgesetzt, nachdem er die Lizenz erhalten und seine Antrittsvorlesung zum Lehramt gehalten hätte und (dann später) zum Doktor der Medizin promoviert sei, vor jedem anderwärts promovierten Doktor der Medizin den Vortritt haben, der nicht vor dem Doktorpromotionsakt des Leipziger Baccalarius Aufnahme in die Leipziger Fakultät gefunden hätte, nicht aber wenn nur seine Zulassung zur Lizentiatur früher ergangen sein sollte als die Aufnahme eines fremden Doktors der Medizin in die Leipziger Fakultät. Das kam also in der Praxis darauf hinaus, daß den auswärts promovierten Doktoren der Medizin in der Leipziger medizinischen Fakultät ihr Dienstalter nicht vom Termin der aus- •) Es steht „ficnde" also „fiendac" da! 'J Auf Rasur. ') „baccalarius" überschrieben. 2. Inneres Leben der Fakultät. Ti wärtigen Doktorpromotion sondern vom Tage ihre Aufnahme in die Leipziger Faiitiil im J.ibre i;o; ? usw. Der Heraog von Scljlesien bat in iwei gleichzeitigen Sclirciben aus Freynstadt vom 6. Juni 1472 an den Kurfürst und den Herzog und an den Obermarschall Gugold von Schleinitz, man möge für seinen Leibarzt Dr. Gregor llilde- brand'), Kollegialen des Leipziger Frauenkollegs, den er nicht entbehren könne, nachdem er sich für zwei Jahre verpflichtet habe, eine Ausnahme machen : ,, . . . zo magister Gregorius Ilillcbrand. des gnanten coUegii unßir liebin frauen coUegiate, sich uffczwehe gantczeiarzu unliverphlicht hath unde unßir artczt ist. wir daß och gar swerlichin entperin kundin . . . dem gemeltin magister Gregorio dy czwe iar zu abweßin von seyner collegiatur vorgonnin ..." Doch die ergangene Antwort bedauert, nicht willfahren zu kennen, und ersucht „ . . den egenanten meister Gregorius dorczu halden, daß er sich nach der egenanten unser ußaczung und Ordnung richte unde der mit soUichcn sinen vornemen nicht irrunge noch abebruch thun"^. Ob diese Strenge langen Bestand hatte, fragt man sich unwillkürlich, wenn man ein Aktenstück des Dresdner Hauptarchivs liest, das 8 Jahre später datiert ist pfen, 3. Mai 1480), und das Gesuch des Königs Matthias von Ungarn und Böhmen enthält, man möge seinem Hofastrologen Magister Hans Tolhopf die Einkünfte von seiner KoUegiatur an der Universität Leipzig weiter belassen. „Uns hat der ersam und hochgelert unser rat und lieber ge- treuer maister Hanns Tolhopf unnser astrologus zu erkennen geben und anbracht, wie er von euch mit ainer colligatur der universitet und hohen schulen zu Leibtz versehen worden sey, und yetzt in unsern dinsten ist, villeicht im an solher colligatur in seiner absens etwas irrung mocht werden. Wann aber sich der obgenant Tolhopf in unsern dinsten empsigclichen halltent, so sein wir im insonderhait seiner vleissigen dinst und Vernunft wegen genaigt mit unßer furdrung und hilff genedigclichen zu ersprießen. Darumb begern wir an eur lieb, vleissig bittunde, den obgenannten unnsern rate und astrologen, dieweil er also in unsern dinsten erscheinet, bey solher colligatur gutwillig hanndhaben und im die zinß davon nit einziehen, sunder volligen lassent . . .^) \'ermutlich war Hans Tolhopf (Dollhopf) '), der mit dem Lehramt der Mathematik und Astrologie an der Leipziger Universität Betraute, wie es scheint •) Gregor Hildebrandt de Crossin war im Sommer 1451 in Leipzig immatrikuliert worden, baccalaritis im Sommer 1452, magister im Winter 1454, Dekan der Artistenfakultät im Winter 1465. Wo er medizinische Ausbildung genoß, ist unbekannt; jedenfalls hat er in Leipzig medizinische Grade nicht erworben. Auch in den mir zugänglichen KoUegiatenlisten habe ich ihn nicht gefunden. •) Stfibel, Urkundenbuch der Universität Leipzig S. 204 — 205, Nr. 163-^165. *) Stübel, Urkundenbuch der Universität Leipzig, Nr. 182, S. 220. *) Auch ijanus Tolophus" sich nennend. 3. Die erste Keiormation der Universiiai im Jahre 1502/3 usw. ai direkt infolge des obigen Erlasses vom Samstag nach Allerheiligen [1471]; wenigstens finden wir seinen Namen schon im Jahre 1471 unter den Kollegiaten des großen Kollegs: ,,Jo. Tolhopf, Kemnato Palatinus". Im Winter 1479 auf 1480 auf ein halbes Jahr ordnungsgemäß beurlaubt worden, wird er jetzt zur Rückkehr aufgefordert, widrigenfalls seine Koliegiatur ihm entzogen werde. Diese drohende Gefahr abzuwenden, hat er offenbar die Inter\'ention des Königs Matthias erbeten. Da die kurfürstliche Regierung aber gerade auf dieses Lehr- fach erst 9 Jahre vorher einen so ganz besonderen Wert legte, dürfte das Ge- such doch wohl abschläglich beschieden worden sein. Mit welchem Erfolg? Anscheinend hat die herzogliche Regierung doch pflichtgemäß auf ihrem Rechte bestanden und den Astrologen vor die Alternative gestellt, entweder nach Leipzig zurückzukehren oder auf seine Koliegiatur zu verzichten. Er ent- schied sich wohl für das Verbleiben am Königshof; denn seinem Namen ist ein „discessit-', also etwa „durch Weggang ausgeschieden'', beigefügt. Daß dieses Ausscheiden schon direkt in seinem Eintrittsjahre erfolgt sei, also 147 1, wie bei Zarncke, Statutenbücher S. 75 1 zu lesen ist, scheint mir aber auf irgend einem Mißverständnis oder Versehen zu beruhen; historische Tatsache ist es wohl nicht'). Wer sein Nachfolger wurde, weiß ich freilich auch nicht bestimmt zu sagen. Wenzeslaus Faber von Budweis begegnet erst 1483 als Mitglied des kleinen Kollegs, nachdem er 1475 inskribiert und 1477 im Sommer Bacca- laureus, 1479 Magister geworden war. Aus dem kleinen Kolleg ins große aufgerückt ist er im Jahre 148S, dem er 20 Jahre lang angehört haben soll, trotzdem er nach Vogels Fakultätsverzeichnis schon 1503 gestorben wäre, was aber bestimmt irrig ist. Medizinischer Baccalaureus war er 1488 ge- worden und von dieser Fakultät späterhin sehr ausgezeichnet worden. Mit der Praktizierung der Leipziger Kalender hat er wohl bestimmt schon 14S4 be- gonnen, denn es ist ein solcher, in der Druckerei von Markus Brandis her- gestellt, für dies Jahr noch erhalten-). Die „Allerhöchste Anregung" war offen- sichtig in Leipzig auf günstigen Boden gefallen, aber es wäre dennoch ein Fehlgriff, wollte man daraus etw^a ein Lob für die medizinische Fakultät oder die Artistenfakultät konstruieren, daß ihr so etwas erst von Obrigkeit wegen hätte aufoktroyiert werden müssen. Die medizinische Fakultät hat sich diese astrologischen „Leistungen" nur zu gern gefallen lassen und erst ein Jahrzehnt ') Er war 1465 inskribiert, 1466 baccalarius, 1468 im AVintersemester magistcr geworden und im Sommer 1474 zum Rektor gewählt worden. Allerdings finden wir ihn 1472 unter den ersten Dozenten der eben gegründeten Universität Ingolstadt und 1475 im Sommersemester dort- selbst als Dekan der „Via antiqua" (des Realismus der Thomisten und Scolisten) in der Artisten- fakultät. Dollhopf hat in aller Gemütlichkeit in Leipzig und Ingolstadt zugleich eine Koliegiatur besessen und zog eine Reihe von Jahren von einer zur anderen Universität. Später wurde er Probst in Forchheim und zugleich Kanonikus in Regensburg, und war ein naher Freund des Dichters Konrad Celtis. ') Allerdings nur in einem Fragment auf der Leipziger Universitätsbibliothek; einen voll- ständigen aufs Jahr 1485 habe ich auf der herzogl. Bibliothek in Gotha gesehen (Haebler Nr. 46). Seinen Namen nennt Faber nachweisbar erst 1488 auf einer solchen „Edicto lipscnsis" (Haebler Nr. 57). Vgl. meine „Lalltafelkunst" im „Archiv (lir Geschichte der Medizin", Bd. I, S. 254 — 258 und „Deutsche medizinische Inkunabeln", 1908, Nr. 326 u. 334. Kei.>tm..ti.n -in riiivcrsitSI im Jahre 15023 usw. nachiur i>t <-> ü.i- \\ 1 i-iii. iisl iiiKs ..Artisten" gewesen, mit der Astrologie in Leipzig lu brechen unter scharfem Widerspruch von medizinischer Seite! Aber von diesem astrologischen Seitenweg müssen wir wieder in die eigentliche Bahn unserer Untersuchung einbiegen I Bei diesem reglementarischcn Reformationsversuch von 147 1 scheint es zunächst sein Bewenden gehabt zu haben. Energischer nalmi man behördlicherseits die Sache zu Beginn des 16. Jahrhunderts in die Hand. Als Herzog Georg im Oktober 1 502 in Leipzig weilte, erlieü er an einem Sonntag, dem 23. Oktober, in Übereinstimmung mit der Universität den Befehl, daß jeder Dozent ihm schriftlich seine .Ansicht über die Gebrechen der Universi- tät mitteile und Mittel zu ihrer Beseitigung vorschlage. Alle Dozenten faßten ihre Gutachten an einem Tage ab, am Dienstag, dem 25. Oktober, nnd alle diese Gutachten sind in einem Bande des Dresdener Hauptstaatsarchives im Original vorhanden. Ich habe sie alle im Original durchgesehen und alles ausgehoben, was sich auf die medizinische Fakultät bezieht und bringe es im Zusammenhange im Anhang unter Nr. 2 S. 175 ff.;') zum Abdruck. Unter diesen 45 Gutachten lehnen es einzelne ganz ab, sich über die medizinische Fakultät oder was mit ihr zusammenhangt, zu äußern — „hi scribent, quorum interest" oder „der ertzte thun i.=t mir gar nicht wissenn" — oder es werden nur nebenher die Posaunen des Lobes geblasen, selbst über alle andern deutschen Hochschulen: ..Es seint viel gelarten doctores in der Ertznei allhie; es ist sich zu vermuten, man findet sie in deutschen landen als gut und so viel in einer Universität bei einander nicht; ich versehe mich, sie tun was sie sollen." j-^oct. jur. Laurentius Zoch.] Welche Gebrechen und Übelstände anderwärts wohl hervorgehoben werden, lehrt schon folgende, allerdings das Vorhandensein derselben be- streitende, Auslassung des Doctor juris Johannes von Breitenbach: „In der fakultät der Ertzenei, so die Doctores derselben facultett noch notturftig versorget wären, die dan jetzund auch, bei andern Universitäten für gelart angesehen, geburlichen Fleiß in ihrer Schule mit Disputieren und Lesen teten, als ich nicht anders weiß, dann daß sie geburlichen fleiß tun, so wüste ich von einigen Gebrechen ge- nannter Fakultät nichts zu sagen." ') Schon früher von Emil Friedberg in seinem ,,Collegium Juridicum" (1882) benutzt und gröOtenteüs im Anhang zu seiner „Universität Leipzig in Vergangenheit und Gegenwart" (1898) mitgeteJiL Wer, wie ich, die Niederschriften zum eigenen Gebrauch von Ärzten des 14. oder gar des 15. Jahrhunderts täglich lesen muß, kann diese Gelehrtenniederschriftcn aus dem Jahre 1502 fär ihren Landesftirsten nicht als „sehr unleserlich" anerkennen. Es liest sich fan nll. « vchr leicht und bequem. J. Die erste Reformalion der Universität im Jahre 1502 3 usw. Der Kaplan Doktor Johannes Reinhart berichtet zwar, daß ein Mitglied dieser Fakultät ein „Doktor Kaspar" zur Zeit „nicht einheimisch" sei. Doch habe er in einem solchen F"alle stets einen andern „seine Lektion übertragen'', wie das auch bei Juristen üblich sei. .Allerdings ist mir aus dem Jahre 1 502 kein „Doctor Kaspar'' als Professor in Leipzig bekannt geworden. Damals war Dekan der medizinischen Fakultät und Lehrer der Therapie Johannes Wagner ;Currife.\) von Landsberg und Lehrer der Pathologie Wilhelm Haldenhof von Thorn. Es käme also wohl ein anderes Mitglied der Leipziger .Ärzteschaft in Frage, das Vorträge hielt, ohne gerade eine der beiden fundierten Lehrstellen inne zu haben; denn weder im großen noch im kleinen Kolleg gab es zu dieser Zeit ein Mitglied, das den Vornamen Kaspar führte. Wohl aber war damals ein stark beschäftigter .-Xrzt in Leipzig, der weithin Ruf genoß, Dr. Kaspar Molitoris aus Braunsberg, der sich von den Univcrsitätsangelegenheiten schein- bar etwas ferner hielt, aber doch Lehrtätigkeit ausübte, wie wir hier nebenbei erfahren. Wir werden ihm zu Ende des 4. Abschnittes mehrfach begegnen. Von Kaplan Johannes Lintholz von Mühlberg wird der Herr Dekan als ,. Doctor Lanczbergk", „der etlichen Fleis" anwende, gelobt; allerdings fehlt gerade sein Gutachten in der Sammlung, wenn man nicht eins der beiden NichtUnterzeichneten ihm zuschreiben will. Die meisten Stimmen äußern sich in folgendem Sinne. Man klagt, daß nicht fleißig gelesen werde in der medizinischen Fakultät. Man mache viel Feiertage, statt an allen „diebus legibilibus" pünktlich seine Pflicht zu tun; auch würden die Vorlesungen vor den Ferien zu früh geschlossen und nach denselben zu spät wieder begonnen. Schüler seien zwar nur wenige vorhanden bei den medizinischen Professoren, aber es seien auch tatsächlich um der ge- nannten Mißstände willen manche Studierende der Medizin gezwungen, andere Hochschulen aufzusuchen, also außer Landes zu gehen. Auch Disputationen würden nur sehr spärlich abgehalten. Es zeige sich eben bei Medizinern und Juristen nur zu deutlich, daß dieselben um anderer lukrativerer Geschäfte willen ihre Lehrpflicht vernachlässigten, an den gemeinen Nutzen nicht dächten, sondern nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht seien. Dies harte Urteil findet sich in einer ganzen Reihe dieser doch gewiß als „pflichtgemäß", ja „amtlich" zu be- zeichnenden Äußerungen. Praktische Besserungsvorschläge für den medizinischen Unterricht finden sich nur spärlich. Recht sachverständig im Sinne der reformatorischen Strömung der Zeit äußert sich ein Anonymus, vielleicht der medizinische Dekan selbst, Johann Wagner von Landsberg, von welchen sich kein Gutachten unter den Unterzeichneten findet? „Facultas medicorum solum deficit, ut conqueruntur scholares, quod ad practicam non ducuntur, herbas noscere et discernere nemo docet, anatomia non cclebratur, apothecae non rectificantur." Also der Unterricht entbehre der praktischen Ausbildung, die Unter- weisung und Übung im Kennenlernen und Unterscheiden der Medizinalpflanzen j . j. Dif er«e Reformation der Uniwrsität im |;ilire 1501 3 usw. \,iUig, ebenso die ärztliche Kontrolle und Visitation der Apotheken. Sollte wirklich der Herr Dekan diese Äußerung getan haben, so würde man ihm mit Recht entgegengehalten haben, warum er denn nicht aus eigenem Antrieb die kenntlich gemachten Unterrichtsniängel beseitige. Es wird also doch wohl diese mahnende Stimme eines Klarsehenden einem welterfahrenen Mitglied der Artistenfakultät angehört haben und keinem Mediziner. Auf die fehlenden Apothekenrevisionen und auf den Mangel einer festen Arzneita.xe weist auch der namhafte Magister der Artistenfakultät (Dekan im Winter 1496) Peter Tübinger (Deubinger' aus Miltenberg hin. Von den Medizinern selber äußert sich der eben erst ernannte Professor der Pathologie, Doktor der Arznei Wilhelm Haldenho ff aus Thorn nur ganz kurz zur Sache. Er betont, daß alle anderen Fakultäten vierteljährlich Dis- l)utationen abhielten; nur die medizinische lasse es hieran fehlen. Recht ein- gehend spricht sich dagegen ein Arzt aus, der seit 1497 zur Fakultät gehörte und seit 1499 in das Consilium der Fakultät aufgenommen worden war, aber nicht zum Lehrkörper im engeren Sinne zu rechnen ist, ein Leipziger Kind, das schon im Winter 1485 den philosophischen Magistergrad in Leipzig er- worben und nachher sich wohl in der Welt umgesehen und anderwärts den medizinischen Doktorhut errungen, also auch wohl die anderwärts im medi- zinischen Unterricht gemachten Fortschritte kennen gelernt hatte, l^enedikt Staetz (auch Pistoris genannt), der seine fortschrittliche Ansicht in folgender Weise vorträgt: Bl. 39^ In der Facultet der Ertzney solden auch alle leßliche tage zcwene lesen, und so sie ausserhalb der statd gefordert wurden, solden das, so sie wyder quemen, erfüllen und vorgleichen; es solten auch die doctores vier Mal im jar disputiren und dar zcu eyn itzlicher doctor im jar eyn mall eyn repeticion halden in seiner materie, die er list. man solde auch keinen in baccalarium, licen- tiatum oder doctorem promoviren, er hette den vormals genugsam gehört, und nach antzeygung gelesen, das er nicht mit schaden der leutte eyn artzt wurde. Man solde auch alle dry Jar Machen eyne anathomia, das ist ein gantzlich zcu lidung [Zergliederung] aller gelider des menschen, da durch Man erlernet alle Inwendige geschicklickeyt des Menschen, und welcher das nicht gesehen hath, ist nicht an große fare der lewtte eyn Artzt. Es war auch gut, das ewer fürstlich gnade die facultet hette mit der freyheit begnat, das sie die jenigen, die nicht Baccalarien, Licenciaten oder doctores weren in der Ertzney eyner gerumbten universitet. Mochten zcu Leypz und in ewer gnaden furstentumb vortreyben al die lantferer seintd, welche ungetzweyfelt ungelarte, leichtfertige lewtte, sich der Ertzney under sthen und nicht gelemet haben, welche itzund in disen und andern landen die lewt so jemerlich vorderben, vorlemen und ermorden, das doch nymant zcu hertzen Nympt. auch das die doctores macht hetten, die Apotecken jerlich zcu Be- suchen zcu sehen, ab das Jenige, das Man zcu N'otdurfft der krancken haben 3. Die erste Rcfornialion der UniversitUt im Jahre 1502/3 usw. ac soldf, genugsam vorsorget und tuglich were. Es solden auch die apotecker Sweren, das [Bl. 40''] sie alle dinck Nach verordenung der doctor Machten und nichts nachüssen. Auch nicht gitift vorkeuftten leichtfertigen personen ane eyns doctors angetzeygte Hantschriflt. welchs alles bis her mit Mergklichem schaden des gemeynen Nutz und abebruch der facuitet Ist nachbliben, und die facultet so gantz zcu gangen, das Jitz und kein Magister oder gar wenigk zcu leypzk Ist, der in der facultet studiret; wen ider man denckt auffs gut und vorgist seins leybs und lebens, da im nicht wenigk an gelegen Ist." Benedictus Staetz, doctor der artzney. So im wesentlichen lauteten diese gleichzeitig erstatteten Gutachten der ein- zelnen Mitglieder des Lehrkörpers der Universität über die Reformbedürftigkeit der medizinischen Fakultät im besonderen. Ihre Äußerungen werden recht erheb- lich ergänzt durch eine Reihe anderer Akten zur Universitätsreformation von 1 502 und kurz nachher, die uns auch weiterhin den reformbedürftigen Zu- stand der medizinischen Fakultät eindringlich demonstrieren. Im Bericht der polnischen Nation an Herzog Georg über gewisse mit der Universität vorzunehmenden Veränderungen ') heißt es „AUeyne ist unssir Studium e\'n wenig ungeordnet und mit etlichen ge- brechen beladen, irstlich bey den iuristen und medicis, welche ere lec- tiones doctoraliter und mit grossen vleis von denihenigen, dy dorzu vor- ordnet lassen und interpretiren , sunder sie werden uft dovon geczogenn unnd gefurdirt, das sie intervalliren müssen, dach ann ere schauld." Das deckt sich ja so ungefähr mit dem was wir schon kennen gelernt haben. Auf ein völlig anderes Gebiet wird die Sache hinübergespielt wenn z. B. die Juristenfakultät zwischen 1504 und 1509 klagt: daß die Theologen die anderen Fakultäten in den Kollegien verdrängen und ihren Leuten alle Kollegiaturen zuschustern, so daß die Juristen und Mediziner keine Kollegiaturen für ihre Scholares haben-). Wir werden sogleich in einem langen deutschen Fakultätsgutachten noch ein mehreres davon hören. Zunächst wollen wir uns noch zwei kleine Konzepte von anscheinend behördlichen Berichten ansehen, die sich nahe berühren, aber doch jeder sein Besonderes bringt. Sie finden sich im selben Aktenband wie die Gutachten der Dozenten auf dem Hauptstaatsarchiv in Dresden. [Bl. .05r.| ,,Der Ertzney facultet gebrechen Die doctores der Ertzney sein vorpflicht alle tage, so mann zulesen pfleget, einer vor mittage und der ander dornach zulesen, Sie sein abir vorsewmlich, machen viel feyer tage unnd lange vacantien, haben acht tage vor Margaretae zu lesen auf- gehört, sollen nach anhebenn, Ist dorein Zusehen, unnd zubestellen, das sulchs ') Bald nach 1502 (Stübcl, Urkundenbuch der Universität Leipzig S. 2S8 Nr. 234). ') St übel, Urkundenbuch der Universität Leipzig S. 304 ff. (Nr. 250). l'niM-isitSt im Jahre 1502 3 u>w. pr.itu;t-it. uiir.u hi- icuu'ik.s .lu. ;. .i..i,Ai.ii lun h den Caniculaiibus, so die Juristen. anhel>cn. widderunib anfingen zulesenn. Nach dein auch die doctores Iiin der Ertzney, got lob, fast gelart, were gut unnd nütze, das für die schuler Inn der Ertzney auch Ein gemeine dispulation auf- gcricht «-ürde. auf das die Schüler destobaß dauon gelernen unnd sich gebessern miVhten. unnd das die doctores also Im lare vier male sullen disputiren unnd dorzu, ein Itzlicher Im lare ein mal repetiren Inn der materien, dor Innen sie lesen, das auch nymandes In Baccalarium adir Licentiaten promouirt wurde. Er hatte denn zuvor gnujsam geh'^rt unnd studirt unnd nach anzceigunge gelesen, das er nicht mit schaden der lewte Ein Artzt wurde . ." und das Folgende von der nämlichen Hand: '■ ■ ' »Der Ertzney gebrechen. Die doctores der Ertzney seyn verpflicht zu lesen alle tage als man zu lesen pfleget einer vor mittage unnd darnach sie sein vorseumblich und machen vil fier- tage unnd lange vacantien, man hat uflT gehört viij tage vor Margarethae, s. i\ man wieder anheben, ist darein zu sehen und zu bestellen, das solchs geendert werde, die lec- tiones og allezeit widerumb anhaben nach den caniculares, wen die Juristen anfahen zcu lesen. Das auch vor die Schuler yn der Ertzney eine disputation auffgericht werde, denn die doctores gottlob fast gelert, uff das die schuler sunst mehr davon gelernen und sich gebessemn mochten, das allso die doctoreß vier mal Im lare sollen disputiren. und darzcu ein ieglicher Im lar ein mal repetiren yn der materia dor\-n er lese, das och nymant in Baccalaureum oder licentiaten solten promoviren er hette den zuun gnugsam gehört und nah anzceigunge gelesen, das er nicht mit schaden der leut ein artzt werde. Ist och zcu betrachten das ordenung gemacht wurde In den aptecken das sie gute simplicia vnd arznei (?) hetten, nicht verlegen besse ding, das den doctom der Ertzney geweit geben, solche zcu reformirn und och zu taxiren, uff das die aptecker armen kranke leut nicht verdorben (?) oder verlegenn ertznei geben." Den sofortigen Eflekt, den diese reformatorischen Bestrebungen hatten, können wir aus folgendem Absatz des großen Reformationsaktes, vom 8. No\'ember I 502 in Leipzig datiert, erschließen. Von der medizinischen Fakultät wird im Speziellen weiter nichts gesagt als das Folgende Reformation der artzneifacultet. Nachdem die doctores inn der artznei etzliche ausziehen und lange vacantien darzu machen, ist vorordent, das ein ietzlicher seiner lection mit vieis auswartten soll, persönlich odder durch einen andern tuglichen doctor, wo er vorhindert wurde, und sollen auch allezeit nach den vacantien widerumb anheben zu lesen, wann die iuristen anheben. Srillen auch ire gewönliche disputation inn der materien, dorinnen sie lesen, auch niemand in baccalaureum oder licentiaten promoviren, er habe dann zuvor genugsam studirt und gelesen. Es sollen auch die landferer die do artzeneien pflegen und der kunst nie gelart und die empirici one erlaubnus der doctor inn der artznei nicht zugelassen werden ';. Ermahnung zum Fleiß, Abschaffung der langen Unterbrechungen, geord- nete Vertretung, öftere Disputationen, Vorsicht bei den Promotionen und Kon- •) Stübel, Urkunden der Universität Leipzig Nr. 225 S. 264. 3. Die erste Reformation der Universität im Jahre 1502 3 usw. An trolle der Kurpfuscher durch die Doctores der medizinischen Fakultät — das ist zunächst alles I Eingreifend und umfassend kann man diese Verordnung kaum nennen. Es begegnen denn auch schon bald wieder mahnende Stimmen. Die folgende mag mit zu den fri.ihesten gehören, denn sie läßt sich durch ihre Erwähnung des Doctor „Noricus", der sich in fürstlicher Ungnade befand, und „Vorschläge" zu seiner Rehabilitierung einigermaßen bestimmt auf das Jahr 15 16 etwa datieren. Von der ertzney facultet-^. Der ertzney facultet lection seynt in der iungsten reformation furstchticklich mit iren gebrechen furkumung verordent, welche aufl' die zeyt geringer besoldunge halben unfruchtpar werden erfunden und in nochlesicker gestalt, welchs entlich zu verkumen mocht werden, wo der obgenantenn facultet coUegiaturen mit gantzem einkumen in auswendigk den collegien wonende wurde zugeteylt. Auch kann e. f. g. in gedey unnd aufl'wachsunge dieser facultet schueller und zu abetrag unnd versonung des Unwillens zwischenn e. f. g. unnd doctore Norico erburt demselbigen einbinden, ein iar aber zcwey fleyssigk zu lesenn, zu welchem dieser doctijr sunderlich gescliickt ist. Unnd dieweyl e. f. g. lobliche universitet in der mathematica gantz gefallen, so kan dieser ohgemelter doctor darin troestlich erfunden werden und erscheynenn'^). Auch wer nicht unbilligk das diser facultet baccalarien wie der andern disputacion unnd etzliche lection zu lesen unnd ent- halden pro completione eyngebunden wurde. Aus der nämlichen Zeit ungefähr ist wohl auch der folgende Ausschnitt aus einem großen Bericht über die Ergebnisse des Reformationswerkes zu setzen. Wenigstens scheint mir die Äußerung über den „Dechant" am besten auf Simon Pistoris zu passen*), der diese Würde von 1509 — 1523 be- kleidete. Auch wird auf ein Ereignis in der Fakultät angespielt, das in den Jahren 1508 und 1509 sich abspielte und offenbar ganz kurz vorher sich er- eignet hatte. Der facultet der artzney belangend^). Sagt dye reformation das d)e doctores, so sie ausszcihen vre lection sollen durch andere mit vle}'ss zu lessen bestellenn, wie solchs gescheen ist wisslich; mancher ist zwey, drey ihar aussen gewest, sallariat gewest und dennoch wenig ader nichts zu lesen bestalt. Ciagen noch heut am tag dye schuler gemelter facultet, das dye do nutzlich lessen sich selten hören lan, dye aber wenig gehör han, lessen ofl'tmals und dyeweyl dye schuler ynen nicht zuhören, lassen sie entlich auch darvon. Also bleybts den mehren teyl ungelessen. Darauss bisher geursacht, das in der- selbigen facultet kaum zwen addcr drey scholares in gantzer universitet befunden. Forder meldet dye reformation nicht leychtlich zu promoviren !c. Ist ge- scheen diss iar, das sie licentiaten gemacht, wie gelert wissen sie dye doctores, auch •) Vgl. z. B. Zarncke, Urkundliche Quellen S. 882. -) Stübel, Urkundenbuch der Universität Leipzig Nr. 278 S. 369/370. ') Er hat ja alle Jahre seit 1508 bis 1515 (mindestens) seine „Praktiken" erscheinen lassen, durch welche Leipzig seit 40 Jahren etwa eine traurige Berühmtheit genoß. ') Freilich auch später auf Heinrich Stromer von Auerbach. '■) Stübel, Urkundenbuch der Universität Leipaig S. 309 Nr. 252. ig ;. i>ir fi«ic Kefonnatlon der Univcrsiiai im Jahre 150; 3 usw. euliche dvc do nicht inagistri vorher gcwest'). welchs da vor mans heldt ungewonlich und dyewevl dyc universitel gestanden nye vormals gescheen; Ursachen disscs ist vre une^tückeit, wenn itzHcher dem andern zu vordriess etwas geschceu lest. Zcufellige gebrechenn obgemeltcr facultet Der dechant ist mit untreglicher muhe beladen das es ym nicht möglich vlcyssig J!u lesen und noch der facultet nutz noiturfiiglich zu trachten. Er ist im rath, scheppenstull, leybartzt des churfursten, collegiat addcr salariat, dechant, Icctor, ist mit hausssorge beswert, darumb vil vorseumnis gescheen müssen und was er in andern secunia doctores medicinae ordinabuntur. ut singulis annis quattuor disputaliones tempore competcnti (puta angariac)') colcbrarcnlur cogiturque senipcr aliquis docloruni isto tempore, ul eum ordo tangil, dis- putare, ciquc unus ex scholasticis vel medicinae baccalaurcis rcspondet. Qimd cum prudcntissimc sil inslitutura, ncipiaquam immutari polest. Saepc doctores medicinae petierunt locum i>ro bibliotheca, qui summo- jiere eis est necessarius propter libros, quos aliqui doctores defuncti legassent. Verum haclenus niliil impetrarunt, quare denuo instant, ut eis unus assignetur. Esset enim pro maxima scholasticorum utilitate, praecipue eorum qui iibris carerent, proque tocius ordinis honore. Sunt enim adhuc aliqui doctores eo praediti animo, ut libros, si obirent, facultati medicae, non repositorium hubenti, legareni; possent insupcr ex fisci pecunia libri novi, si qui advelierentur, eini ac pro omnium commodo illic reponi. De hoc ut instigetur vaidi' orant. Quia membrorum et interni Tum et e\temoruni huraani corporis sub- stancja, complexio ;c. medicis adamussim cognita esse debet, nee tamen id absque anatliomia seu dissectione fieri queat, iccirco operae precium est, ut de anathomia annuatim videnda cogitetur. Quare rogant ul si corpus mortuum tempore oportuno olTerretur, eis hoc a senaiu roncedatur adque hoc locus aptus assignetur nemoque ad videndum intromittatur, nisi iuxta consuetudinem satisfecerit, quod omni ut est necessarium, ita et maxime efllagital. Haec sunt quae de medicinae doctoribus videanlur esse ordinanda sicque unanimiter ac pari volo a tolo coUegio est ronclusuin pro tucius studii omamento ac utiiiale ;c. Wir hören hier wie der Unterricht cinfjcriclitet war seit Universitätsbeginn, was wir oben schon besprochen haben-j, nicht minder, daß wohl eine dritte Professur zu wünschen wäre, ein dritter Lelirgang, daß das aber doch solange ohne rechten Zweck und \'orteil sein würde, solange nicht die beiden alten Professuren ordentlich ausgestattet seien. Es komme zwar vor, daß auch in Leipzig (wie sonst allgemeiner, aber nicht häufig geübter Brauch) andere jung aufgenommene Mitglieder der Fakultät neben den beiden offiziellen Lehrgängen der Medicina theorica und practica Vorlesungen hielten, das sei aber nur Zu- fallssaclie und es könne in keiner Weise mit einiger Bestimmtheit darauf ge- rechnet werden. Ob die 3. Professur, wenn sie einmal nach besserer Dotierung der beiden altfundierten Lehrstellen wirklich eingerichtet werde, aus der theo- retischen oder aus der praktischen Medizin zu nehmen sei, behandelt das Gut- achten als eine offene l'rage. Beweglich geklagt wird des weiteren über den völligen Mangel eines Hörsaales und eines Bibliothekraumes. Die Promotionen seien wohl ziemlich geordnet, ebenso die Disputationen, völlig fehle aber die anatomische Unterweisung, über deren notwendigste Einrichtung einige prak- tische V^orschlage gemacht werden. Über die Gehaltfragen und das ungünstige Verhältnis der (verheirateten) ') Eig. „Frohndiensl", hier Frohnfasten, Qualembcr. Vgl. den Anhang zu Abschnitt 4 über das Rechnungswesen der Fakultät. ') Siehe aber weiter unten S. 55. Man beachte den streng konservativen Standpunkt Zeile 9. 3- Die erste Rerormation der Universität im Jahre 1503,3 usw. Mediziner den Mitgliedern anderer Fakultäten gegenüber spricht sich ein anderes Fakultatsgutachten aus, das auch in die gleiche Zeit fallen mag'): Durchlauchter hochgeborner furste, gnediger herre. Uff behendete e. f. g. ordenungk und artickel der facultet medicinae, durch e. f. g. unczwe)'tTelich aus sunder- licher wolineinungk bescheen. haben wyr in undertenigkeylt und bey unßern cides- pllicliten underhandeltt, und wyewoU dyeselbien artickel! aus fürstlicher tugendt durch c. f g. gutlich vormeinen, idoch unßers bedungkens vaste niergkliche schaden mochte milt der zceytt e. (. g. universitett und sunderlich unßer facultet geberen, fuegen e. f. g. in aller undertenigkeytt unßern gedachtt und gutdungken hirmitte demutigk wissen, vleissigk undertenigklich bittende, e. f g. dyesclbie unßere underrichtungk gnedigklichenu im besten zu betrachtenn. Zcum ersten das unßer facultett medicinae under andern allenn faculteten am ubelsten vorsorgett ist, denn sye habenn allenthalben in der ganczen universitett nicht meher dann zcwu oillegiaturn, von welchen sye geringenn nutz kegen der andern coUegiaten gebrauch zu achten entpfahen, wann ein collegiat im großen coUegio hadtt von einer coUegiatur meher dann Lxxx gülden, das corpus, biergeld, habitacionzcins und andere zugenge zusamme gerechentt, und ein medicus nicht über vierczigk, umb welche vierczigk gülden der medicus das gancze ihar über zu Icßen vorpflichtet ist unnd ein collegiatt sunst von seiner coUegiatur und umb das vorgnante einkommen nichts list, und haben doruber von andern ordinariis in theo- logiae lectionibus, als nemlich hora nona vor essens und hora secunda nach essens, sunderlichen soldt unnd gek. Ab sye aber sagen wollen das sye sunst one dye sunderlichen beseiten lectiones auch laßen, daraufT gebenn wyr e. f. g. dyesen under- richt, das sye ordentlich nacheinander, als heute einer, morgen der ander ;c. wenn nichtt vacantien, festa coUegii, actus publici, yre prandia und promociones sein, iczlicher eine stunde list, das alßo in vierczehen tagen adder in dreyen wochen unnd seiden schirer einen kaume eine stunde betritft. Zcum andern welle e. f. g. vormergken, das dye collegiaten im großen col- legio einem lectori medicinae der collegiatt in demselbien grossen collegio gnantt wirtt, dye denn, nachdeme sye gemeinlich beweybett, nicht bey- ynen gewonen kunnen, umb dasselbie aus guten Ursachen abeßein, kaume das dritte teyll ungever- lich (alle accidencia wye oben berurtt zusammen gerechentt) sovill als dye andern collegiaten im collegio haben. Und hatt auch kein medicus, so eine coUegiatur vorledigett, einen medicum adder andern collegiaten kein votum noch stimme zu welen, und wollen des dorumb unns abezurechenn Ursache haben, das sye, dye im collegio wonen, onera collegii tragen, welche sein das sye dorinne essenn, won- hafftigk sein und einen tercium der das collegium zu und auffschleust bestellen. Ab nun sulche onera dem gelde und der stimme adder voto, so wyr dovor entperen sollen, gemeß adder nichtt, geben wyr e. f g. in undertenigkeytt demutig- lich zu bedengken und bitten mitt undertenigem vleyß zu vorschaffen, dyeweyll unßer facultett nicht geringer auch nichtt weniger nuczlich und trostlich ist den d\e andern, und e. i. g. auch in kurcz vorschinen iharen clerlich vermargktt hadtt, das an erczten in der universitett gebruch gewest ist, alßo das byßweilen kein doctor medicinae allne in der universitett und stadtt gewest ist, welchs denn aus ungnugk- samer derselben facultett vorsorgungk ersprossen ist, das unßer facultett mitt sovill collegiatum in be\den collegien auch sulchs gewiß gleich den andern faculteten vor- sorgett wurden, duch der fundacion nach, welche e. f. g. seliges und lnblichs ge- dechtnis vorfarn zu gedeve der universitett zu bessern und zu verändern vorbehalden haben, magistri dve in medicinis studirn adder doctores dye niagistri sein zu sulchen collegiatum auffgenommen wurden. Und als e. f. g. in einem artickell der iuristen ') Stübel, UrUundenFuch der Universität Leipzig S. 330 — 341 Nr. 262. 4' -j 3, Die crtte Refonnation der Universität im ]ahi\- i>o; 5 usw. V, .1).^,. iw.riirit^ (Jas sye dye iurislen den meliriitevll der collegialuren im coUegio ■ ino haben sollen und e. f. g. der mcdicos in e. f. g. reformacion gar i>!>t, und S7.0 sye vorhin auch inn demselben collegio keine collegiatur hai>cn, wurden d\e medici schir von bexden ciiUegiis gar ausgeschlossen, das s\e sich denn mergklich beschwertt befindenn, und wollen uns \e das es e. f. g. mcinungk scv nichtt verschen und bitten gncdigklich doreiii /u sehen, ulV das dye glcicheytt unnd billigkextt geschce. Forder peben wyr e. f. g. zu erkennen, das wyr gnante unßere gebrechen, abebruch und underdrugkungk unßer facultett, durch welche sye schir ull's niderst gcknmracn ist. ane e. f. g. sunderlichen rath und hulffe nichtt wissen zu wandeln, lUiin was in zusaminenkoinmungk der ganczen universitetl gehandcltt, haben dye ..'llegiatcn miti yren stimmen allewege, dyeweyll yr iczund melier sein und dye facultisten arcium ynen anhcngigk, den vorczugk, wan dye meisten vota und stimmen und nichlt der wegristen personen teyll adder pars sanier vorgehen, dadurch sye allezceMt yren willen leichte zu schaffenn haben. Item e. f. g. wolle auch vormergken, das die theologi über das vnrige erzealte einkommen haben prebcnden zu Meissen, auch einkommen von anniversariis und disputacionibus, dergleichen dye facultett der iuristen auch prebenden und dispu- taciones, darkegen die medici nichts haben. Aus welchem underricht e. f. g. gnugksam kan ermessen, was mergklichs vor- te>ls dye theologi vor den medicis in e. f. g. universitett haben und wye sye mehcr einkommens umb keine adder wenigk, dann dye medici umb vyl crbeytt habenn. Item es sollen die doctores, licenciaten ;c. unßer facultett vleissigk in promo- cionibus und actibus erscheinen, wuc publici actus und promocion sein in yren doctoratus habitu, aber wue einer mergklicher geschetVte halben nichtt kommen künde, das er mitt des techands adder eldisten wissen mochte abesein, auch ist es sub pena carenciae gemeinlich in sulchen actibus zu kommen geholten. Wir geben auch e. f. g. im besten zu erkennen, das ein artickell, vaste alle Studenten belangende, in dieser e. f. g. universitett zu betrachten nott sey, das so dye Studenten erstlich alhir kommen ubell und nichtt formlich in gramatica, d)e ein anfangk aller ander kunste, instruirtt und underweist werden, derhalben dye collegiaten aus der universitett selbs yre freunde an frcnibde ende, do denn in der- selben gramatica yrs selbs ansehens bipß denn alhye geleßen wirt schigken. Dye- weyl denn ein deiner irtumb im anfange oflte groß am ende wirtt, ist dornach leczlich der Studenten mergklich nachte\ 11 und schaden, zu welcher facultet forder zu Studiren sye sich begeben, das ynen in Alexandro und andern unnuczen und bey gelarten leutten spottischen grammaticis und logicis und nichtt in den tüchtigen und namhafltigen geleßen wirtt, welchs zu grosser e. f. g. universitett vorachtungk in andern universiteten und landen erschalle«. Und wyewoU deme wye angeczeigett also, doch stehet es ane sunderlich e. f. g. einsehen nichtt zu vorandern. Das wolle e. f. g. zu nucz und frommen der universitett auch betrachten und was hirzcu von unßer facultett auch gethan soll werden, wollenn wyr vle)ß zu thun nicht underlassenn. Es sein auch vyll landleuffer im lande dye den leuthen erczenei in leyb und anderer weyße geben, dodurch das volgk betriegen, und lassen uns derhalbenn von noyten zu sein, bedungkt, das keiner im lande noch alhye in der stadtt zugelassenn wurde, er hette denn alhye in der universitett respondirt und seine kunst und doctorat erczeigett. E. f. g. wolle sulchs e. f. g. undertanen denn gemeinen nucze zu guthe, den wyr alleine hirinne suchen, in gnediges bedengken nemenn, das wirtt ^■' ! ubels das sunst von denselbien ungelarten leuthen geschichtt vorkommen und :• iibarlichen nucz geberen. Sulchs habenn wyr e. f. g. in undertenigkeyt nicht ••II vorhalden. E. f. g. undertenige techand unnd doctores der ganczen facultet medicinae. 3. Die erste Reformation der Universität im Jahre 1502/3 usw. 53 Näher auf die vielfach nicht unwichtigen Einzelheiten einzugehen, erübrigt wohl, da andeutungsweise schon von alledem gesprochen war und im übrigen alles leicht verständlich ist. Nur auf die Darlegungen im vorletzten Abschnitt über die mangelhafte grammatische \'orbildung in den ersten philosophischen Vorbereitungssemestern bei der Artistenfakultät möchte ich hinweisen, weil sie uns zeigen, wie rückständig die Universität Leipzig noch in all dem gewesen ist, trotz aller ephemeren Apostel des Frühhumanismus. Einen durchgreifenden Erfolg hatte die Retbrmation also auf diesem Gebiete ebensowenig gehabt, wie auf dem speziell Medizinischen. Der Hinweis darauf, daß eine energische Bekämpfung des Kurpfuscher- tums auch im allgemeinen \'olksinteresse notwendig sei, kommt nicht uner- wartet. Die Verordnung vom S. November 1 502 hat oftenbar keinen Erfolg gehabt. Man verlangt abermals, daß keiner zur Krankenbehandlung zugelassen werden dürfe, den die Universität nicht aprobiert habe — eine Forderung, die schon manches Jahrhundert unerfüllt erhoben worden ist, trotz ihrer selbstver- ständlichen Berechtigung und Unabweisbarkeit. Viel Erfolg haben diese beiden eingehenden Fakultätseingaben '^ allem .■\nscheine nach nicht gehabt, denn wir sehen die Fakultät sich bald nachher mit folgender alles kurz zusammenfassender \'orstellung abermals an ihren fürst- lichen Herrn wenden und um Abstellung der verschiedenen Mängel zum dritten Male untertänig bitten. Durchleuchtiger hochgebornner fürst, genediger herr. Wir stellen in keinen zweilTel, euer fürstlich gnaden tragen unnsers hievorigen supplicirens das wir zwe\ mal undertheniglich an euer fürstlich gnad gethan unnd darinnen gepetten haben uns mit einem lectori(o), auch einem gemach darinnen man ein liberey anrichten möcht, desgleich das keinem lanndtfarer, welcher anher kern und sich zuvor gegen der universitet nit wie ein doctor beweist und erzeigt hett, zu prateciren vergönndt würde, genediglich zu versehen und zu bedenncken noch gnedis gutts wissen. Dieweil unns aber von euern fürstlichen gnaden, villeicht derselben treflfenlicher obligender geschefft halben, bis anher darauff kein beschaid noch antwortt worden, so thun wir euer fürstlich gnad desselben hirmit underthenigklich erinnern, und daneben, nachdem wir inn haltung der prandia mißbrauch spüren^), weitter pitten, euer fürstlich gnad wolle darinnen unser facultet zu gutt auch gnedigs einsehen haben ader haben lassen, damit solche prandia möchten vorenndert unnd zu annder nützliche weg gesteh unnd gewenndt werden. Euer fürstlich gnad wollen auch genediglich verordnen, das die zwen coUigaten medici im grossenn collegio, welche stettigs lesen unnd vil mühe unnd arbeit haben, mit den anndern colligaten, die wenig ader gar nichts lesen, gleich auflfheben, geniss und einkomen hetten, unnd ') Ein Sondergutachten des Dekans Simon Pistoris aus der Zeit zwischen 1511 und 1515 besitzt das Hauptstaatsarchiv in Dresden im Konzept, Stübcl hat es im Urkundenbuch der Uni- versität, S. 454 — 457, in seinem vollen Wortlaut zum Abdruck gebracht, .-»her falschlich in die Zeit zwischen 1523 und 1540 versetzt. Es ist äußerst persönlich geförbt und bringt viel interessantes Detail, das ich gelegentlich an passender Stelle einflechte; seinen vollen Wortlaut findet man im .\nhang S. 179 — 181. -) Über diese ,, Prandia arislotelica", „Platonische Essen" usw., kurz über dies ganze Aka- demische Zweckessenwesen in Leipzig siehe Georg Erler, Leipziger Magisterschmäuse im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Leipzig 1905. 220 S. 4". ; j ; Pif fiMc Kclormalion der L iiivcrsiui im Jahre Ij02 3 usw. ::.Ncr ansuchen, das wir obligcniidcr notturlTt nach nit umbgeen mftgen, ge- !i zu gemuet führen unnd behertzigen, unns auch darautT mit trostlicher - hcn. Das umb euer fürstlich gnad erpietten wir unns mit unnsernn :; dicnnsten williglich zu verdicnnen. . .:. underthenigc gehorsame doctores der facultet der ertzncy '). Sollte das Ergebnis all dieser Eingaben und Wünsche und Bitten nicht mehr gewesen sein als die magere Reglementierung einiger Äußerlichkeiten, wie sie der folgende Erlaß bringt?-; Als inn nechster reformation die wir mit zceitigem rate zu besserung dieser löblichen universitet ordnunge unnd reformation aufgericht, befinden wir demselbenn nicht allenthalbenn gelebt unnd nachgegangenn. Darumb wollenn wir das sollichs wie auf die zeit vonn unns geordent vestiglich gehaltenn unnd nachgegangenn unnd zu besserung derselbenn universitet die ordnunge hiemit wie volgende vorbessert habenn. Die ertzte belangende. Nachdem wir inn iungster reformation geordent, das die doctores der ertzney ire lection mit vleis außwartenn, persönlich ader durch cynen tuchtigenn doctor be- stellenn, bfindcn wir das derselbenn reformation nicht gelebt unnd das die doctores irer lection nicht außwartenn unnd durch andere ire lection, darzu die schuier nicht andacht habenn, bestellen. Darumb so wollenn wir das dieselbenn doctores ire lectiones selbs außwartenn soUenn unnd durch andere zu bestellenn über acht tag nicht solle zugelassen werdenn, doch das solche Zulassung des iares nicht über dreymal beschehe. Dieselbigenn doctores sollenn ire lectiones continue lesenn, wenne man zu lesenn pllegt, unnd welcher seine lection an ehehaft vorseumbt ader durch eynenn andern nicht bestellet, der sol so oft das beschiecht eynen halben gülden zu buse geben. Und sali keyne vacantz dan inn der marterwochen, osterwochenn, pfingst- wochen, weyhnachten unnd die drey tag inn der faßnacht sampt der gebotenn feyertag gehaltenn ader gemacht werdenn. Es sollen auch hinfurder in examine bey ireii eydenn gutter vleis vorgewendt werden, das redliche, wolgelerte personen unnd die zuvor magisiri artium seind auf- genomen unnd ungelarte reiicirt werden. So publici actus, doctores, licenciaten adder baccalaureen zu promoviren vor- handen, so sollenn alle doctores in irenn habit wie sie promovirt sein darbev er- scheynen, unnd welcher ane ehehafit absens, der soll inn eynen halbenn gülden pene gefallen sein, dergleichen soll derihenige so zu dem actu ane habit kernen wirdt gestraft und locum nicht gegebenn werden. Es kann dann nicht wundernehmen, wenn eine wirkliche Reformation des medizinischen Unterrichts in Leipzig noch in weitem Felde lag'. — Auch das folgende Aktenstück, das einer Lehr- und Studienordnung entnommen ist, die von den Herzögen Friedrich und Wilhelm im Jahre 1519 erlassen wurde, kann, abgesehen von seiner schwülstigen Ein- leitung, im wesentlichen nur als eine Kodifizierung des alten Brauches gelten. ') Stübel, Urkundenbuch der Universität Leipzig S. 342 Nr. 263. ') Slübel, Urkundeobucb der Universität Leipzig S. 324 Xr. 255. 3. Die erste Rerormation der UniversitUt im Jahre 1502/3 usw. jj Denn die ,,Anatomia, seu corporis insectio" wird in so allgemeiner Form, ohne jeden Versuch einer ernsthaften behördlichen Sicherstellung eingeführt, daß irgendwelcher Erfolg diesem Punkte des Erlasses gewiß nicht innewohnte, so wenig wie der Äußerung über die Disputationen — „non deerit" — irgend etwas getan war. Dennoch mag das kleine Dokument hier stehen als zu- sammenfassende Übersicht über das medizinische Unterrichtswesen in Leipzig an der Schwelle der Neuzeit. (Das Original ist leider nicht mehr vorhanden; Friedrich Zarncke, der in dea „Statuten- büchern der Universität Leipzig" 1861, S. 38 und 39, nach einer Abschrift Vogels das Folgende mitteilt, nimmt an, dal! das Original in Druck gelegt worden war.| Facultas iiiedica: Quod necessarius sit in urbe peritus meditus, ex hoc coniicere licet, quod Augustus Caesar, caeteris artium doctoribus e.xpulsis, solos medicos urbe deti- nuit, sine quibus nee respublica nee ulla hominum aetas salva esse potest. Scilicet hü civibus sanitateni, qua nihil est praestantius et animi vigorem ad sacra rei publicae officia obeunda restituunt, sine quibus morbi, trucuientissimi cor- porum bestes, cives prosternunt. Quippe, ut bonus Imperator cives ab hostibus eripit et insidiatores abigit, ita medicus a multo atrocioribus humanae sanitatis hostibus cives liberat eosque iam semianimes ex Plutonis faucibus eripit. Adde, quod et totam Illiriam Hippocrates medicus ignibus a pestilitate vindicarit. Ut nostrum quoque gymnasium huiusmodi homines proferret, illustrissimus princeps ac dux Georgius, ut tntus medicinae cursus triennio perfecte doceretur, ordinavit modo subscripto. Mane hora septima in hyeme, in aestate vero sexta legetur cursus medicinae theoricae triennioque finietur: primo anno primus canon Avicennae cum enarratione Jacobi Foro- liviensis. secundo anno über microtechni seu ars parva Galeni cum expositione Trusiani. tertia liber aphorismorum Hippocratis cum commento Galeni et Jacobi dubiis [de Partibus ?J. Hora prima pomeridiana cursus medicinae practicae enarrabitur, pariterque triennio finietur: anno primo liber IX Rasis ad Almansorem de aegritudinibus cum declaratione Arculani. secundo in prima 09. Wir haben unser Studium der Fakultätsakten oben S. 7 im Dekanat Jakob Mesebergs abgebrochen und fahren nun in unserer Fakultätschronik fort. Jakob Meseberg führte das Szepter des Dekanats durch mehr als zwei Jahrzehnte, 1441 — 1463, mit Ehren. Er war im Sommer 142 1 immatrikuliert worden und hatte schon im Wintersemester 1423 das philosophische Magiste- rium sich erworben. Erst sieben Jahre danach wurde er medizinischer Bacca- larius und 1431 (9. Oktober) Doktor der Medizin. Er scheint diese Würde zu- nächst nur als Dekoration betrachtet zu haben'). Wir finden ihn nämlich nicht nur im Sommer 143 1 in der Dekanatswürde der Artistenfakultät, sondern er ist auch 1434 offenbar als Mitglied der philosophischen Fakultät in das große Kolleg eingetreten, was ihm allerdings als Mediziner, wie wir gesehen haben, damals gar nicht möglich gew-esen wäre. Ja, er ist sogar 1438 tatsächlich aus dem großen Kolleg ausgetreten („discessit") und erst 1440 wieder einge- treten mit dem ausdrücklichen Vermerk in den Akten des großen Kollegs „sed 1440 accepta professione medica iterum receptus". Wäre er 1438 schon Mediziner gewesen, so hätte er diese Qualität 143S wohl geltend ge- macht und wäre einfach von nun ab als einer der zwei medizinischen Kolle- gialen weitergeführt worden. Sollte sein Übertritt zur Medizin etwa gar nur deshalb erfolgt sein, daß er erneut Aufnahme in das große Kolleg fände? Möglich ist es immerhin-. Jedenfalls lagen in der medizinischen Fakultät die \'erhältnisse sehr günstig. Der alte Dekan war hoch betagt — war er doch schon 1383 in Prag Baccalarius geworden und dort 139S Rektor gewesen! — und Mesenbergs eigenes medizinisches Doktordiplom schon bald ein Jahrzehnt alt. Er rückte denn auch schon 1441 in die bevorzugte Professur der Therapie und damit in das Dekanat ein, nachdem er die II. Professur, die der Pathologie, '1 Ebenso auch am Ende des Jahrhunderts Wilhelm Haldenhoff (Allenhof) aus Thorn, der sich seines medizinischen Doktors erst erinnerte, als eine Vakanz unter ganz besonderen Um- standen ihm plötzlich Aussicht bot, zu einer „fundierten" medizinischen Professur zu gelangen (s. weiter unten, bes. gegen Ende des 6. Abschnittes). ') Freilich ist es auch nicht ausgeschlossen, daß sich alles gerade umgekehrt verhält, daß Xfeseberg aus dem großen Kolleg ausscheiden mußte, weil er sich ganz der Medizin widmen wollte^ und daß nur zufällig im nämlichen Jahre die Neuordnung der Universität verwirklicht wurde, die zur Dotierung der medizinischen Lehrstellen führte. '45^'> 1459 und 1462 regierender Hiirgermeister. Mit den Dekanatsgeschäften scheint Meseberg zunächst nocli nicht über- mäßig beschwert gewesen zu sein; die ersten Promotionen begegnen uns im Jahre 1447. Sie betreffen zwei junge Arzte, die in Fakultät und Stadt und weiterhin Bedeutung erlangt haben, wie wir später noch sehen werden: Johannes Schipnitz aus Weida (Mittweida?) und Joliann Sprottaw al. IMeurer aus Crossen an der Klbe. Die betreffende Eintragung lautet: Bl. (II)' .\nno domini M"cccc"\lvij" septima die Xovembris magister Johannes W'eyda et magister Johannes Meürer de Crossin receperunt insignia doctoralia in medicina a magistro et doctore medicinae Jacob o Mese- berch de Stendal in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lipczcnsis et inibi ad facultatem medicinae studii Lipczensis sunt recepti. (Vgi. r:,fci 1, Sp. 2^ Schon im Juli des nächsten Jahres finden wir abermals eine Promotion vermerkt, die eines Leipziger Kindes, das als einziger Arzt des 15. Jahrhunderts in Vogels Leipziger Chronik mit seinem Namen Aufnahme fand, die des Nico- laus Pistoris, nach Vogel angeblich 1402 geboren und 1462 gestorben, was allerdings beides den Tatsachen nicht entspricht. Er hat seinen ganzen Studiengang in Leipzig erledigt'), hat wie Meseberg einmal das Dekanat der Artistenfakultät verwaltet (Sommer 1446) und ist, wie wir schon sahen, auch zur Würde des Professorats der Pathologie aufgerückt, das er von 1464 — 1470 versah, und im Frühling 147 1 gestorben. Wir werden von seinen Familien- beziehungen und seinem Epitaphium in einem späteren Abschnitt noch zu sprechen haben. Der ihn betreffende Eintrag im Dekanatsbuche lautet wie folgt: Hl.(ll)r. Anno domini ÄI'^cccc".\lviij" [1448J nona die mensis Julii mgr. Xico- laus Pistoris de Lipczk recepit insignia doctoralia in medicina a magistro et doctore medicinae Jacobo Meseberch de Stendal in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lipczensis et inibi ad facultatem me- dicinae studii Lipczensis est receptus. 'Vgi. lufci 1, S|.. n., Im Sommersemester 1450 finden wir in der Matrikel der Universität eine Eintragung bei der bayerischen Nation, die einiges Interesse erweckt. '14, Heinricus Swingenfels Oculista 6gr. Wir hatten hier also einen Okulisten oder Staarstecher, von dem wir sonst nichts wissen. Die Inskriptionsgebühr ist die anfangs übliche, die allerdings ') Immatrikuliert im Wintersemester 1426, Baccalarius itn Sommer 1429, Magister im Winter ■ 433, Dr. med. 1448. 4. Aus dem Dekanatsbuch der Leipziger medizinischen Fakult&t unter fiinf Dekanen. eg 1436 auf 10 Groschen, also einen halben Gulden erhöht worden war. Wir müssen somit diesen Staarstecher nicht gerade als arm, aber auch nicht als vermögend betrachten. Vielleicht war er nur als irgendwie abhängig von der Universität in die Matrikel eingeschrieben, weil er durch ein anderes .Amt oder entlohnten Dienst als Handwerker von der Universität seine Nahrung zog, etwa wie ein Buchbinder oder Organist oder Professoren-Diener. .Näheres weiß ich von ihm nicht anzugeben. Mit zwei rroniotionseintragungen vermag das Jahr 145 1 zu prunken: Bl. (ll)r. Anno domini M^cccc" quinquagesimo primo die Martis, sexta die Julii mgr. Conradus Deynhardi de Wetter recepit insignia doctoralia in medicina a magistro et doctore in medicina lacobo Meseberge de Stendal in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lypczensis et inibi ad facul- tatem medicinae studii Lipczensis est receptus. iVgi. Tifd i, Sp. =. Bl.(ii)v. .•\nno domini M'^cce" quinquagesimo primo die -Martis, sexta die Julii mgr. Johannes Stofeman de Luckow recepit insignia doctoralia in medicina a magistro et doctore in medicina Jacobo Mel'zeberck de Stendal in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lipczensis et inibi ad facul- tatem medicinae stijdii Lipczensis est receptus. Konrad Deinhardi aus Wetter stammt aus dem Süden Deutschlands, nicht etwa aus Wetter an der Ruhr Kortum-Bährensschen Angedenken, denn er wurde 1432 bei der Natio bavarica eingeschrieben, ist 1434 Baccalarius, 1437 Magister geworden. Das Jahr seines medizinischen Baccalariates ist un- bekannt, wenn wir auch die Tatsache, daß er es hier in Leipzig erwarb, schon durch ihre Eintragung ins Dekanatsbuch, oben S. 6, kennen gelernt haben. Er verweilte lange an unserer Hochschule, wurde im Sommer 1446 ihr Rektor, im Winter 1446 Dekan der Artistenfakultät und 1448 Vizekanzelar. Nach seiner Promotion zum Dr. med. verlautet nichts mehr von ihm'). Sein Dok- toratsgenosse Joh. Stovemann (Stauffmann) de Luckow weilte vom Winter 1438 an auf der Leipziger Universität, wo er in gemessenen Staffeln, 1440 als Baccalarius und 1444 als Magister die akademischen Würden erstieg, wobei für das medizinische Baccalariat gleichfalls das Datum nicht genauer feststeht, wenn er es auch bestimmt vor 1 447 erwarb (s. oben S. 6). Nach errungener Doktor- würde hat auch er Leipzig anscheinend bald verlassen. Mit besonderer Sorgfalt ausgeführt, so daß man an der Vaterschatt Mesebergs für diese Eintragung im ersten Augenblicke zweifeln möchte und sich erst nach eingehender vergleichender Schriftprüfung davon überzeugt, daß er es dennoch selbst geschrieben hat, finden wir auf Bl. (ii? des i. Statuten- buches der medizinischen Fakultät, dem auch alles Bisherige entnommen war, folgende Eintragung: ') Vgl. aber am Ende dieses Abschnittes io der Rechnungsaufstellung des Dekans Johann Schipnitz von Weyda den „Doktor Wetter" 1471 — 1473, S. 83. \ut dem Dckaoatsbuch der Leiptiger medifinischen Fakultät unter fünf Dekanen. Anno legis gratiae MVccclix" [1459], die vicesinia octava nionsis Aprilis, mgr. Johannes Forenbergcr deNoremberga ad facultatcni medicinae studii Lypczensis est receptus. Mit dieser Eintragung sind auch zum Teil die Irrtümer der Überlieferung erklart, welche uns über Johann Kohrenberg oder Forberger aus Nürnberg begegnen. Er soll schon 1447 „ad fac med. assumptus'' sein'), obwohl er doch im Sommer 1445 überhaupt erst in Leipzig eingeschrieben wurde, im Soinmer 144S dort das Baccalariat und 145 1 das Magisterium erwarb. Er hat danach zweifelsohne Leipzig verlassen, sich anderwärts zum Doktor promovieren lassen und, erst im Jahre 1459 nach Leipzig zurückgekehrt, dort als auswärtiger Doktor um Aufnahme in die medizinische Fakultät nachgesucht, die ihm unter den in Abschnitt 3 näher dargelegten, statutarisch festgesetzten Bedingungen gewährt wurde. Wie schon aus dieser Tatsache zu entnehmen, hatte Dr. Jo- hann Fohrenberg die Stadt Leii)zig zu seinem dauernden Wohnsitz und Tätig- keitsbezirke ausersehen und ist denn auch hier gestorben, wie ein Grabmal aus Stein in der Thomaskirche berichtet: ISlepner Nr. 796.] Anno 1467 d. 2 5.Maij, ohiit egregius artium ^magister)' & medicinae ^doctor) Joliannes Fohrenberg de Nurenberg, hie sepultus, cujus aniraa R. L P.A. Stauffmanns Promotion ^MSi) war entschieden die letzte in I\lesebergs Dekanat. Wir treffen nun nur noch Haccalariatseintragungen im Statutenbuche. Diese Haccalariatsprüfungen bzw. -promotionen erfolgten nicht unter dem \' orsitze des Dekans, sondern eines anderen Doktors der Fakultät-). V\'ir sehen hier- durch die uns schon bekannten Fakultätsmitglieder der Reihe nach in Funktion treten: Nicolaus Pistoris, Johann Schipnitz und Joh. Meurer ;S])rottau). ^.(12)^ Anno domini M'cccc'iij [1452] tercia feria post festum sancti Martini [14. Nov.] mgr. Vitalis Flegk promotus fuit per venerabilem virum raa- gisirum Nicolaum Pistoris dix:torem medicinae in baccalarium faccultatis eiusdem. ') Es erklärt sich diese Annahme dadurch, daß — ebenso wie die Reihe der Baccalarii von Meseberg ohne Datum und ohne Angabe, zu welchem Gelehrtcngrade sie promoviert wurden, in die I. Spalte des Blattes (lO'ccio eingetragen waren (vgl. Tafel I) — am Fuße desselben Blattes durchlaufend durch 2 Spalten folgende Notiz ohne Datum zu finden ist: „Magister Johannes Foren- berger de Norinberga ad facultatem medicinae assumptus est," von der beute kein Mensch von vornherein sagen kann, ob sie auf die Baccalariatspromotion StaufTmanns (zirka 1447) folgte oder auf Konrad Nisemans Jlezeption im Jahre 1502. Beides steht unmittelbar über der Notierung betr. Forenbergcr, wie ein Blick auf den Fuß unserer Tafel I ergibt. Um allen Zweifeln selbst zu begegnen, hat Meseberg nachträglich diese Assumptionseintragung auf 5.(11)' nochmals in aller Form und besonders sorgfältig geschrieben wiederholt. *) Sie sind denn auch, um Ordnung zu halten, Mißverständnissen (wie die auf S. 7 richtig gestellten und das eben besprochene) vorzubeugen und den Unterschied zwischen Bakkalar und Doktor energisch zu markieren, von jetzt ab an anderer .Stelle des Buches (vier Seiten weiter hinten) aufgezeichnet worden. 4- Atas dem Dekanalsbuch der Leipziger medizinischen Fakultät unter fünf Dekanen. 6i Vitalis Fleck de Bornis (aus Borna) wurde Wintersemester 1439 im- matrikuliert. Baccalarius im Winter 1441, Magister Artium im Winter 1445. [Bi.(i2r.i Anno domini M"cccc"liiij [1454] quinta feria post Mauricii [26. Sept.] mgr. Tiiomas Hertil de lawer promotus fuit per venerabilem virum magistrum Johannem Wey da, doctoreni meciicinae, in baccalarium faccultatis *) eiusdem. Anno domini 1459 feria secunda post octavas Epiphaniae domini [15. Jan.] mgr. Johannes Meßko de Sweydnitz promotus fuit per venerabilem virum magistrum Johannem M ewerer, doctorem medicinae, in baccalarium facul- tatis eiusdem. Anno domini 1459 feria secunda post octavas Epiphaniae domini [15. Jan.] Ambrosius Herfart de Lobeczicz promotus fuit per venerabilem virum magistrum Johannen! IMewrer, doctorem medicinae, in baccalarium facul- tatis eiusdem. Anno domini !M"cccc"lxij'' [1462J ipso, die Calixti confessoris [14. Oktober] magister Paulus Schultet! de Wittenberg promotus fuit per venerabilem virum magistrum Johannem de Wyda, medicinae doctorem, in baccalarium facultatis eiusdem. Anno domini ]\r'ccccl.\ij [1462] ipso die Calixti confessoris [14. Oktober] mgr. Nicolaus Salhusen de Osschacz promotus fuit per venerabilem magistrum Johannem de W3-da, medicinae doctorem, in baccalarium facultatis eiusdem etc. Anno domini 1463 feria tercia post Scolasticae [15. Februar] mgr. Nicolaus Golaw promotus fuit per venerabilem virum magistrum Johannem Mewrer doctorem medicinae, in baccalarium facultatis eiusdem. Anno domini 1463 feria tercia post Scolasticae [15. Februar] mgr. Allexius Thyme de Freynstadt promotus fuit per vernerabilem virum magistrum Johannem Mewrer medicinae doctorem, in baccalarium facultatis eiusdem. Von Johann Fleck, Thomas Hertel von Jauer, Johann Meßkow von Schvveidnitz, Ambrosius Herfart von Lobositz und Paul Schultet! aus Wittenberg ist nicht viel zu sagen. Sie dürften alle, wie viele nach ihnen, die Meißnische Hochschule nach dem Baccalariat der Medizin direkt oder nicht lange nachher verlassen haben, um sich anderwärts den Doktorhut zu erringen, falls sie sich nicht mit dem niedersten ärztlichen Grade aus dem einen oder anderen Grunde begnügten, oder der Tod ihrem Leben ein früh, zeitiges Ende bereitet, wie wir es bei einem der Baccalarien des Jahres 1463 zufallig nachweisen können, bei Alexius Thieme. Wir finden nämlich in den „Inscriptiones" Salomon Stepners unter Nr. 434 ein gegossenes Epitaph aus der Nikolaikirche angeführt mit der Aufschrift: Anno domini 1464, die 3. Mensis Septembris, obiit venerabilis vir magister Alexius Thyme de Freyenstat, in JNIedicina Baccalarius. Orate deum pro eo. Amen, die uns vom Irühen Tode des angehenden Arztes berichtet, der schon i*,j Jahre nach seiner Baccalariatspromotion ihn ereilte. ') Es steht fakultatis im Dekan.itsbuch 131.(12)' \u» dem l>ek»n.»:-' Uli. •'■■ i l.eiptiger luediiinischcn l';ikuU;tt unter fünf ]>ck.iiioii. \ Oll Nicolaus v.v ,...v criahren wir nichts weiter, Nicolaus Salliuseii aus Oschatz ist aber spater wieder nach Leipzig zurückgekehrt und als „Doctor cxtraneus" in die medizinische I-"akultat aufgcnoninion worden, wie wir noch sehen werden. Als 4. Dekan übernahm Johannes Schipnitz') von Weida im Jahre 1463 die Fakultatsleitung. Inskribiert im Sommer 1430 bei der Meißnischen Nation, hatte er im Winter 1431 zum Haccalaurcus und im Winter 1434 zum Magister promoviert und war im Sommersemester 1440 und 1444 mit der Dekanatswürde der Artistenfakultät bekleidet worden, im Winter 1443 mit dem Kek-torate. Das Jahr seines übrigens zweifellosen, medizinischen Haccalariatcs steht nicht fest-). Unterdessen hatte er schon 1440 Aufnahme als Mitglied des kleinen Kollegs gefunden und war, wie wir gesehen liaben, 1447 zum Doktor der Medizin promoviert worden. Zu gleicher Zeit ungefähr war die 11. Professur der Medizin durch den Rücktritt des Dr. Franz Korze vom Lehramt freige- worden und wir erfahren nun, daß Herzog Friedrich (der Sanftmütige) für die Neubesetzung dieser Stelle sich interessierte und die Bestallung Johann von NVeidas bewirkte. Vielleicht könnte man daraus die Bestätigung der Annahme entnehmen, daß als Johann Schipnitzens Geburtsort Weida, das Städtlein Mitt- weida im Meißnischen und nicht etwa das Städtchen Weida in Thüringen zu gelten habe, wo als X'ögte von Plauen und Weida die Reußen saßen. Mag sein, daß es sich so verhält. Jedenfalls siegte durch das Einschreiten Fried- richs des Sanftmütigen Joh. von Weida über seinen Konkurrenten, den vor kurzer Zeit am gleichen Tage mit ihm zum Doktor promovierten Joh. Sprottow al. Meurer von Crossen, der aber später bei demselben F'ürsten in Gunst ge- langte. Wenigstens scheint mir ein von ihm verfaßtes Gesundheitsregiment für denselben Herzog F'riedrich den Sanftmütigen darauf hinzuweisen, das ich im 6. Abschnitt dieses Heftes näher besprechen werde (S. 104 u. 204(11'.). Kurz und gut, wir sehen zunächst, daß Herzog Friedrich Ende November 1447 sich dafür interessierte'), wer auf den so wohldotierten Lehrstuhl der theore- tischen Arzneikunde in Leipzig zu berufen sei; er ließ dieserhalb an die Hoch- schule zu Händen des Rektors ein Schreiben ergehen, das recht interessant ist und gleichzeitig einen kleinen Einblick gewährt in den Hergang bei der Neu- besetzung von Lehrstellen an der Meißnischen Hochschule. Im Ms. 176 der Leipziger Universitätsbibliothek finden wir auf Bl. ^y eine „Littera domini ducis pro doctore Johanne wyda [.?j. AW. /./^/J", welche also lautet: Frederich von gotisgnaden herczog zcu Sachsen, Lantgrave in Doringen unde marggraf zcu Missen '). ') Es kommen auch die Schreibungen Schuptitz, Schuptiz, .Schüiiticz, Schuplz für seinen Namen vor; meist heißt es kurz „Johannes von Weida". ') Vgl. S. 6. ') ,.pro Johanne de Weida intercedit dux Fridcricus" sagt J. J. Vogel im Mitgliederverzeichnis der Fakultät. *) Auch abgedruckt bei Br. Stübcl, Urkundenbuch der Universität Leipzig S. 115 Nr. ')<). 4. Aus dem Dekaiiatsbuch der Leipziger medizinischen Fakultät unter fünf Dekanen. 63 Den wirdighen unde Erbarn Rectori und Meistern der hoenschule zcu Lipczk, unsern lieben andechtighen. Unsern grueß zcuvor. Wirdigen, üben, andechtighen. Wan an unß brocht ist, \vy daß der wirdige doctor Franciscus dy lecture in der Ercztneye by uch durch yn bißher vor weßit kurczlich begeben unnd der nicht mer halden wolle, Sin wir bericht, wy daß auch der wirdige doctor Johannes wyda der seibin kunst wol gelart an des gnanten doctor Franciscus stat zcu komen unnd sollich lecture zcu vorwesin gnugsam tugelich unnd bequem sy, unnd daruff gebeten deshalben eyne scrifit vor yn zcuthun. Uff eyn soUichs beghern wyr an uch mid gantzem fliße bittende, das ir yn daran vor eym andern uns zcuwillen wollet komen unnd unsers vorschribens gnissen laßen, als wyr uns danne billich zcu uch vorsehen unde in gute gein uch nicht vergessen wollen. Geben zcu Torgaw am dunerstage Clementis papae anno domini :c.xi,. septimo. Dies kurfürstliche Empfehlungsschreiben ging nun vom Rektor, damals Petrus Presczhewicz de Budissin, Magister und theologiae baccalarius for- matus, zur Beschlußfassung an die vier Nationen, die sich folgendermaßen dazu äußern. J'^ofa nacionuvi super cadem: Placet nacioni Saxonum, quod collcgium viaius tempore vacacionis collegiahirae viedicoruvi de novo doctore provideat, secnnduin quod hac- tenm fieri est consnetum et quod quantmu ad hoc mann tencatur. Placet nacioni Polonoruvi, quod negocium de littera domini ducis committatur collegio maiori, eo quod hoc non respicit universitatem sed collcgium. Placet nacioni Misncnsium, ex quo universitas non habet eligere, quod domini collegiati tempore suo velint esse memores precum domini principis. Placet nacioni Bai'arorum, ex quo univcrsitatis non intcrest eligere col- legiatnm, quod dirigat universitas peticionem ad collegiatos ad acquies- cendum peticioni principis. Korrekt weisen also die 4 Nationen, als nicht vor ihr Forum gehörig, die ganze Sache vor das große Kolleg, die Meißnische und Bayerische Nation, indem sie gleichzeitig das Ersuchen des Kurfürsten geneigter Berücksichtigung empfehlen \. Der Herzog erreichte aber auch so seine Absicht. Johann von Weida wurde ernannt und trat damit in das „große" Kolleg über und aus dem „kleinen" aus: „Magni coUegii coUegiatus factus discessit". Mitglied des großen Fürstenkollegs ist er denn auch bis zu seinem Lebensende im Jahre 1484 ge- blieben. Nach einer Mitteilung Stepners wäre Schipnitz Doktor der Theologie ') Waren die beiden anderen, J 4- Au» dem lVk»n«l»buch der Lfip/icfr mcdijinischcn l-nkult:il unter filnf UcUancn. gewesen. Es soll sich iLimlicli im ..IV'ichthaiise" der Nikolaikirclic die Inschril't befunden haben: (510) Anno 14S4 in die Lauiporii [l 7. September] obiit venerabilis vir Dr. Johannes Schipnitz de Weida, Theologiae doctor, cujus anima etc. wahrend ein in dem Schirt" derselbigen Kirche befindliches Holzepitaph mit dem Gemälde einer Kreuzigung folgende Inschrift getragen haben soll, ilic mit ilem übereinstimmt, was wir sonst von Schipnitz wissen: (419) Anno domini 1484, feria sexta, ipso die sancti Lamperti, obiit Venerandus vir, magister Johannes de Weida, medicinae doctor, niajoris collegii colle- giatus hie sepultus, cujus anima requiesrat in paoe. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß unser 4. Dekan wirklich einmal auch zum Doktor der Theologie honoris causa ernannt worden ist, doch schweigt darüber soviel ich sehe die Universitätsmatrikel und die Fakul- tätsakten '). Einer seiner ersten feierlichen Dekanatsakte war die Rezeption eines Mannes, der sein Nachfolger werden sollte, dessen Name auch in der Kunstgeschichte Leipzigs einen guten Klang besitzt, des Valentinus Becke de Schmedeberg oder Smidberg, der uns schon in seiner Eintragung als Mitglied der Fakultät kurz als Valentinus Schmidberg begegnet, unter dem er auch außerhalb der Fakultätsakten allein bekannt ist. Valentin Beck oder Becke de Smedeberck war im Somniersemester 1458 bei der Sachsischen Nation inskribiert worden. Als Baccalaureus finden wir ihn schon im kommenden Sommer 1459, als Magister Valentinus l^ecke de Smedebergk im Winter 1461. Im Statutenbuch treflcn wir über die Rezep- tion des anderwärts Promovierten folgende Eintragung, über welche Johann von Weyda als erstes Zeichen seiner Betätigung als Dekan im Fakultatsbuche folgende Eintragung als Überschrift setzte-. Diirtor Joli. U'eiffla nirftithtae f'acuUfitin decanus. [Bl. A.-^.] Anno legis gratiae-) M''cccc"lxv'' [1465] die sedecima mensis P^ebruarii magister Valentinus Schmidberg ad facultatem medicinae studii Lipczensis est receptUS. [Mit anderer Tinte später nachgetragen:] Insuper anno M^cccc'lxviij" [1468] receptus est ad consilium facultatis medicinae. \'alentin Becke fand Aufnahme ins große Kolleg im Jahre 1471 und übernahm damit gleichzeitig die Professur der Pathologie des verstorbenen ') Nur in Vogels Mitgliedervcrzeichnis wird (vermutlich nach Stepner.') bemerkt „j d. 1 7. SepL 5. S. Lamperti D. Joh. Schipnitz de Weida theol. D." •) Diese Redewendung hat Johannes von Weyda von der letzten feierlichen Eintragung Mesebcrgs (über Fohrenberger) mit herübergenommen. 4. Aus dem Dekanatsbuch der Leipziger medizinischen Fakultät unter Tünf Dekanen. 65 Nicolaus Pistoris. Becke wurde auch in den Rat der Stadt berufen und war im Jahre 1470 Ratssyndikus. Doch müssen wir ihn zunächst noch verlassen. In dem Jahre 1465 und 1466 finden wir nacheinander zwei Magister mit dem Raccalariat ausgestattet, die wir später gleichzeitig mit dem Doktorhut gekrönt wiedersehen : [B1.(I2)».] Item anno domini 1465. mgr. Vincencius Numburg assumptus est in baccalariuin medicinae. Dispensatum fuit secum de responsione pro bacca- lariatu et hoc die beati Wenczeslai [18. Sept.J. Anno domini 14Ö6*' tercia feria post purificacionis Mariae [4. Februar] magister BurkardusGuorras de Constancia promotus est in baccalarium medicinae per venerabilem virum doctorem Johannem Weyda. Der amtseifrige Johannes von Weida hat es in seinem Dekanat also auch nicht unter seiner Würde gefunden, selbst den Baccalariatsprüfungen zu präsidieren; freilich war er unbeweibt, wie wir noch sehen werden. Im Jahre 1469 treffen wir dann folgende Einzeichnung ins Statutenbuch: IBl. (11)".] Anno domini M^cccc sexagesimo nono decima quarta die Novembris mgr. V^incentius V'ayt de Nüenburg recepit insignia doctoralia in medicina a magistro et doctore Johanne deWyda in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lipczensis et inibi ad facultatem medicinae studii Lip- czensis est receptüs. Anno domini M^cccc sexagesimo nono decima quarta die Novembris mgr. Burckhardus Guorus de Constancia recepit insignia doctoralia in medicina a magistro et doctore Johanne de W'ida in ecclesia sancti Nicolai civitatis Lipsensis et inibi ad facultatem medicinae studii Lipsensis est receptüs. Beide haben ihren regelmäßigen Studiengang an der Leipziger Univer- sität seit 1446 bzw. 1458 durchgemacht, wie die Eintragungen in die Matrikel ergeben ^). Gleichzeitige Aufnahme in die Leipziger medizinische Fakultät fanden 147 1 zwei auswärts zum medizinischen Doktor Promovierte: [Bl. (ii)v Sp. 2.; Anno domini M"cccc septuagesimo primo xvij" [decima septimaj die Junii Dr. Nicolaus Salhusen de Oschicz ad facultatem medicinae studii Lipczensis est receptüs. ') Vicentius Voigt de Nüenburg iMcyenburgk) inskribiert Sommer 1446, baccalarius Sommer 1448, magister Winter 1453, med. baccalarius 1465. Burk(hard) Gurr.iß, Guorras, Gnorus, Guras, Güras de Constantia insk. Sommer 1458, bacc. Sommer 1459, mag. Winter 1462, med. bacc. 1466. Studien zur Geschichte der Medizin. Vlir. 5 \,;n dem L>ekiu»l«huch der Leipiiccr ineiluiiiiMluii t.ikuli:it untot lauf Dekanen. Annodomini M''cccc"lxxi'' \vij''|decinia septimaldie Junii Dr.'^ Johannes de Hallis ad facultatcm medicinae studii Lipc/.ensis est receptus. die dann ■* , Jahre spater sclion in den Rat der Fakultät, das „consiliuni" hinübergenonuuen wurden: |B1. (in'.' Item anno domini M'^cccc'lxxii' " I1472I quarta feria post epyplianiae doniini [S. Januar] doctor Nicolaus Üschicz et doc. Johannes Hallis recepti sunt ad consiliuni facultatis, wahrend spater satzungsgemäß ein längerer Zwischenraum erfordert wurde. Den Nicolaus Salhausen von Oschatz treffen wir hier schon zum dritten Male, er war 1463 zum Haccalarius medicinae promoviert worden, nacli- dem er im Sommer 1451 immatrikuliert, im Sommer 1452 zum Haccalarius artium und 1457 zum Magister ernannt worden war. Er ist dann zu weiterem Studium zu anderen Hochschulen gewandert, hat auch auswärts den Doktorhut errungen und ist später als Arzt in Leipzis^ geblieben, auch hier am 2. Aug. 1479 gestorben und begraben worden. Sein Grabmal in der Faulinerkirche (gegossen) trug folgende Inschrift: [stepner 236.] Anno domini M.CCCC.LXXIX. in vigilia Sanrti Augusti<^ni) obiit egregius vir mgr. Nicolaus de Salhusen, doctor medicus hie sepultus, cuius anima luce fruatur aeterna. Johannes Wagh von Halle werden wir später als Dekan der medi- zinischen Fakultät wiederfinden, worauf ich einstweilen verweisen muß. Eine neue Varietät in den Rezciitionsformeln der Fakultät bringt eine Eintragung vom Februar 1476: [bl.(li)' Sp. 2.] Item anno domini M"cccc"lxxvi"' die quindecima Februarii doctor Bern- hardinus, filius domini Casparis, ad facultatcm medicinae studii Lipczensis receptus est. Wir lesen hier von einem Sohn eines „Herrn Caspar", der dem ganzen Tenor nach doch wohl ein Arzt in Leipzig gewesen sein muß. In den Ak-ten der medizinischen Fakultät habe ich bisher von ihm keine Spur gefunden und doch muß er dieser Fakultät angehört haben, wie schon daraus selbstverständ- lich sich ergeben würde, wenn er tatsächlich in Leipzig praktiziert hat, woran doch wohl kaum zu zweifeln ist-). ') Es war aus Versehen abermals „Nicolaus" zu schreiben begonnen, was dann ausradiert ist. ») Weder ein „Dr. Caspar" noch ein „Dr. Bernhardinus'' ist um diese Zeit in Vogels Mitgliederverzeichnis vermerkt. ,, Dominus Caspar" kann ja freilich auch einer anderen Fakultät angehört haben, aber ,, Bernhardinus" müßte unbedingt dort zu finden sein, ein Zeichen, daß wir tins auf die Vollständigkeit dieses Verzeichnisses nicht verlassen können. Auch Thomas Kiliani, der gli^ich zu nennen ist, findet sich dort nicht und Joh. Mormann nur einmal im J.ihre 14S5. 4. Aus dem Dekanatsbuch der Leipziger medizinischen Kakultüt unter rünf Dekanen. g? Ob Söhne von Ärzten irgend wclclie Vorteile genossen, Ermäßigung der Gebühren oder Ahnhches bei der Aiifnalimc, ist aus den Akten nicht ersichtlich, da regehiiäßige Eintragungen der Eakuitätseinnahmcn bis auf einige Fragmente, die ich am Ende dieses Abschnittes zusammenstelle, leider fehlen. Jedenfalls haben sie den Sohn des Arztes Kaspar nicht davon abgehalten, seinen ganzen medizinischen Studiengang auswärts zu absolvieren; denn Dr. Bernhardinus, der hier .Aufnahme in die Fakultät findet, ist sicher ein „Doctor extraneus", ebenso die folgend genannten „recepti" des Jahres 1477 und 1483. [Bl. (11)» Sp. 2.] Item anno domini M"cccc"lxxvij" die tricesima mensis Julii doctor Thomas Kiliani ad facultatem medicinae studii Lipczensis receptus est. [Ebenda.] Item anno domini MVccc'Ixxxiij" doctor Johannes Morman de Ratispona ad facultatem medicinae studii Lipczensis receptus est et hoc undecima die Februarii. Von beiden, offenbar eine Zeitlang in Leipzig als Arzte ansässigen und tatigen Männern ergeben die Fakultätsakten und Stadtakten, soweit ich sehe, im übrigen keine Auskunft. Zum Schlüsse der Dekanatstätigkeit Johannes von Weida noch zwei Baccalariatseintragungen vom Jahre 1479. [Bl.(i2)'Sp. 2.] Anno domini M"cccc" septuagesimu nono magister Symon Pistoris de Lipczk promotus fuit in baccalarium medicinae per magisirum Joliannem Weyda, doctorem medicinae, secunda feria post Elyzabeth [25. November] videlicet vicesima tertia die Nnvembris. Anno domini M^cccc" septuagesimo nono vicesima tertia die mensis No- vembris Stanislaus Reichinbach de Schwidenicz promotus fuit in bac- calarium medicinae per magistrum Johannem Weyda, doctorem in medicinis. Nur der Erstere ist hier von erheblicherem Interesse; es ist der Sohn des einige Jahre vorher verstorbenen Professors der Pathologie') und Rats- angehörigen der Stadt, Nicolaus Pistoris, der spätere Dekan, dem der Boden Leipzigs eine Zeitlang zu heiß geworden war, als er sich im Leipziger Syphilis- streite, der auch in der allgemeinen Geschichte der Medizin zu trauriger .,Be- rühmtheit'' gelangt ist, eine so schwere Niederlage geholt hatte (s. Abschnitt 6 gegen Ende). Am 17. September 14S4 hatte Johann Schipnitz von Weida das Zeitliche gesegnet. Als sein Nachfolger rückte an 5. Stelle in der ganzen Reihe Valentin Becke aus Schmiedeberg in das Dekanat der medizinischen Fakultät, von dessen früheren Schicksalen wir schon gelegentlich seiner Promo- ') Von einer etwaigen Gebührenermäßigung aus dieser Ursache verlautet auch hier nichts. » .. 1..,,, lyVuutsbuch der Leipxi(;cr mcJUinbclicn F.ikuliat unter fünf Dekanen. tioii im i.iiv.c i.\"2 gesprochen haben. Er verwaltete das Dekanat nur relativ kurze Zeit. Als ordnungsliebender Mann und guter Haushalter hat auch er nicht ver.t, die Hinkünfte des Dekanats zu notieren, worin ihm sein Vor- gänger allerdings, wie ich noch zeigen werde, schon recht ergiebig voraus- gegangen war; so finden wir denn von N'alentin Hecke, wenn auch ohne Datum, so doch zweifellos im Jahre 14S4 eingetragen'), die folgende Mitteilung: Ego Valentin US Smidberg rccepi 4 llor. a doc Weyda. Inwiefern die Fakultät mit den Erben ihres verblichenen Dekans „güt- liche .-Xuseinandersetzungen" hatte, bleibe einstweilen dahingestellt'-); der erst- genannte Posten handelt aber bestimmt von der Aufnahmegebühr des Leipziger Frühhumanisten Martin l'ollich (Polich) aus Melierstadt in die medizinische P'akultat, über deren Mitglied Simon Pistoris er fast anderthalb Jahrzehnte spater einen so grimmigen Sieg mit den Waffen der Logik und Dialektik davontragen sollte, dessen er selbst doch nicht froh wurde. Drei Jahre nach ihm fand dieser, sein späterer Gegner, in die Fakultät Aufnahme. Bl. (II)' Sp. 2.] Item anno domini M"cccclxxxvij [14S7J magister Symon Pistoris de Leipczk doctor die 14"'' [quarta decima| mensis Februarii assumptus est ad facultatem medicinae [von der nämlichen Hand beigefügt:] In- super anno cccclxxxviij I1488J receptus est ad consilium facultatis medicinae in vigilia omnium sanctorum. Man sieht, Simon Pistoris ist nach etwa i' ., Jahren in tlcn Rat der P'akultat aufgestiegen. Die Zeitspanne zwischen den beiden Rezeptionsterminen wachst. Schon im nämlichen Jahre, anscheinend wenige Wochen nach seiner Aufnahme in das „consilium facultatis' , nahm Pistoris die Haccalariatspromotion Wenzel Fabers von Budweis vor. [BI. (12)' Sp. 2]. Anno domini M'cccc octuagesimo octavo magister Wen czeslaus Bude - wiß vel verius Fabri de Budewiß sequenti die pro.xima ante'') festum Martini [10. November:] sub rectoratu suo promotus fuit in baccalarium medicinae per magistrum Symonem Pistoris de Leipczk, medicinae doctorem. Item ex singulari favore doctorum, et ut alii alliciantur promovendi, eidem magistro Wenczeslao de Budewifß fuit conccssum et praero- ') Auf der Innenseite des hinteren Einbanddeckels. ') Vgl. weiter unten S. 83. •) Es stand .,post" da; „ante" ist übergeschrieben. 4. Aus dem Dekanatsbuch der Leipziger medizinischen Fakultät unter Tünf Dekanen. gc) gativum donatuni, quod de caetero haberet locum suuni ante alios doctores, qui postsuum baccalariatum recii)ientur de aliis universitatibus, in quantum prosequentur promotioneiu suam in liac universitate. Man hat den andei^'ärts zum Magister (aiiium) promovierten, gerade mit der Rektoratswürde bekleideten Mann besonders ehren wollen. Ein ähnlicher Vorgang scheint sich, wie wir noch finden werden, am 13. Juni 1497 bei ihm wiederholt zu haben, den wir als fleißigen Praktikenschreiber und berühmten Astrologen kennen. Über die Rangfolge der Rezipierten hatte man ja, wie wir oben (S. 32 fl.) gesehen haben, ausführliche Bestimmung getroffen. Gebühren hatte Wenzel Faber von Hudweis bei dieser Ehrenpromotion anscheinend nicht zu entrichten (r. [Bl. (II)' Sp. 2 Ende..] Item anno domini Mlx.xix [statt 1489IJ assumptus est dominus doctor Johannes de Lantczperg ad facultatem medicinae. Item ipse solvit doctoribus pecuniam solvendam. Item [von der nämlichen Hand wie das Vorhergehende')] anno domini Mlx.Kxxj [1491I] feria quarta post Pauli [27. Jan.?] receptus est ad consilium facultatis. Item dedit IUI florenos. Ob das Zeitintervall zwischen der Aufnahme in die Fakultät und in das Konsilium mit dem bei Simon Pistoris beobachteten übereinstimmt, läßt sich nicht bestimmt entscheiden, da das erste Monatsdatum fehlt. ') Es ist vielleicht schon die Hand Johanns von Halle, die beide Eintragungen vor- nahm, deren eine doch noch in Schmiedebergs Dekanatszeit fallt. Die Hand Johanns von Halle scheint sehr zu wechseln. Obenstehende Eintragung erinnert in ihren Schriflzügen in manchem an die Hand Johanns von Weyda; doch ist es zweifellos die nämliche, welche in der 2. Spalte des Blattes (12)' die Eintragung vom Jahre 1497 über Wenzel Faber gemacht hat, welche ja auch in das Dekanat Johanns von Halle fallt. Vorübergehend war ich versucht anzunehmen, daß die erste Jahreszahl richtig sei und die zweite verschrieben (beide können nicht richtig scinlj, daß die Aufnahme Johann Wagners von Landsberg in die Fakultät und den Rat der Fakultät also in das Dekanat Johanns von Weida fielen, worin mich noch die Beobachtung bestärkte, daß Vogels Mitgliederverzeichnis der Fakultät den Namen „Landsbergs" seit 1481 unter den Assessoren der Fakultät mit aufführt und den 29. Januar 1 48 1 als sein Rezeptionsdatum angibt. Offenbar hat er also die -vorliegende Eintragung so aufgefaßt, daß 1491 ein Schreibfehler wäre. Aber ohne Not möchte ich doch in der Reihenfolge der Eintragungen nicht noch diese neue Un- ordnung annehmen, während sie im anderen Falle von 1451 bis 1499 in ungestörter Zeitfolge auf Bl. (11)' Sp. I u. 2 und Bl. (12)' Sp. i fortlaufen. Außerdem ist der Wortlaut von denen der vielen Rezeptionseintragungen Johannes von Weida derart differcnt, daß mir diese Annahme un- überwindlichen Schwierigkeiten zu begegnen scheint. Niemals sagt Joh. v. Weida „assumptus est" sondern neunmal regelmäßig „receptus'', nur einmal fehlt bei 9 Eintragungen die Nennung von Leipzig, niemals vor allem machte Johann von Weida bei den Eintragungen der Recepti und Promoti eine Angabe über die Bezahlung der Gebühren ; er hat diese Eintragungen auf eine andere Stelle des Dekanatsbuches verlegt, wie wir noch sehen werden. Ich bleibe also dabei, daß Johann Wagner von Landsberg erst 1489 in die Fakultät eingetreten ist und 1491 in den Rat derselben Aufnahme fand, zumal die Hand mit der der Eintragung vom Jahre 1497 übereinstimmt, Johann von Halle also doch wohl tatsächlich zu verschiedenen Zeiten sehr verschieden geschrieben hat. TQ 4. Au» dem l>riv»iiat>i'Hcn lifi i.fip/iKci mediiinischcn KaViiltÄt untfr Rlnf Deknneii. Hatte Valentin Hocke von Sdunietlcberjj so seit last 20 Jaliren theo- retische und spater praktische Medizin gelesen, als er linde Mar^ 1490 starb, so ist doch weder von wissenschaftlichen Leistungen etwas von ihm bekannt geworden, noch hat sein Dekanat irL;end bedeutende Spuren hinterlassen. Aber an seinen Namen knüpit sich durch das X'ermachtnis eines Sohnes, der die juristische Laut'bahn ergritT und mit Khren durchführte, gewiti auch unter dem Einfluß der X'erschwagerung mit der Arztefamilie l'istoris, eine wichtige Neue- rung, die erstmalige Anstellung eines besoldeten Spitalarztes. Sein Bild ist uns von tretilicher Künstlerhand auf dem berühmten ,,Schmiedebergschen Altare" festgehalten, vielleicht hat auch das allbekannte Hild des „Sterbenden" von Lukas Cranach bewußt eine Ähnlichkeit mit erhaltenen Bildern von ihm an- gestrebt. Ich werde über das ganze Bildwerk dieses Altares bei der Be- sprechung der Schmidburgschen Stiftung im nächsten Abschnitte eingehendere .Xuskuntt sieben. Auf \'alentin Sciimicdeberg folgte als 6. Dekan Johannes Wagh (Wack, Vach) von Halle, der seine Studien im Sommer 145 1 in Leipzig begonnen und im Winter 1452 zum Baccalarius promoviert die Universitäts- stadt für fast 20 Jahre verlassen hatte. Im Jahre 1471 in die Fakultät, 1472 in der Consilium facultatis, wie wir gesehen haben, rezipiert, trat er 1484 das Lehrahmt der theoretischen Medizin als Nachfolger Schmidebergs an und damit gleichzeitig ins große Kolleg als Kollegiat. Das Dekanat hat er bis zu seinem Tode am 3. August') 1499 verwaltet, von dem ein gemaltes Kpitaph in der Nikolaikirche mit der Darstellung der \'erkündigung, Geburt und Fassion Christi im Triptychon Kunde gab, auf dem die nicht allzuflüssigen Verse standen: [Stepner 415] Artis quid cyclice quid confert Techna raedendi, In mediciis possit quo minus atra dies, Doctor Johannes Wagh, Hallensis proba proles Arguit, hie condiü, quem pie Nicolae. Artibus ut pubes fnrmetur, cnntulit aera, Ad superos tollas hunc precor, alrae Dens. 'Am unteren Rand des linken Altarflügels die Inschrift: „Oro pro nobis, Maria mcmen . . "]. Im Beginne seines Dekanats finden wir folgende etwas ungewöhnliche Eintragung, die dem Aufzunehmenden, auswärts Promovierten eine Art VVohl- verhaltenszeugnis ausstellt und, wie es jetzt in Übung kommt, gleich beifügt, wann die Aufnahme in den Rat der Fakultät erfolgte und wie es mit den Gebühren gehalten wurde. ;bi. (I2J' Sp. I.] Anno domini M cccc 90 ( 1490] feria tertia post Jacobi [27. Juli] respondit d.] Anno domini 1509 die 13 [decima tertia] mensis Februarii mgr. Conradus Tockler de Nurenberga promotus est per venerabilem virum magistrum Cristoferum de Schonfeit, medicinae doctorem, in baccalarium facul- tatis eiusdem et dedit duos flor. ad fiscum facultatis eiusdem. Anno domini 1509 die 13 fdecima tertia] mensis Februarii Caspar Kegeler de Thirßheim promotus est per venerabilem magistrum Cristofferuni Schoenfelt, medicinae doctorem, in baccalarium facultatis eiusdem et dedit n. florenos ad fiscum. ') Vgl. auch Simon Pistoris Gutachten von 151 1 im Anhang am Ende des 2. Abschnittes Zeile 45 u. 87, das vor dem Antritt der 2. Professur durch Christoph Schönefeld geschrieben zu sein scheint und erkennen läßt, daß man ihn schon vor dem Eintritt in den Genuß der Kollegiats- stelle im großen Kolleg für eine supplierende Tätigkeit mit 30 6. im Jahre honorierte, wohl um ihn in Leipzig zu halten. Daß er mit seinem Dekan trotzdem nicht besonders stand, ersehen wir ebenda, Zeile 96. Christoph Schönefeld fällt mit seiner Wirksamkeit als Ordinarius in den An- fang des 2. Jahrhunderts, also außerhalb der Zeit unserer diesmaligen Untersuchung. Conrad AVimpina in seiner „Centuria illuslrium scriptorum" (ed. Merzdorf, Lipsiae 1839 S. 62) gibt ihm das für jene Zeit sehr hohe Lob: „callet Iriplicem linguam, Hebraeam, Graecam et Latinam." Unser „trilinguis" hätte also wohl als der erste „philologische Mediziner" der Universität Leipzig zu gelten, von irgendwelchen Schriften oder Ausgaben verlautet bei ihm aber nichts. Trotzdem wird man ihn wegen dieser seiner d-imals schon so hochgeschätzten Dreisprachigkeit in Leipzig zu h,alten versucht haben. rfi 4. Auj dem IVk«n»l»hu<:h der I.cip/i(;or nioIiiiiniMlicn 1 «ikulliu unter liliil' lleknneii. Anno domint 1500 die niensis Februarü dccima tertia Batliasar |!J Lot- wiger de Haitis promotus est per vcncraliilem magistruni Cristoferum Schönfeit, medicinae doctorein, in baccalarium facultatis eiusdeni et dedit duos flor. ad fiscum facultatis. Eine andere Haccaiariatsproniotion laiul im vorhergehenden Jahre statt, die man bisher immer übersehen zu liaben scheint, und doch steht sie aus- drücklich auf Bl. (12)' des Statutenbuchs von derselben Hand des Dekans Johannes Wagner von I^ndsberg eingetragen: Anno domini 1508 5 a feria post octavas pascac promotus est in baccalarium medicinae magister Heningus Sarctoris de Bronswigk tunc rector universitatis qui dedit pro fisco ij fl. K^henenscs). Allerdings heißt der Kcctor dieses Wintersemesters Ludwig Sartoris de Görlitz; und es liegt auch sicher eine Verwechselung hier vor. Heinrich Schrader (auch Sartoris) de Brunscwig (inskr. im Winter 1480, Baccalarius im Winter 14S2, Magister im Winter 14S9, Cursor im Winter 1492) ist nie- mals Rektor in Leipzig gewesen und es .scheint auch auf den ersten Blick gar kein Grund vorzuliegen, der ihn irgendwie als mit dieser Eintragung in das Fakultätsbuch der Mediziner gemeint, legitimieren könnte, und doch hat ihn der Herr Dekan mit den Rektor des Jahres nur um der Namcnsgleichheit willen venvechselt. Er kam wohl wenig mehr unter Menschen und saß be- ständig über seinem Aristoteleskommentar (s. am Ende des 6. Abschnittes), so daß ihm so etwas bei seinen Eintragungen ins Dekanatsbuch über Fakultäts- akte, denen er nicht beigewohnt hatte, .schon in die Feder kommen konnte. Denn Heinrich Schrader von Braunschweig war wirklich später zum Studium der Medizin übergegangen. Wir treffen ihn aktenmäßig 2^3 Jahre nachher als „Der Artzney doctor" bezeichnet in einem Stiftungsbriefe vom 30. September 151 1, in welchem ein „Henricus Schrader von Brunswigk, der artzney doctor" beim kleinen Fürstenkolleg 40 fl. jährlich (also fast einen Professorengehalt), verordnet, welche für einen Leipziger Studenten bestimmt sein sollen oder, falls die Uni- versität in Verfall geraten sollte („si mutatio tanta fieret in universitate, ge- schege aber in disser Universität Leypzk so große Wandlunge, da die Studenten nicht gut tun sollten"), für andere würdige Braunschweiger. Er ist bestimmt der Baccalar vom Jahre 1508; vielleicht hat er es nie weiter als zum Baccalar der Medizin gebracht und der höhere Titel der Stiftungsurkunde (Stübel, Urkundenbuch der Universität Nr. 289 S. 295) ist nur eine kleine N'erschönerung des Stifters. In den Anfang der Dekanatstätigkeit Johannes Wagners dürfte wohl ein Aktenstück zu setzen sein, welches sich abschriftlich im Entwurf im Kopial- buch 107 des Hauptstaatsarchivs zu Dresden befindet (Bl. 242 ab), und dessen Original bei seiner Absendung an die Leipziger medizinische Fakultät vom Kanzler Erhardt unterschrieben war. Es mag im Jahr 1501 etwa abgefaßt sein und belehrt uns darüber, daß auch schon damals die medizinische Fakultät l- Aus dem Dekanatsbuch der Leipziger nieiliüinischcii l-akulliit unter i 7 7 als ärztliche Körperschaft amtlich in Anspruch genommen wurde, nicht nur in Universitäts- und Unterrichtssachen. Ähnlich wurde sie ja höchstwahrscheinlich schon damals und sicher in den nächsten Jahrzehnten als Begutachtungs- behörde an der Lepraschau beteilijjt. Haben sich doch bei den Fakultäts- akten eine ganze Reihe von solchen Lepragutachten aus dem 3. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts erhalten. Im vorliegenden Falle handelt es sich um ein Schreiben der herzoglichen Regierung in Dresden an die Fakultät der Arznei in Leipzig, also an die Körper- schaft der Leipziger Arzte, mit dem Ersuchen sich eines in Leipzig schwer erkrankt darnieder liegenden Ritters Otto Pflug anzunehmen. Die Eintragung im Kopialbuch hat folgenden Wortlaut: Herzog!. Schreiben an die facultät der Ertzney, sich des Kranken Otto Ptlugk anzunehmen. Dechant, doctoribus Ist gesriben, noch dem, H. Otto Pflugk Ritter, mit swerer der facultet der kranckeyt beladen, und in gots geweidung zu Lipzck legt, Ertzney zu Lipzck. mit Beger, das sye guten vleiß und achtunge, bej Ime, haben wolten, domit er vormittelst gotlicher, vnd Irer, hulffe, wider seiner krankeyt entledigt vnd zu gesunt, seins leibes kommen mocht, dar Inn vleiß nicht sparen wolten, das sich mein Gn. H. zu Inen vorsehen wolt, also thun wurden. Zu gleicher Zeit ging ein besonderes Schreiben an einen bestimmten Leipziger Arzt ab, folgenden Inhalts: Doctor Caspar Ist der gleichen geschrieben, bej H. Otten Pflugk, treulichen zu Leipzck. vleis furzuwenden damit er durch gottes vnd seiner hulff wider gesuntheit erlangen möcht. \'ermutlich hat sich also der kranke Ritter in eben dieses „Doctor Caspars'" spezieller Behandlung befunden, den wir oben kennen gelernt haben, Dr. Caspar Brunsberg, d. h. Dr. med. Caspar Molitor aus Braunsberg, der auf seine Anciennetät in der Fakultät verzichtet hatte, vermutlich da er mehr Interesse für den praktischen Beruf als für Ehrenämter und Lehrstel- lungen hatte und in der .Ausübung der Praxis möglichst wenig durch Vorträge, Sitzungen und feierliche Akte gestört werden wollte, was ja auch die schmal besoldeten Professoren als drückend empfanden, wie wir im 3. Abschnitt ge- sehen haben, zumal in der konsultativen Praxis über Landes. Ganz hat er sich aber der Lehrtätigkeit doch nicht entziehen können, wie wir schon ge- sehen haben und im Anhang noch weiter sehen werden '). Wie weit sein Ruf als Praktiker reichte und wie hoch er am Hofe selbst in Ansehen und als Arzt in Schätzung stand, dürfte ein anderer Brief beweisen, der sich im selben Kopial 107 aufBl. 25 b registriert findet und vom nämlichen Kanzler Erhardt mit unterschrieben ist. Die Notiz lautet: '1 Stromer nennt ihn bei seiner Promotion seinen Lehrer; er ist wohl .luch der „Caspar Begeler", der 1508 umsonst das Bürgerrecht erhielt wegen seiner Verdienste zur Pestzeit (Wust- mann, Gesch. der Stadt Leipzig, I, S. 275), nicht Kaspar Kegler, Dr. med. 1512. \ .> tirin Uvkan*lsbuch der Leipziger niediiinischcti Fakultül untor ftlnf Dekanen. Dienstags Wcnzcslai 1501. Ködern die ist doctor Caspar zu Lii)/ilv geschrieben, das mein g. frau von Hayern meinem g. hern gesclirieben und gebetten, ir doctor Caspar /.uzuschicken, darumb begert mein g. her. das er sicli turderlicli gein Kochhtz fuge und meyner g. Irawen in iercr i 8} 4- Aas dem Dekuiatsbuch der Leipitger medUinischen Fakultät unter (\\n( Dekanen. Item I fi. in auro cancellario pro littera conlirinationis statuti de atl- venis practicantibus. Item / //. in auro pro nie cum disputa^tum est?:) in [Kiii . . io? cinc- ritio?] anno etc. 70. Item / /f. in auro doctori pistoris disputante scxta feria in angaria pentliecostes anno etc. ~o. Item Iji. in auro doctori sniidbcrjj de disputatione michaelis in angaria. Item / ff. in auro michi de disputatione in quadragesima quarta k-iia in angaria 7/°. Item doc. smidberg / ff. penthccostes disputatione anno 7 1 ". Summa 12 Jf. 18^1: 6^. Item /ff. in auro doc. wetter micliaelis in angaria disputanti [r] ~j". Item Ijf. in auro doctori oschitz circa nativitatis Cliri. 7/" in angaria. Item i ff. in auro doct. halle in angaria quadragesimae 7.?°. Item 72" penthecoste nulla disputatio ego abst. |abstinui?J Item 7/" micliaelis angaria nulla disputatio ego asbt. |abstiniii?| Item 72' /ff. angaria nativitatis christi ego disputavi. Item 'j" /ff. angaria [Lücke, doctori:] wetter. Item 7j" penthecoste^s) angaria nulla disputatio usque cum scribitur 7./" tunc doctor sclimidberg /jf. in quadragesima. Summa 6 ff. in auro. Summa summarum /Sjf. in auro /S ^r. 6 .d^. Ziehen wir zu dieser Ausgabensumme von 18 fl. in Gold und 18 Grossis 6 Heller noch die 20 Grossi Kosten der Reise nach Merseburg 147 1 hinzu, die in der Einnahmeliste notiert sind, so ist die Summe der Ausgaben (19 fl. 12 alte Gr.) auf der Innenseite des Vorderdeckels erreicht und auch die Einnahmesumme der 44 rheinischen Gulden könnte man mit einiger Gewaltanwendung herausbringen, wie wir oben gesehen haben, so daß man eine Art Bilanz der Buchführung Johanns von Weida aufstellen könnte. Doch einige andere Ergebnisse aus den Ausgabe- notierungen Weydas scheinen mir weit wichtiger. Dieses Ausgabenverzeichnis lälit zunächst erkennen, — vun dem getauften Juden sehe ich ab, da ich die Sache nicht durchschaue — daß die medizinische Fakultät trotz relativ geringer Benutzung von ihrer Seite doch zu den Kosten der Herrichtung des Hörsaales im großen Kolleg mit herangezogen wurde. Der dritte Posten stellt wohl die Gebühren dar, welche in der Folge der Satzungsänderung des § 39 im Jahre 1 469 an die Kanzlei der Bischöflichen Kurie in Merseburg zu entrichten waren. Alles Weitere sind Disputationsgebühren, welche den Mitgliedern der Fakultät für ihre Mühewaltung dabei im regelmäßigen Turnus zu bezahlen waren. Im Jahre 1470 fanden drei solcher Disputationen statt, im Jahre 1471 die vorgeschriebenen vier, im Jahre 1472 fiel die zweite und dritte aus, im Jahre 1473 wurde nur der erste Termin eingehalten, desgleichen im Jahre 1474. Mit der ersten Frohnfeste 1474 scheint diese akademische Übung für lange Zeit völlig eingeschlafen zu sein. Als Leiter der Disputationen werden in diesen Jahren genannt: Im ersten Turnus: Johann von Weyda, [Nicolaus] Pistoris und Valentin Sclimidberg. Im zweiten Turnus: Joh. V. Weyda, Valentin Schmidberg, Wetter, [Nicolaus Salhausen von] Oschatz, Joh. Wagh von Halle. Im dritten Turnus: Joh. V. Weyda, ^\■elter, Valentin Schmidberg. 4. Aus dem Dekanalsbuch der Leipziger medizinischen Fakultät unter fünf Dekanen. 83 « — ~— Schwierigkeiten in dieser Akten-Fakultätsiiste macht nur „Doctor Wetter", der also von Michaelis 147 1 bis zum Mürzfastentermin 1473 mindestens der Leipziger medizinischen Fakultät angehört haben müßte. Da wir gar keinen Anhalt dafür haben, daß Doktor Konrad Deynhardi von Wetter seit seiner Doktorpromotion im Jahre 145 1 (S. 59) in Leipzig sich aufgehalten hat, und ein anderer Arzt aus \\'etter nicht nachweisbar ist, bleibt nur die Annahme übrig, daß Vinzentius Voigt von Naumburg, dessen Familiennamen sich einige Dutzend Variationen in der Matrikel gefallen lassen muß, unter Dr. Wetter zu verstehen sei. Gegenüber Johannes von VVeydas Einnahmen- und Ausgaben-Notierungen sind die seiner drei Nachfolger relativ und absolut äußerst dürftic:. V. Dekanat, Valentin Becke von Schmidberg [1484—1490]. Er nahm einen guten Anlauf, wie wir gesehen haben, und notierte: Ego Valentinus Schmidberg recepi 4 floretios a doctore Martina Melierstadt. {.H^s] 7 ßoirnos ex amicabili conipositione, quam habuit facultas cum haere- dibus domini doctoris W'eyda '). Bei der Aufnahme des Simon Pistoris ist von der Zahlung von Gebühren nichts vermerkt. Ließ man den Sohn eines ehemaligen Professor der Medizin ge- bührenfrei? Bei der Ausrechnung der Gesamtsumme von 43/44 Gulden bei Johann von Weyda ist aber die Baccalariatsgebühr des Simon Pistoris kaum zu missen; so wird auch seine Aufnahmegebühr (1479) '^^^ Doktor in die Fakultät nur ver- sehentlich nicht notiert sein. Ähnliches gilt vielleicht für die [Ehren-JPromotionen des Wenzel Faber von Budweis. Dagegen ist bei Johann von Landsberg wieder ordnungsgemäß notiert gelegentlich seiner Aufnahme in die Fakultät: Item ipse solvit doctoribus pecuniam solvendam. \_148g] und bei der Aufnahme in das Konsilium der Fakultät Item dedit 4 florcnos. \i4gi\ Weitere Eintragungen finden sich nicht. Ausgabeaufstellungen fehlen hier völlig. ') Wenn sich die Fakultät .mf den Standpunkt stellte, daO 44 il. Einnahme und die 19 fl. 1 2 ald. Ausgaben in Rechnung zu bringen und die Differenz von den Erben zu zahlen waren , so war eine ,,amicabilis compositio" allerdings am Platze, denn dann wären direkt an die Fakultäls- mitglieder verteilte Summen nochm.ils gefordert worden. Daß man nicht so unbillig war, ergibt die bescheidene Summe von 7 Gulden, auf welche man sich einigte. — übrigens war Johann von Wejda unbeweibt und wohnte im großen Kolleg, wie aus einem Gutachten des Simon Pistoris (Stübel, Urkundenbuch der Universität S. 455, 4) hervorgeht. Vielleicht erklärt sich aus dieser geringeren Beschwerung mit eigenen wirtschaftlichen Sorgen die größere Sorgfalt, welche er den wirtschaftlichen Angelegenheiten der Fakultät widmete. 6* '••m Dckamitsbuch der Leipiiger meduinUchen FnkulUt unter Rkof Dekanen. \..i '.■■■.:: I r.lviiid, t. Tafel II': VI. Dekanat. Johann von Halle [1490— 1499 . .Xnno doniini Mccccp./ [1494] facta coniputationc per doctores niedi- cinae tacultatis fcria quarta post undccini milia virginum [21. Okt.] renianserunt x.t~y ßomii rliciu-nscs. Item eodem die et anno conclusum l'uit per doctores niedicinae tacul- tatis bis disputatio in anno, si sint scolares niedicinae. sed et post crucis [exaltationenir 14. Sept.] aut michaelis (29. Sept.) semel per doctores consilij tacultatis quod ordo tetigerit et accipiet doctor pro suo labore l flor. rlien. Fernere Einnahmeposten: Caspar Hrunsbcrg . . . I4y3 . . assuniptus . . siif> iiis/>ittsiiciotic l '/. florcnonan. . . . 149/ ■ . Henedictus Staetz . . dedit Xl'III Jlor. Rhett, in assump- cionem. ... /./P5 .. Wilhelm Haldenhofl' et Bcnedictus Stactz ... dedit quilibet qiiatnor flor. ad tiscuni. VII Dekanat, Johann Wagner von Landsberg 1499-1509]. Bl. (121'. Hgo Johannes Landisbergk accepi a venerabilibus viris domino Johanne Hennig de Haynis, sacrae theologiae professore ' ), nostrae almae universitatis rectore, domino magistro Magno Hundt de Magde- burg, arcium magistro et niedicinae baccalario, et aliis, quibus fuit commissa cura rerum doctoris Johannis Halle, niedicinae doctoris defuncti, 111 flor. ungaricales, .\X11II flor. Rhen. in auro, novem. flor. in mediis grossis et 17 gr. novos anno 1499 tercia t'eria post Lucae Ewangelistae (22. Okt.] Item ego accepi de doctore Wühelnio Pruteno-) IUI flor. pro in- troitu ad consilium facultatis medicinae. Item accepi IUI flor. a doctore Benedicto Staetz de Liptzk pro introitu ad consilium facultatis medicinae. Item accepi duos flor. a magistro Hundt de Magdeburgk ad viscum. Item accepi duos flor. a magistro Swabe de Liptzk ad viscum. Item ego dedi l flor. magistro Symoni Pistoris pro disputacione. Fernere Einnahmeposten gelegentlich notiert (S. oben S. 74 — 76,: . . J504 . . . doctor Nisemanus solvit fisco facultatis 4 florcnos. . . IS08 doctor . . Schon feit . . solvit fisco facultatis 4 florenos. . . IS08 . . . promotus in baccalariuni . . . Henningus sartoris . . . dedit pro fisco 2 flor. K. . . 150g . . 13. Febr. . . . Conr. Tockler in baccalarium. — dedit duos florcnos ad fiscum facultatis. Caspar Kegeler . . dedit II florenos ad fiscum. .... Halth. Lotwiger . . dedit duos flor. ad fiscum facultatis. ' I Verschrieben ,,profcssorie". ') HaldenhofT ans Thom in Preußen. 4- Aus dem Dekanatsbucli der Leipziger medizinischen Fakultät unter fünf Dekanen. ge Es lohnt sich wohl kaum bei diesen Aufzeichnungen Ulnger zu verweilen'). Nur der eine Schluß ließe sich vielleiclit daraus ziehen, daß auch unter dem Dekanat Johann Watjncrs nur ein einziges Mal eine Disputation stattgefunden hat. Gegenüber den weitgelienden statutengemäßen Erhöhungen der Aufnahme- gebühren beim Eintritt in die medizinische Fakultät, welche wir im zweiten Abschnitt kennen gelernt haben, fallt es auf, daß wir in allen Einnahme- Notierungen immer nur 4 Gulden beim Doktorat und 2 Gulden beim Bac- calariat aufgeführt finden von 1469 — 1497. (Der einzige Dr. Johann Wagh von Hall hat einmal (freiwillig) 1471 das Doppelte bezahlt.) Erst dann wurden die hohen Beträge bezahlt, wahrend sie doch mindestens seit dem Jahre 1471 in so crhcblicliero Höhe satzungsgemäß normiert. Wichtiger ist folgendes Schlußergebnis unserer Prüfung der Eintragungen von Promotionen und Rezeptionen, das durch die Einnahmenotierungen voll- inhaltlich bestätigt wird: Im ersten Jahrhundert der Universität wurde zu medi- zinischen Baccalarien promoviert 29 Zu medizinischen Doktoren 10 Als auswiirts promovierte Doktoren in die Fakultät auf- genommen 15 In den letzten 40 Jahren dieses Zeitraumes (1469 — i 509) wurde nur eine medizinische Doktorpromotion abgehalten — und dies war eine Ehrenpromotion (Wenzel Faber)-). — — ') Auch Johann Wagner von Landsberg besaß, wie Johann von Weyda keine Familie und wohnte im großen Kolleg, wie Simon Pistoris in seinem späteren Gutachten über die Lage der mediziniechen Fakultät berichtet (Stübel, Urkundenbuch der Universität S. 455, 3; vgl. den Abdruck im Anhang am Ende des 2. Abschnittes Zeile 18 19). -) Im Dekanat des Simon Pistoris (1509 — 1523) scheint nur eine Doktorpromotion statt- gefunden zu haben, die des Heinrich Stromer, die Pistosis gar nicht aufgezeichnet hat. Unter Stromer (1523 — 1542) sind 8 Promotionen eingetragen; der Tiefstand der Fakultät war überwunden. 5. Die Stadt und die Ärzte der Fakultät. Wollte man eine ärztliche X'orgeschiclite der medizinischen F"akultät schreiben, so wäre das streng genommen recht schnell getan. Als der Strom der von Prag ausgewanderten Lehrer und Scliüler sich durch die Tore Leipzigs in die Stadt ergoß, war dort weder Arzt noch Apo- theke vorhanden. Beides brachte die Schar der Eingewanderten'). Die Be- durfnisse der Stadteingesessenen in Krankheiten waren bisher vom niederen Heilpersonal befriedigt worden und von landfahrenden Heilkünstlern aller .'\rt, deren Kenntnisse dem Lärm der Reklame, die sie machten, umgekehrt pro- portional waren. Für Venvundete in jener rauf- und fehdelustigen Zeit sorgten Scherer und Balbirer. Und wenn wir nach der Mitte des 15. Jahrhunderts erst von der .Anstellung eines Ratsbalbirers lesen, der wohl auch die zum Kampfe aus- ziehenden Bürger auf dem Kriegszuge begleitete, so ist der Bericht doch in einem solchen Wortlaut gefaßt, wie wir noch sehen werden, daß man un- bedenklich daraus auf ein längeres Bestehen dieses Postens vielleicht noch bis ins 14. Jahrhundert hinein schließen kann. \'on der .Anstellung eines Stadt- arztes, wie sie viele deutsche Städte, die an Einwohnerzahl Leipzig (zirka 8000 Einwohner zur Zeit der Universitätsgründung) kaum viel überragten, z. T. nicht einmal erreichten, schon im 14. Jahrhundert für nötig und nützlich be- funden hatten, verlautet in Leipzig vor der Universitätsgründung kein Wort und nachher hatte man es nicht mehr nötig wie anderwärts, dafür zu sorgen, daß ein Arzt in der Stadt seinen Wohnsitz nahm^! •) Auf die Frage der Gründungszeit der Löwenapotheke in Leipzig gehe ich hier nicht ein. E, Denssen hat die alte Überlieferung, daß ihr Hauszeichen, der goldene Löwe, im Zuge von Prag mit herübergekommen sei, von ihrem Inhaber Hut er mit herübergenommen, in einem Vortrage auf der Dresdener Naturforscherversammlung 1907 durch Prager Lokalnachrichten neu zu stützen versucht (s. Verhandlungen der Dresdener Naturforscheri-ersammlunf; Bd. II S. 95 — 97). Er ist jetzt nachträglich , wie er mir mitteilte, an der Authentizität dieser Berichte wieder zweifelhaft ge- worden. Jedenfalls hat die Universitätsgründung mittelbar zur Gründung der ersten Apotheke das Ihre beigetragen. *) Herr Stadtarchivar und Stadtbibliothekar Prof. D. Gustav Wust mann teilte mir aus den Stadtakten freundlich mit, daß ab l. Stadtarzt in Leipzig, d. h. als erster studierter Arzt, den die Stadt annahm, Georg Schiltel zu nennen sei, der im Jahre seiner feierlichen Aufnahme in die Fakultät, als Dr. med. von Bologna, also 1512, mit 14 Schock = 40 Gulden Jahresgehali Anstel- lung fand, aber>i5i5 wieder seine Kündigung (dagegen 1523 gratis das Bürgerrecht) erhielt. Als zweiter studierter Arzt wurde 1598 Dr. Johann Steinmetz mit 300 fl. angestellt, damit er auch io Slerbeniläuften den Ratspersonen und Ratsangestellten zur Verfügung stehe. Die Stadt unJ die Aiite der Fakultät. 87 \'on Menschen- und \iehscuclien, von Theuerung und Pestilenz, von weit verbreitetem großen Landsterben berichten die Chroniken schon frühe. Manche mögen wirkliche Pesten, Beulen- und Lungenpesten gewesen sein, aber auch Fleckfieber, Pocken, Influenza, Abdominaltj-phus, Diphtherie und Antoniusfeuer (Muttcrkorn-Vergiftungsepedemien) waren darunter, später auch der „Schar- bock" und der englische Schweiß. Im neunten Jahrhundert waren 807, 810, S20, 875 solche Unglücksjahre, im zehnten 904, 956, 984, 98S, 994, im elften die Jahre 1004, 1006, 1020 und 1092, während im zwölften und dreizehnten zufällig nur das Jahr 1151 als Pestjahr überliefert ist. Nach dem furchtbaren Jahre des Beginns der großen Ausbreitung des schwarzen Todes 1348, dem Gründuiigsjahre der deutschen MutterunivcYsitat Prag, werden die Pestepidemien in Deutschland fiir lange Zeit ein häufig kommender, gefürchteter Gast. Die Jahre 1350, 1358, 1362 auf 63 sind solche Pestjahre in Leipzig. Im Jahre 1405 herrschte eine Art Influenza, 1427 ein Sommersterben, 1437 die Pest, 1438 und 1439 waren große Sterben, ja im Jahre 1463 sollen mehr als 8000 Menschen hingeraflt worden sein, was überaus unwahrscheinlich ist, da dann ja die ganze Stadt ausgestorben wäre. Auch 1465 soll wieder die Pest ge- herrscht haben, i486 Scharbock und englischer Schweiß. 1505 und 1506 soll die Pest wieder gewütet und 1507 abermals 1800 Menschen gewürgt haben, während die Dresdener Akten von einem großen Sterben in dem Jahre 1495 berichten. Aus diesem Jahr etwa mag denn wohl auch der Leipziger Brief im Codex Lnneb. 2 der Göttinger Universitätsbibliothek (Bl. 247^ Sp. 9) stammen, in dem von 7000 Toten in der Stadt berichtet wird: Ad aniicuiii . . . . Sed etsi manus aliquid torpesceret ad scribendum, funebri tum merore feretralique terrore nuper perculsus. Dum apud nos in lipczk oppido non multum amplo morbus epydimie tam atrociter grassaretur, ut in breui tempore circiter septem milia mortuorum cadauera antris bustualibus inferrentur, moestisque percepissem rumoribus eandem pestem in Rat(isbon)a pari forte vel funestiori tyrannide saevivisse, nesciens tum si forte idem morbus pestifer quempiani ibidem amicabili mihi federe adglutinatum interim absump- sisset, statui praesentibus literis explorare super vestrae saltem caritatis vale- tudine veritatem. Quod si e.K praesenti nuncio bene vos valere didicero, novo solacio vetus temperabitur moestitudo et de vestra superstite sospitate special! meus tripudio hylarescet .... Von einer Pestepidemie in Leipzig zu Beginn des 16. Jahrhundert be- richtet auch eine handschriftliche Notiz Konrad Tocklers, den wir öfters er- wähnt haben, aus seiner Dozentenzeit bei der Artistenfakultät. Konrad Tockler, nach seinem Geburtsorte meist „Conradus Noricus" ge- nannt, hatte im Winter 1501 den Magistergrad erworben und hielt nun Vor- lesungen bei der Artistenfakultät. Es ist uns der allerdings stark beschädigte Anschlags- bzw. Ankündigungszettel für eines seiner Kollegien in Wintersemester 1506/7 erhalten. Er las täglich publice um 11 Uhr vormittags über die V < j. Dif SuJt und die Ärzle der Fakultät. „Sphära materialis" im Hörsaal des Kürstenkollegs in der RitterstraÜe unter großem Zufluß der Studenten, so daß er 64 Hörer zählte, trotzdem damals die Pest regierte. Ich bringe den Ankündigungszettel auf Tafel X\'l. 2 zur Repro- duktion trotz seines beschädigten Zustandes, da er meines Wissens der einzige seiner Art ist. Kr war in Tocklers Exemplar der Sphara mundi des Joh. von Sacrobosco (Venedig 1499) eingeklebt' und trug folgende Notizen über die Pest: „Istam lectionem legi Lyps publice tempore pestilentiae anno domini 1507 sub decanatu magistri Conradi Lörs-) Item anno domini 1506 vicesima die mensis Julij incepit pestilentia in Lyps, et ego exivi per loca et terras multas etc. Die Pest hatte also im Juli 1 506 begonnen und war im Januar 1 507 noch nicht völlig erloschen, wenn auch zweifellos wesentlich milder geworden, sonst wäre Magister Konrad Tockler aus Nürnberg, der im Sommer das Weite gesucht hatte, wie es damals üblich war, sicher nicht schon wieder nach Leipzig zurückgekehrt gewesen. Er hatte das Kolleg Mitte Januar zu lesen begonnen (nach den Bestimmungen der Fakultät waren für die „Spera materialis" 5 — 6 Wochen als Dauer des Vorlesungskurses vorgesehen), wie Tockler sagt: „et incepi eam in octava trium regum, ibi enim inceptae sunt aliae lectiones". Möglich, daß um der Pest willen überhaupt die Kollegien so lange ausgesetzt gewesen waren; denn es war laut Dekanatsbuch der philosophischen Fakultät am 24. Juli 1506 beschlossen worden: „De loci reser\'acione in facultate et de actu regenciae erat consultum et conclusum, quod magistris se tempore pestis a facultate alienantibus locus et acturegencia servari deberet usque ad nundinas Pascales inclusive et interea durante peste usque ad Nativitatis domini aut Jeiunii esse semper magistros actu regentes, nisi ipsi revocarentur per facultatem aut pestis cessaret." An der Pest waren damals von der Artistenfakultät 8 Studenten gestorben, 7 Leipziger und ein Auswärtiger*). Gesundheitspolizeiliche Verordnungen über den Handel mit Lebensmitteln habe ich erst im 15. Jahrhundert in den Akten Leipzigs gefunden, z. B. eine Fleischerverordnung vom 8. Januar 1442, deren in den nächsten Jahrzehnten mehrere erlassen werden, die sich aber vornehmlich um die Frage der Zulas- ') „Astr. 15" der Leipziger Universitätsbibliothek. Solche gedruckte Vorlesungsankündigungen scheinen kurz nach 1502 regierungsseitig angeordnet zu sein, „was also in einer itzlichen facultet . . öffentlich sal gelesenn werdenn, das dasselblige gedruckt und öffentlich an viel orthem in und ausser- halb der Stadt, ehir man das Studium anfehn, angeschlagen werden" heißt es in einem Dresdener Konzept (Stübel, Urkundenbuch der Universität S. 323, 29) und öfter; das vorliegend Reproduzierte ist bei Martin Landsberg in Leipzig gedruckt und verlegt, wie der Vermerk am Fuße des Zettels ergibt: ,.Exemplaria satis bene pressa vendit Baccalarius Martinus Herbipolensis''. ') Konrad Jmhoff von FmmmerCbach alias de Lor war Dekan der Artistenfakultät im Wintersemester 1 506 O". ') „Sub cuius decanatu praefati magistri octo proprii discipuli carnis dcbitum solverunt, caris- simi septen filii civitatis Lipzcensis, unus vero tantum extraneus . . ." 5. Die Stadl und die Ärzte der Fakultät. 89 sung der Landfleischcr von außen her zum Fleischmarkt drehen, die endlich gänzlich verneint wurde. Ich finde aber bei diesem ganzen Handel keine Ver- anlassung, irgend einen sanitären Einfluß der medizinischen Fakultät, also des Leipziger Ärztekollegiums dahinter zu vermuten. Für so etwas war die Zeit noch ferne und die Universität spielt in der Fleischversorgungsangelegenheit keineswegs eine besonders glückliche Figur, ja sie erfährt mit ihrer Beschwerde beim Herzog eine demütigende Abweisung. Im Bier- und W'einhandel dreht sich bei den Ratsreglementierungen alles meist um fiskalische Fragen, wenn auch lur den Historiker der Volksernährung und der Nahrungsmittelhygiene manches bei diesem Aktenstudium abfallt, auch über eine weitere Kenntnis der damals bräuchlichen Wein- und Biersorten hinaus. Ich kann auf Einzel- heiten nicht eingehen: zahlreiche Stücke der Stübel-Förstemannschen Ur- kundenbücher der Stadt Leipzig bringen wichtiges Material. Ich gebe nur zwei besonders interessante Aktenstücke, die auch ins Apothekergewerbe hinüber- greifen in der Anmerkung"). Eine Taxordnung für Totengräber und Abdecker war schon 1453 oder 1454 erlassen (Urkundenbuch der Stadt Nr. 306). Weit früher als alles dieses begegnen uns auch in Leipzig urkundlich Badestuben und Hospitäler. ') (1469. Michaelismarkt.) Verhütung des Handels mit gefälschten Gewürzen. Alle 3 Räte sind sich einig geworden, daß künftig auf den Märkten keinerlei gefälschte Waren sollten verkauft werden dürfen, vor allem „die mit saffran ingeber und andern wurtzen, die man betriglich machen kont, umbegehen und zcuhandeln pflegen". Es werden danach Aufseher bestimmt, die herumzugehen haben, die Waren und Gewichte zu prüfen. Es sind einige Krämer aus Neuenstadt, Erfurt, Magdeburg, Buell und Eschwege mit verdächtiger Ware betroffen worden ,,etzlichen saffran funden und den genommen und ufs rathuß getragen haben, deßhalben das sie meynen nicht kauffmans gut sei, der sie Balgir nennen und den lewten zcu Zeiten für ort und andern saffran vorkeuflfen unde gebenn dann er an sich selbs ist; das die ret ein unpillichs und be- triglichs sein beduncket und dar umbe dieselben alle für sich gefordert und mit in nach notturfften daruß geredt, die dann von sich sagen und antwert geben, sie gebens und vorkeuffens vor das, das es sei, und solle ane betiig wol gescheen, das die rete nicht meynen . . ."; es mußte einer von seinem Safran 4 Lot abwiegen, die der Rat wohlversiegelt nach Nürnberg „uff die schaw" schickte „wie sie damit bestehen mögen und ob es kauffmans gut sei". Das andere wurde verbitschirt und in Verwahr genommen bis nach Eintreffen der Entscheidung und die Händler eidlich verpflichtet, vorher nichts davon zu verkaufen. (Urkundenbuch der Stadt. Nr. 437.) (1474. 15. Sept.) Der Kurfürst fordert verschärfte Polizei für den Weinhandel und den Verkauf der Medi- kamente in den Apotheken. „ . . . unordenunge und ungeborlichkeit mit vorfullung und vormischung der weyne geubet, da durch sich vil lewt beclagen, das sie des halb mit kranckheit befallen, das auch in den apotecken vil stück zcur artztey dynendt so langezceit vorhalden werden, das sie solch crafft als sie haben sollen nicht behalden, und doch gleichwol vor gut, auch die und andere artztie an gcmeynen crut obirsweng tewre gegebenn werdenn zcu beswerunge gemeyns volks, do mit auch die ertzt be- töret und zcu vilmaln gesuntheit zcu irfolgen vorhindert werden alle weyne, eß sey Malvasir, Reinfall, Walschweyn, Elsesßer, Rinischweyn, Kotzberger, Saleweyne .... unvormischt unvormenget, auch untemperiret geschenckt werden . . ." Eid . . . „so ein weyn von füren ader langem lager die färbe vorließen, das man yn denne ein färbe ane zcuthuhung schedelicher Dinge Die Stadt und die Ante der Kakull.'it. ^clK>^ 1111 Jahre 1301 finden wir eine Badestube erwähnt, wie sie dem Thomasklostcr von Johann Fuhrmann erblich überwiesen und vom Landgrafen Dietrich abgabenfrei gemacht wird, die „Ziegelstube". . . stupam balnearem quae dicitur Cigelstube, fundum eius stupac et omnia superaedificata cum aliis pertinentibus ad eandem . . . von der es ein andermal heißt, . . dye badestube gelegen hindir unserm clostir in unserm hove ulif der I'lyzen, dye do genant ist dye zcigelstubc . . Sie lag, wie auch anderwärts üblich, in der Nähe des fließenden Wassers, der Pleiße, und begegnet uns immer wieder in den Urkunden, wobei auch gelegent- lich auf ihr bauliches und technisches Detail ein kurzer Lichtblick fallt Die Leipziger Bürger waren also in ihrem Städtlein frühzeitig mit der damals erfreulicher Weise als sehr notwendig empfundenen Gelegenheit zur Reinlichkeit und Hautpflege einigermaßen versehen. Direkt erfahren wir dagegen in früher Zeit nichts von den Üppigkeiten, die im ausgehenden Mittelalter mit dem Hadewesen so enge verbunden zu sein pflegten. Das Bordell war in Leipzig den- noch keine unbekannte Einrichtung; es führte den Ehrennamen ,,das fünfte Kolleg" und lag vor dem Hallischen Tore. Allerlei Polizeiverordnungen regeln die Hurenkleidung. Die Freudenmädchen durften z. B. kein Gold und Silber, keine Korallenschnüre und keine seidengefütterten Mäntel tragen, auch keine langen Kleider bis auf die Erde, sondern sie mußte durch große gelbe Lappen kenntlich sein. Das galt für die ,,wilden frauwen utif dem frj-hen Huße"; aber auch die „heimlichen Huren" durften alle jenen schönen Dinge nicht anlegen. Nach zehn Uhr soll kein Weinwirt „offenbare Frauen" in seinem Lokal dulden, „do von denne undir den Studenten und hantwerksknechtin viel zweytrechte mit slahen morderie und andir unthat mehir" entstehe 'l wedder machen möge ane geverdc . . . das man vß den apotecken kein alt vorlegen materie und stuck ICH arlztle gehorentt, es sie siecht ader zcusampne gesalzt, das voraldert und vortorben ist, noch gemejTi lantcruter, wasßcr und ole, die ir recht art und weßen nicht enthaldcn haben, noch suist keinerley, das sein gcburlich crafft nicht hat, nicht vorkouffen, sundem gute nuwe togelichc ding haben schicken und bestellen solle; das auch die doctores alle iar eins zcu einer zceit, als sie sich des vorenygeo sollen, io die apotecken gehin und die materialien eigentlich besehen unnd was sie erkennen nicht rechtfertig und tugenüich sey vor legen unnd dem apotccker sagen, das beyscitt zcu legen und eB nicht zcu vorkouffen ; das auch nymandes in dem anslag der stucke und mate- rialien, die man uO der apotecken nj-mpt, obirsatzt, sundem das die apotecker solch artztie umbe ein gewontlich gelt anslahen noch gemeynem rate der doctores, nicht noch eins doctors allein sundcr- licher satzunge, einen zcimlichen gewj-n nehmen und die lewte also nicht obirtewren, also eine zceit geschecn ist, und das ein itzlicher apoteker alle iar, wennc ein rat ander ampt und hantwcrger be- ttetiget, sein recht auch tbue . . . Geben zcu DreOden am Domstage nach Exaltationis crucis anno domini 2c. Lxx quarto. (Urkundenbuch der Stadt. Nr. 470.) ') Ralsierordnungcn vom Jahre 1463 u. 1467. Urkundenbuch der Stadt Leipzig Nr. 364 u. Kr. 414. — In der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es 4 Badestuben. Die Stadt und die Arzte der Fakultät. 91 Im Jahre 1467 wird die IBaderinnung von der Barbierinnung getrennt. Die Bader dürfen fortan Iceine „buxße noch becken ußhangcn. noch wunden bynden, addir loBin, nocli barbiren". Nur an den Tagen so man badet, darf der Batler Becken außhängen, wie es bisher gehalden sei. Der Barbier muß Bürger sein, aber „qweme eyn gut wundeartczt her, der magk )'m iarmarkte, ouch acht tage vor unde nach adder auch fordir nach irkentnisse deß rats buxßen ußhengen unde wunden bynden, süst sal das nymandes thun denne die barbirer, die do undir sich brudirschafft unde ynnungen haben" '). Zwei Jahre später ist die Urkunde datiert, auf die wir oben schon ange- spielt haben, über Annahme des Meister Hans als Ratsbarbier: „Uflgenommen meister Hansen den Barbirer zcu des rats barbirer und man hat im zeugesagt sein gewonliche cleydung, darzcu sein tranckgelt am abscheiden des rats; darumbe sal er alle des rats dyner, wo die in des rats geschefften ge- wundet worden, mit wuntertzney ufTs vlissigst versorgen unde umbe sust bynden, und man sal ym geben zcu lone II hoe ß." r^rkundcnbuch der siadt i. Nr. 442.] Offenbar war dies nur ein Einzelfall aus längerem Brauche, sonst hätte Meister Hans nicht die „gewöhnliche" (übliche) Kleidung zugesagt erhalten*). Ein für die Lokalgeschichte Leipzigs wichtiger Foliant (/W./j) der Jenenser Universitätsbibliothek, angelegt von dem Leipziger Professor der Theologie Johann Weiße, hat auch ein kulturgeschichtlich wichtiges Aktenstück ab- schriftlich erhalten, den Reklamezettel eines „Chirurgicus et Occulista", der im Jahre 1477 zur Oktobermesse der löblichen Einwohnerschaft der rühmlichen Universitäts- und Handelsstadt seine Hilfe in vielerlei Not mit vollen Backen anprieß, mit Namen Johann von Tockenburg, den König Matthias von Ungarn um seiner großen Kunst willen zum Ritter geschlagen hatte. Bruch- schneiden, Steinschneiden, Kropfschneiden, Fistel- und Krebsheilung, Staar- stechen, Hasenschartenoperationen und Krankheiten kurieren, die an heimlicher Stelle sitzen, Muttermale beseitigen, das sind alles Künste, die er kann und übt, aber den inneren Ärzten in die Kur sich mengen mit Harnschau und Ähnlichem, das tut er nicht. Statt prahlerischer „Briefe" dienen ihm gutgeheilte Fälle als Empfehlung. Das Aktenstück lautet: De Cyrurgico et oculista in lypczk Anno domini 1477™° in mense octobri. Wyssentlich sey allen meyninglychen das her kommen ist eyn bewerter meister genant her Johan von tockenburgk ritter der keyserlichen mayestat^) vnd des heylichenn romischen richs 6 ') Urkundenbuch der Stadt Leipzig Nr. 409 (26. Februar 1467). Diese Verordnung trägt außer dem Datum die Überschrift „sub doctore Nie. Pistoris". Es ist aber irrtümlich, wenn man annehmen wollte, daß Nicolaus Pistoris in seiner Eigenschaft als Arzt sich um diese Batbierangelegenheiten ge- kümmert hätte oder ob dies seines ärztlichen Amtes gewesen wäre; er leitete damals als Bürger- meister die Stadt. ') Als weitere Ratsb.-irbiere wären zu nennen; Adam Balbiercr (1479), Hans Aldehenne (gegen 1490), später Stephan Rack, Lorenz Misch und andere. ') Am Rande: nominatus zum ritter. ; Pic Sudl un.i .uc Arr(c lirr l-aixull.ii. Diner, uikI i>t ouih des durchleuchiigen fursicn uiul horren her mathias koningk de [dan syn mcisterschalTt iiusf;fs/nt/ien .'] czu vngeren wunt artcz gewcst') eulich iar an dorn j;enanthen konii;k er dan scvn meisterschatVt hat ncinchrhen cyncn phoyll von ym brocht hot den her mer den iiij iar yn seynem rugk getragl»en lo »•issentlich ist seynem hoff gesynd und anderen, und siili auch vor- pflichtet genn seyner koniciichcn maiestat wo er ain nicht Imlffe mit gotes hülfe und seyner kunst wolt her seyn houht vor lisenn unnd durch sulche konst dy her an ym beweyßt hat her yn czu ritter gemacht"). is Traditurl?) sie: ^ Czu wyssen sey allermeniglich das ein bewerter meisler her komen ist in allerley stucken der wundt erczney von dem Houbt hiß vff dy fusse. I " •" Zcum ersten den bruch czu sneyden vut {er) gots Hultt'e. 2" ^ Item er kan ouch den bruch sneyden das man dy niren') nicht darfl' auli nemen, vnd eym an seynem leben nicht schadt. 3" •" Item ouch etczUche bruch czu wenden vngesnyten an frawen vnd mannen. 4" "j Item den steyn czu sneyden. 5" "i Item auch etzliche steyne \-ngesnyten herauß czu nemen. 0° •! Item kropff czu sneyden vnd etzhch czu vortreyben vngesnyten. 7' 1 Item druBe vnd oberbeyn czu sneyden vnd czu helen vnd den zopher*). 8" % Item dye fystcl vel krebeß vnd die zricrigk*) czu heylen wo das mog- Hch czu holen steet. 9° •! Item ouch den star czu stechen an den ogen") vnd etzlich ge- brechen an den ogen ouch czu vortreyben'). 10 •" Item haßenscharten czu sneyden vnd czu helen. 11 • Item ouch mancherley heymclicher kranckheyt an frawen vnd mannen czu wenden dy nicht offenbarlich czu screyben sint. 12 % Item er ist ouch eyn guder wundt artczt") czu alten vnd czu Haulen wunden. 13" % Item auch frische wunden vnd beinbruch czu heylen. 14 •! Item auch mancherley vngestalte mole, von wunden die nicht recht gehelet weren wider eyn rechte gestalt czu machen. 15 *', Item etczliche mutter nn ile do myt eyn mensche geborn wurt czu vortreyben. 16 ^ Item auch dy pestelencz czu vortreyben. Dieße obgeschrieben stucke kan der maister mit gots hulfle. 17" % Item alzo bedencke eyn iglich mensche das do von höret sagen oder leßen was krancheyt er an j'me habe dy man nii ht alle hie gescreben kan wem etwas feiet der magk czu dissem meister komen vnd seynen rodt haben So vry\ er von nyemant key-(n) gelt nemen erhabe es dann \-or d}'enet. 18* ^ Eß hat auch mancher meyster vil brife auch gehanghen duncket mich wann ich eynen krancken gesundt mache das seyn die besten briefl'e wann die brieff machen nymant gesunL 19 •^ Item dem harn zcu besehen vnd jnwendiger arczten die eynem leypartczt der doctor czu steet nympt er sich nicht an. 20" % Aber was er sich an nympt wil er den armen gern vmb gotes willen helffen, vnd dem der eß vormagk vmb eym bescheden gelt. ') Am Rande: „Cinirgicus". — *) Am Rande: Elcvatus(?) per regem hungariae. — ') Hoden. •) „Zopher" weiß ich einstweilen nicht sicher zu ileuten. An Weichselzopf ist wohl nicht zu denken, wohl an „Skropheln" (Dnisenpakete) am Halse oder ähnliches. ') Vielleicht steckt in „zricrigk" das nämliche Wort wie in den „Zitrachten'' des Paracelcus, der hierunter serpigiaös weiterfressende Exanthem versteht iz. B. Chir B. u. Sehr. Fol. Ed. Straßb. 1605 S. 378). *) Am Rande: hie narratur de Katharakta. — ') [,,oculista" am Rande] — *) Am Rande: „Cymrgicus". i;. Die Stadl \ind die Ärzte der Fakultät. 93 Die kluge Beschränkung auf chirurgische Kuren (wenigstens in Leipzig) wird ihm die Herren von der Fakultät geneigt gemacht haben. Doch nun zu den Spitalern der Stadt! Am 20. März 1213 stiftet Markgraf Dietrich das Klosterhospital zu Leipzig, „. . hospitale . . apud Lipniz-', das Thomaskloster mit seinem Spital vor dem Ranstädter Thore, mit seiner Kapelle, die dem heiligen Georg geweiht war, daher das Georgenspital genannt. Schon 1254 hören wir von der Verbes- serung der Krankenpflege im Thomaskloster, das aber doch mehr ein Siechen- haus war, wie es sich denn doch auch bei dieser Stiftung mehr um eine Ver- besserung der wirtschaftlichen Lage der „infirmi" handelt. Im Jahre 1278 erfahren Avir urkundlich zum ersten Male etwas von den „Sondersiechen", den Leprösen im Johannisspitale „prope Lipzk", weiter außerhalb vor dem Grim- maischen Tore gelegen, von dem 1391 zum ersten Male der ,,spitalmeyster . . mit phlege den armen siechen ... zu verantworten" urkundlich erwähnt wird. Ständig fließen beiden Spitälern, namentlich dem Leprösenspital neue Stif- tungen in den Akten zu, auch noch im ersten Jahrhundert der Universität, ,,ad refectionem pauperum et infirmorum hospitalis infirmorum et pauperum et debilium pcrsonarum prope oppidum Lipczk, zu St. Georg" ') . . . „unde auch den armen sichen, die vor dem Grymmischen Thore bliben sullen yn senthe Johannes spittal"-). Auch beim Tode des 3. Dekanes der medizinischen Fakultät ,,Dr. Jakobus" (Meseberg) wird der Armen und Siechen gedacht, aber nur in wohltätigem Zwecke; von ärztlicher Wartung hören wir nichts. Ks handelt sich stets nur um Versorgungszwecke ^), wie man sich denn nicht nur als unheilbarer Lepröser mit seiner Habe im Sondersiechenhause behaglicher einkaufte, sondern auch in andere Spitäler, die dadurch teilweise zu Pfründner- heimen wurden. Hierfür in extenso nur ein charakteristisches Beispiel: Vertrag des Dr. Johannes Euderitzsch („der heil. Schrift doctor" lieißt es in Nr. 277) mit den Si)italmeistern zu S. Georgen wegen Aufnahme des Gerbers Rudiger Freitag in das Georgenspital (1479, 23. August). Doctor Johannes Ewderitzsch ist mit dem spittelmeistern zu sant Jürgen vor den rat komen vnd hat von wegen Rudiger Freitages des gerbers uf der Nauwen- strassen anbracht, wie daz sich der selbige Rudiger in das hospital mit seyner habe und gute geben wolle, und gebeten yn ufzunehmen nach laut und inhalde eynes Instruments von eynem offinbaren Schreiber derhalben begriffen, also hat ym der rat zugesagt also nach inhalde des instniments aufzunehmen, also hat der egnante doctor von seynetwegen dem rate geantwort des ersten XVIIL Ung. Gulden . . . [123 Gulden Rh. VIII Gr.] . . . Und der gnante Riidiger hat darzu dem hospitall eyn hawß uf der Nauwenstraße gelegen gegeben und geeygent, das sollen die spittel- meister verkeuffen und das gelt, das dafür gefellet, mit sampt den obengeschriben ') Urkundenbuch der Stadt Leipzig Nr. 233. ■-') Ebenda Nr. 2 1 8. ^J „Zum Essen und Trinken der armen Leute" oder _ „zu Steuer ihrer Kleidung", „zur Er- quickung" usw. PJc ^«tadt und en des rau dem hospital zu giitc anlegen und /inße dafiir keufien. L'nd sollen yn in das hospilall nehmen und cyne kanimer eynthuen und versorgen mit eyner pfmnden, und sollen ym von den zinOen die weile er lebt zu bessening seyncr pfmnden alle wochen IH gr. geben vnd des iars, wanne er des not dürftig syn windet, eynen grauwen rog kaufl'en, und wanne er vorstirbct, so sal man vn in dem hopitall mit Wgilien und sclmesscn gleich eynem andern, der im hospital vorstirbet, zu der erden bestatcn .... zinße mit der haubtsummen dem hospitall ewig- lich volgen und des hospitals bleiben, daz danne seyne nehsten frunde also gewilliget und dar an gantze vorzieht gethan haben nach laut des gerichtsbuche. Gescheen uf montag in \-igilia Bartholomaei anno ;c. LXXIX. (Urkundenbucli der Stadt Leipzig Nr. 504.) Doch dienten die Spitaler namentlich auch zur Pflege kranker Fremd- hnge. und wo so viel Auswärtige ständig .Aufenthalt hatten, wie in einer Meß- und gar Universitätsstadt, fanden sich auch öfters nicht eingesessene Kranke, die man in der Privatwohnung nicht länger verpflegen konnte oder wollte. So trert'en wir am 4. Januar 1511 auf eine Ratsverordnung für zwei Freistellen ausdrücklich für Universitatsangehörige im Johannisspital, namentlicli für die mit ,^olcher schwerer Krankheit der Franzosen adder ander Krankheit" Ge- plagten vorbehalten. Das Leprahaus diente also schon nicht nur der Syphili- tischen nebenher, sondern auch anderweit Erkrankten. Wer diese Studenten und andere Kranke behandeln sollte wird nicht ge- sagt Vermutlich die Mitglieder der Fakultät „um Gotteswillen". .Angestellte Spitalärzte gab es bestimmt noch nicht in Leipzig und kaum schon ander- wärts. In Paris z. H. erst einige Jahrzehnte später'). Da ging aus der ver- einigten Ärztefamilie der Pistoris und der Schmiedeberg eine äußerst beachtens- werte Stiftung her\'or, deren Erträgnisse noch heute zur Bezahlung eines Spital- arztes Verwendung finden. Wir haben als erste dieser verschwägerten Arztefamilien, die auch im Nan^n ja die nächste \'erwandtschaft haben — „Pistoris" = Becker oder Beckers die eine und Beck oder Becke von Schmiedeberg die andere — den Nikolaus Pistoris kennen gelernt (geb. 1401 t 1471), weiland Prof. der Pathologie. Sein Sohn Simon Pistoris 'geb. 1453 ti523), heiratete die Tochter Martha-) des X'alentin Becke von Schmiedeberg. Ein Sohn beider. ') '536; *'g'- E:n. Wickersheimer, La medecine et les mWecins en France :'i Tcprique de la rinaissance. Paris 1906. S. 325. *j Martha starb in der 6. Schwangerschaft 1497, der Gatte hat ihr in der Thomaskirchc folgende poetisches Epitaph in Erzguß gestiftet: Martha Simonis Pistoris fidissima conjux Sexta prole gravis proh ncce rapta fui. Ilecebras fugi mundanas: vita pudica Me multum juvit relligione piam, Ut mihi Sanctorum. contingant ar^a beala Elysii campi, lector amicc roga. Anno 1497. vigilia S. Katharinae. (Slepner Nr. 487.) 5. Die Stadt und die Ärzte der Fakult&t. g: Christof, wurde Arzt'), starb aber schon im Dezember 1518-). Ein anderer Sohn, wie der Vater Simon mit Namen, ergriff das Studium der Rechte und kam in ihm zu hohen aucli akademischen Ehren, sein Bild hängt heute noch im Saale des Collegium juridicum. Pietätvoll hat er den drei Ärzten der Familie ein gemeinsames Epitaph errichtet, das heute noch an der Wand der Thomaskirche prangt. Wir teilen es im Bilde auf Tafel III Nr. i mit. Es ist gewiß ein höchst beachtenswertes Denkmal zur Leipziger Ärztegeschichte, wenn auch nicht von hohem künstlerischen Werte wie etwa die Gemälde des „Schmidburgschen Epitaphs" weiland in der Nikolaikirche, die wir noch kennen lernen werden. Dies Denkmal dreier Pistoris in der Thomaskirche, in Sandstein ausgeführt (1860:1085 mm), zeigt im linken Zwickel oben das alte Bretzel-Wappen der Pistoris (Bäcker), im mittleren Bogenfelde die 3 Arzte, links den Groß- vater Nicolaus, ein Harnglas erhebend, in der Mitte stolz aufrecht die Zierde der Familie, Simon Pistoris, mit bedeutender Geste die rechte Hand demon- strierend erhoben, rechts den früh verstorbene Christoph Pistoris, die Aphorismen des Hippokrates in den Unnden und auf die Stelle weisend: ,,Vita brevia, ars longa, occasio praeceps expcri'(mentum) peric^ulosum), iudici(um) dift'(icile)". An Porträtähnlichkeit ist bei dem mäßigen Kun.stwerke kaum zu denken. Über "der Gruppe der 3 Ärzte steht die Jahreszahl der Denknialserrichtung 1527, und die Widmung: Simon iure consultus avo, patri et fratri pientissimis et bene meren- tibus fabrificari fecit M.D.XXVII. Unter der Arztegruppe in einer Renaissancekartusche die weitere originelle Inschrift: „Si inter humanae felicitatis eventus prisca olim secula iure numerarunt teis [statt tres oder treis] e.K eadem Curionum familia oratores, et nos huius seculi rara faniiliarum exemiila sumus. Tres niedici Nicolaus avus, ') In dem i. Satzungsbuch fanden wir folgende Eintragung Bl. (ll)': „Anno 15 18 Christophorus Pistoris Lipsiensis respondet pro loco, promotus in Italia Bononiae." Leipziger Professoren der Medizin fanden es also noch für ratsam , ihre eigenen Söhne in Italien Medizin studieren zu lassen. -) Siehe das Grabmal in der Thomaskirche bei Stepner Nr. 709: A nato Christo 1471 sexto Nonas Mali, Nicolaus Pistoris, Medicinae doctor & hujus urbis Cons. diem suum sexagena obiit. Ex Uxo. Katerina Wolkensteins, reliquit suae Profess. Doctorem Simoncm Medicor. Decan. & hujus Urb. Senatorem , qui vixit annos LXX. & mortuus est 1523. Prid. Non. Februarii. Caeterum contra illius votum & tuibato ordine Christophorus, filius ex conjuge Martha Schmidburgs, susceptus Parentum vestigiis, inherens quadriennio prior Idibus Decemb. decessit. Tres ego ut una pcperit Familia Medicos ito unum continet sepulcrum. R. I. P. Disce Mori. Rapuit medicos. Quis tutus ab illa? Nemo. Viator eris tu quoque Praeda, Cave! vi.>dt uiul liic Ar/tc Act bakuUat. Simon patcr, Christi)phorus nepos et quartuni reliquinius iureconsultuin siipcrstitciu, cacteruni ut una nos domus pistoria edidit ita et sarco- phagus hie iinus continet. Hier wollte also auch der Jurist mit beigesetzt sein, der sich der Her- kunft aus dem Backhausc nicht schämte, wenn auch sein Rosen-Wappen unten in der Mitte die Bretzel nicht mehr zeigt, da der Vater nach der Erhebung der Familie in den Reichsadelstand 1521 die Rose mit der Hretzel auf dem „Schmidburgschen" Grabmal führte. „Martha Schmidburgs" war des Juristen Simon und des Arztes Christoph Mutter, die Gattin des alteren Simon Pistoris. „Regina am Steyg" des Juristen Simon Frau. X'alentin Hecke aus Schmiedeberg, der Stammvater der schnell wieder erloschenen Familie „Schmidburg", gestorben am 29. März 1490 hatte aber neben der Tochter Martha noch einen Sohn Heinrich hinterlassen, der wie Simon I'istoris der Jüngere das Studium der Rechte ergriff und darin gleichfalls zu hohen Ehren gelangte. Er wurde Kanzler beim Bischof von Naum- burg und errichtete frommen und kunstfreudigen Sinnes zur Erinnerung in erster Linie an seinen \'ater Valentin Hecke von Schmiedeberg in der Nikolai- kirche das berühmte .,Denkmal der Familie Schmidburg", das in der Geschichte der mittelalterlichen Tafelmalerei Leipzigs eine so hervorragende Stelle einnimmt. Dies „Denkmal in GestaU eines Schreines" ') zeigte in seinem Inneren das Bild „Der Sterbende" von Lukas Cranach dem Älteren, in der Art der mittelalterlichen Darstellungen der sogenannte „Ars moriendi" (vgl. Heft 2/3 dieser „Studien zur Geschichte der Medizin", S. 209 Abb. 28 und S. 216 Abb. 29) auf Holz in Öl 1518 gemalt, heute Nr. 40 im Städtischen Museum zu Leipzig ^92 cm hoch, 35 cm breit, vgl. Tafel I\^). In der Mitte der unbekleidet im Bette liegende Sterbende-), der mit den beiden Händen die Sterbekerze gefaßt hält, den Blick inbrünstig auf das Crucifixus gerichtet, das ein Geist- licher zur Rechten ihm vorhält, hinter dem ein Engel steht, während zur Linken des Sterbebettes der Höllenrachen mit seinen Sündenteufeln der verschiedenen Lebensalter klafft. Hinter dem Engel sitzt der Notar, des Sterbenden letzten Willen niederschreibend, vor ihm am Fuße des Lagers kniet die Gattin in reichem Gewände. Ganz im Vordergrunde durchsuchen die Erben die Kisten des Nachlasses; vor dem Kopfe des höllischen Ungeheuers steht der Arzt im langen Talare, den blutroten Urin im Harnglas erhoben. Nach oben in der Mitte über dem Sterbelager entschwebt zwischen Engel und Teufeln die Seele in Gestalt eines betenden Jünglings, über welchem die Dreieinigkeit im Strahlen- nimbus (in der Form der später das Bild verderbend eingezeichneten Mandorla) in Wolken mit heiligen Engelchören thront, denen Himmelskönigin und ') Vgl. Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Auf Kosten der Kgl. Slaatsregierung herausgegeben vom Kgl. Sächsischen Altertumsvercin, 7. Heft, Stadt Leipzig, bearbeitet von Cornelius Gurlitt, Dresden 1895, S. 26 — 29. ') Eine gewisse Ähnlichkeit der Züge mit dem Bilde des knienden Valentin Schmiedeberg unter der Kreuzigung (s. Tafel V) läßt sich vielleicht behaupten. Die Stadt und die Arzte der Fakultät. 97 St. Johannes links und rechts als Chorführer vorschweben. Über dem feinen Bilde eine Kapelle als Lünettenabschluß, in der das Sterbeglöcklein geläutet wird, wahrend vor ihr drei Frauen und zwei Manner im Gebet knien, darüber in Engelskopfgloric die gekrönte Madonna mit dem Kinde; in den beiden Ecken Mcdaillonportriits, grau in grau den Stifter und seine Gattin darstellend. Als crsterer nennt sich im Bogen über der Lü nette in der später angebrachten Inschrift. „Patri Optimo. Henricus Schmitburg. Lipsiensis. lurium. Doctor. Fieri. Fecit Anno. Ab. Incarnatione. Domini. M.D.XVIII". Im Jahre 151S hatte also der juristische Sohn dem Vater, eben unserem Pro- fessor der Therapie, Dekan, Senator und herzoglichen Leibarzt, Valentin (Becke von) Schmiedeberg, dieses feine Kunstwerk zum frommen An- gedenken gewidmet'). Auf der Außenseite der Schreintüre sehen wir, von geflügelten Knaben gehalten, fünf v'erbundene Familienwappen, darunter den gezäumten Pferdekopf der Schmidburg, links in der Mitte und unten die Bretzel und Rose der Familie Pistoris, deren einen ärztlichen Vertreter Nicolaus wir schon kennen gelernt haben, während wir den größten dieses Namens sogleich werden ausfuhrlicher besprechen müssen, den Simon Pistoris. Sein Porträt findet sich dem des Valentin Schmiedeberg, gegenüber in der Mitte des Unterteils des noch zu beschreibenden Kreuzigungsbildes. Auf der Unterseite der Schreintüre über den 5 Wappen steht eine lange Widmungsinschrift, welche besagt, daß das Kunstwerk :_Sepul- chrum haut pulchrumj dem gesetzt sei, den seine Väter Valentin genannt hätten, der Medicinae Doctor gewesen sei und mit Papinischer Kunst ^) kranke Körper geheilt habe, das heilige Land durchwandert habe und im Jahre 1499 gestorben sei, einen verwitweten Sohn hinterlassend, den Juristen Heinrich^, der bei Fürsten und \'olk beliebt sei und, mit Glücksgütern gesegnet, als besondere Gabe seinem ärztlichen Vater zu ehren dem St. Georgs Hospital (s. o.) ein jähr- liches Legat von 14 [Schreibfehler für 54] Goldgulden zur Beschaffung dauernder ärztlicher Hilfe gestiftet habe. Eine Tochter Valentin Schmiedebergs, namens Martha sei, wie wir schon wissen, mit dem Doktor der IMedizin Simon Pistoris vermählt gewesen und habe ihm zwei Söhne geboren, deren jüngerer, Christoph Pistoris, artis medicinae doctor frühzeitig gestorben sei, während der ältere Simon, Doktor beider Rechte noch lebe und für Großvater, Groß- mutter mütterlicher Seite, Mutter, Onkel und Bruder dieses Denkmal stifte, was aus der Unterschrift des Kreuzigungsbildes und des Porträts Kniender in seinem Unterteile noch klarer hervorleuchtet*]. ') ^'^S'- ^'uch Gust. Wustmann, Cran.ichs Sterbender im I.ripzisjcr ^[use^lm. .\U5 Leipzigs Vergangenheit, Leipzig 1885, S. 104 — 119. *) Doktor von Pavia. ') Er war mit Ursula Proles vermählt gewesen, deren Kamilicnwappen auch auf der Tür sich findet (Schifferin im Kahne). *) Die Inschrifl lautet umgeschrieben in holprigen Hexametern und Pentametern, von deren Trennung ich absehe (s. S. 98): Studien 2ur Gcschichir der Medizin. VMl. 7 Die Sudt und die Ante der FakullüL Das Kreurigungsbild auf der Innenseite der Türe des Sclueinos Jicutc Nr. 609 im Stadtischen Museum zu Leipzig) wird heute mit großer Wahrschein- lichkeit dem Maler Georg Lern berger aus Landshut zugewiesen, der sich in Leipzig niedergelassen hatte. Auf das interessante Kreuzigungsbild selbst gehe ich nicht ein. Medizinisch - kulturgeschichtlich interessant ist kaum der blinde Longinus, der dem Leichnam Christi die Seite ortnet'). Hier ist nur die Doppelgruppe der knienden Donatoren zu beachten, die im Unterteil des Hildes, einer mit Säulen geschmückten Wand zu beiden Seiten eines praciitigen Baldachins in Fruhrenaissance-Architektur über einem .Altare, sich fmdet. Links knien die Schmiedebergs, der Professor der Medizin \'alentin und Heinrich, der Jurist, bischöflich naumburgischer Kanzler, rechts die Pistoris, Vater Simon und Sohn Christoph, und die Frauen Martha Pistoris, geb. Schmiede- berg und die Stammmutter Ursula Schmiedeberg, geb. Proles. Die Familienähnlichkeit der Männerköple springt bei den Schmiedebergs und bei den Pistoris in die Augen, wir haben wohl Porträtähnlichkeit bei diesen vier feingemalten Köpfen anzunehmen. Ein hübscher Teil des medizinischen „Ruhms" Leipzigs in dem ersten Jahrhunderte seiner Universität, von der Hand eines namhaften Künstlers festgehalten, ist hier beisammen auf dieser prächtigen Gruppe, die die feierliche Promotionshalle der Nikolaikirche zu Anfang des zweiten Säkulums schmückte, als der „Wirt von Auerbachs Keller", Heinrich Stromer das Fakultätsszepter führte^. Gesetzt hat dies malerische Denkmal Dr. Simon Pistoris ein Jahr vor seinem Tode. Die Fülle von Kunst und Schönheit, welche zu uns aus diesen Denk- mälern aus dem Aufang des 16. Jahrhunderts spricht, ist aber nicht nur ein D.O.M. HOSPES. QVOD DICO-PAVLvM.EST-ASTA AC PELLEGEHEIC EST- SEPVLCHRVM • HAVD • PVLCHRVM ■ \7RI.INCoMPARAB . NO.MEISCHMID- BVRGPATRESNOMINAVERV'NT.VALeNTINM.D.ETPAPIN-IARTE^^GRA. Corpora • ll • cavsas • cvrabam • i'Eragrata • i vd-^a • h yer morior a- AoM-CCCCXCO. GNATIM-HEINRIVRECoNS.PRINCIPiBI'ARITER. GRA- TVM.ACPOPV.NON-ITA-DIV.ET.COEUBEMQVIDEM RELINIJVO- ISHO- sPiTAL • S • GEOR ■ XIV- ANNVIS • AVREIS- MEDICVM.IXSTITVIT PeRPeTV- | MARTHA ■ MIHI • GNA • DVLCiSS • DVOS -EXSiM.PISTORMED.D. PEPERIT- i CHRISTOPH -XATV-MINOR -AR -ET -MED- DOCT-IVVENIS-OCCIDIT- [SIMON- V. I - DET • ORD • AVO • AVI.E ■ MATeRN • MATrI . AVVXCVLo | FRATRIQVE ChARISS • et • B • M- STATvIT-AC .ETERN-PRECATVR.REf)vIEM-;DECiPiMVR- VOTIS-ET-TEMI-ORE F.*XUMVRET MORS | DERIDET-CVRAS-ANXIA- VITA» NIHIL ') Vgl. Greef, Die Heilung des blinden Longinus in Sage und Darstellung. Bericht über die 34. Versammlung der ophthalmologischen Gesellschaft. Heidelberg, 1907, S. 284 — 287. ^ Die Inschrift lautet: Requies in Pace. D. Valentinus Schmidburg, principis Saxoniae medicus, vixit annos 48, obüt 1490, XIU. Kai. Scptembrcs, fabrificari factum anno domini 1322. voto materno et avanculi posuit D. Simon Pistoris Ordinarius. D. Heinricus Schmidburg, Numburgensis episcopi cancellarius, vixit annos 42. obüt 1520, Nonis Novembris, familiae sie finis. Nepos ex filia Martha, uxor Doctoris Simon Pistoris Medici \Tiit annos triginta, obiil I497 VIII. Kalendas Dccembres. Christophorus Pistoris artis et medi- cinae doctor vixit annos XXVII, obüt 1519. Idus Dccembres. Ursula Proles, castissima, Doc- toris Valentini Schmidburg Coniunx obüt M.CCCCXCV. ;. Die Stadt und die Ärzte der FakuUUt. ng laut redendes Zeugnis für die Ärztegeschichte jener Tage, ein ärztlich -kultur- geschichtliches Dokument allerersten Ranges, sie birgt auch ein Zeugnis für den ärztlichen Geist, der in der Familie lebendig war, in der Erwähnung der Stiftung von XLIV (so muß es statt Xl\' heißen) Goldgulden jährlicli zur Besoldung eines Spitalarztes, eine Stiftung, die geradezu epochemachend genannt werden kann in der Geschichte des ärztlichen Standes und des Krankenhaus- wesens, worauf ich schon oben andeutend hingewiesen habe. Ist sie doch meines Wissens die älteste, die sich mit der Heschalüung ärztlicher Hilfe für ein deut- sches städtisches Hospital befaßte und sie ermöglichte und dotierte, während man sonst stiftungsgemäß nur an die Unterkunft und Nahrung für die Insassen dieser Häuser dachte, die mehr als Fremdenherbergen, Pfründnerheime, Versorgungs- und Waisenhäuser dienten oder als isolierende Aufenthaltsstelle für ansteckende Kranke. Jedenfalls hat man für ihre ärztliche Versorgung erst relativ spät Anstalten getroffen, wenigstens für ärztliche Hilfe, die durch feste Anstellung gegen Honorar oder Gehalt garantiert war. Das alles leistete die Stiftung Dr. Heinrich Schmiedebergs, an der Simon Pistoris zweifellos geistig beteiligt war'). Auch ein kleines „Pestilenzhaus" wurde mit Hilfe dieser Stiftung beim Georgenhospital vor dem Ranstädter Tore, das zum Thomaskloster gehörte, gebaut (eine Art Isolierbaracke für Pestkranke nach heutigem Sinne und Sprach- gebrauch). Auch in der Pestarztfrage zeigt sich der Sohn und Schwager eines hervorragenden Arztes ziel- und zweckgemäß orientiert, indem er verordnet, daß der künftige Spitalarzt bei Verlust seines Amtes verpflichtet werde, bei Pest- zeiten in der Stadt zu bleiben, während die Flucht der Ärzte vor der Pestilenz schimpflicher Brauch war und nur die Pestchirurgen auf ihrem Posten aus- zuharren pflegten. F"ür einen solchen „Pestbarbierer" mag im Georgenspital schon früher Vorsorge getroffen worden sein; doch macht die Anstellung eines Ratsbarbiers, wie wir oben gesehen haben, keinerlei dahin gehende Angaben oder Bestimmungen. ') Die Einzelheiten dieser Stiftung siehe im Anhang, im 3. Abschnitte. 6. Literarische Betätigung der Leipziger Arzte und Professoren der Medizin. Es läßt sich nicht verkennen, daß an der Universität Prag im ersten Halbjahrhundert nach ihrer Gründung ein reges geistiges Leben herrschte, auch in der medizinischen Takultat. Aber so wenig dies im 15. Jahrhundert in Prag angehalten hat, so wenig ist auch in Leipzig davon ein Rühmens zu machen. Soweit es eine .■\llgemeinerscheinung der immer melir stagnierenden medizinischen Scholastik war, gehe ich darauf hier nicht näher ein. Auch die Parallele zu Prag weiter zu spinnen, scheint mir diesmal nicht meines Amtes. In Leipzig nach der ganzen bisherigen Schilderung des niedrigen Fre- quenz- und Dotierungsniveaus und dem ganzen ärmlichen, fast armseligen Zustand der medizinischen Fakultät, noch nach den Ursachen einer geringen Höhe lite- rarischen Schattens zu suchen, dürfte überflüssig sein. Wir möchten nur aus- drücklich dem etwaigen Vorwurfe zu großer gelehrter Inzucht begegnen. Es kam allerdings eine kleine Zahl von geborenen Leipzigern, die ihre ganze Aus- bildung an der Pleiße empfangen hatten, auch zu akademischen Lehrstellen und zum Dekanate, doch keineswegs ausschließlich. Auch an auswärts Promovierten ist, selbst abgesehen von der ersten Generation, kein Mangel, wie das Studium der Dozenten- und Dekanatsliste lehren wird'). Doch werfen wir nun einen näheren Blick auf dies bescheidene „Blühen" der literarischen Produktion an der Pleiße und im weiteren Meißen, soweit es sich in Handschriften da und dort und in den Drucken erhalten hat. Ich glaube kaum, daß er sehr heißes Verlangen nach Dem erwecken wird, das völlig untergegangen ist — aber beachtenswert ist das Erhaltene doch'. Von einer schriftstellerischen Betätigung des Prager Magisters unbekannten Doktorates, ersten Dekans der facultas medica studii universalis Lipsiensis, Gerhardus Hoghenkerke, ist mir nichts bekannt geworden. Der zweite Dekan und erste dotierte Professor der Therapie an der Uni- versität Leipzig, Magister Helmoldus Gledenstede de Zoltwedel, in Prag schon Rektor und Dekan der Artistenfakultät und als Lehrer und Examinator ') S. 10 — 12. Lassen wir von den 12 medizinischen Professoren des i. Jahrhunderts der Universillt die beiden ersten als von Prag Milhergezogene bei Seite, so sind von den 10 Übrigen 4 Leipziger Baccalarien der Medizin und 3 sind in Leipzig zu Doktoren ])ronioviert worden, darunter zwei Dekane der medizinischen Fakultät. Schriften Helmolts voa Gledenstede. schon ein Jahrzehnt in Frag viel bescliäftigt und erprobt '), tritt nicht sofort 1409 in Leipzig als Dr. med. in die Erscheinung, sondern erst im Winter- semester 14 16. Er ist bekanntlich aus Prag mit ausgewandert und hat fast alle Fakultäten in sich vereinigt, sintemal er auch, das Datum scheint nicht völlig festzustehen, zu den Theologen in offizielle Beziehung trat „ad gradum bacca- larii theologiae praesentatus et assumptus". Es spricht manches dafür, daß dieser feierliche Akt im Sommersemester 14 10 stattfand, als Gledenstede das Rektorat bekleidete. Vermutlich stammt von dieser Promotion auch das einzige literarische Lebenszeichen seiner Leipziger Zeit her, das ich aufzufinden ver- mochte, oder ist wenigstens bei dieser Veranlassung entstanden, eine scholastische Untersuchung über die Weisheit Gottes, welche dem vielbewanderten und be- währten Prager Einpauker der jungen Artisten alle Ehre macht, aber wie alle solchen, in allen Fakultäten zu l^eginn des 15. Jahrhunderts so sehr beliebten „Quaestiones" von extremster Sterilität und Langweiligkeit ist. Ms. 1423 der Leipziger Universitätsbibliothek hat uns diesen ,.Schatz" auf Blatt 384 — ^gV Sp. i erhalten als „Ouaestio Magistri Helmolt de Soltwedel". Anfang und Schluß dieser dialektischen Gliederverrenkung möge trotz ihrer nur persönlichen Beziehung zur facultas medica hier mitgeteilt sein. Wesentlich anders werden Gledenstedes medizinische Darlegungen auch nicht sich angehört haben: ütrnm summa dei sapientia omnem veritatem possibilem distinctissime unico actu simplicissimo in propria forma cognoscat? Quaestio Magistri Helmolt de Soltwedel. Utrum summa dei sapientia, cuius legem aetemam participant omnia alia agentia omnem veritatem possibilem distinctissime unico actu simplicissimo peren(n)is [?] puram essenciam in propria forma cognoscatr In ista quaestione tria principaliter supponuntur et quartum quaeritur. Supponitur in quaestione primo summa in deo sapientia, quia dicitur utrum summa dei sapientia secundo in quaestione supponitur diumae legis aetemae e.xistentia cum in t}tulo quaestionis subiungitur cuius legem etemam. Tertio praesens quaestio supponit legem aetemam participare omnia citra deum agentia. Et quarto inquisitione quaeritur an summa dei sapientia omnem veritatem possibilem distinctissime unico actu etc. Quare determinando praesentis quaestionis materiam in quatuor distinguo articulos, quorum primi tres articuli tria supposita quaestionis praemissa declarabunt et quartus articulus quaesitum in se explicando determinabit etcetera. Quantum igitur ad articulum primum, qui erit de quaestionis primo supposito, scilicet an in deo est summa sapientia. Suppono primo qund idem in re est deus prima causa, purus actus, suinmum bonum, primus motor, ultimus finis, felicitas summa, supre- mum, princeps universi, primarius dator formarum, perfectum simpliciter, bonum aeternum, Optimum possibile. Ista suppositio patet quia diversi philosophi in eorum dictis atque scriptis talibus variis nominibus deum nominare consueverunt ut patet de Aristotele, Piatone, Pytagora, Seneca et Boetii >) Aus dieser Prager Zeit Helmolts von Salz w edel findet sich im Ms. 1348 der Leipziger Universitätsbibliothek (das auch eine Reihe Leipziger Disputationsschemata enthält) auf S. 274 — 284 eine quaestio Pragae disputata „Quaeritur utrum casus inleger communis insolubilis est admit- tendus . ." „i>er reverendum hclmoldura de soltwedel magistrum et in post in lipczk in doctorem medicinae promotuni, collegiatum coUegii majoris ibidem etc." »'. Lilorarisclie Uriatigung. Ms. ms. Bl. 300' Sp. 2. Istis sie praemissis sit prima conclusio Imius subarlinili isla : argunientatur iiuid dcus inlellipcndo unico actu siinplicissiinu cognoscit (probatur i|uid(.)uicl deus cognoscit suo intcllipere O'gnoscit, utrum per notabilc secunduin cum eins probationc in prae- senti subarticulo tertio) sed summuin intellipere est deus et niliil aliud quam deus, ut expresse |X)nit sccundum notabilc praescntis subarticuli, igitur conclusive vera quam tcnet quia deus est articulus purus primus simplicissimus, ut expresse dicit tertium notabile pniesentis subarticuli. Conclusio secunda, quidquid deus cognoscit per puram eius essentiam cognoscit, patet conclusio sie quidquid deus cognoscit per eius unicuin actum simplieissimum cognoscit, igitur conclusio vera tenet contra, quia actus unicus simplicissimus dei non est aliud, quan> dei pura essentia, ut elare deduci potest ex notabili secundo cum eius probatione recitata in praesenti subarticulo tertio, sed antecedens patet eonclusionem in mente praecedente. Conclusio tertia summa dei sapientia omnem veritatem possibilem imico articulo simplicissimo per puram eius essentiam cognoscit, probatur conclusio sie: summa dei sapientia omnem veritatem possibilem cogni >scit, utrum per subarticuluin primum superius praemissum, sicut summa dei sapientia cum est deus nichil cogn^iscit nisi unicn actu simpli- cissimo per puram eius essentiam, ut patet per primam et secundura conclusiones immediate praecedentes igitur conclusio vera consequentia nota est, similiter et antecedens oinclusio secunda et ultima ad eonclusionem universalem est isa: Summa dei sapientia, cuius legem etemam (391'') parlicipat omnia agentia, umnem veritatem possibilem cognoscit, ut patet ex articulis tribus primis simul conipositis et summa dei sapientia omnem veritatem possibilem unico actu simplicissimo distinctissime in propria fnrma per eius puram cessentiani cognoscit ut habetur ex tertio subarticulo articuU quarti simul compositis igitur o inclusio vera, quam nota similiter et antecedens patet intuenti totam quaestionem praecedetentem, et ita patet quo quaestio sicut prc'ponitur est vera. Ex tota positione praecedenti infero, corpore primo scientia dei est non entinus nulliter. Corporum seeundum scientia est imperfectorum com- praehensibilior, corporum tertium scientia dei est futurorum ad utruinlibet con- tingenter. Ista corpora speeialiter ad praesens non probo tarn breuiter, quia mani- festa deduci possunt ex corpore totius quaestionis. Explicit questio determinata a reverendo magistr^i helmoldo de soltwedel. Schon dieser Schlußsatz besagt ja, daß dies Schriftstück in den Anfang der Leipziger Tätigkeit Gledenstedes fallt: er ist hier nur erst Magister ar- tium, noch nicht baccalarius theologiae und Doctor medicinae. Wir haben es also wohl bestimmt mit Heimelt Gledenstedes Promotionsrede bei der feierlichen Bestallung mit der theologischen Baccalariatswiirde zu tun '). ') Konrad Wimpina berichtet in seiner „Scriptorum insignium, qui in ccleberrimis prae- sertim Lipsiensi . . . Acadcmiis a fundatione ipsarum usque ad Annum Christi. MDXV floru- mmt, Centnria" edid. J. Fr. L. Thcod. Merzdorf. Lipsia 1839 S. 28, 29 unter anderem folgendes von „Helmoldus Glodenstede" ,, . . . ad medicinae capessenda insignia non sine ingenio anhelavit, perfecitque ut Aesculapius apud priscos, ita ipse apud Misn.-ie Marchiones in pretio esset. Vir supernnmerariae aetatis, ut ex senccta, scholasticis laboribus effoeta, ad puerilia rudimenta redirct. Scripsit post Medicinae ca'hcdrac regimen (quod in longos annos traduxit), in utraque medicinae et artium facultate non aspemenda, quac passim in libraria Lipsensi habentur, videlicet: I^ractica medicinalis üb. I. Regiminis sanitatis lib. I. Lecturam super A\'iccnnam inmensam. Et alia plcraquc.'' Von diesen handschriftlich um- laufenden Dingen, das soll doch wohl ,,in libraria habentur" heißen, ist mir noch nichts in den Weg gekommen. Peslregiiiiina. IO3 Ein wesentlich anderes Gesicht hat ein anderes Schriftstück, das uns ein Schlesier hinterlassen hat, der vom Sommer 1425 bis Herbst 143 1 in Leipzig studiert hatte und daselbst seine ganze gelehrte Ausbildung, seine medizinische also unter Hoghenkerke und Gledenstede erhalten hat, die er, wie wir oben S. 6 gesehen haben, mit der Promotion zum Baccalarius medicinae nicht lange nach 143 1 beschloß'). Den praktischen Sinn der sich in dem ganzen „Regimen Praeservativum ab epidemia" des Vinzenz Swoffheim von Liegnitz ausspricht, müßte er von Hoghenkerke empfangen haben*). Doch hat es der Liegnitzer Arzt anscheinend nicht bei seinem Leipziger Unterricht bewenden lassen, es müßte sich denn um eine mehr private Unterweisung eines alteren Kollegen in der Praxis handeln, wenn er sich auf einen „praeceptorem nieum Magistrum Michaelem" mehrmals beruft '). Höchst wahrscheinlich hat Vinzenz Schwoffheim anderwärts den Doktorhut errungen und nennt hier einen seiner späteren Lehrer. Was weiter aus dem Verfasser geworden ist, vermag ich nicht zu sagen. Ob er sich in Liegnitz niederließ? Jedenfalls sind die Beziehungen der Familie Schwoffheim zur Leipziger Universität sehr rege geblieben. Eine ganze Reihe „Swofflieim de Legenis" begegnen uns in den .Anfangen unserer Universitätsmatrikel. Und daß man dies Schriftstück in den Leipziger Handschritten aufbewahrte, spricht doch auch für seine literarische Zugehörigkeit. Ich bringe es daher im Anhang unter Nr. 4 zum Abdruck. Immerhin beachtenswert an dieser Stelle scheint mir auch das deutsche Pestregiment für die Frau von Plauen, das ich zuerst in einer Bamberger Handschrift aufgefunden habe, dann in einer Breslauer Handschrift wiedertrat und endlich auch, ins Niederdeutsche übersetzt, aus einer Handschrift des britischen Museums aushob. Freilich ist es durchaus nicht gesagt, daß diese Kompilation von einem Leipziger Arzt verfaßt ist. Es gehört immerhin in unseren territorialen Bereich, mag also unter Nr. 5 im Anhang mitgeteilt sein, wo ich die nötigen kritischen Ouellenanalysen beifüge. .Auch über einen Pesttraktat, der mit dem Namen des Professors der Artistenfakultät (Mitglied des kleinen Kollegs, 1480 — 1490, t 1490) Joh. Cleyne (Kleine) von Lobau im losen Zusammenhange steht (Ms. Lips. 1255 Bl. 197) werden wir uns dort kurz aussprechen. Wir kommen nun zu einer Arbeit eines Mannes, der in der Leipziger medizinischen Fakultät, in der Stadt und in der Stadtverwaltung eine be- deutende Rolle gespielt hat, zu einer Schrift des Dr. med. Johann Sprottow ') Daß es sich um seine Doktorpromolion hier gehandelt habe, wie noch Erler an- nimmt, kann ich leider nicht mehr für richtig halten, wenn ich auch das Schriftstück ursprünglich um dessentwillcn in meine Arbeit aufnahm. ■j Vgl. aber die praktisch-medizinischen Schriften Gledenstedes, die in einer vorhergehenden Anmerkung nach Konrad Wimpinas Überlieferung genannt sind, vielleicht aber nach Vinzenz Schwoffheims Studienzeit verfaßt sind, als Gledenstede die Professur für praktische Medizin innehatte. ') Wahrscheinlich jedoch Micacle Savonarola, damals Professor von großem Rufe in Ferrara (f ca. 1465). ('. Literarische Betätigung. alias Mcurer aus Crossen, Min näheres Eingehen auf ihn und seine Schick- sale haben wir uns bis hierher aufgespart. Wir müssen also etwas weiter ausholen. Er war im Wintersemester 1432 auf die Leipziger Hochschule ge- kommen, hatte im Sommer 1434 das Haccalariat, im Winter 1436 das Ma- gisterium errungen und ist nach Absolvicrung des Baccalariats der Medizin in Leipzig, deren Datum nicht feststeht, und mit Erringung des Doktorhutes im Jahre 1447 in die Fakultät der Medizin eingetreten, nachdem er der Artisten- fakultät seit 1442 angehört hatte. Er hat also seinen ganzen Studiengang in der Stadt an der Pleiße durchgemacht und ist auch zu städtischen Ehrenstellen gelangt; 1452 in den Rat gewählt, bekleidete er 1465 das Bürgermeisteramt, das er freilich in „schwerer Ungnade" beim Kurfürsten Ernst und Herzog Albrecht in ungewöhnlicher Weise wieder niederlegte, indem er vom Gefängnis aus darauf verzichtete (7. Februar 1465]'). Als Kollegiat des Frauenkollegs wird er kurz nachher '18. Februar 1465) mit sechs anderen KoUegiatsgenossen im Namen des 8. Genossen im Kollcgio, Presb\-ter Hieronymus Swofheim, vor das Geistliche Gericht nach Merseburg von Rom aus zitiert-"). Die zeitliche Koinzidenz dieses Schriftstückes mit der Verhaftungsangelegenheit Meurers ist aber wohl nur eine Zufälligkeit. Was hatte der unglückliche Mann verbrochen, d.iß seine Landesherren ihn in den Kerker hatten werfen lassen? Mit seinem früheren Fürsten, dem Herzog und Kurfürsten Friedrich, dem Sanftmütigen (1428 — 1464), muß er doch wolil in guten, wenn nicht nahen Beziehungen gestanden haben, trotzdem ihm dieser den am gleichen Tage mit ihm weiland doktorierten Landessohn Johann Schipnitz von Mittweida als Professor der Pathologie begreiflicherweise vorgezogen hatte ^). Von Johann Meurer, Doktor der Medizin habe ich nämlich ein Gesundheitsregiment für eben diesen Herzog Friedrich im Ms. Lipsions 1584 Bl. i aufgefunden, das mir aller Beachtung wert scheint, ob seiner ruhigen Sachlichkeit und Phrasen- freiheit. Ich bringe es im Anhang unter Nr. 6 zur Publikation. Abgesehen von seiner interessanten Abfassungsweise und den darin niedergelegten gesunden ärztlichen Gedanken und Grundsätzen dokumentiert nun dies Schriftstück, das jedenfalls seitens des Kurfürsten Friedrich II. erbeten worden war, daß Johann Meurer das Vertrauen Friedrichs des Sanftmütigen genoß. Sollte gar gerade dieses allerhöchste Vertrauen ihm verderblich ge- worden sein. Es scheint wirklich so zu sein. Friedrich der Sanftmütige ist am 7. September 1464 gelegentlich eines Aufenthaltes in Leipzig, anscheinend ziemlich plötzlich, erst 54 Jahre alt, ge- storben; alle weiteren Nachrichten über diesen immerhin etwas frühen Tod fehlen bis heute, aber höchstwahrscheinlich ist Kurfürst Friedrich IL, wie aus dem Gesundheitsregimen hervorgeht, von dem Arzte seines \'ertrauens, vom Bürger- •) Posern-Klett, Urkundenbuch der Stadt Leipzig. I. Band. Leipzig 1868. Nr. 386 S. 318. •) Stübel, Urkundenbuch der Stadt Leipzig 1879 S. 147 Nr. 127. •) Vgl. oben S. 62 und zu Meurer überhaupt S. i" Anm. 5. Dr. Joh. Meurers Gesundhcitsregiment und Schicksale. meister Dr. med. Johann Meurer in dieser Krankheit behandelt worden. Hat sein schneller Tod der Witwe, der Schwester des Kaisers, die den Gatten noch 22 Jahre überlebte, und den Söhnen den treuen .Arzt plötzlich verdächtig erscheinen lassen? Haben die Söhne ein hochnotpeinliches V^erfahren gegen ihn eröffnet und ihn in den Kerker werfen lassen? Ich bringe die beiden einzig zu diesem Falle mir bekannt gewordenen Aktenstücke aus dem Hauptstaatsarchiv in Dresden in der Anmerkung im vollen Wortlaut zum Abdruck. ') Sie scheinen mir kaum eine andere Auslegung zuzulassen, zumal in den Akten der Stadt Leipzig von der ganzen Sache kein Wort zu finden ist, was doch recht unwahr- scheinlich wäre für den Fall, daß es sich um eine Verfehlung Meurers in seinem Bürgermeisteramt handeln sollte. Der Schatten der Frankenkönigin Austrigildis schwebte eben noch lange über der Ärzteschaft. Bedroht er nicht manchmal auch heute noch pflichtgetreue Männer? — Neben der etwa 5 Monate langen Kerkerhaft war die Geldstrafe von 600 Gulden jedenfalls recht hoch bemessen. Wir verlieren denn auch mit dem Jahre 1465 jede Spur von Dr. Johann Meurer in Leipzig; er hat die Meißnischen Lande wohl bestimmt verlassen. Wenn ihn eine Quelle nicht nur versehentlich mit dem Breslauer Domkapitel in Verbindung bringt, so mag sie uns seinen späteren Aufenthaltsort dadurch überliefert haben. Doch das bedarf noch weiterer Untersuchung. ') Kgl. Sachs. Ilauptstaatsarchiv. Original-Urkunde Nr. 7849: Ich doclor Johannes Meurer bekenne vor mich und myn erben, daz ich den erluchtyn hoch- gebomen furßten und hern hern Ernßte kurfurßte und hern Albrecht, herczogen zu Sachsen Lant- graven zu Dorj'ngen und margraven zu Missen, myn gnedigen libyn hern schuldig byn 600 gülden ader also vil müntcze, dy zu beczalen nemlich off den necstyn Ostermarg 300 gülden und off den necstyn michelsmarg och 300. Daz zu merem bekentnuß habe ich dißen briff mit myner hanth ge- schrebn und mit mym sigl vorsigelt. Gebyn der mynner czal ym 65 jare am donerßtage nach Dorothee. (Z. S.} König]. Sachs. Hauptstaatsarchiv. Orig.-Urk. Nr. 7850: Ich Johanß Meurer Docttor bekenne in dißem ofen brife vor mich meyne Erbin und erp- nemen und thu kunt allermenniclich die yn sehin adir horren leßen, nachdem also ich in der er- leuchtten unde hochgebornen fursten unde hern hern Ernsten kurfursten etc. und hern Albrechtten gebrudern herczogen zcu Sachssen lantgraff in Doringen und marggraff zcu Meißen meyner gnedigen libin hern swerre Ungnade gefallin und in irre straffung zcu gefencknis komen was das sich irre gnadin gein mir in dem gncdiclichin bewißet und mich von yn in gnadin unde gunst habin komen laßen unde der gefencknis ledig unde loß gegebin habin, deslialbin obergebe unde vorkiße ich hir- mitte das borger meister ampt und den rat stui zcu Lipczk in yrrer gnadin stad, gerede unde globe dar obir for mich, meyne erbin unde erpnemen mit fryhem wol bedachtten mutte ungenottigit unde unbecwungin ouch anne unrechlte gewalt und anne hinderniß, dar zcu ich gecwungen adir ge- drimgen wer, bey meyner gutten warten truwcn unde ouch bey meynem eyde, den ich hirzcu sunder- lich getan hab also hir nach berurt wirdit, das ich solchs was gein mir des gefenckniß unde anders halbin vor genomen ist, wedir dy genanten meyne gnedigen hern, irre erbin unde erpnemen nymer mehir zcu ewigin gecz tten in arg nicht gedencken nach gewcnnen mich des ouch widir yrre gnade irre gnadin rette, manne, ampt lutte, dynnere, burgir, gebuwir unde gemeynlich an nymandis der yrn, welchs weßens unde stanczs dy sint adir zcukunfftig werdin mit wortten adir werkin, heimlich adir offenbar durch mich adir eynen andern zcu richts adir seit halbin nach durch keynen er tichtten adir erdachttin anslag nicht rechin nach ouch in recht ap das durch eincherley weg gesehen mochtte von gemeynen rechtt ader durch sunderliche erwerbunge gnade halbin von der romischen kirche ader von dem heyligen rieh dar widir nymer thun wil, zcu was stant ich ymer komen mocht, j^, fi Litcrarisclic Detiitipinf;. War der geistige Zusainmonhang der oben (S. 103) erwähnten Pest- schriften mit der Leipziger Hochschule jedenfalls unbeweisbar, vielleicht sogar etwas zweifelhaft, so scheint mir eine andere Leipziger Handschrift aus dem 1 5. Jahrhundert doch Leipziger gelehrte medizinische Arbeit um so deutlicher uns darzureichen. Ein Quartant von etwa 250 Blattern, der im Jahre 1543 mit den gesamten Schätzen der Klosterbibliothek in Altenzelle (Altzelie bei Xossen) zu den Bücher- beständen der Universität Leipzig kam'), heute Nr. 1227, zeigt an 6. Stelle eine zusammengehörige Eintragung einer sauberen Hand aus der Mitte etwa der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf 45 (gesondert) numerierten Blättern. Auch hier ist die Vorliebe zur Beschäftigung mit der Pest deutlich zu erkennen. Nach einigen therapeutischen Notizen für Kopfleiden auf dem ersten Blatte eröffnet eine kleine Abhandlung „De niedicinis praeservativis tempore pestilentiae'' Bl. 2' — 6' die Sammlung. Es folgt ein zweites kleines Pest- regimen, Bl. ö' — y, anscheinend von Matteo (Marco?) Giovanni da Siena und endlich Bl. 43^ — 45'' ein Schriftstück, das abermals in erster Linie an einen Sachsenherzog sich wendet, ein „Regimen ordinatum pro duce Saxoniae" wie wir gleich sehen werden. Am Ende des zweiten der genannten Pesttraktate wil ouch nicht vorhengen schicken ader zcu statten eynem andern dar wider zcu thun unde was hir widir geschege machtloß unde unbestendig habin unde bescheidin unde obir das allis sal nach wil ich widir yrrc gnade irre rette, manne, burgir unde stette in sampt ader bsundern nach ny- mandis der ym nymer gethun mit ratte, wortten ader wercken. Ich sal unde wil mich ouch der regyrunge der stat Lipczk durch keynen weg nymermer an czihin, was aldo geschit, rattis halbin nicht beredin nach darwidir thun, deshalbin ouch kein gespreche habin, nach samenunge machin, nach ouch bsy keyner samenunge sein ap dy gemacht wurde, darzcu nicht ratten nach lielfTen durch mich adir eyn andern heimlich adir offenbar ouch umme sulchs, was an mir gesehen ist mit ny- mandis redin zcu keynner zeit, es sey korcz adir langk nach keinen handil habin, welchs weßens der werre, furste, graffe, hcrre, rytter, knecht, burgir ader buwir, frund adir fremde unde das ny- mandis sundirlich vordencken eynnen vor den andern. Wurde ich mich abir an der arttickel cynnem ader mehir vorgeßen unde darwider thun welchn der werre der groste ader der kleynste were es an rette, hern, manne, borger, knechte ader dyner ader sunst ymandis der ym, es geschege mit wortten vehil ader wenig heymlich ader offenbar ader mit werken ader mit zceichin öffentlich adir bcdackt, wie das zcu queme, so sal unde wil ich meynen cgenantten gnedigen hern unde yrrer gnadin erbin vorfallin sein libis unde guttes, da mitte denne yrre gnade zcu thune sollin habin nach yrrem fryhin willin unde wolgefallin anne geferde, wil mich ouch damitte rechtloß, erloß, libeloß unde guttcloß wirdigk gewirkt habin, wu ich darwidir thun wurde, und solliche arttickel obin berurt alle semptlich unde iclich besundern stette zcu haldin, habe ich eynen eyd zcu gotte liplichin uf den herzligin gesworn mit bedachtem fryhem mutte ungenottigit unde ungecwungin, das ich ouch also zcu haldin gelobe mit nnd in craft dißes briffes zcu bekenttcniß unde mehir Sicherheit habe ich meyn ingesigil williglich hir an discn briff thun hengen , der gegebin ist nach kristus gebort tuDint fir hundert unde darnach in dem fünf unde sechzcigistin jarre am Dornstage nach Dorethea. (^. S.) ') „Ad Bibliothecam publicam [anderwärts auch „communis" genannt] Anno salutis l^oS" heißt es am Fuße des ersten beschriebenen Blattes; damals war die Handschrift also ins Cistercienser- kloster in Altzelle gekommen, aus dem Besitze des Arztes in Freiberg Nicolaus Münzemeister. Am Ende ist ein „Regimen pestis cuiusdam doctoris in N-ulgari" leider herausgerissen, das 1 506 noch vorhanden war als der Band in die Klosterbibliothek zu Altzelle kam , wie das gleichzeitig an- gefertigte Register auf der Innenseite des Vordcrdeckels erkennen läßt. Leipziger Pesttraktate. 107 finden wir aber auch die Lösung für die uns aufsteigende Frage nach dem Grunde der fleißigen Beschäftigung unseres Leipziger (ärzthchen) Schreibers mit der Pest, der sich dabei auch gleichzeitig als Leipziger Gelehrter dokumentiert. Er schreibt Bl. 6'": Et haec ad laudem dei benedicti sint dicta et ad utilitatem oranium homi- nuni et singulariter habitantium in civitate Senensi pro quorum praeser- vatione a peste Ego Marcus (?) Johannes, eiusdein civitatis alumpnus Ao 1374 in inense Junij hunc tractatum composui annis viginti ') autem post hoc Anno 1463 horrendissima pestis quasi per totum orbem terrarum ita quod in multis locis et terris vix tertia pars hominum remansit, quae in multis locis ad duos quasi stetit menses continuos et adintravit (?) post hoc anno 1474 in partibus Misniae, primo in Friberga etc. Haec sunt scripta in lypczigk tempore epidemiae Anno 1478 Mense Septembri, ubi haec pestis aliqualiter incipiebat, per T. W. d. b. Wir erfahren hier also recht viel Interessantes auf einmal, daß 1474 die Pest im Meißnischen wütete und in Freiberg, dem damals recht lebhaften Berg- städtlein, anhub, nachdem erst 1463 eine universelle Pest mehr als die Hälfte der Lebenden dahingerafft hatte. Wir erhalten ferner die Kunde, daß 1474 in Leipzig im September eine neue Epidemie ausbrach, die den Schreiber eben dazu führte, sich Pestpräservativa und Pestkurativa zusammenzuschreiben. Er fiigt denn auch zwei Fragmente verwandten Inhaltes direkt noch an (Bl. 8'' bis lO'): „Capitulum octavum de curatione febrium videlicet de curatione febrium pestilentialium cum auxilio dei omnipotentis, in quorum curationibus primo con- siderandum est . . .'' über Aderlaß, Behandlung der Pestbeulen durch Ruptoria und gleichzeitige Purgation mit Helleborus usw. . . ,.Haec omnia habita sunt et confirmata a domino Philippe de Elentomo (?; cardinali quae quae <„non" von anderer Hand beigesetzt) credimus esse fabulatoria" heißt es am Schlüsse des ersten Fragmentes. Das zweite bringt zum Teil parallele Anweisungen, die mit den W'orten schließen: „Bonus est ergo modus quo quis in tempore pesti- lentiae se custodire debet etc." An anderer Stelle dieser Handschrift, kurz bevor seine eigene Zählung der Blätter beginnt, Bl. I52''— 163 [eig. 164]', hat der nämliche Schreiber eine längere Abhandlung über Regelung der Lebensweise in Pestzeiten zusammengeschrieben, später „Regimen pestilentiae" betitelt. Am Ende derselben, S. 192'', heißt es folgendermaßen: . . . ,,Et sie quam plures astripotentis ope pestiferam cladem subterfugere queunt. Haec itaque e majorum antiquorum et modernorum me- dicorum sententijs, ut memorativae cellulae ocius imprimantur, de hac omni aegritudine perniciosiore pestilentia brevissime lypczigk sunt cursorie rapta decima Kalendas septembris Anno domini M^ccccOlxxiiij'" :I474] pro quibus Sit benedictus qui phebo radios aministrabat et cornua lunae." Eine andere, wenig spätere Hand hat dann noch beigesetzt: „Collectum Anno quo supra et publicatum est praesens consilium a Magistro nicolao ') Die Lesung dieser beiden Worte ist sehr unsicher. , ,^ I'. Literarische Bettügung. luonctarij c diversorum autorum dictis autenticis curiose elaboratum". Nicolaus Miinzemeyster (Monetarii) aus Dresden war im Winter 1459 in Leipzig in- skribiert, im Winter 1465 zum Haccalar und im W'inter 1469 zum Magister promoviert worden. Er scheint dann außerhalb Medizin studiert und schnell dies Studium absolviert zu haben. Als Arzt war er spater in der alten Berg- stadt Freiberg ansässig und besaß eine hübsche Bibliothek, die nach seinem Tode dem Kloster Altenzelle zufiel und mit dieser Klosterbibliothek spater nach Leipzig kam. Wenn Ludwig Schmidt im ersten Hefte seiner „Beiträge zur Geschichte der wissenschaftlichen Studien in sächsischen Klöstern", Dresden 1897 S. 32, Anm. 102 berichtet, daß er im Dresdener Kataloge unter L. 35 als Verfasser eines Regimen pestilenciale genannt wird, das jetzt wohl nicht mehr vorhanden sei, so kann ich zwar den angegebenen Verweis im gedruckten Katalog der Dresdener Handschriften nicht finden, aber die verloren geglaubte Schrift ist wohl zweifellos die hier von mir eben genannte. Da keine nähere medizinische Beziehung des Monetarius zu Leipzig ersichtlich ist, er vielmehr seine Studien in Padua absolviert zu haben scheint ^), gehe ich diesmal auf das Pestregimen nicht näher ein. es ist wohl im wesentlichen italischer Trovenienz, auch scheint mir die Verfasserschaft Münzemeisters nicht über alle Zweifel erhaben. Nähere Untersuchung ein andermall — Der Schreiber hat aber oft'enbar zu dem Freiberger Arzte Beziehungen gehabt; von ihm hat er wohl auch die oben gegebene Nachricht über den Ausbruch der Pest in Freiberg 1474 erhalten, die den Freiberger Praktiker vielleicht auch dazu geführt haben könnte, sein Pestmanual zusammenzuschreiben. Damit ist wohl das Interesse an der Pestfrage für unseren zweifellos ärzt- lichen Schreiber erschöpft. Er hat uns aber ein anderes Schriftstück durch Abschrift aufbewahrt, was der Zeitsitte des Gesundheitsregimens für einen hohen Herrn eine neue Nuance zu geben scheint, seine Vorläufer aber schon in der Antike besitzt. Er teilt nämlich auf Bl. 43'' — 45^^ [207'' — 209'' des ganzen Hand- schriftenbandes] Verhaltungsmaßregeln auf der Reise mit, welche für einen Sachsenherzog ausgearbeitet sein sollen, der eine Reise nach Ungarn unter- nahm. Recht wohl möglich, daß einer der Leipziger Professoren, die ja viel- fach im Nebenamte Leibärzte ihrer Fürsten waren — wir werden weiter unten einen Fall dieser Art kennen lernen, der eine gewisse literarische Berühmtheit erlangt hat — mit der \'erabfassung eines solchen Schriftstückes beauftragt worden war. Wir verweisen auf diese klugen Reiseregeln eines Unbekannten in den Anhang (vgl. Nr. 7 S. 205 — 208). ') Dort hat er die kostbaren Inkunabeln erworben, die heute noch die Leipziger Universitäts- bibliotbek von ihm (durch den Umweg über .iVltenzelle vgl. Ludwig Schmidt an eben angeführtem Ort, S. 32 u 33) besitzt, großenteils mit seinem Wappen, einem blauen Halbmond auf weiß-rotem, senkrecht geteilten Schilde: Die Consilia des Bartolomeo Montagnana, die Avicenna- Kommentare des Jakob von Forli, Hugo von Siena, des Gcntile da I-'olignc (Päd. 1477), die „recoUecta de urinis'- des Antonio Cerraisone, und den Kommentar des schon genannten Jakob von Forli über das „tegni" des Galen, herausgegeben von Petrus Rochobonella, Ordi- narius der Theoretischen Medizin in Padua, alles gewaltige Folianten in splendiden italienischen Drucken eines Laur. Canozius, Joh. Maufer, Joh. Herbort in Padua und anderer. Dr. Nie. Münzemeister in Freiberg und Leipziger Praxis-Notizen. 109 Dieselbe Hand die diese gesundheitsgemäßen Reiseregeln für den Herzog von Sachsen abgeschrieben hat, fügte auf vielen ungezählten Blättern einen Galenischen Traktat „de mala complexione'-, Purgier- Vorschriften und ähnliches bei, was wir hier übergehen können. Weit interessanter scheint mir aber eine Reihe kleiner Consilia und anderer praktischer Notizen (oder sollen wir sagen Notizen aus der Pra.xis) zu sein, die unser Schreiber auf IM. lO — 41 zusammen- geschrieben hat. Er beginnt auf BI. lo' mit einem ,,Consilium in dolore rcnum ex calculo" das sich an ein „Dilectum Johannem*' wendet') und genaue Anweisung über Bäder, Diät und reichlich zugemessene arzneiliche Heilmittel (z. B. ein Pulvis Eugenii und ein anderes Magistri Engelberti) empfiehlt bzw. zusammenstellt. Ein „Regimen Calculosorum"-) am Ende macht sehr detaillierte Vorschriften. Es folgt Bl. 18*, ein Abschnitt „De dolore intestinorum et renum"^), Bl. 19^ De <[H)y- dropisi asclite. Pro quadam muliere quae habuit ydropisim, ut apparuit asclitem pia.xime e.x retentione menstruosorum et causa frigida esse apparuerit. Erat maxima cum dolore utriusque lateris, pro quo primo memoratum hoc ordi- navi .... habebat sedes quindecim et multa copia aquositatis est educta. Bl. 21''. Cura asclitis, quando est sine febre . . . Bl. 21^". Item Wilhelmus curatus quidem cum ipsis trociscis . . . Bl. 23^. De humiditate matricis et impedimento conceptionis. Pro uxore Nicolai Biborgers, quae non poterat concipere propter humiditatem matricis et frigiditatem et non retinuit sperma virile nisi per modicam moram et illud apparuit esse propter humiditatem . . . Bl. 26'''. De retentione menstruorum. Pro quadam domina de Wittenberg habente retentionem menstruorum e.x causa frigida et ratione sanguinis ut apparet grossi et viscosi, et causa haec sterilitatis erat ratione levitatis et lubricositatis matricis . . . Bl. 29''. Pro menstruo provocando primo habeantur pilulae . . . Pro sorore domini abatis de Buch in Grimmis habente fluxum men- struorum alborum, et cum habuit fluxum ventris humoralem et apparuit ibidem quodammodo materia colerica. De flu.xu menstruorum al- borum . . . Bl. 30^'. De fluxu mentruorum albo. Pro muliere domina gernoldyni habente flu.xum menstruorum non ru- beorum sive alborum . . . •) „Dilectissime Johannes ut intelligo satis frequenter molestamini dolore renum et pectoris (pectinis?) ex viiio lapidis generali ex humoribus grossis et viscosis . , ." (Johannes Grossmann?) ') „Honorabilis domine licet ad sanitatem cuislibet membri et totius corporis unum intendatur rcgimen mihi conscribendum . . ." ■') Pro muliere quadam habente dolorem <[in)>intestimis et in reuibus et in dorso ratione cal- cuU renum qui exivit et habuit maliciam appetitus et cordis debilitatem. (>. Literarische BeUügung. lU. 31'. De i cn.isiuone. Pro sororc Magistri Johannis Grossmaii, morantelm] adliuc in Gera habctite tenasnionem cum fxpulsione saniei et iirinae dilticultatc cum duritio epatis et cum stomachi detectione . . . W. 32'. Pro domina in Krybcnsteinio habente molam matricis et spasmum seu tortionem in coUo cum debilitate stomachi. Bl. 35'. Pro uxore Lobedans in Mitteweyda habente spasmum humidum in manibus, sub genu et in pedibus per totum, nee potuit ambulare in quatuordecim septimanis, deficit autem appetitu penitus et habuit ex urina flegmatis multitudinem, bibit multum, comedit parum. Bl. 35". Pro quodam pro apostemata flcgmatico stomachi et duricie splenis. Bl. 36'. Pro domina de Gera in domo Henrici Slantitz junioris habente stomachum debilem cum dolore ventris post convalescentiam et cum restrictione menstrui. Bl. 36^ Pro Jacobo de Gubin habente mclancholiam . . . Bl. 38'. 14 18 [1478?] Pro domino meo generoso domino wilhelmici [:] pro praesenti iudicavi catarrhum frigidum, ratione cuius venit tussis maxime tempore nocturno et cum ttissi quandocunque venit sputum sanguinis et quandocunque saniei. Nota hie cerebrum frigidum catarrhos causat grossos, materia per tussim educta causat viscosa, tussis satis longo tempore duraverat Bl. 40'. Pro Gunthero piscatore domino qui exsiccatus fuit sie, quod ner\'os non poterat movere nee sensum nee motum in partibus ex- tremalibus habuit, licet virtus vitalis et naturalis salvae apparebant, circa quod morietur. ib. Pro magistro civium de lütczen habente tussim ex humiditate pulmonis vel saltem propter humorem grossum frigidum retentum in i)ulmone vel in canna [r] eius et habuit dolorem circa dyafracma . . . Bl. 40'^. Pro illo gallico de ordine sancti anthoni in domo vocatis civitatis [?] habente maximum dolorem dextri oculi cum rubedine, insompneitate, sicut apposui albumen ovi cum stuppa et est repercussivum. Secundum est lac mulieris ab ubere sumptum et scias quod lac abstergit ratione serositatis, immo in omni tempore competit . . . Das waren die Krankheitsfälle, an welche unsere Handschrift ihre vor- wiegend pharmakologischen, manchmal auch diätetischen Anweisungen anknüpft. .■\b und zu ist wohl auch ein kurzer pathologischer E.xkurs eingeschoben, z. B. bei Mole und Melancholia, aber es ist eigentlich doch alles therapeutisch und oft sind kurze Heil?nzeigen in großer Menge derart bunt aneinandergereiht, daß man sieht, wie der Einzelfall dem Verfasser völlig aus den Augen schwand und er nur die praktischen Heilmittel und Heilformeln häuft. Doch sind diese durchaus nicht immer Pulver, Pillen, Tränke, Elektuarien, Trochisci oder Der- Aufzeiclinuagen aus der Praxis eines Leipziger Arzles. artiges, es werden auch Pflaster und andere äußerlichen Arzneiformen verwendet uml Bäder verschiedener Form in größerer Zahl, Klystiere, Suppositorien, Schcideneinlagen usw., kurz die ganze Lokaltherapie wird mit herangezogen. Seltener sind diätetische Anweisungen, aber auch diese kommen vor, selbst iiber die Regelung der Kohabitation bei Sterilität (Bl. 29'') usw. Auch der Autorenkrani ist im Zeitstile natürlich nicht vergessen, Avicenna, Rhazes, Gordonius marschieren auf, besonders häufig der „Wilhelmus", vermutlich de Saliceto (in seiner „Summa conservationis"). Aber auch eigene Erfahrungen läßt dieser Leipziger Arzt zu Worte kommen, denn um einen solchen handelt es sich bestimmt, das ergibt schon die Herkunft seiner Krankheitsfalle. „Ego expertus sum", „nos experti sumus" kehrt immer wieder. Auch volkstümliche Erfahrungen laufen mit unter und manch abergläubisches Mittel, deren ich nur eines beispielsweise anführen will, das Krötenmittel (Bl. 22^ bei Wassersucht: „Item experientia mirabilis, toUatur bufo silvestris quae in nemoribus invenitur et scindatur totus per ventrem et super renes ligetur. Educit enim mirabiliter aquositates per vias urinae et cum non vulnus [volueris?] aliomodo educere ijxsum admonitionibus, et hoc ego multotiens sum expertus. Solche „experimenta" spielten damals allenthalben bei den Ärzten eine große Rolle. Ob man daraus, daß der Verfasser Bl. 27"' von einem Mittel spricht, das die „Mulieres Montispelienses habeant pro experto", d. h. bei Stockungen der Menses gebrauchen, schließen darf, daß der Konsilienschreiber in Mont- pellier studiert hat, scheint mir höchst zweifelhaft; vielleicht handelt es sich dabei nur um eine Lesefrucht. Stehen diese Aufzeichnungen aus der Praxis und für die Praxis auch nicht gerade unbedingt auf der Höhe der ersten Konsilienschreiber des 15. Jahrhunderts, so sind sie doch auch bestimmt nicht erheblich unter dem mittleren Niveau ihrer Zeit. Der Verfasser derselben läßt sich vielleicht noch mit Hilfe der Anfangsbuchstaben T. W. d. B. feststellen; er hatte zweifellos in den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts eine ausgedehnte Praxis in Leipzig und Umgegend. An „Wenzel von Budweis" zu denken, der ja auch direkt ärzt- liche Funktionen ausübte, ist nicht angängig; dessen ärztliche Tätigkeit fallt jedenfalls später und nicht eigentlich ins Weichbild von Leipzig. Auch hätte sie wohl dem „iatromathematischen" Standpunkt des Astrologen mehr Rech- nung getragen. Auch „Caspar Molitoris de Brunsberg" fällt bestimmt in spätere Zeit. Einem Manne seines Schlages möchte ich am liebsten die Auf- zeichnungen zuschreiben, einem weitgekannten Praktiker, der zu der Univer- sität nur in loserem Zusammenhang stand. Kaspar v. Braunsberg hat ja auch Lehrfunktionen im Nebenamte ausgeübt. In der Fakultät, d. h. dem Leipziger Arztekollegium weiß ich einstweilen keinen mit solchen Anfangsbuchstaben nachzuweisen, und es ist ja auch durchaus nicht ausgemacht, daß der Schreiber dieser Notizen T. W. d. B. mit dem Manne identisch ist, der ursprünglich zu- sammengeschrieben hat. Nikolaus Münzmeister aus Dresden, der in Freiberg praktizierte, hat mit der Abfassung dieser kasuistisch konsultativen Bemerkungen direkt nichts zu tun, wenn sein Name auch genannt wird und Beziehungen zwischen ihm und dem Schreiber oder dem Abschreiber bestanden. 6. Litrruische Uelütigun);. V.l. >..i,..,-.>cn hier vorerst die Mitteilungen über unsere Findlinge zur meiOnisclien Medizingeschichte aus Leipziger Handschriften. Zum Schhisse dieses Abschnittes werden wir noch einmal darauf zurückkommen, ohne uns der Vorstellung hinzugeben, daß auf diesem Quellengebiete nun schon alles ausgeschöpft wäre. Im Gegenteil, bei fortgesetztem systematischen Durcharbeiten unserer Leipziger Handschriftenbestande hotl'en wir noch manchen l^eitrag zur medizinischen Gelehrtengeschichte in dem Lande der Wettiner erheben zu können. Für diesmal macht das bedenklich in die Nahe gerückte Universitäts- jubilaum diesen Studien ein Ende. Überschauen wir das vorläufige Ergebnis unserer Ährenlese, so scheint mir das Medizinische, was bis heute vorliegt, einen gesunden praktischen Sinn tur die Bedürfnisse des wirklichen Lebens als Kennzeichen dieser frühesten Leipziger Arzte hervortreten zu lassen. Doch auch im Drucke ist manches autbewahrt aus der literarischen Be- tätigung von l,eipziger Ärzten und Dozenten, das wir nun im Zusammenhang einer kurzen prüfenden Beleuchtung unterziehen wollen. L)ie späten bescheidenen Anfänge einer ernsthaften Beschäftigung mit menschHcher Anatomie wurden von berufenster Hand gleichzeitig in diesen Studien dargelegt'). Aber auch im vorliegenden Zusammenhange müssen wir auf eine Reihe von Publikationen eingehen, die sich literarisch mit Anatomie befassen, ohne ein Studium an der Leiche damit zu verbinden. Es sind Mit- glieder anderer Fakultäten, die dem Mediziner dieses Thema abnehmen. Im Jahre 1499 gab Johann Pej-ligk, der Sohn des Bürgermeisters von Zeitz-") Bartholomäus Peyligk, geb. 1474 daselbst und zu Leipzig im Jahre 1522 gestorben, seit 1506 Professor der Rechte an der Universität, bei Melchior Lotter in Leipzig einen stattlichen Folianten heraus''), ein rein scholastisches „piiilofopljio ilaturatif Conipcnöiuni", dessen Titelblatt wir auf Tafel \ I (obere Hälfte) reproduzieren lassen. Für vorliegende Zwecke ist einzig der letzte Bogen dieses Werkes von Wichtigkeit; das ganze Übrige ist pure Thomistik, wie denn der Verfasser im Vorwort an die „Studiosi philosophiae scholares" ausdrücklich den „beatus Thomas, doctor angelicus" und den „Egidius Rho- manus", also Thomas von Aquino (1225 — 1274) und seinen namhaften Schüler, des „doctor fundatissimus" Aegydius von Colonna aus Rom ') Heft 7 dieser Studien: Rabl, Gesch. der Anatomie a. d. Univ. Leipzig. — Vielleicht haben wir in einer Äußerung Pollichs von Meilerstadt in seiner letzten Streitschrift gegen Simon Pistoris, der „Responsio" von 1501 (Fuchs S. 264), einen Hinweis, daß gewissenhafte Dozenten im Anschluß an die theoretischen Vorlesungen doch klarere anatomische Vorstellungen durch Leichen- deraonstrationen besonderer Art ersatzweise zu geben versuchten, ilurch Situsdemonstrationen an Tierleichcn — zweifellos besser als das bloße Wort. Pollich schreibt: ,,Ouinimo pars medicinae haud minima, ut anatomia, agit plerumque circa bruta; Galenus namque et gallum et murionem suos incidit, et quidam celebres in medicina porcorum incisionem descripserunt". Er weist damit deutlich auf die Salcrnitanische Schweineanatomie als anfänglichen Ersatz der Menschenleichenzergliederung hin, die in der Anatomia Cophonis, die auch „Anatomie porci" ge- nannt wird, ihre literarische Verewigung fand. Malitiös fahrt Pollich dann fort: ,,Accepi a fide dignis, te, quo a scholaribus lardi portionem pinguiorem obtineres, scropham aliquando incidisse." Liegt auch schmähende Herabsetzung, die in den Worten liegen soll, offen zu Tage, so scheint mir nicht minder klar daraus hervorzugehen, daß Simon Pistoris, den Pollich hier anredet, zu Zeiten an einem Mutterschwein seinen Schülern Anatomie demonstrierte, was wir dem wackeren Manne in den traurigen Universitätsverhältnissen seiner Zeit in Leipzig zum Lobe anrechen wollen. -) Daher auch Cizensis oder in lateinischer Übersetzung „Mammillinus" genannt. ') 16 Bogen in Ternionen, nur der letzte ein Quarternio, also ()8 Bll., deren letztes un- bedruckt. An den Texlschluß anschließend auf der vorletzten Seite, (S;', die Drucknotiz: „ . . 3i"Pffu5 <^l> opus iftub in iui'ijini oppii>o £ipQrnft opc* || ra 2 foU'rtia IlTcldiiar £otter ^(itno falutifcri- iiicariiatöis ZTiil' 1| lefimo i|uab:iii3ciitcfimonoiio3criinoiioilo p;ii>ic ibus ffpicbiis." Studien zur Geschichte der Medizin. VIU. S 1 . 0. Lilcrarisclie Bctitigung. (I2^7_t3i6i, als seine Lehrer und Leitsterne in der Philosophie hervor- hebt, als „in hoc opere sintjulariter inutandos obser\'andosque". OlTenbar fühlte der Ncuaufgenonimene des Consilii tacultatis artium ' das Bedürfnis, auch neben seinen seit 1490 obligaten Lehr\'ort ragen vor den Studenten seine ge- lehrte Erudition durch ein umfängliches Werk darzutun. Die letzten 12 bedruckten Seiten enthalten eine „Anathoniia totiiis corporis humani luorumque artium principalium", wie das SchluLiwort besagt, was in der Überschrift, die wir gleichfalls auf Tafel VI (untere Hälfte) reproduzieren, als „Compendiosa capitis i)hysici declaratio" oder als kurze Erklärung der Lehre vom natürlichen Bau des Menschenkörpers be- zeichnet wird. Der Text dieses Abrisses von Bau und Funktion der Organe in den drei Körperhöhlen, der membra naturalia im Bauche, der membra spiritualia in der Brusthöhle und der membra animalia des Hauptes unter vollständiger Umgehung der ICxtremitäten berührt sich in Vielem mit der Anatomie des Mundinus, ist aber wesentlich kürzer gehalten. Als Autoritäten sind Aristo- teles. Avicenna und Constantinus Africanus genannt. Trotz seiner großen Dürftigkeit hat dieser anatomisch-physiologische Anhang Peyligks zu seinem „Compendium philosophiae naturalis-j" ofienbar viel Anklang gefunden. Das dokumentiert sich in der raschen Nachfolge, die er fand, und auch darin, daß er gesondert wiederholt aufgelegt, wurde. Choulant und Haller sprechen wenigsten? von mehreren Neudrucken'); ich selbst habe nur einen zu Gesicht bekommen, den vom Jahre 1516. Es sind dies 8 Folioblätter, signiert 2lij bis 2Iiiij, ohne den Namen des N'erfassers aus- gegangen unter folgendem Titel [*Hnin 1201]: (Tomvcnöiofa Capitis vl?i)i'-'i öcclavatio: v:in:ipalifi Innnani f02po2t5 mcmho rü ficjuras liquiöo oftcnöcns : phi lofopbic ahnnnis a6nio6um p.'ofuturd. (Epigrainnia ab fpc:tatorö Qui fint Ininunii ufm. ') Immatrikuliert war er im Winter 1484, Baccalar der Artes im Sommer i486, Magister im W^nter 1490, in das Konsilium der Artistenfakullät aufgenommen 1497 und Rektor im selben Jahre. Im Sommer 1500 wurde er dann auch mit der Ehre des Dekanates der facultas artium bekleidet. ') Offenbar sind unter diesem „Philosophiae naturalis Compendium" auch die „Institutiones in Philosophiam naturalem frugiferae" zu verstehen, die Konrad Wimpina in seiner ,,Centuria" (j.Scriptorum Insignium, qui in celeberrimis pracscrtim Lipsicnsi, Wittenbergensi, Francofurdiana ad Viadnim academiis a fundatione ipsarum usquc ad annum Christi MDXV floruerunt, centuria") S. 61 der Theodor Mcrzdorfschen Ausgabe, Leipzig, 1839, 8°. •) Lips. 1510, IS'5, 1516 und 1518. Stockton Hough in seiner Bibliographia Medica TreotoD, New Jersey 1890 schreibt auch noch von Ausgaben der Jahre 1503 und 1509, scheint aber spitcre Ausgaben nicht gesehen zu haben, denn er hält die Abbildungen aller Ausgaben für identisch, was nicht stimmt. Joh. Pcyligks anatomisches Compendium. 1 1 c Aul" 151. 21,' die Schlußnotiz: • 'iü^'^lK' iiiHwffit riiolrVsaii^sii? moiKU"cu)ii. lölo. Fast mehr noch als dieser Neudruck des Anhanges, über dessen Illustra- tionen ich weiter unten noch handeln werde',;, spricht das Erscheinen eines zweiten anatomischen illustrierten Werkes kurz nach dem ersten Hinausgehen des Kompendium Peyligks für das Aufsehen, das dies Werk gemacht hat. Die Lorbeeren Melchior Lotters ließen einen anderen Leipziger Verleger offenbar nicht schlafen, den Baccalarius artium Wolfgang Stöckel aus München, der ja auch 1516 noch den Neudruck des kleinen Schriftchens Peyligks ohne dessen Namen ins Werk gesetzt hatte, wie wir eben sahen. Er begegnete sich dabei, wie es scheint, mit den Wünschen eines anderen jungen Leipziger Dozenten, des Magisters Magnus Hundt, der im Mai 1499 zum Baccalar der Heilkunde promoviert worden war und daraus so etwas wie eine Verpflichtung empfinden mochte, sich nicht durch ein anderes Mitglied der Artistenfakultät in Mcdicis in den Schatten stellen zu lassen. Er schrieb also für den Verleger Wolfgang Stöckel ein gelehrtes „anthropologisches" Werk, das in handlichem Quart im Jahre 1501 herauskam-). Sein Titel ist auf Tafel IX Nr. i in Nachbildung gegeben. Man sieht schon beim überlesen dieses Titels, Magnus Hundt aus Magdeburg^) prätendiert auch ausgesprochen medi- zinische Gelehrsamkeit. Er will nicht nur im allgemeinen von Würde, Natur und Eigenschaften der Menschen handeln, sondern auch von den ihn zu- sammensetzenden Elementen, von seinen Teilen und Gliedern, von dem, was ihm nützlich und abträglich ist, was ihm zustoßen kann, von seinen P'ehlern ') Peyligk selbst scheint sich als Jurist nicht weiter um dies Kind seiner wissenschaft- lichen Muße in seiner artistischen Zeit gekümmert zu haben. Er wurde 1506 zum Doktor der Rechte promoviert und beschloß sein Leben als Professor der Rechtswissenschaft in Leipzig und Mitglied des großen Kollegs. Hermann vom Busche, der beredte AV'estfale, hat ihn auch im Liede verherr- licht, sogar zweimal. Ich setze nur das kürzere Gedicht von beiden hierher: Johanni Peylick Mamillino : alias Czeytz artium doctori et misnensis iuventutis Moderatori. Est mammilla tibi patrium cognomcu ab urbe Ut quidam cupido iam retulere mihi. Ipsc aliam facio causam : cognominis huius Et quam non iactet quilibet esse suam: ü, le virgineo natum vix malris ab alvo, Mox aluit Pallas ubere diva suo. Xominis haec ratio soli tibi congruit illa Dicta prius : tecum pluribus esse potest. (Hermanni Buschij . . Epigrammatum über tercius . . . Impressum Lips 1 504 Bl. ^/.) *) 120 BU. 4». Auf Bl. 116' [Ub'J: „3mi.'jcffu et ftnitnm cft boc || 0pns fiptÜ* fcr Baccalauriü Ifolf^aiigum UTo |[ nacciifcm JIiiiio iioftrc falutis !n.i£il€(l€.i. [W-H.immer- S-Signet ] Es folgen noch 4 Blätter Index (Bogen il — U und H). ■') Inskribiert in Leipzig 1482, Baccalar 1483, Magister i486, in die Reihen der Artisten- fakultät aufgenommen im Winter 1492, Baccalar der Medizin 1499, Lizenziat der Theologie 1504, gest. 1519. >499 — '5>9 Mitglied des kleinen (Fürs(en-)Kollegs. (<. Utctarische BeUti|^ng, und deren Heilmitteln, von seiner äußeren Erscheinung und seinen Ausschei- dungen, so auch von Natur, \ermogen und Tätigkeit, von des Menschen Geist und Seele will er verläßliche Auskunft geben in seinem „Antropologium de hominis dignitate, natura et proprietatibus". Es spielt jedoch in klarer Erkenntnis der Zeitströmungen, der die Verleger di Gregorii in Venedig. Griininger in Straßburg und Melchior Lotter schon zu Danke gearbeitet hatten, das Anatomische bei weitem die Hauptrolle, und ein gut Teil des eben angeführten Programmes ist überhaupt nicht zur Ausführung gekommen. Der dem Humanismus nicht völlig abgeneigte Scholastiker, iler schon 14S9 und öfter die grammatische Schrift des Donat und kurzlich noch den Seneca edierte, hatte unter seinem Dekanate im Sommer 1497 ein berühmtes Leipziger Kedeturnier in die Wege geleitet, wie man denn durch Heschluß des Jahres 1496 von jetzt ab alle 5 Jahre solche große quodlibetische Dispu- tionen ^de quodlibet vel quodlibetariae) abhalten wollte. Hundt von Magde- burg war also schon eine Nummer in Leipzig''. Er war ja zugleich Medi- ziner, wenn auch nicht Mitglied der Fakultät, sondern nur Ehrenbaccalar und Theologe, also für die Aufgabe, den ganzen Menschen in seiner Doppelnatur zu schildern, wie prädestiniert. Daß er sich auch dichterisch betätigte, ist von andersher bekannt, wird aber auch von dem Distichon unseres Titelblattes bestätigt. Aus dem „Collegium Principis studii Liptzensis" vom 23. Februar 1501 datiert die Widmung an Graf Wolfgang von Anhalt, voller Weisheit und Autoren zum Lobe der Philosophe. Über das Büchlein heißt es hier: „Opusculum de homine quod antropologium appello non meo marte excogitatum. Sed crassa Minerva e.K Hippocratis coi, Arestotelis, Piinij, Galieni, Avicennae, Averrois, Alberti i(Magni)> aliorumque hac in re peritissimorum scriptis congestum maiorum vestigia imitans" und schließt mit einem frommen metrischen Stoßseufzer (die Magnus von Magdeburg zu lieben scheint : Ü pater omnipotens, qui verbo cuncta creasti, Trananti fer opem, portum pertingat honestum. Die Vorrede handelt dann von der Wichtigkeit der philosophischen und physischen Selbsterkenntnis des Menschen. Im Texte selbst hält sich Hundt mit den allgemeinen Fragen nicht lange auf. Schon im 4. Kapitel ist er bei der Embrjologie des Menschen, gibt dann eine allgemeine Physiologie von Speise und Trank, von den Kardinalsäften und anderen Flüssigkeiten des Körpers, vom „humidum radicale" im besonderen und der natürlichen Warme des Menschen.^ Er geht dann mit Kapitel 14 zur allgemeinen Anatomie der Knochen, Gelenke, Knorpel, Ligamente, Nerven, Stränge, Haute, Gefäße, *) Konrad Wimpina führt in seiner „Centuria Scriptorum insignium" (edidit Merzdorf, Lipsie 1839 S. 57 — 50) eine große Reihe von Schriften und Disputationen Hundts mit ihrem locipit an. Als Theologe wurde er 1512 Kanonikus in Meißen und starb daselbst 15 19, als die Universität vor der Pest dorthin geflüchtet war. Joh, Peyligks anatomisches Compendium. j j -j Muskeln, Drüsen, Haare, Nägel über, der sich die spezielle Anatomie des Kopfes mit den Sinnesorganen, der äußeren Glieder des Menschen einschließ- lich der männlichen Genitalien anschließt, während Kapitel 44 — 57, die aber die Hälfte des ganzen Buches bilden, die Anatomie und Physiologie der Organe der drei Körperhöhlen abhandeln. Ein Kapitel über die Spiritus und die Animae macht den Schluß. Alles ist überaus gelehrt aus der großen Zahl der Autoren') zusammengestellt und belegt. Auch modernere Schriftsteller sind dabei nicht ganz übersehen, wenn auch Mondino doch nur ausnahmsweise genannt wird. \'on größtem Interesse, wichtiger als der jeder Originalität entbehrende Text dieser beiden Schriften von Peyligk und Hundt sind die beiden Werken beigegebenen Illustrationen. Man hat vielfach angenommen, daß bald Peyligk, bald -Hundt der Erfinder der anatomischen Abbildungen überhaupt sei-). Daran ist nur so viel wahr, daß separate Abbildungen einzelner Organe des Menschen vor 1499 nicht im Druck erschienen waren, auch nicht in der Vene- tianer Ausgabe der Anatomie des Mundinus von 1498 oder gar 1488, von welcher noch Choulant und Stocton-Hough sprechen^. Die ältesten ge- druckten anatomischen Figuren sind die Ganzfiguren im „^afciculus mcöicinc jol^aiiuis bo fctbaj. Koutfus per || ^coigiü 6c montcfcvrato . . . jntpicffum rcnotiis per j*^'?*^""^ 2 (5:ey02iü fratres öe || fo;Iiuio. 2tnno 6ni . . [H91] • • mcnfis iulij 6ie prpj" (16 Bll. in Großfolio 425x285, das letzte unbedruckt). Bl. a..^'. Der stehende .Aderlaßmann die Zunge zeigend [nur äußere Anatomie]. Bl. a.''. Die hockende Gravida mit geöftheter Leibeshöhle. Bl. l•',^ Der stehende Wundenmann mit geöffneter Leibeshöhle. Bl. ^^^ Der stehende Krankheitsmann mit Angabe der Gehirnzellen [sonst nur äußere Anatomie]. Auch die späteren Drucke dieses Fasciculus von 1493 'J"'^ '495 enthalten nicht mehr, wenn auch neugezeichnete Ganzfiguren. Ein neues anatomisches Detail bringen die beiden Bauchmuskelmänner des „Conciliator von I496(:)" die ich im Archiv für Geschichte der Medizin Bd. III besprochen habe. Als dritte Situs-Zeichnung ist der Wundenmann im Brunschuig von 1497 ^" nennen. ') Auch hier trifft K.irl Prantls Kritik über Hundts „Compendium totius logices" im Philosophischen zu : „Thomistische und Albertistische Anschauungen sind in ungestörtem Frieden ver- einigt''. Geschichte der Logik im Abendlandc, IV. Bd., Leipzig 1870 S. 277. ') Vgl. S. 121 Anm. i. ') Hier unter „emendata a Petro Andrea Morsiano de Imola, impr. p. Joannem et Gre- gorium de Gregoriis" ist nohl sicher eine der Mondino- Ausgaben zu verstehen, die den späteren Drucken des „Fasciculus medicine" angeblich Johanns von Ketham seit 1493 beigefügt sind. Bei diesen, wenn auch nicht in diesen finden sich denn auch tatsächlich anatomische Zeichnungen, die bekannten ganzen Figuren eben des ,, Ketham". 2. Bl. Q. 3- Bl Q!. 4- Bl. ^, 5- Bl. Q. 6. Bl Q. / • Bl. Q. 8. Bl Q. 9- Bl. Qo o. Bl Q. Ilg (>. literarische BetiitiRunp. Das vierte Werk mit an.itoniischen Situs- b/.w. Organ-Zeiciinungeii — ich lasse die Skelcttzcichnungen nach Richard Helain, Nürnberg 1493 und Hrunschwig-Gniningers Skelett samt Titelsitus von 1497-1498 für diesmal außer Acht, weil nicht notwendig damit in Zusammenhang — ist erst unscrs l'eyligk ..CompendiunV von 1499. Wir linden tiarin folgende Figuren: I. Bl. t?,': Ucn Torso mit den 4 Gehirnzellen, der vorgestreckten Zunge und dem Brust- und Bauchsitus. Tafel VII. Speiseröhre, vertikalstehcnder Magen und Darm. Tafel VIII Nr. 9. Die schuhsolenförmige Milz. Tafel VIII Nr. 7. oben: Leber mit Vena Chilis (nach oben) und Vena portae (nach untenV Tafel VIII Nr. 8. unten: Hamorgane (Nierengefäße. Niere, Harnleiter und Harnblase. Tafel VIII Nr. 10. oben: Herz im geöfl'neten Herzbeutel mit den 4 Ilauptgefäßstämmen (Vena adorla, Vena arterialis, Arteria venalis und Vena Chilis). Tafel VIII Nr. 5. unten: Luftröhre und kollabierte Lungen. Tafel VIII Nr. 6. Schadelkapsel mit Pfeil- und Lamdanath. Tafel VIII Nr. i. oben: Die 4 Hirnventrikel. Tafel VIII Nr. 2. unten: Hirnventrikel mit Infundibulum und Hypophysis [,,Lacuna", der Schleimabführung zum Rachen]. Tafel VIII Nr. ,v 11. Bl. Ql.': Das Auge mit doppelter Pupille (Star?). Tafel VIII Nr. 4. Als fünftes Werk schließt sich Magnus Hundts „Antropologium" von 1501 an mit folgenden Bildschmuck: I a. Bl. C,,'. Die Figura de situ viscerum (selbständic). Tafel X Nr. i. 2a. Bl. i^V = -• Tafel XI Nr. I. | 3 a. Bl. Q/ = 3. Tafel X Nr. 7. 4 a. Bl. Q/ = 4. Tafel X Nr. 9. 5 a. Bl. f j^ = 5. Tafel XI Nr. 2. 6 a. Bl. 11/ = 6. Tafel X Nr. 8. 7 a. Bk2n/= 7- Tafel X Nr. 6. 8 a. Bl. ^/ = 8. Tafel X Nr. 2. 9a. Bl. £3' = 9. Tafel X Nr. 5. loa. Bl. £3" = 10. Tafel X Nr. 4. 1 1 a. Bl. £)/ = II. Tafel X Nr. 5. 12. Bl. 2^^^ u. Bl. ©„': Kopf mit Angabe der geistigen und Sinnesqualitäten und ihren Leitungsbahnen. Tafel IX Nr. 2. 13. Bl. (Sj'': Nacktes Männlein mit Nomenklatur der äußeren Teile und Regionen. Tafel XI Nr. 6. 14. Bl. ~S^': Hand mit anatomischer und chiromantischer Nomenklatur. Tafel XI Nr. 8. 15. Bl. 2>a- Schlüsselbeine und Brustbein mit Knorpelansätzen. Tafel XI Nr. 4. 16. BL K^': Schema der Bauchmuskeln. Tafel XI Nr. 3. 17. Bl. 1{5'': Wirbelsäule und Nervenpaare. Tafel XI Tafel 5. 18. Bl. Sj': Weiblicher Genitalapparat. Tafel XI Nr. 7. Als sechstes Buch mit anatomischen Illustrationen würde nun Gregor Reischs „Margaritha Philosophica" 1502) zu nennen sein, doch ich breche hier Alles Nachschnitte der Illustrationen in Peyligks Compendium. Magnus Hundts „AntropoloEium". I jg in der chronologischen Aufführung ab und gebe nur noch die Übersicht der Abbildungen der namenlosen „Compendiosa . . declaratio" von 1516. ib. Bl. 2t,' Situsfigur, (neu) Tafel XII. 2b. Bl. 213^ = 2 3. 7b. BI. 2V=7a. 3b. Bl. 2V=3a. Sb. Bl. 2I/ = 8a. 4b. Bl. 2V = 4a. 9b. Bl. 21, '•=93. 5b. Bl. 215^ = 53. lob. Bl. 2i/=ioa. 6b. Bl. 2I/ = 6a. 1 1 b. Bl. 2Ü= 1 1. d. h. der Verleger Wolfgang Stöckel hat zu seinem Nschdruck der Feyligk- schen „Compendiosa declaratio" die Holzstöcke seiner Nachschnitte genommen, die er für Hundts „.Antropologium" hatte anfertigen lassen. Nur den Einge- weidesitus hat er neu schneiden lassen. Doch wo stammen nun diese anatomischen Figuren der Peyligkschen „Declaratio" und des Hundtschen „.Antropologiums" her? Die Autoren der Anatomiegeschichte stimmen darin überein: es sind rohe Phantasiegebilde ohne Leichenschau nach den Texten der arabischen Anatomie hergestellt, erfunden oder willkürlich ersonnen. „Roh" und „ohne Leichenschau" konzediere ich unbedingt, aber Phantasiegebilde sind es nicht oder sicher nur zum kleinsten Teile. Man verwandte traditionelle Zeichnungen, die aus der Antike stammten, im Laufe der Jahrhunderte durch beständiges Umzeichnen zum Schem3 erstarrt waren und höchstens vielleicht durch Henri de Mondeville vorübergehend einen Schimmer neuen Lebens eingehaucht erhalten hatten. Für Nr. 2, 2a, 2b bis 11, na, iib sind eine Reihe von Vorbildern in fernerer oder näherer Verwandtschaft zu den Bildern von Einzelorganen der Mondeville - Handschriften zu finden, deren wir einige auf Tafel XXIV des 4. Heftes dieser Studien mitgeteilt haben; daß 8a und 8b gegen 8 (Tafel X, 2 und \'1II, i) insofern einen kleinen Fortschritt aufweisen, als sie das Schädel- dach mehr gerade von oben zeigen, so daß auch die Frontalnaht sichtbar wird, wie es mißverstanden auch Heft 4, Tafel XXIV Fig. 8 und 9 zeigen, sieht wie Korrektur nach Autopsie aus, wodurch Hundt allerdings in unserer Achtung wesentlich steigen würde. Eine kleine Portion eigenen Urteils kommt ja darin auch zum .Ausdruck; er hat aber doch wohl nur eine andere Zeichnung, die ihm irgendwie zukam, als bessere erkannt und zur Anwendung gezogen. Daß er aber das entsetzliche Augenbild mit der doppelten Pupille nachschneiden ließ, zeigt doch direkt wieder, wie abhängig und gedankenlos er war. Hatte doch sogar Gregor Reisch, der Karthäuserpater, hier gebessert, weil ihn der eigene -Augenschein belehrte. Hundt hat wohl dahinter eine geheime Wei-sheit ver- mutet, was doch nur Zeichnungsversehen eines Früheren war. Der Versuch, ein Star-.Auge hier wiedergeben zu wollen, scheint mir völlig unglaublich, auch würde er uns ja der Wirklichkeit nicht näher bringen. Die O.Kforder Ashmole - Handschrift 399 aus dem Jahre 1 290 enthält eine ganze Reihe von Zeichnungen einzelner Organe, zweifellos antiker Her- kunft, die J. F. Payne demnächst veröffentlichen wird. Sie enthält auch als I ^Q 6. I.Ucrarischc IV-läticuHC- Absdiluß einer illustrierten Krankengcscliiclitc ciiu-r IioIkmi l->au, die Sektion der X'crstorbenen , bei welcher Organe ähnlicher Zeichnung um den exenterierten Leichnam gruppiert sind. Es unterliegt für mich gar keinem Zweifel mehr, daß Peyligk ,,h ochst gewissenhaft" zu Werke gegangen ist bei seinem illustrativen Tun, höchst gewissenhaft sub specie temporis, indem er handschrift- liche anatomische Zeichnungen sorgfältig tiir den Druck kopieren ließ. Ja, ich mochte die Vemiutung aussprechen, daß gerade solche anatomische Zeichnungen einer Handschrift, ihm oder seinem \'erlegcr den Gedanken eingegeben haben, einen „Ciput physicum" seinem scholastischen Compendium anzufügen. Inso- fern ist sein illustriertes Huch immerhin eine literarische Tat, wie sehr auch derartiges in der Luft gelegen haben mag. Lotter und Peyligk sind die ersten, die an die alte graphische Tradition in anatomischen Organbildern wieder angeknüpft und es ihrer wissenshungerigen Zeit erschlossen haben. Direkt daran schließen sich Stöcke! - Hundts weitere Bilder, die zunächst die dünnen Linienschemata von Schlüsselbein-Stcrnum-(7)Rii)penknorpel, Bauchmuskeln und Wirbelsäule mit (lo) Nervenaustritten, Nr. 15, 16 und 17 (Tafel XI Nr. 3, 4 und 5) und das Schema des weiblichen Genitalapparates (Tafel XI Nr. 7) bringen, für den ich einen Vorläufer in einem provenzalischen Anatomiebild auf Tafel III Heft 4 dieser Studien vorgelegt habe. Was alles und wie man derartiges alles in Schemata brachte, das wird das große Schema des männlichen Genital- apparates und desgleichen des weiblichen Genitalapparates im Ashmolean 399 noch schlagend zeigen. Auch ein Schema des Gehirnbaues findet sich dort mit Zentren und Smnesapparaten, das den Hundt-Stöckelschen Kopf mit Himkammern und Leitungsbahnen noch in den Schatten stellt. Ich habe flir dies Bild 12 (Tafel IX Nr. 2) schon handschriftliche N'orbilder in Heft I der Studien S. 29 und 30 gegeben und werde demnächst eine ganze Serie solcher Bilder mit mittelalterlichem Texte vorlegen, die zuguterletzt wohl auf Posei- donios oder verwandte antike Autoren zurückführen mögen. Die Hand mit chiromantischer Schematik hat im Druck schon ihren Vorläufer in den Abbil- dungen zu Johann Hartliebs „buch von bcv l^annb" für die Bayernherzogin Anna, das ich im 2*3 Heft der „Studien" bei den „Deutschen medizinischen Inkunabeln" schon besprochen habe. In Handschriften ist mir Solches bis ins II. oder gar 10. Jahrhundert zurück begegnet; auch dies zweifellos altüberkom- mene „Weisheit" der sinkenden Antike. Die Figur 13, das nackte Männlein mit der Nomenklatur der äußeren Anatomie (Tafel XI Nr. 6) ist zweifellos nach dem Krankheitsmännlein Kethams gezeichnet: die Haltung ist vollkommen identisch. In der Nomenklatur der äußeren Anatomie mag einstweilen der Hinweis auf Figur 2 und 3 im Parisinus suppl. graecus 636 auf Blatt 117' und 117' genügen, die Rob. Fuchs vor Jahren in der Deutschen Mediz. Wochenschrift 1898 Nr. i veröffentlicht hat. Dieser Bilder werden noch mehrere zutage kommen. Es blieben nur über die drei Situsbilder i, la und ib einige Worte zu sagen. Ihr entfernter Zusammenhang mit dem Situs der Laßmänner (vgl. z. B. den des Bartholomäus Anglicus 1485, Heft I der Studien, Seite 42) und des Wundenmannes im Ketham von 1491 bzw. 1393 95 und im Brunschwig Peyligks und Hundts anatomische Illustrationen. von 1497 ist in die Augen springend (Archiv für Geschichte der Medizin I, Tafel Via und Heft I der Studien, S. 83). Aber es hat bestimmt sowohl Peyligk-Lotter wie Ilundt-Stöckel aus weit direkteren anatomischen Quellen geschöpft, wenn auch der Inhalt des Torso des Compendium (Tafel VII) genau so aussieht, als habe man ihn aus einzelnen simplen Organzeichnungen zu- sammengesetzt, was beim Situs des Antropologium Tafel X Nr. i) weniger in die Augen springt. Etwas hergerichtet mögen beide sein, aber beide beruhen auf verschiedenen handschriftlichen Vorlagen, das scheint mir schon die heraus- gestreckto Zunge des Compendiums zu beweisen, die handschriftlich da und dort Vorkommen (auch beim X'enenstellmann des Ketham), desgleichen die volle An- fullung des Brustraumes mit Lunge im Antropologium wie in den anatomischen Bildern der persischen Serie (Studienheft 4, Tafel XI\' und XV) vor allem auch das Blutzentrum in der Leber, wie ich es der Einfachheit halber genannt habe, das viele Bilder der persischen Serie zeigen, die ich aber auch in abendländi- scher Tradition schon gefunden habe, besonders charakteristisch in einem Ader- laßmännlein des 14. Jahrhunders mit Situs, das ich noch nicht publiziert habe. Besonders beachtenswert ist auch der Harnapparat des Antropologium, auf den ich schon im Heft I S. 83 — 85 und Tafel XXII hingewiesen habe. Der neugezeichnete Situs des .,Compendiosa dcclaratio" von i 5 16 (Tafel XII) ist eine Kombination aus i und i a. Von erstcrem ist die Nomenklatur, die Hirnzellen und die herausgestreckte Zunge entnommen, also der Kopf, von i a die ganze Brust - Bauchinhalt — warum Stöckel für diesen Nachdruck das Folio- format wählte, statt des Quart des Antropologium, was ihn zwang einen großen Situs sich zeichnen und schneiden zu lassen, ist nicht ganz klar. Er wollte wohl die ursprüngliche Vorlage um so vollkommener nachahmen und im Situs- bild übertrumpfen in Größe und anatomischer „Exaktheit" i). — — Weit weniger epochemachend als die bisher besprochenen beiden illu- strierten Publikationen der beiden Leipziger medizinischen Dilettanten ist ein im Sinne seiner Zeit streng wissenschaftliches Werk, das den anatomischen Akkord der Leipziger Frühzeit an der Schwelle des 16. Jahrhunderts zum Dreiklang ergänzte, dabei aber eigentlich den Grundton abgibt oder die Domi- nante, eine regelrechte Neu-Edition des grundlegenden Leitfadens damaliger Hochschulanatomie, des aus der Beschäftigung mit der Leiche geborenen '1 Daß sich dies Titelbild der Declaratio von 15 16 wesentlich an Größe usw. von dem Situs- bilde Hundts unterscheidet, hat schon der Leipziger Anatom und Chirurg lo. Zacharias Platner, 1734 in seinem Programm „De Magno Hundt Tabularum Anatomicarum, ut videtur, autore'' Bl. a, (6 BU., 4", Leipzig bei Joh. Christian Lengenheim) nachgewiesen. Freilich war ihm Verfasser und Herkunft dieser „Compendiosa .. declaratio" von 15 16 völlig unbekannt. Er vermutet, daß es „unus ex Magni Hundt discipulis" gewesen sei ,,qui superstite magistro iisdem figuris et eodem t)-pographo usus est". Wie sehr das alles danebengeschossen ist, sieht jeder, ebensosehr wie die ganze übrige Schrift, die in lauten Tönen den biederen Magdeburger Scholastiker als den Erfinder der anatomischen Abbildungen preist. 0. Lilcratische Betäticiiin;. Schulbuches von Mondino dci Luzzi. Mit dieser trat schon einige Zeit'l vor Peyhgks „Compendiosa declaratio" ein Mann ans Licht, der zwar niemals tur engsten Facultas medica in Leipzig gchurte, aber doch eine hervorragende Stellung in medizinischen Dingen an der Hochschule Leipzigs zweifellos inne hatte und auch bis zur höchsten Stelle des Landes ärztliches X'ertraucn genoß, Martin Pollich von Melierstadt, bei dem wir etwas langer verweilen müssen. Doch erledigen wir zuerst, um mit der Anatomie in Leipzig im Zu- sammenhang zu Lnde zu kommen, seine Mundinus- Ausgabe. Das Titelblatt ist auf Tafel XIII Nr. i wiedergegeben. Wir sehen dort den vereinfachten Holzschnitt-') einer ,,.-\natomie", wie man sie sich in den Kreisen vorstellte, wo man nach \'ornahme solcher „.Anatomiae publicae" auch in Leipzig eifriges Verlangen trug. Auch auf diesem ältesten Leipziger Bild einer „Anatomia publica" sitzt der Lector mit dem Huche auf dem Thronsessel, der Dissector hat das Messer weggelegt und wirkt, in den Eingeweiden wühlend, als Demon- strator, das Publikum fehlt völlig; man mußte es sich ebenso dazudenken, wie die .,.'\natomia publica" selbst, die in Leipzig, soviel wir wissen, nur ,,in effigie" bestand, eben in unserem Bilde. Die Charakterisierung seiner Ausgabe als einer „Anathomia emendata" ist ganz gewiß nicht so zu verstehen, daß Mellerstadt irgend eine Ausgabe des Mondino durch Untersuchungen an der Leiche rektifiziert oder auch nur veri- fiziert hätte; er will damit nur sagen, daß er sich um die Tcxtgestalt ge- kümmert und Lese- oder Druckfehler gebessert habe ';. Ich habe keine durch- gehende Te.xtvergleichung vorgenommen, doch hat mir ein allgemeiner Stich- probenvergleich mit der .Ausgabe des V'inccntius Georgius Licius in Padua, ge- druckt 1494 zu Venedig bei Bernhardinus Venetus') ergeben, daß gelegentlich sogar die Auflösung der Abbreviaturen nicht glücklich ist^;. Er hat damit begonnen, daß er die Kapitel zählt („Capitulum primum"), hat aber dann doch die alten Überschriften der ebengenannten Venediger .Ausgabe beibehalten, ohne zu bemerken, daß bei Licius in dem Abschnitt „De .Anathomia ossis basilaris" der Abschnitt „De anathomia oculi" nur durch ein | im Te.Kte an- gedeutet war. Bei Meilerstadt läuft der Text selbst ohne eine solche Tren- nung weiter; die .Augenanatomie S. 3^' ist also gar nicht zu finden in seiner ') Das Bnch scheint noch vor 1496 bei Martin Landsberg in Leipzig gedruckt worden zu sein. 'J Die .\nregung zu dem Bilde ist wohl in der schönen Zeichnung des Petrus de Mon- tagnana in der Ketham-Ausgabe von 1493 bzw. 1495 zu suchen, wo sie sich vor Beginn der Anatomie des Mondino findet, welche 1493 und 1405 (S. n),') zum erstenmal dem Fasciculus mit beigeßgt wurde. Auch sie hatte ihre Vorläufer in Handschriften und hat wieder allen weiteren Mondinoausgaben in dieser Hinsicht als Vorlage gedient. — Das Büchlein selbst ist auf 40 Quart- blätter (5 Bogen 21 — € in Quatemionen) bei Martin Landsberg ohne Angabc des Jahres, Druckers und Verlegers hergestellt; die Rückseite des letzten Blattes ist unbedruckt. •) Er sagt ja auch in seinem Widmungsgedicht (s. folg. Seite!) nichts weiter als: „Scriptorum ritüs eiimere institui". ') Z. B. wenn er S. B,' schreibt: „spien habet substantiam raram in qua humorem grossum et multum reciperc debet"', während er das ml'fü „melancolicum" hätte auflösen müssen. ') Ich habe auch den Foliodruck von 1482 benutzt. Mellerstadts „verbesserter" Mundinus. 123 Ausgabe, während die viel weniger wichtige und nicht den 5. Teil des Raumes einnehmende Anatomie des Ohres ihre fette Überschrift als besonderer Ab- schnitt hat: „De Anathomia Auris", genau wie in der Ausgabe des Licius. Mit der Emendatio sieht es also etwas windig aus. Daß in Mellerstadts Aus- gabe die Abbildungen von manchem Hesitzer oder Benutzer vermißt wurden, namentlich nachdem die beiden Leipziger vorher besprochenen illustrierten Kompendien erschienen waren, beweist das Exemplar der Leipziger Universi- tätsbibliothek, das eine ganze Reihe kleiner Federzeichnungen am Rande trägt, rein schematischer Natur, aber teilweise richtiger als die altüberkommenen Hilder Peyligks und Hundts, z. B. Bl. (£^' ein Herz mit den Gefäßeinmün- dungen an der Basis, Andeutung des Klappenapparates an den großen Herz- ostien, S. D/, Zeichnungen des Harnapparates Bl. S-' und C/ usw.') Offenbar sind diese Randbemerkungen und Zeichnungen um 1500 geschrieben und an- gefertigt und beweisen aufs neue, daß in Leipzig, das gegen Wien z. B. so traurig in der Anatomie zurücksteht-), wenigstens das Interesse für diese grund- legende Wissenschaft erwacht war, wie auch andere Spuren uns haben er- kennen lassen. Was Melierstadt selbst über Wert und Nutzen der Anatomie dachte, das hat er uns in einem Gedichte hinterlassen, das auf der Rückseite des Titelblattes seines Mundinus steht, in dessen Unterschrift er gleichzeitig seinen ärztlichen Charakter betont. Est opere pretium, cognoscere, lector amice, Noscere oportunum, Iiic anathomia quid sit Humanae mentis et corporis anathomia Succuba, dans membris noticiam organicis. Formatis ratio vcl demonstratio certa Mixtorum aut medium est, quac medicina tenet, ') Solche Abbildungen finden sich auch anderwärts in Frühdrucken am Rande eingetragen. Z. B. hat ein Leipziger, der 1499 in Bologna studierte, in sein Exemplar der Ausgabe des „Ketham" von 1495 auf Bl. Cj* sich die Anordnung der Bauchmuskeln nach Mondino und Avicenna übersicht- lich schematisch nebeneinander eingezeichnet, vermutlich nach der Skizze die ihm in einem Bologneser anatomischen Vortrage vorgezeichnet worden war. Der nämliche Schreiber und Zeichner hat diese Mundinusausgabe im Ketham in Bologna eingehend durchgearbeitet, wie seine vielen Beischriften beweisen, am Ende die Notiz ,,Bononiae Anno Christi 1499" und an gleicher Stelle: „Vidi primam Anathomiam Bononiae : ostensore Magistro Petro Morsiano de Imola. Iste huic labori multum temporis accomodavit die noctuque : eum quoque Iriduo exquisite et cum sua Laude absolvit Anno Christi 1499"° die vero octobris trigesima" (cf. Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 1906 S. 421). v. Töpli hat ja nach einer solchen Federzeichnung aus seinem Exemplar der QAnün des Ihn Sinä, gedruckt in Padua 1479 '™ Anhang zu seiner schönen Aus- gabe der „Anatomia Ricardi Anglici" Vindobonae 1902, 4", S. 39 einen Augendurchschnitt publi- ziert, den ich leider erst jetzt zufällig wieder finde (Mai 190Q), während ich ihn schon in meinem ersten Studienheft hätte anführen sollen. -) In AVien wurde schon am 12. Februar 1404 die erste Anatomie feierlich abgehalten und aus den nächsten 100 Jahren sind eine ganze Reihe von Sektionen zu anatomischen Lehrzwecken dokumentarisch nachweisbar. Vgl. v. Töply im IL Bande des Pagel-Neuburgerschen Handbuches S. 211 — 212. In Leipzig ist im ersten Jahrhundert der Universität eine „Anatomia pubHca" be- stimmt nicht aufzufinden, über das Weitere verweise ich nochmals auf Karl Rabls Arbeit im 7. Hefte dieser Studien. (>. Literarisclie Betätigung, Iminixto quippc perpenditur an.ithomia. riüsiciis hanc e qua conditione notat, Naturam vcluti docet astrologi.i planctae'), Membrorum doctrix anathomia tbret. Ouur cgo Mundini (^deus adiuvet) anathoniiani Scriptorum vitiis exiniere institui. Taliter exempta communeiii vergat in \sum Occultis morbis seniita, certa salus. Ingenue licet hanc elimaverimus ac si Mundini ex ore, non tarnen oninis erat Edepol: Et quamquam prothodux fuit anathomiae, Hac imperfectuni sc Galienus habet, Gentilis doinini de Eulgineo additionc Conchidenda venit anathoniia modo. Fulgineus nanque inuenit (si dicere (as est) Ouae non Mundinus viderat eximius. Gratum opus ergo habeas lectorquc scholastica turba, Grates dando deo qui bona cuncta serit. Martinus Mellerstat medicus. Erwähnt muß noch werden, daß er am Schlüsse seiner Mundin usausgabe, worauf er ja auch in diesen X'ersen noch ganz besonders hinweist, einige Aus- sprüche Gentiles da Foligno zusammenstellt, in welchen dieser anatomische Aufstellungen bekämpft, und zwar ist dies besonders darum beachtenswert, weil auch Gentile (t 1348), der allerdings tatsächlich 1341 in Padua bei einer Sektion (der ersten dort!) Vortrag hielt (als „Lector"), bei der ein Gallen- blasenstein gefunden wurde, hier den Mondino nicht nach Leichenunter- suchungsergebnissen korrigierte, sondern weil seine Angaben mit denen des Ibn Sina, Galenos und ar-RäzI nicht übereinstimmen. Die hier gelehrte Anatomie vermag jedenfalls den hübschen Spruch nicht zu bewahrheiten, mit dem Melierstadt sein Büchlein beschließt: Hie labor ex(s>pirat nee fructus amice libelli Emoritur lector commoditate breui. Occultos morbos, morborum denique curas Perdocet: atque basym prestat in arte. Vale. Die Basis war doch zu morsch und zu sehr von Würmern durchfressenl — Von dieser Anatomia Mundini Pollichs soll eine Ausgabe Lipsiae 1505. 4" erschienen sein nach Grüner (Aphrodisiacus 1789, S. 76 Anm.), die ich nicht gesehen habe und einstweilen bezweifle. Ich vermute, daß diese Edition des damaligen wissenschaftlichen Leitfadens für das anatomische Studium und die akademische Demonstration ums Jahr 1495 oder wenig ') Dieser astrologisch schmeckende Vergleich darf uns nicht wundern; Melierstadt war wohl kaum schon durch Pico (1495I) von der Hinfälligkeit der Astrologie überzeugt, als er diese Korrektorarbeit übernahm. Die bequemen „poetischen" Vergleiche aus der Astrologie, waren bei den Dichtern des Humanismus allerorten sehr beliebt, wie diese Pseudowissenschaft selbst. Leipzig als Astrologenstadt. 125 früher erschienen ist. Polich stand also schon eine ganze Reihe von Jahren im medizinisch -wissenschaftlichen Betrieb, hatte aber noch nicht seine große Häutung durchgemacht. Um 1450 in Meilerstadt (Mellrichstadt) in Unterfranken geboren, war Martin Pollich^) im Sommer 1470 nach Leipzig gekommen und dort 1472 zum Baccalar, 1475 zum Magister der Artes promoviert worden ^J. Seine erste Publikation, welche das medizinische Gebiet berührte, erschien im Jahre 1482 — bezeichnenderweise war es eine astrologische, die überdies zeigte, daß Pollich von der Sache nicht gründlich Bescheid wußte. Und doch war Leipzig damals schon für die iatromathematischen Be- strebungen und Doktrinen, wie für die ganze astrologische „Wissenschaft" eine Art Mittelpunkt des Studiums und der Betätigung. Ob das Fürstenwort vom Jahre 147 1 (vgl. oben S. 39) wirklich hierin wesentlich anregend und weg- weisend gewirkt hat, mag hier dahingestellt bleiben: jedenfalls nimmt der Laßzettel und das Praktikenvvesen, also die Zukunftsverkündigung in Witterung, wirtschaftlichem Gedeihen und Politicis in Leipzig immer mehr überhand. Von Hans Tolhopf haben wir oben S. 40 f schon gesprochen. Zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts knüpft sich der Ruhm Leipzigs in diesen Dingen hauptsächlich an die Namen eines Paulus Eck von Sulzbach und eines Wenzel Faber von Budweis. Paulus Eck von Sulzbach war 1479 im Winter bei der Natio Bava- rica in Leipzig immatrikuliert worden; einen gelehrten Grad hat er hier nicht errungen. Er fügt aber 1489 einmal seinem Namen ein D. bei, als wenn er Doktor wäre. Er ist mir als Kalenderpraktikant mit Aderlaßrubrik zum ersten Male auf einem großen Einblattkalender für 14S7 begegnet, den Kunz Kachel- ofen gedruckt hat. Im Jahre 1489 ließ er seine Kalender bei Friedrich Creußner in Nürnberg erscheinen', ich sage seine Kalender, weil es damals schon Mode wurde, daß der gelehrte Kalendermacher seine abgrundtiefe, nütz- liche Weisheit in zweifacher Gestalt aufs Jahr erscheinen ließ, damit dies wert- volle Wissen möglichst allgemeine Verbreitung fände, in deutscher und in lateinischer Sprache, die letztere Form naturgemäß die gelehrtere. Paul Ecks deutscher Kalender für das Jahr 1489 ist bei Georg Stuchs in Nürnberg ge- druckt und führt den Vermerk „I)i§ 2thnanad} ift gcmadjt 5U leyP'^äi^'f öurch '} Zu Martin Pollich von Mellerstad vgl. Melchior Adam, Vitae Germanorum Medicorum Haidelbergae 1620 S. 6 — 8; Fridericus Bcernerus Lipsiensis, De Vita et raeritis Martini PoUichii Mellerstadii . . . Commentatio. Wolfenbutteli litteris Bartschianis A. MDCCvi. 6-1-24 S., 4 °. Konrad Wimpina in seiner öfter genannten Centuria Scriptorum insignium (,, Maders Anonymus"). -) Wie lange er dann von Leipzig weg war um (angeblich in Mainz) Medizin zu studieren, steht nicht fest; in Italien scheint er nicht gewesen zu sein. Doch wurde Pollich schon 1485 unentgeltlich als Bürger aufgenommen , mußte also doch wohl schon damals der Stadt ärztliche Dienste geleistet haben (^Wust mann, Geschichte der Stadt Leipzig, Bd. I, S. 275). Freilich scheint er es immer gut verstanden zu haben, sich bemerklich zu machen. ^) Vgl. Häbler, Hundert Inkunabelkalender Xr. 55, 58 und 59. Ich habe auch die Originale alle drei gesehen. r<. Liteiarische Betätigung. paul> ocf ron Snlcjbady'. Wie aiisschlieülich iatrDniatliciiiatisch, also tiicdi- ziniscli er seine Kalender meintCj brachte er am Kopfe seines lateinisclien riakatalmanaclis zum Ausdruck mit der Überschritt; JalniUi niinutioiuun far= ma:oruni n«.vnon ivntosutiomini pauU lEcfon öo Sultipadj", das ist der Lali- zettel in ausgesprochenster Form, wie er hier bei Friedrich Creußner in Nürnberg an den Tag kommt. Und Paul Eck hat mit der Medizin sonst nichts zu tun, soviel ich sehe. Freilich pfuschte damals alles in diese so in- teressante und praktische Wissenschaft hinein, nicht nur die Sternkundigen. Trotzdem war Paulus Eck zu seiner Zeit ein namhafter Mann. Als Beweis dessen möge dienen, daß sogar noch in dem Jahre 1501, als Pollich von Mellerstadt der .Astrologie den Rücken gekehrt hatte und sie literarisch be- kämpfte, er den Astronomen Eck mit .Auszeichnung nennt und ihn zu den Erfahrenen dieser Kunst rechnet, den „artis pcritis, in quorum numero Pauluiu Eck. n OS tri aevi dignum virum'. Zweifellos ein weit gelehrterer Mann ist Wenzel Faber von Hudweis, von dessen wissenschaftlichem Lebensgange wir schon gesprochen haben; er muß in Leipzig hoch in Ehren gestanden haben, da bei ihm jedenfalls von der Befolgung des reglementarischen Grundsatzes Abstand genommen wurde, daß längere Abwesenheit von Leipzig von dem Genuß der KoUegiatur ausschlösse, auch als er lange schon Stadiarzt in Brunn war. Er war eine „Zierde der Universität" um seiner Prognostiken willen, denn was er an astronomisch-wissenschaftlicher Arbeit geleistet hat, ist nicht sehr erheblich; es beschränkt sich auf die Herausgabe eines kleinen Tabellenwerkes von S Bll. 4". im Jahre 1492 bei Martin Landsberg in Leipzig gedruckt: C viifcuhij tabularum rtilc rc rarum Solis : lunc :ouiuncli onü ycr iluiaiftrum H5on:cf laum fab:i öo buöuHnfi bacca lariuiu ilici>i:inc :öpoütum, dem er zwei Seiten Gebrauchsanweisung beifügt. Doch scheint dies Büchlein über die Konjunktionen von Sonne und Mond, dessen Verwendbarkeit bis zum Jahre 1545 lief, brauchbar gefunden worden zu sein; denn es erlebte der Autor die Freude einer neuen Auflage im Jahre 1499, bei dem nämlichen Verleger erschienen 8 Bll. 4°): rpufruhij tabularum rlilo ro rarum roli? : lunc :oniun:ti onum por ilTaäiftrum ircnccf laum Jabii öo huöcipcii) iUc bidnc boctotc quonöä cöilum 2Inno quoq5 £I}rifti. U9y. ab cobcm rcnouatuni ') Respoosio i^' (Fuchs S. 283). In einem Widmungsbriefe Mellerstadts von Herzog Georg von Sachsen (Xs. Lips. I.j72 Bl. i') vom Jahre 1489 heißt es von Eck: „cum apud te sit qui harum rerum doctissimus existit Magister Paulus". Der Astrolog Wenzel Faber, Leipzigs Stolz und Zier. 127 Die neue Auflage ist in ihren Tabellen durch Rot- und Schwarzdruck übersichtlicher gestaltet, in der Gebrauchsanweisung etwas ausführlicher gehalten und mit der Kundgabe der akademischen Rangerhöhung ihres Verfassers auf dem Titel geziert. Der Verleger hat überdies sein Doppelschild: Signet am Aste in Rotdruck ans Ende gesetzt. Alle ferneren Publikationen Fabers sind Praktiken und Aderlaßkalender. Um der letzteren und ihrer unbezweifelten Unentbehrlichkeit willen hat ihn ja die „Facultas medicinae" mit allen Ehren überschüttet, über die sie verfügte, trotzdem er sein Leben lang Mitglied der philosophischen Fakultät geblieben zu sein scheint. Im Jahre 14S2 trat er mit einer „IDeiffacjuna von bct Whdunj, bct Planeten" auf den Plan; eine gleiche ließ er aufs Jahr 1485 ausgehen. Im Jahre 1487 kam sein erstes „juöicium lipfonfo iltd^iftri IPcnccslay De iiuöctpayp" heraus, dessen Namensvettern für die Jahre 1488, 1489, 1490, 1492, 1494, 1495, 14965 1497» 1498 erhalten sind, aber wohl sicher lückenlos bis 1500 erschienen. Auch deutsche Büchlein ähnlichen Inhalts sind wohl jedes Jahr herausgekommen; erhalten sind sie nur in beschränkter Zahl, z. B. fürs Jahr 1492, 1494, 1496 und 1497 ^^^ „Practica £^cutc5 [auch „peutfdj"] ZTTayiftri \\ wcnccslax von Suöircip" usw.'). Aderlaßkalender, die schon um ihres F'ormates willen dem Untergang noch mehr ausgesetzt sind, kenne ich lateinische für 1488 und 1489, sowie einige deutsche aufs Jahr 1489, 1493, 1494, 1497 und 1 500. Wir sehen, wie die Tätigkeit eines Mannes beschaffen war, auf die Leipzigs medizinische F"akultät ihr zustimmendes Siegel gedrückt hatte. Das ist auch im 16. Jahrhundert noch so geblieben, trotzdem, wie wir gleich sehen werden, Martin Pollich an der Jahrhundertwende gerade in Leipzig gegen den astrologischen Unfug Sturm lief 1501 gab„DoctorIUcncc5lau5 öc Suöipcis" sein „juöicimu £tpfcnfc" mit Mars und Jupiter in Holzschnitt auf dem Titel heraus, desgleichen fürs Jahr 1505 das „Judicium Lipsense Docto || ris wenceslai de Budweis", diesmal dem Sternlauf entsprechend mit dem Saturnus als „anni dominus" geschmückt. Aufs Jahr 1506 singt er sein Schwanenlied mit der „practica Ilcufefdi Xloctoris iren= || coflai von Buömeig. l\s.\d) (E[)rifti i| (Sclnirt (Eaufontfunfljunöcvt nn6 fcii? Jaljr. Auf dem Titelblatt des hübsch gedruckten Quartanten prangt Mars als Ritter und Frau Venus splitternackt, während sie im Jahre 1502 noch völlig bekleidet angeführt worden war-). Mit solchen Ouisquilien beschäftigte sich der gelehrte Kollegiat des großen Kollegs in der Ritterstraße zu Leipzig mit fast allseitiger Zustimmung seiner Hochschulgenossen. Ja er stand durchaus nicht allein in dieser Tätig- keit. Leipzig besaß noch weitere solcher „Zierden" und andere benachbarte ') Die von mir geselienen (1492, 1494 und 149") sind alle mit großen TitelliolzschniUen von Martin Landsberg in Leipzig auf je zwei Bogen quarto in sauberem Drucloutjfdj", 1507 ein „~^ll^iv"ium tipfonfo", 1509 ein „Ju^ic■iunI t"i^^^MIfo" und eine „priicti:a firkrun* ^cu6fiv', 151 1 eine „practica t'iv'Knfi? ^ouljfd1", 1512 eine „practica tipfcnfis", 15 14 eine „practica fipfcnfu 6ouljfcij" '). Sicher ist in all diesen Jahren eine solche deutsche Prophezeihung neben einer deutschen Konrad Toecklers ausgegangen. Das Judicium und die Practica „Lipsensis" war eine feste Institution geworden, an der sich neben Toeckler-) undKaber noch andere bald beteiligten wie Georg Leymbach, Simon Eyüenmann von Villingen '), Magister Johann Volmar und andere im i. und 2. Jahrzehnt des 16. Jahr- hunderte. Dies Judicium Lipsense ist ein besonderes Charakteristikum der Musenstadt an der Pleiße für einen langen Zeitraum, aber auch Krakau und Wien traten in eifrigen Wettstreit. Das ..Judicium Cracoviense" ließ Magister Johannes Scultetus de Glogowia maiori seit 1502 jährlich erscheinen imeist in Leipzigl;. Der Wiener Professor „ma\ster Jörg Tanstetter" prak- tizierte nicht minder emsig. Auch in Ingolstadt ließ der Philosophus und Mathematicus Johann Stabius manch „Judicium Ingelstadiense" drucken; gesehen habe ich z. B. das fürs Jahr 1499. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, aber auch im vorletzten und letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts wehte ein stark astrologisch geschwängertes Lüttlein in Leipzig unter Wenzel Faber, wie wir gesehen haben, und in diese Atmosphäre trat Pollich aus Melierstadt und in ihr machte er sich schnell heimisch und ließ, gleichsam um sich zu legitimieren, sein „Componöiunt quin6cctm propofitionum introöucto:iarü in !| aftrologiä cfi totiöcni rcoiuli» er aftronomia compoitatis lipjf. 2Inn5 [I" || ^^i iniIIcfinioquaörinäcntcfimooctogeftmo= fc6"o qrto fl'» 6ccöb:io 1'.]" also am 28. November 14S2 in Druck gehen und mit samt einer Praktik aufs kommende Jahr. d\g ich allerdings niclit wieder aufzufinden vermochte, erschienen. Doch ist uns dieser erste Druck nicht er- halten; was wir besitzen und was auch in der vorstehenden Titelangabe (vom Ende des Buches) von mir benutzt wurde, ist ein Neudruck, der etwa 1492 oder 1493 bei Moriz Brandis in Magdeburg hergestellt worden ist (6 Bll., 4", die letzte Seite leer). Das Buch stand also lange in Wertschätzung! ') Die „p:jctica £ipfeiifis. 1, dciilf* Docloris «löra&i Ilo || rici, ZJiifT bas jar CCeufent [!] ^ünfhunbfrt rnb .fünfftjelifi ü Pabcij am ciibt bifcr p:actica aiii fdjAn regime aii§ bcm 1| tiodj- berümbln ITtenftfr ^luicriia acjogn, nütjli*, rü trift ;, li* alle meiden, mit Icicbter pcrncmücj meiner Illmanaiti" Mercur und Jupiter mit dem Bilde einer Mondfinsternis als fast blatigroßer Titel- holzschnitt; 8 BIL, am Schluß das bekannte Bild eines Kranken im Bett, dem der Arzt einen Ab- führtnink kredenzt] habe ich auf der Erlanger Univ.-Bibl. gesehen. Sie enthält Bl. bj" — b,' diäte- tische Sprüche, Bl. b,' — b,' eine Auslegung der Kraft und Wirkung der Tierkrciszeichen. *) Daß Toekler (R. Tockler) unterdessen zum Baccalar der Medizin aufgestiegen war, haben -wir oben gesehen; auch Doktor der Medizin und Universitätsprofessor in Leipzig ist er später geworden. ^) ,,§u ryncm funberlicbcn lob ber cniuetfitet £e>-pfigf" sagte er noch 1519! Marlin PoUich als Astrologe. 129 Dies„Compendiuni quindecimpropositionuni introductoriarum in astrologiam vom 28. November 1482 ist den „lUaciiinficis öfiis [dominis] öoc« toiibj et niaijflri« ftu6ii lyyn^ cctorifjq aftrolooiii." gewidmet; Pol lieh hat sich also mit der gesamten damaligen Gelehrten-Körperschaft der Universität in der Verehrung der Astrologie eins gefühlt; Er betont einleitungswcisc im Vor- wort, daß ihn eine nur mäßige Erfahrung in der astrologischen Prognostik zwar nur mit Zagen an die Ausübung dieser Kunst gehen lasse, daß er es aber doch seiner wissenschaftlichen Reputation schuldig zu sein glaube, auch in diesen Dingen sich zu betätigen; er lege seiner vorliegenden einführenden Untersuchung vernunftgemäße Erwägungen naturwissenschaftlicher und philosophischer Art zugrunde. Freilich versagen alle solche bei den Grundfragen der Astrologie, die rein empirisch durch Beobachtungen gewonnen seien, ohne daß man für die einfachsten Beobachtungstatsachen in der Bewegung der Himmelskörper eine Erklärung zu geben vermöge. Man muß sich an der Konstatierung der Vorgänge genügen lassen. Das gelte schon für die einfachen meteorologischen Erscheinungen der VVolkenbildung usw., vielmehr noch bei der Prognose über günstige und ungünstige Einflüsse auf das Menschengeschick, wobei vorsich- tigste Beschränkung geboten sei, wolle man nicht aufs Raten sicli verlegen, als wenn man die Träume eines Schlafenden zu erkennen suchte. Alle Erkenntnis des Materiellen sei ja unsicher im Vergleich mit der des Abstrakten auf mathe- matischem und logischem Gebiete. Schon bei der Bestimmung des „Dominus anni" ergeben sich Schwierigkeiten, da z. B. schon über den Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widders zur Bestimmung des Aszendenz keineswegs Einmütigkeit unter den Autoren herrsche und selbst die Zuverlässigkeit (bzw. Richtigkeit) der Alphonsinischen Tafeln usw. hierin bezweifelt werde, trotzdem hier die kleinste Ungenauigkeit die verhängnisvollsten Folgen bei der VVeiter- berechnung ergäbe usw. Vermutlich, weil ihn hier seine mathematischen und astronomischen Kenntnisse im Stich lassen, will er von genauer Bestimmung der Planetenstellungen ;in Konjunktion und Opposition) nichts Rechtes wissen und neigt statt dessen zu dem ihm besser liegenden „naturaliter ratiocinari secundum philosophicas rationes", was ihn zu allerhand spitzfindigen Deduktionen über „Dominium elementorum" und „Dominium elementatorum" in der Jahrespro- gnostik und Ähnlichem führt. Eingehend beschäftigt er sich in der 13. Propo- sitio mit der sideralen Aderlaßregelung, wobei er seine Belesenheit in den da- mals führenden Meistern der Medizin und Astrologie zur Genüge kundtut; zum Schluß dokumentiert er seine Bekanntschaft mit den üblichen Regeln der Be- urteilung der speziellen Einwirkung der einzelnen Himmelskörper auf das Irdische und stellt seine eigenen Grundsätze für die astrologische Verwertung der Stellung der einzelnen Planeten zueinander in Konjunktion, Opposition, Qua- dratur, Trigonal- und Sextilschein übersichtlich zusammen — das Ganze eine durchaus zustimmende Stellungnahme zur damals herrschenden astrologischen Lehre ohne nennenswerte Dokumentierung eines selbständigen Urteils. Auf dieses selbstbewußte Debüt des jungen Magisters und Dozenten in der sublimen Wissenschaft der Astrologie, folgte scheinbar erst nach 5 Jahren ein weiteres Werkchen in dieser Richtung, die Studien .-ur Geschichte der Medizin. VMI. () 6. Literarische Betlligung. practica Civconfis ') aufs Jahr 14SS, deren Vorwort vom Jahre 1487 datiert ist. Wenn von anderer Seite-) in den beiden IVaktiken Mellerstadts auf die Jahre 1488 und 1489 eine immeriiin besonnene und ziemlich „vorurteilsfreie" Stellung zur Sterndeutung gefunden wird, so kann ich mich davon nicht überzeugen; daß z. K. betont wird, die Sternenwirkung hebe den freien Willen nicht völlig auf, ist doch nur eine der üblichen N'ariationen des „Sapiens dominabitur astris" und der Anschauungen der Kirchenväter. Übrigens spricht alle Walirscheinlichkeit dafür, daß Meilerstadt z. H. auch für die Jahre 14S4 — 1487 je seine Jahrespraktik losgelassen hat, wie die aufs Jahr 1483, die doch gut beglaubigt zu sein scheint und gleichwohl un- findbar ist bis heute. Nennt sich doch das mir als das erste bisher bekannt gewordene Jahresprognostikon „practica lipconsis" (bei Friedrich Creußner in Nürnberg gedruckt, und scheint sich damit selbst in eine größere Reihe zu stellen, die jahrlich herauszukommen pflegte. Die „p:actica Docto.'is 211. 211. 211." auf 1489 beim selben \"erleger in Nürnberg gedruckt, läßt allerdings diese Be- tonung der Zugehörigkeit zur berühmten Praktiken-Stadt Leipzig beiseite, ist aber auch wie die vorhergehende dem Kurfürsten Friedrich III., dem Weisen gewidmet, und in ihrer ganzen Disposition und Darstellungsweise dem Zeitstil völlig konform. Eis scheint mir müßig, darin schon Vorklänge für seine spätere Bekehrung durch Pico von Mirandola zu suchen oder eine Konnivenz der vorurteilsfreien Gelehrten gegen die Wünsche seines Fürsten. Die Herren Stern- gelehrten ließen sich zum Schein gern von ihren hohen Gebietern zu ihrem spielerisch-gelehrten Tun nötigen, das in so großem allgemeinen Ansehen stand. Wie lange Pollich bei seinem astrologischen Praktikantentum blieb, läßt sich schwer sagen. Hat er doch noch 1502 trotz seiner zeitweise scharf pointierten Abkehr vom Praktikenwesen ein astrologisches Prognostikon auf die neubegrün- dete Universität Wittenberg geschrieben, das handschriftlich erhalten ist. Zur weiteren Illustrierung seiner Neigung für das ganze Prophezeiungswesen jener Tage und seiner Bereitwilligkeit, den fürstlichen Liebhabereien gefallig zu sein, mag der Hinweis dienen, daß Mscr. l'üi der Leipziger Universitätsbibliothek ') Also hier wie S. iz^f. die ominöse Betonung (und ebenso 1485 aufs Jahr i486, s. Anm. 3) L.eipzigs als Prophetenstadt im astrologischen Sinne! Das angebUche Prognostikum aufs Jahr 1483 ist mir noch nicht begegnet. Freilich solche Litcraturprodukte gingen leicht zugrunde, weil sie direkt viel gelesen wurden, aber nach Jahresfrist kein Interesse mehr hatten, und Pollich redet doch später zu deutlich von dieser Praktik aufs Jahr 1483 mit dem von ihm falsch bestimmten „Domi- nus Anni"! — Während dieser Aberglaube zum ,, Ruhme" Leipzigs blühte und allseitige Pflege genoß, fand der alchemistische Aberglaube, der doch wenigstens einen kleinen zukunftsreichen Kern von praktischer Vahrheit enthielt, in Leipzig keine Gnade. Der Rat der Stadt beschloß 1493, daß Ch\Tnistcn und Goldmacher bestraft werden sollten. 'J Gustav Bauch, Geschichte des Leipziger Frühfaumanismus, Leipzig 1899 (XXIL Beiheft zum Zentralblatt für Bibliothekswesen) S. 8 — 10. •) Ob die deutsche „practica lipccnfis" des nämlichen Verlags auf das Jahr i486, die ohne Antomamen mit dem Doppelschilde (Kanne und Vöglein) Creußoers am Aste gleichfalls von Pollich herstammt (München, Hf. u. Sts.-B. Inc. s. a. 1403'^ ist nicht völlig sicher, aber sehr wahr- scheinlich. Martin Pollich als Mediziner. »31 ein „Praegnosticon astrolot^icon super revelationes antichristi iam iam proximo aldituri" des Karthäuser Faters Bartholomäus l'"ryso sich findet, das Meiler- stadt („niedicorum minimus" nennt er sich hier in zeitiiblichcr Ziererei) von Herzberg ;bei Torgau mit einem längeren Widmungsschreiben an Herzog Georg von Sachsen am 30. Dez. 1489 sandte. Mit der Medizin hatte sich Pol lieh schon einigermaßen vertraut gemacht, ehe er mit den astrologischen Publikationen herauskam. Es wird berichtet, daß er um 1480 in Mainz förmlich Medizin studiert habe, doch sind mir nähere Daten darüber nicht bekannt. Im Jahre 1482') berief ihn Herzog (später Kur- fürst) Friedrich III., der Weise, zu seinem Leibarzte. Vielfach nur eine persön- liche Auszeichnung, hat im vorliegenden Falle diese Ernennung bald auch einen tatsächlichen Inhalt bekommen, besonders seit Po 11 ich den Kurfürsten auf einer Reise ins heilige Land vom März bis September 1493 begleitet hatte und ihn dort durch rasches Eingreifen bei unvorsichtigem warmen Bade nach starkem Weingenusse auf der Insel Rhodus aus vermeintlicher oder wirklicher Lebensgefahr gerettet hatte. Jedenfalls hielt der Kurfürst nun erst recht große Stücke auf seinen Arzt und „Lebensretter" und setzte es auch durch, daß ihm 1494 trotz Widerstrebens der Universität eine Kollegiatur im großen Kolleg verliehen wurde-); er soll sie aber schon im Jahre 1495 wieder aufgegeben haben ■'). Über Martin PoUichs Verhältnis zur med. Fakultät sind wir nicht völlig klar unterrichtet. Zwar besagt oben S. 68 mitgeteilte Eintragung Valentin Beckes aus Schmiedeberg ohne Datum (vgl. Tafel II, Sp. i), vermutlich aus dem Jahre 1484 oder 1485 stammend, daß „Doctor" Melierstadt ihm, dem Dekan, 4 Gulden, also das damals trotz aller statutarischen Erhöhungen übliche Ein- trittsgeld des auswärts Promovierten, bezahlt habe, man muß also annehmen, daß er damals schon den medizinischen Doktortitel irgend sonstwo erworben hatte. \'on dieser Tatsache verlautet aber weiter nichts, ebensowenig von seiner Aufnahme in das Consilium facultatis der Universität Leipzig. Vogel hat in seinem Verzeichnis der Mitglieder der medizinischen Fakultät nachträglich PoUichs Namen 1495 eingetragen, aber gleichzeitig bei Pistoris bemerkt, abijt ad Elect. Brandeb. ob rixas cum Pollichio. Diese „ri.Kae'" fanden aber erst '499) 1500 und 1501 statt. Es ist also wohl ebensowenig zuverlässig, wenn Vogel Pollich 1496, 1497, 149S zu den Fakultätsmitgliedern schreibt und diese Mitgliedschaft 1498 damit ein Ende erreichen läßt, daß er anmerkt: „D. Martin Pollichius vocatur Dresdam Archiater Friderici." Es ist uns aber eine Schrift im Druck erhalten, die ganz so aussieht, als ') Vor 18 Jahren sagt Pollich 1500: ,,quam experienliam ceperim duobus annis de viginti: quibus imperatorio elcctori lUiustrissimae domus saxonie, Sercnissimo Duci Friderico . . serviyerara". Castjgaliones in alabandicas, Ijoo, Bl. b,'. ') Stübel, Urkundenbuch der Universität Leipzig S. 242 Nr. 205. Anerkenntnis des Herzogs Georg im Namen seines Vaters, des Kurlursten Friedrich (datiert von Leipzig den 25. Juni 1494), daß Polich an dieselben Bedingungen gebunden sein solle wie die anderen KoUcgiaten des großen Kollegs. ^) 1495 discessit, schrieb Zamcke in dem Milgliederverzeichnis des großen Kollegs. 9' .111 --IC .*uinT'-;.uu in 1 .sciiitr in-MtiiiunL; iini i inii medizinischen Würde als feier- liche Disputationsre<.le ver\vendet hatte oder als I'inluhrungsrcdc beim Eintritt in die l'akultat, die Schrift „De complexione, quid est et quotsunt: quacstio nuper in lipzensi universitate per Martinum mellerstat. artiuni et medicinae doCtorcm disputata, ad unguemque cnicndata" '), eine im wesentlichen dialek- tisch-oratorische Leistung, die in ein Lob der Medizin ausklingt. Es ist genau die .Anordnung, wie wir sie bei solchen Disputationsscliriftcn der Leipziger medizinischen Fakultät auch sonst linden, z. B. bei der gleich zu besprechenden ..Positio" des Simon Pistoris vom Jahre 149S, von welcher allerdings nur das Gerippe erhalten ist, die Disposition, welche er als Einladung zur Disputation in Druck legen ließ. Das Gerüste von Mellerstadts Disputation wäre das folgende: Quacslio. Utnim Complexio qualitas tangibilis, intcnsibilis et reinissibilis sit ad pondus cum calore simplid vel frigore in eodem subiecto aequalis. A. Prima conclusio. Complexio una qualitas actu simplcx, media intcr calorem et frigorem aut humorem aut sicdtatem. a) Corrclarium primum. Complexio non est qualitas secunda, sed pertinet ad gcnus primarum. b) Corrclarium secundum. Non potest dari chlolericissimus, nee homo temperatissimus. B. Conclusio secunda. Complexio componitur ex duabus qualitatibus simplicibus solum in specie detcrminantibus, quarum alteram habet ut materiam, alteram tanquam formam quae materiae dominatur et agit. a) Correlarium primum. Sicut impossibile est dari ad pondus cquale ita et compositam complexionem. b) Correlarium secundum. Non omne mixtum est calidum quoad equale pondus, ncc omne humidum. C. Conclusio tertia. Non est possibile, complexionem et qualitatem primam simplicem ciusdem generis in eodem subiecto esse, quemadmodum nee duas extremas qualitates. a) Correlarium primum. Imposibile est, in eodcm membro multas esse eiusdem generis complexioncs. h) Correlarium ultimum. Complexio qualitas intensibilis et remissibilis ad pondus cum caliditate simplici vel frigiditate in eodem subiecto non est aequalis. D. Conclusio impertinens. Medicina est scientia speculativa et practica. Coirelarium. Medicina est dignior aliis scientiis philosopbicis, '; Ich habe das Exemplar der Senckenbcrgschen Bibliothek durch liebenswürdiges Entgegen- kommen des Stiftsdirektoriums hier benutzen können. Es sind 6 Quartblätter mit den Signaturen „aij" und „aiij", die Rückseite des ersten und letzten Blattes unbedruckt, hergestellt offenbar in der Offizin des Jakob Thanner. Vgl. das Faksimile Tafel XV Nr. i. — Nachträglich erfahre ich, daü auch die Bibliothek der Leipziger Thomaskirche ein Exemplar besitzt. Martin l'i>lliL-li als Mediziner. 133 Danach scheint PoUich also wirklich nicht nur Doktor der Medizin gewesen zu sein, sondern auch in Leipzig einen feierlichen Akt zur Aufnahme in die Fakultät abgehalten zu haben (eine „responsio pro loco" etc.), trotzdem sich die Fakultät dauernd fast ostentativ von ihm zurückgehalten hat. Von medizinischen Schriften Martin Pollichs von Mellerstadt ist jetzt zu nennen das Speculum iMedicinae, das wohl ins letzte Jahrzehnt des 15. Jahr- hundert zu setzen ist, das 5pc:uluin Illoöicinc, gedruckt vor 1495') bei Martin Landsberg in Leipzig. Das Titelblatt bringt in nicht übler Zeichnung einen großen Holzschnitt, den wir auf Tafel XIII Nr. 2 in Originalgröße wiedergeben-). Der bärtige Lehrer thront auf dem Katheder, hält das Harnglas in der rechten Hand und hat die Linke eindringlich erhoben, indem er fünf Schülern Vortrag hält. Es ist die bekannte Schrift Arnolds von Villanova (1238— 131 1), welche die Gesamtausgabe seiner Werke eröffnet und in der Lyoner Ausgabe von 15 14 z.B. Bl. I — 45' einnimmt „medicinalium introductionum speculum" oder „introductorium, speculum medicinae" genannt. Ob Mellerstadt einen früheren Druck seiner Ausgabe zugrunde gelegt hat, was mir durchaus am wahr- scheinlichsten vorkommt, oder nach einer Handschrift das Buch herausgibt, habe ich noch nicht untersuchen können. Das Interessanteste an der Ausgabe ist das als Einleitung vorausgeschickte lange Gedicht an die Leipziger Studenten mit seiner energischen Stellung gegen alle Quacksalber und der etwas hoch- trabenden Ankündigung des feierlichen Einzuges aller guten Geister der Medizin ;mit Mellerstadt rrj in Leipzig samt einem etwas verspäteten Seitenhieb nach Prag. iluutiuus. illcUorftat ab fdiolaro? 8iypc5cnfcs. Vi noua 2lrnolöus rilla / parifiiis alta q?ucm colit : et «oniiuo cinrit hono:c caput Cuiq5 poteftdtcs Ijcrharuni rfunui5 mcöciiöi Scirc fuas artes letus apollo bcbit Hof:ijt illc nil^il bocuit quob pbilojopljia particulari^ et hcc quo mc6t:itia rocat plurinia quo civauis yallotuis 2lrab)'qj Jluiconna »roii6ita fcvuabaut! tvaiiftulit illo fuis ilrtibus inq5 alijs rclut aldjiniica tnao;icauc Practica quo Mcta c|t philojopljia niilji 'j Trotzdem es Pollich in dem Federkrieg mit Pistoris, in dem er sich so gern spreizt und seine eigene Leistungen ins Licht stellte, nicht erwähnt (ebensowenig wie seinen „Mundinus cmendatus"), muß dies Buch aus Rücksichten seiner Typenanwendung in die Zeit von I494 — 1495 gesetzt werden. — Es umfaßt 144 Bll. (21, — P,); das letzte Blatt und die Rückseite des ersten sind unbedruckt-, auf Bl. Dj' den Doppelschild Landsbergs am Aste. *) In Ansehung dieser Titelholzschnitte zum „Speculum medicinae'' des Arnold von Villanova und zum Mundinus (S. 122), die wir auf Tafel XIII nebeneinander haben, möchte ich darauf hinweisen, daß solche Titelholzschnitte für den Verleger Martin Landsberg etwas Ge- wöhnliches waren; hat er doch jedes Jahr seine Praktiken mit gleich großen Titelholzschnitten, aller- dings großenteils geringeren Wertes , ausgestattet. Interessant ist darin für die Medizinhistoriker vor allem die Gruppe der Pesttoten und -Sterbenden (wenn Saturn der Dominus anni ist) ähnlich der auf manchen Darstellungen des Heil. Rochus als Pestpatron. Über diese Zeichner oder Form- schneider Martin Landshergs steht eine Untersuchung meines Wissens noch aus. b, Litcraritche BcUiligung. [Bl. V,\\ ~svmV alio5 iiilcvfiiit crpiTtifrniui« oiuncs ,fo;it ot l}im: quouivini iuffit ilpollol libnmi iZm iionuMi üwiili vn'>''KiirK"»>^i' ''< nu-Mciiui ("Juo rolnti fvwiilo fi: luoMauto lib:o ^X-iffi? o:culfai' lllo^k■ilK• infpiccvc' cau|\i5 rintü;. funiforos wroli nof;ovo mo:bos ilonüno ivl ^vo^MO ^luomqj ivwuv fuo rclK'utuni \'iiti"? : ot tijriiuifcniin iuv iioii infolitam y\\u\ o»iül.i ^mpcvi.u^ a\Um Sacra \\üt fll^ans■. lUiibit ot onuio fonim 2lb riiM:o noiui^ )Violo:imi flm^itll^ cnor v£rtivpotur:ont quiüij 2hii:cinia ^'tu^on^ >£rao poiio rubMiii foruotiti murioc miti\ini ilani tiM roi. iitbil oft »Tiolico millus. criS' lliin: *EnHvn:o rimmi |'o:biiv ;,\irato jactato KiohiiH i\iiio k\iiuu\i,i rinmi fcfbia iaiii tibi iiil ^\'o\'nuit moi^ci^'S borbo ricmoiK' kiuo iii:liifo i^o;i^\TO ni.iiÄa iTu iUio.i5 pooniä fi'uflra ^\'ofitobv.ni^ avtcm Oviitif. bob.vv for.nil tibi mcffis. crit roiiit ciü in iioftra^ tj^cm ipfc i£piöaunu> o.ms »Tui toiiot obfoffai. caiiöi6a barba cjciias Tcnit et ipfc patcr mc6ico:imi iinbcvbis apollo ~Ui nuinibii? Knirum Unirca forta «jorons Q\wm :oiiiitabatiir {q^ riöiimii.) \\^U nuidwon iTui nibouni fiip:a tcmpova tOvjnu'ii oi\U Cr6ino .iuo~ lonao foquitui- pbcboia yubci- (^comiim in moioni niuriiro yxcta capnt Cninofi palla5iani p:ov\Tabant riforc lipjl'im ^C:.}!^ ^o core parant ÖOvjnia dicvu)'tc (uunt >£iKi6ctii5 rno ia qiiiui» öocfior anno Qm p:iu5 in niultis o6it>tciffo potcft jain ycns niiffono pbcbcia furzet [jcliftro janiqj yomon^ inoöiaun fcnciet cycr oycm (5auöe icsituv :c:c fIo:i6a nala pwijc. ^finis. I »Tonclufio. fioc fpocuhnn crcgi trinc aurilio öcitatis Q\K fpcculuni otcnic cooinitionis crit Quob üick aö facicni nobis :oncc6c riöoro (Tu ;.Mtcr et fili tu quoqj pneutna facrum Üerne v>-'rfone natura feö rna Öeufq5 f n öeus oft 6eu5 oft öeus illo mitji. Etwas von eigener Leistung findet sich niciit in diesem poetisch ein- geleiteten und geschlossenen Abdruck einer beliebten praktischen Schrift des Mittelalters, auch keine Zusätze etwa aus eigener Erfahrung heraus, die ihm doch gewiß auch damals schon, wenn auch vielleicht in beschränktem Maße, zu PoUichs Abkehr von der Astrologie. I^: Gebote stand. Schon seine zweifellose Leibarzttätigkeit am Hofe Kurfürst Friedrich III. läßt über seine Ausübung der ärztlichen Pra.xis keinen Zweifel. .Auch bin ich in Rezeptsanimlungen aus dem ersten Viertel des i6. Jahrhunderts zusammengelesenen Kezeptformeln begegnet, welche seinen Namen tragen. So bringt eine wichtige Kollektanceniiandschrift der Lübecker Stadtbibliothek (Ms. Lub. uu'd. 8" Nr. 11) auf Bl. 456' eine ganze Reihe von X'erordnungen gegen die Wassersucht, deren erste den Schlußsatz trägt „praedicavit de ista cura et habuit pro magno secreto doctor iMartinus Meilerstat", während sich noch vier andere auf ihn berufen — wenn auch ohne wissenschaftliche Be- deutung zeigen sie uns den Mann doch in seiner ärztlichen Tätigkeit'). Damit hätten wir Martin PoUichs medizinische und astrologische Schriften kennen gelernt, soweit sie heute erreichbar vorliegen, es bliebe uns noch der große Schriftenkampf mit Simon Pistoris zu betrachten, der von der historischen Legende als die Ursache zweier Universitätsgründungen aufgefaßt wird, der von Wittenberg und von Prankfurt an der Oder, jedenfalls damit endete, daß sich zwei steifnackige Gelehrte ein anderes Tätigkeitsfeld suchten. Ob die Reise ins heilige Land den Horizont derart erweiterte, daß er über die Fesseln des astrologischen Wahnes klarer zu sehen begann, ob er durch die spiegelblanke Dialektik Picos della Mirandola allein gewonnen und umgestimmt wurde, die 1495 ^^^ Astrologie den Garaus machen wollte, aber ihr lustiges Weiterblühen auf die Dauer doch nicht zu verhindern ver- mochte, wird nicht bestimmt entschieden werden können, doch scheint tatsäch- lich die Sinneswandlung des Martin Pollich eine der vielen vorübergehenden Einwirkungen des epochemachenden Buches „Sisputationcs aörcrsus 2t)'lroloy05" zu sein, das 1495 bei Benedikt Hectoris in Bologna erschienen war-). Urkund- lich sicher belegbar ist diese Sinnesänderung erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1499; sie bestand aber schon im Jahre 1498. ') Die Eintragung im Ms. Lub, med. 8" Nr. II BI. 456' lautet: «[ Quidam vir nobilissimus maximarum e.\perienciarum ydropicorum aquam sie extraxit. i^ Succi radicis ebuli et parum coxit lentissimo igne et colavit et commiscuit aliquas species aromaticas et parum zuccari propter eius nauseam , qui sapor per se est quam abhominabilis et dedit ei .S iij vel paulo plus secundum constanciam virtutis pacientis et valde confidenter pracdicarit de ista cura et habuit pro magno secreto doctor Martinus Meilerstat. •j Item magnum secretura et verissinium radix herbae hircinae quae esto candelaria cocta in vino et id unum datum potui et substancia radicis temperata et pistata curat omnem ydropisim curabilem, ab eodem. C Item miranda fecit quidam dedit ydropico duas pilulas confectione de farinn purissima fnimenti et cucumeris asinini succo ad qualitatem cicerum et laxavit totam aquam praeter gambarem ibi fecit locionem de superis tranendo infra continuis vicibus cum succo caulium et dictavit iuxta convenienciam, ab eodem. •i Item vel vidi coquere folia cucumeris asinini et coctionem inicere per clystere et folia calidc mitti super ventrem et valde egregiam operam fecit et ego nun expertas, ab eodem. *i Item 9 cocooidii - jn diagridij, Masticis, pilonim spicae nardi ana ^ j conficiantur pilulae ab eodem. *) Vgl. meine „latromathematiker, vornehmlich im 15. und 16. Jahrhundert''. Abbandlungen zur Gesch. der Medizin Heft II, Breslau 1902, S. 32 — 34. l.ilcrarischc liclätigung. 1 i;ic .iiuuu 1 i.iLjc, uic natürlich, wie fast alles Medizinische, auch wieder mit der latromathemathik in engste N'erbindung gebracht wurde, bescliat'tigte damals äußerst lebhaft in theoretischer wie in pr.iktisclier Hezichimg die Ar/.te- welt, die Frage der Svphilis. Getreu seinem schon 14SJ dokumentierten Ik'streben, sicli nicht durch Zögern in der akademischen Beschäftigung mit neuen Fra;j;en in den lUnter- grund drangen zu lassen '), hatte Meilerstadt, wie er selbst berichtet, in gezierter scheinbarer Selbstverkleinerung: „morbum gallicum epideiniam esse . . . asse- veravi pro ingenii imbecillitate et auctoritatibus et rationibus sub duabus disjiu- tationibus anno XC\"I. habitis"*) schon im Jahre 1496 schulgerecht über die „neue Krankheit" zweimal disputiert. Unterdessen begann die Flut der Syphilis- literatur zu steigen. Im Juni 1497 erschien zu Venedig in feiner Aldine der „Libellus de Epidemia, quam |1 uulgo morbum Galli |] cum uocant"') von Nicolo Leoniceno, der, damals schon fast 70jährig (* 142S). einer der ersten war, der von dem Tranke an den getrübten Fluten arabischer Entlehnungen zurück- gerufen hatten zu der ursprünglichen Klarheit kristallheller Ouellenfrische, die bei den Griechen, vor allem bei Hippokrates, sprudele. Dessen kleine Schrift über die Syphilis atmet denselben Geist, wie ihn schon desselben Autors 1492 in Ferrara herausgegebene revolutionäre Schrift „De medicorum erroribus" manifestiert hatte ';, wenn auch ihr wirkliches \'erdienst für eine tiefere Erfassung des Wesens dieser Krankheit oder ihre Behandlung überaus gering ist. Sie war unserem Meilerstadt in die Hand gefallen und von ihm freudig begrüßt worden'), der ja auch vom Wehen des ,,Frühhumanisnius" einen Hauch verspürt hatte. Er machte dies Büchlein sofort zum Gegenstand einer akademischen Handlung: „Ea novitate captus, volens professioni meae satisfacere, utque tra- dita doctrina cunctis redderetur notissima, ausus sum . . . gymastico certa- mine eius rei utilitatem publice in lucem ducere tradereque praecepta, quibus singuli etiam minus docti non fugere tantum, sed quoque habitum ') „IIa apud me decidi ut nescio quo metu perculsus libenter hoc onus alteri reliquissem, si Ulla absque aemulorum obtreclatione id posse fieri putassem . . ." AVidniun|,'svorrcde zu dem j.Compendium quindecim propositionum". •) Defensio Leoniceniana Bl. a,'; ist dieser Termin nicht absichtlich zu früh angesetzt.' ') 28 BU. (a, — d,) 4» + I Bl. „Correctiones", Rucks, des Titels und des Blattes d, unbe- druckt. Bl. d,' Zeile 30: „Venetiis, In domo Aldi Manutii. Men- || se lunis .M.iii.D." Der Nach- druck bemächtigte sich schleunig dieses Buches; schon am 4. Juli erschien es zu Mailand bei Joannes de Legnano, gedruckt von Magister Guil. Siguerre aus Rouen aufs neue mit dem Titel- zusatz „nuUo Sroffulae". Auch in Leipzig wurde schon 1498 oder 1499 von Wolfgang Stucke), ein Kachdruck hergestellt: „ITicolai £coniceni oiiiceii || tini in libzum be (Epi&iinia quam ^^aU inoibum galli- 1, cü Dofaiit ai iUuftrem cirum 3<'iJ»iic'i j^raticifcü ili || ranbulenfem [!] concoibie comitcm." 24 Bll., 4" (21, — D,, Titelrückseitc unbedruckt) ohne Ort-, Jahres und Verlagsangabe. *) „Zticolai leoiiiceiii ie p.inij 2 pluriü alio2U3 in mebicina rrrozibus li: || bcr ab boctiffimu rirum 21tigelum pofitianuj." 18 BU., 4" (ai— 8, bi-i, ci— e), die letzte Seite unbedruckt, Bl. <•„' „3"iptcffi j^crranc per ma^ifttü Caurriitium be ralciitia 2 |i }Itibrcam ie cdftroiiouo focios . ble .rpiij. DfCfmbris. II anno bomini. 1492." '■) Doch wohl nicht nur um ihres eleganten Stiles willen, wie Simon Pistoris seinen Gegner spltcT vorhielt, wenn auch viel Wahres an diesem Vorhalt ist. l'oUicIis Hiiitretcii lUr Loonicenn und Disputation mit Pistoris. 1^7 morbuin et pellere et curare ipsum possent . . ." '). Können wir auch nach Durclisicht der Schrift des Leoniceno den praktischen Efl'ekt für die Heilung des Lues venerea nur sehr gering anschlagen-), so war der frische kritische Geist, der die Modernen und die Araber stets scharf am Maße der Antike mißt, für jene Zeit um so eindrucksvoller und zur eigenen Stellungnahme zwingend, mochte sie nun zustimmend sein wie bei Pollich, oder scharf ablehnend wie wohl bei der Mehrzahl der Dozenten, die dem radikalen Umstürzler nur un- willig horchten, so auch unsere Leipziger „Facultas Medicinae", die Mellerstadt, dem unruhigen Neuerer, sowieso nicht recht gewogen war. Sie schickte also einen bewährten Kämpen aus ihrer Mitte ins Feld, den Sohn weiland des Professors der Pathologie Xicolaus Pistoris, der auch selbst die nächste Anwartschaft auf eine nahe \'akanz in den beiden ordentlichen Professuren hatte ■■';, da er ihr seit Beginn des Jahres 1487 als Mitglied angehörte, und 1488 in ihr Consilium aufgenommen war, Simon Pistoris^). Im Auftrage des Dekans kündigte er eine feierliche Disputation an, „et iussu et ordinatione decani medicae facultatis", sagt er selbst, „quaestionem quandam^) coUectam et exa- minatam disputavi. conclusiones et correlaria ex ritu scolastici certaminis in auditorio publico florentis studii liptzensis disputative sustinui". Ja, um dieser offiziellen akademischen Handlung erhöhte F'eierlichkeit, Publizität und Nach- druck zu verleihen, ließ er seine Thesen drucken als: „Pofitio bi lUorbo ^ranco ^w Poctorcni Synioncni piftoris in alnio yyninafio lypcenft öifputanöa". Leider ist das Exemplar, das Astruc in der Mazarinschen Bibliothek zu Paris benutzte, dort nicht mehr vorhanden, ebensowenig ein anderes Exemplar in Frankreich und in Deutschland, wie mir die Herren Pollain, Haebler und Voullieme versichern. Der Druck selbst ist völlig zweifellos, wie un- widerleglich auch die zweimalige Betonung Mellerstadts dartut, wenn er die „quaestiunculam nudam litterariis formis pressam"*) erwähnt und ausdrücklich erklärt, er hätte die literarische Fehde im Sande verlaufen lassen, wenn die „Positio" nicht im Druck erschienen gewesen wäre: ,.si saltem formis non im- pressisset" "). Auch die Drucknotiz am Fuße: „Jinpri^lfin" ^YP^^ P"-'*^ 21Tdr:unx i^ranöt a. H98" '^^t Astruc sicher nicht erfunden, wenn sie auch das Kopf- ') Dcfensio Leoniceniana Bl. a^'. ■} Er schreibt nur ganz kurz darüber und fühlt das auch selbst: „Haec sunt, quae de raorbi gallici curatione summatim, brcviterque pertranseo, forte altero volumine latius executurus" Bl. d,'. ') Wenn nicht Mellerstadt vor ihm „rangierte", dessen Verhältnis zur Leipziger medi- zinischen Fakultät nicht klar ist, wie wir oben gezeigt haben. Jeder mag im anderen seinen Kon- kurrenten gesehen haben; das besagt wohl auch die sonst dunkele Wendung Mellerstadts „In- vidia, quam adversum me a cunabulis et natalilio sydere hausit" (Denfensio Leoniceniana Bl. a,'). *) ,.Unus et ipse ex summis ejus aetatis medicis" sagt Melchior Adam, Vitae Germanorum mcdicorum, Haidelbergae 1620 S. 7. ") quondam heißt es im Originaldrucke der „Declaratio defensiva" S. 31./. ") Defensio Leoniceniana S. a,'. ') Ebenda S. a/. Seine Gründe lagen aber ganz wo anders! (>. Literarische BctäliRunf;. schütteln der Inkunabclkiiiuliijcn erregt hat, weil Marcus Brandis' Verlag 1498 nicht mehr existierte. Main fuhrt diesen Druck unter Nr. 13020 an, hat ihn aber nicht selbst gesehen. Wenn R. Froctor in seinem ., index o( the early printed books in the British Museum" ilas Druckwerk S. S35 in Klammern hier setzt, so will er damit sagen, daß diese 1 lainnummer nicht existiere und mit dem Abdruck in Grünbecks: de pestilentiali scorra. Magdeburg, Moritz Brandiß (Proctor Nr. 2763 identisch sei'). Darin ist der so überaus peinlich exakte Mann aber zweifellos im Irrtum gewesen. Für mich besteht kaum ein Zweifel, daß es sich um einen Einblattdruck hier gehandelt hat, um ein (liegendes Blatt, wie sie damals Brauch, aber schnell dem Untergang geweiht waren. Das älteste derartige medizinische Druckstück aus Leipzig, das mir im Original bekannt geworden ist, lasse ich als Spezinien seiner Art auf Tafel Xl\' leicht verkleinert reproduzieren, wenn es auch jedenfalls nicht vor das Jahr 1512 fällt; doch hat sein V'erlasser noch im letzten Jahre des ersten Jahrhunderts den untersten medizinischen Grad in Leipzig, anscheinend als schon älterer Mann, errungen-. .Ähnlich wird auch das werbende Flugblatt des Pistoris ausgesehen haben. Betrachten wir uns die Aufstellungen der „l'ositio" des Simon Pistoris etwas genauer'), so enthalten sie genau besehen weder etwas Aggressives gegen Meilerstadt, noch etwas Abträgliches für Leoniccno. Der Streitj^unkt wird dahin präzisiert, daß zu untersuchen sei, ob die herrschende Krankheit, die man die gallische nenne, aus gewöhnlichen, allbekannten Wittcrungseinflüssen, wie größere Wärme und Feuchtigkeit der Lult erklärt werden könne, oder ob irgendeine verborgene Qualität außerdem im Luftmeer vorhanden sein müsse, die zu deren epidemischem Auftreten Veranlassung gebe. Leoniceno hatte an der Hand des 21. Satzes im 3. Abschnitte der Aphorismen des Hippo- krates, der unter den Sommerkrankheiten Mundgeschwüre und Verschwärung der Genitalien aufführt (fTTO^rhotv i).x(ü(Ttsg xai (jtjmdövsg uiSoimt'), ersteres be- hauptet; Pistoris lehnt dies ab, ohne ihn zu nennen. Wolle man die Lues mit dem geläufigen Namen einer Hautaflfektion (pustula, anthimata, alhumera, ele- phantiasis oder saphati'; benennen, so müsse man ihr mindestens das Beiwort ') Daß diese Annahme über die Proctornotiz richtig ist, wurde mir in der Inkun.-ibelabteilung des britischen Museums ausdrücklich bestätigt; Herrn Dr. Schulderer sage ich Tür seine Mühewaltung noch besonderen Dank. Die „Posilio" von 1498 (Hain Nr. 13020) befindet sich als gesonderter Druck nicht im Britischen Museum. *) Kaspar Kegler (der ältere), bekannt als Verfasser eines Pesttraktates (1521) und einer Schrift über den „Sudor anglicus" (1529), stammt aus Tiersheim und war schon 1485 in Leipzig inskribiert, hat aber erst 1509 das Baccalariat errungen und ist 151 2 als Doctor med. rezipiert ■worden. Vielleicht war Kaspar Kegler der jüngere (aus Leipzig) sein Sohn, der im Sommer 1519 inskribiert wurde, lange der Artistenfakultät angehörte (Baccalar 1525, Magister 1529, im Konsilium der Artistenfakultät seit 1532) und erst 1542 zur medizinischen übertrat. — Die be- druckte Fläche (der Spiegel) dieses Einblattdruckes hat im Exemplar der Münchener Hof- und Staatsbibliothek („Einbl. VIII, 13") die Maße von 310x203 mm; die Maße des Blattes sind 430 X 325 mm. ^) Vgl. den Abdruck bei C. H. Fuchs, Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland, Göttingen 1843, S. 127^ — 130. I.eoniceno, PoUich und Pistoris über die Sj-philis. I jg „epidemisch" geben. Sie gleiche in Krankheitsdisposition und Materie der Lepra jedenfalls weit mehr, als den Sommergeschwiiren des Hippokrates. Sie „wenig willfährig" zu nennen (male morigeratus), gleich schwer zu beeinflussenden Krankheitssäften und Fieberzuständen (wie Mellerstadt, der aber nicht genannt isti, gehe doch wohl nicht an. Die verborgene krankmachende Potenz im Firmament oder im Luftmeer erkenne man durch die Astrologie, die zwar kein Teil der Medizin, doch aber sehr nützlich für sie sei. Wie der Arzt aus der Beobachtung des Krankheitsvcrlaufes seine prognostischen Schlüsse ziehe, so der Astrolog aus der Beobachtung der Gestirne. Das sind im wesentlichen die Leitsatze des Simon Pistoris. Im springenden Punkte, in der Erklärung, daß ein ungewöhnlicli warmer und feuchter Sommer nicht genüge, um das Auftreten der Syphilisepidemie zu erklären, sondern daß noch ein weiterer geheimnisvoller Faktor hinzukommen müsse, ist Pistoris jedenfalls der Wahrheit näher als Melierstadt und Leoni- ceno. Der für diesen Fall allzueinfache Erklärungsversuch mittelst der Saison- krankheiten des Hippokrates, war zweifellos ein starker Mißgriff, trotzdem ihn viele gedankenlos damals akzeptierten. Wenn Pistoris diesem mysteriösen F'aktor der spezifischen Infektion mit einem zweiten Unbekannten dem geheim- nisvollen Sterneneinfluß erklärend beizukommen suchte, so ist das natürlich blauer Dunst, aber weitverbreitete Zeitmeinung, die jedoch der am wenigsten verspotten darf, der das geheimnisvolle Agens einfach ignoriert und platte Banalitäten wohlgefällig an seine Stelle setzt, zufrieden, daß ihm ein großer alter Autorname dazu scheinbar das Recht gibt. Wie wenig die sogenannte „Renaissance der Heilkunst" im Zurückgehen auf altgriechische Weisheit einen wissenschaftlichen F"ortschritt bedeutet, dafür bieten Leoniceno und sein eifernder Parteigänger an der Pleiße ein lehr- reiches Beispiel. Dadurch, daß man die Griechen im Original oder in wort- und sinngetreuen neuen Übersetzungen in naturwissenschaftlichen und medizi- nischen Dingen so wesentlich höher einschätzte als ihre geistvollen arabischen Interpreten, die vieles noch im Original besaßen, was uns lange verloren ist, verrammelte man sich für eine ganze Reihe von Jahrzehnten die Zugänge zur eigenen Xaturbeobachtung, tauschte kaum verstandene neue Autoritäten gegen falschverstandene alte ein'. — — Im Wesentlichen ist alles Weitere, was in Leipzig nun folgt, ein Streit um Worte und deren „Auslegung"; sehen wir, ob sich dabei einer der Kämpen noch ein Spürchen von eigener Beobachtung bewahrt, wer dialektisch der Ge- wandtere ist, worauf im Grunde alles hinausgeht, und wer sich im Streite einen Rest von Würde zu retten weiß. Leider muß es gesagt werden, daß schon das erste Pamphlet Mellerstadts an hämischer Verkleinerungssucht und brutaler Kampfesweise das Denkbare leistet, ohne dazu in den ruhigen Aufstellungen Pistoris auch nur den leisesten Vorwand zu haben. Mögen im Rede kämpf zu Ende des Jahres 1498 im großen Kolleg auch scharfe Worte gefallen sein, so erweckt die Plumpheit des Angriffes doch unwillkürlich den Verdacht des Gefühles der Schwäche der j 1^-, "- i.U'TAnsclic Hctati(junK, eigenen l'osition oder — einer vorhandenen starken latenten Gecrnerscliaft, die nur auf die Gelegenheit wartet, sich zu entladen, zumal der Verfasser aus- drucklich zweimal betont, daß er nur um der gedruckten Th 16 Bll. 4", Rückseite des letzten unbednickt, auf der Vorderseile desselben Zeile 29: >/ ■ . ^"'P-'iiain irta^deburgf 2Inno itomini mit- |{ Ifltnioquabiin^enlcfimotToiiageroiionono Die p«ro [1 txrimafrptima mfiijis repteinb:is". Vgl. den Abdruck bei C. H. Fuchs, Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland, Göttingen 1843 S. 131 — 154. ') „At nuUae oflicinae sint nuUaeque aromatariae, in quibus zophista iste non malefrancum anthj-mata, alhuroeraque epidemialia exultando disserueril, ita enim remotioribus vocamentis delec- tatur . . . vel solus ea no>-isse videri . . ." (Defens. Leonic. Bl. a.'. >) Bl. 0,' ebenda. ♦) Bl. b,' ebenda. ') Wenn Pollich auch seine ,,eigcnen Beobachtungen und Erfahrungen" betont. Der Leipziger >yiiiiili!-5ireil 1499 — 1501. I4I ausgingen', wenn er auch die Kalender und Almanachs (vermutlich samt dem „Laßzettel"; jährlich ruhig weiter gestatten will. Zum Schlüsse verweist er auf eine Schrift des Juristen Pandulphus Collenutius, die gleichzeitig im selben Verlage auf einem Ouaternio in wohlgepflegter Latinität erscheine. Sie geht im Leipziger E.^cemplar als „Jllitlna (Tolle || nutij" auf vier unbezeichneten Blättern voraus, die nichts weiter enthalten, als eine allgemeine .Lobrede auf die Wahrheitj die von Tadel und \'erleumdung verfolgt wird. Collenutius ver- teidigte später den Plinius gegen Leoniceno (1502); damit dürfte wohl Mellerstadts Neigung für ihn erloschen sein. Nach 3^2 Monaten, am 3. Januar 1500 ließ Pistoris seine Entgegnung erscheinen, die „Declaratio defensiva" (Tafel XV. Nr. 3', welche auf 10 Blätter (das 10. und die Rückseite des ersten unbedruckt) von Kunz Kachelofen in Leipzig sauber gedruckt war mit dem Schlußvermerk Bl. S,'^ Zeile 1 3 : „I)atunx Cyptjf anno IVl. quingcntcfmio || bxc mcnfis jauuarij tcrcio"-). Mit Recht erklärt Pistoris in der Widmung „Pniuerfts mcöicis Symon Piftoris Siilulcni bicit" in aller Ruhe, die das ganze Schriftchen auszeichnet, daß es seinem Gegner schon im ersten Redeturnier mehr auf Angriffe und Lärm angekommen sei als auf die Sache, daß er auch nur um Worte und Bezeich- nungen streite nach Art der Grammatiker (mit dem spöttischen Nebensinn des gelehrten Anfängertums\ während Vertretern einer höheren Fakultät, wie sie es doch beide seien, Ernsteres zieme. Daß er die Autorität dieser medizinischen Fakultät zur Zensur ausruft (Bl. 21,'^), wirkt etwas schwächlich, ist aber für die ganze Sachlage bezeichnend. Mit Recht weist er aber ein solches verlästerndes Vorgehen, wie es Mellerstadt beliebe, als nur bei wissenschaftlichen Abc- ') El. 15' ebenda: ,,Laudareni itaque si nostri temporis astrologi quotannis supputarent Almanach coniuncüonum et oppositionum lunarium atque eonim eclipses, obmittendo sceleratas divinatorias atque diabolicas practicas, quas nonnunquam sab litulo almae uni- ver.sitatis nostrae emittunt, quasi ipsa conscia sit huiusce damnatae falsitatis, quam nmliis annis docente experientia comperit falsam, vanam et superstitiosam." Es steckt doch ein guter Posten pharisäischer Heuchelei dahinter, wenn man weiß, wie wenig Jahre her sind, dal! Meilerstadt selbst noch seine „Practica Lipsensis" Jahr für Jahr herausgegeben hat! — Als richtiger zopfiger Gelehrter, dem der Sinn für Humor abgeht, dokumentiert er sich in der sittlichen Ent- rüstung über den übermütigen Scherz eines Praktikenschreibers aufs Jahr 1499, der seinen Lesern den feisten Bären aufband, daß in diesem Jahre die Augustinerpatres Frauen nehmen und Hoch- zeit halten würden. In einer späteren Schrift, der „Responsio" von 1501, findet sich (Bl. i)^') das pikante Detail' „Quia Lipczk quam Nurenbergae, carius venduntur iudicia astrologica, ibi quam hie in maiori pretio habentur astrologi. Videas ne astu quam doctrina plures medicinam tractent" und folgende verdächtige Flunkerei: ,,In locis insignibus (ut Nurenbergae), circa aegrotos talia exacte observare, poena exilii est; nonnumquam enim aegroti spe diuturnioris vitae nuper praesagitae eis ab astrologo absque ecclesiae sacramentis decessere, plus nestoream senectam quam illud salva- toris : quia nescitis diem neque horam, credentes", die stellenweise fast denunziatorisch wirkt und endlich (Bl. &,') die richtige Selbsterkenntnis „Sed quis infelicius, quam lucri vcl quaestus gratia quotannis astrologica vendere iudicia? [wie er selbst es so manches Jahr getan!] provocare adversus sc et suopte iudicio (propter mendacia) calumnias hominum, iram et dei indignationem, uode insipientissimi putantur?" ') Vgl. den Abdruck bei Fuchs a. a. O. S. 15; — 168. (>. Literarische UeUligunc. Schuticil utilioh /.iinick: ..Seiiiper namque contunicliisdisputantcs.tiuoniain ciirso- nim est, dctcstatus sum" (Bl. 21 ,'l In der ersti-n I lalfto seiner Arbeit widerlegt Pistoris in sciilichtcr Sacliliclikeit die Spit/.lindigkeiteii um! Seitensprünge des Gegners, ihm gelegentlich recht unverblümt die Wahrheit sagenil: .»l'utas cunctis placere niagis, si verbis comiJtis altricetur revera, tibi zophistae nomen aperte, vindicas" . . . „mcdicos, non modo philosophos tantum, legito et capies" (Seite 21,' und 2l^'\ Auch die törichte Heinuiptung, als habe er den I lippokrates verkleinert, wird scharf abgewiesen und die Redereien gegen eine gewisse Ähn- lichkeit zwischen den Erscheinungen der Lepra und der Syphilis mit dem ein- drucksvollem Hinweis aus der täglichen Erfahrung abgetan, daß man nicht selten Syphilitische für Lepröse ausgegeben finde: „Quot inter leprosos positi isto ex morbo repcriunturi" [Bl. 21^'). Was die Astrologie anlange, so sei Pico della Mirandola zunächst kein Ar/.t. der doch in Fragen der Seuchenlehre die Entscheidung haben müsse, wie beispielsweise Ibn-Slnä. Auch Galenos sei iiber den Einfluß der Mondphasen auf die Krisen und kritischen Tage nicht im Zweifel, wie denn auch andere Arzte, selbst Hippokratcs, über den Nutzen der Astronomie und Astrologie für die großen epidemischen Fragen und die kleinen Bedurfnisse der täglichen Praxis günstig sich aussprächen. Es wird dem guten Manne ganz warm dabei, um seiner lieben nützlichen Sternenweisheit willen: ,.Ü quanta viri audacia, qui non modo haec dicere, verum pressa in manus omnium tradere praesumebat"']'. Mit Recht weist er zwar die theologischen .Argumente als hier nicht von Bedeutung zurück, macht sich aber eines gleichen Fechterkunststückes wie sein Gegner schuldig, wenn er ihm astronomische Vorausberechnung von Finsternissen und Ahnliches als beweisend entgegen hält Dagegen hat er wieder leichtes und einwandfreies Spiel, wenn er auf den unbekannten (infektiösen) Faktor in der Pathogenese der Lues hinweist „cum ostenderem, malum francum habere causam quandam malivolam et incognitam etiam medico . . . Quem latere potest medicum, praeter qualitates manifestas aliquam occultam causam in isto morbo reperiri" und dem verleum- derischen \'erdrehungskünstler „Apertam veritatem illaniatam ferre haud potuisti"" zuruft. Leider begibt er sich gelegentlich auch auf das rein dialektische Gebiet, ohne zu bedenken, wie bequeme Handhabe er damit seinem hierin ihm weit überlegenen Gegner bot, und hält ihm vor, daß es ihm in praktischer Medizin an der unentbehrlichen praktischen Anleitung, wie er selbst am besten wisse, nur allzusehr mangele. ..Nullus, quantumque Studiosus, in actum cura- tionis exire praesumat, nisi prius curare viderit. Tu autem, cum medicinam profitearis, quantum haec feceris, tuo relinquo iudicio" (Bl. Sj'). Auf die frühere astrologische Praktikantentätigkeit Mellerstadts weist er nur im Vorübergehen hin';. Zum Schlüsse schlüpft er offensichtig unter die Flügel der Fakultät an deren Spitze nach dem Tode Johanns von Halle am 3. August 1499 Johannes I) Dedaratio Defensiva Bl. S,'. ») Ebenda Bl. ö,'. •) Ebenda Bl. 2I5' „Astronomorum etiam Doctrinam, ut eins artis apostata, stomachando refutas ipse . . und Bl. 8,' „Tu autem, si imperitia tua seductus gravius in ea forte aliquot annis cum praccipuus esse in ca arte volebas, erravisti, non debuisti ob id artem sie dctestari". Der Leipziger Syphilisslreit 1499 — 1501. 143 Wagner von Lanilsberg getreten war, während dessen Nachfolge in der theo- retischen Professur (der Pathologie) wohl im Januar 1 500 noch offen stand und auch wohl noch einige Zeit ofl'en bheb, ehe statt Melierstadt oder Simon Pistoris, die vielleicht sogar um diese Praxis ihren erbitterten Kampf führten, Wilhelm Ilaldenhof aus Thorn einrückte, der eben erst in die medizinische Fakultät aus der Artistenfakultät übergetreten war^). Er war aber schon ein Jahr- zehnt Kollegial des kleinen Kollegs gewesen und hatte ofifenbar vor vielen Jahren auswärts den medizinischen Doktorhut errungen, der nun plötzlich durch den für beide bloßstellenden Zwist Mellerstadts und Simons Pistoris eine un- erwartete Aussicht bot. Wenn wir die Tatsachen einfach nebeneinander stellen, uns also erinnern, daß Mellerstadts Pamphlet am 17. September 1499 erschien, nachdem mindestens 8 Monate, vielleicht noch einige mehr seit dem Erscheinen der „Positio" ver- gangen waren, so steigt uns wie von selbst die Vermutung auf, daß Pollich erst nach dem Tode Johanns von Halle sich dieser literarischen Fehde erinnerte, die ihm nun nachträglich willkommenste Gelegenheit bot, den Kon- kurrenten unschädlich zu machen. Das Streitobjekt, die theoretische Professur in der medizinischen Fakultät, macht diesen „wissenschaftlichen" Streit gewiß nicht erquicklicher. Doch wir täuschen uns leider kaum mit dieser Annahme, wie wir noch sehen werden^]. Zunächst insinuiert sich also Simon Pistoris sehr vernehmlich bei seiner Spektabilität dem Herrn Dekan mit folgenden feierlichen Schlußworten^): „His ego magister Symon Pistoris medicinae doctor . . censorem quemvis peritum affectu amplo exposco, imprimis denique Vos, dominum magistrum Johannen! Lantzspergk Medicinae doctorem et eiusdem facultatis decanum benignum, ceteris cum collegis oro, si quid emandandum aut viri cuiusquam boni diffamativum verbum reperiatur, abradatis. Pariter per vos in opusculo contra me per doctorem Martinum Melierstadt edito equidem fieri posco iustissime. probabile autem quidquam in convitium aut diffamationem non ten- dens posuerit, animo modesto ferre nusquam recusavi''. — — Nun hatte also wieder Melierstadt das Wort; er brauchte es gehörig und ließ nicht auf sich warten. War doch keine Zeit zu verlieren, und für einen gewandten Federhelden wie ihn, waren der Blößen bei dem Gegner so vielel Schon der Titel „Castigationes in alabandicas declarationes" *; ist ein frecher ') Am S.August 1499, also 5 Tage nach dem Tode Johann Waghs von Halle. -) Wenn wir in der Illustrierten Geschichte des sächsischen Landes von Konrad Sturm hoc fei Bd. I S. 1006 lesen, daß Pistoris der Kandidat des einen Sachsenherzogs gewesen sei und Lands- berg der des Andern für das Dekanat und die erste Professur, so will uns das mit nichten wahrscheinlich dünken. Daß der 2. Professor in die i. Professur und damit ins Dekanat einrückte, war nun doch schon seit gar vielen Jahrzehnten fester Usus, aber es liegt dieser Cberlieferung wohl noch ein Nachklang des Streites Mellersladt-Pistoris um die zweite Professur zugrunde. ^1 Declaratio Defensiva Bl. 1?,'. *l „Alabandicus" aus der Stadt Alabanda am Mäander in Karien, mit dem Nebensinn von üppiger Frechheit. 32 BU., 4°; die Rückseite des ersten und des vorletzten und das ganze letzte Blatt unbedruckt. Das Büchlein ist bei Jakob Thanner gedruckt. Vgl. Tafel XV Nr. 4. Lileratische Betäligimg. An^nii und scnon li.is ii.-ic- Wort des Textes „Quibus insolentiis"! eine bewußte Unwahrheit, wenn er nicht die eigenen Unverschämtheiten d.imit treffen wollte; denn Pistoris hatte im ganzen würdevoll an sich gehalten, daß er auch „anders konnte", wird seine Duplik dartun; Meilerstadt, das sanfte Lammlein, ruft aber heuchlerisch alle zu Zeugen auf ob der schnöden Unbill, die ihm zu Unrecht widerfahren sei, und streut den Universitätslehrern ver- logenes Lob, daß sie in ihrer Milde an sich gehalten hätten, um Pistoris nicht ob seiner Erbärmlichkeit sofort von der Hochschule zu jagen, die er schmach- voll verunziere „ . . . ut ineptias suas infantiles ac errores pene inauditos, nisi con- silio vestro singulari ac Providentia cohibueritis, brevi de universo vestro g>'m- nasio actum, vestro nomini dedecori ac immortali maculae futuros plane pros- picio" [Bl. a/]. So enthüllt er offen sein Ziel, Pistoris in Leipzig unmöglich zu machen. Darum häuft er Schmähung auf Schmähung, macht sein Gegner in jeder Weise lächerlich und bläht sich stolz im geliehenen Schmuck seiner Worte und ..Leistungen': ,.Et quantum ille fructus gloriaeve ex studiis suis gymnasio vestro adiecerit, non tardum dictu est, quandoquidem a tempore doc- toratus sui non apicem unum edidit, nisi quaestiones tres'), alio tarnen (quod turpius estj coUectas disputaverit [während doch bei Meilerstadt selbst außer Wortschwall und Spitzfindigkeiten alles entlehnt und Autoritätenkram ist]. At ego ['.] studio vestro quanto ornamento fuerim, lucubratiunculae meae, quas in liberalibus artibus philosophatus, Parisiensium more edidi, (venia sit dicto) locu- pletissimo testimonio esse possunt" (Bl. a^''). .\ls echtem Humanisten duftet Eigenlob ihm berauschend*), und heuchlerisch setzt er hinzu „In suscepta autem disceptatione aequitati merita praeferri minus posco", — und verlangt noch lauter nach Zensur von berufener Stelle als sein Gegner der „semilite- ratus", den eine solche Behörde sicher gleich auf lo Jahre im Verruf erklären würde, trotzdem seine Eehlgeburt (abortivum suum) erkennen lasse, wie Pistoris selbst im Streite mit ihm (Meilerstadt) an Gewandtheit des Ausdruckes gegen seine noch kläglicheren früheren Stilübungen gewonnen habe^), falls ihm nicht gar die Krücke eines „spiritus vulpinus" [Bl. a/] geliehen sei. Mit grimmigem Behagen stellt er dann eine Liste von 135 Irrtümern seines Gegners zusammen, die freilich an Wiederholungen und Unterschiebungen nicht arm ist. Glück- licherweise macht er sich nicht an die Widerlegung aller, sondern trifft zu- nächst nur eine Auslese und gibt zum Schlüsse eine Widerlegung der letzten 13. Da sich der Streit vom Gegenstand immer mehr entfernt und zu einem immer leereren Wortgezänke ausartet, gehe ich auf den Rest nur kurz noch ein. Charakteristisch für den ganzen Meilerstadt ist die glatte \'erdrehung, mit der er sich von seiner eigenen läppischen Erklärung von „epidemia" (s. S. 140) frei macht, um desto tapferer über Pistoris herzufallen. Viele Dutzende von ') Diese 3 Quaesüones neben der „Positio" (s. oben S. 136 f.) habe ich bisher nicht aufzufinden vermocht. *) Dafür hat er ein andermal die Stirn auszurufen : „Ego me laudibus non eveho, hoc quidem a me alienins nihiL" Castigaiiones Bl. bj'. ') Was übrigens bei Mcllerstadt bestimmt im selben Maße gilt: man vergleiche nur seine „15 Propositionen" von 1482, die wir obendrein nur in einem späteren Drucke kennen! Der Leipziger Syphilisstreit 149«/ — 1501. I^r Kennern der griechischen Sprache werden als Zeugen dafiir angeführt, daß „epideniiae" = vulgarii ['.] morbi sei, während er „o frivola, o ridicula nee num- quam satis irrisa doctrina" (Bl. h,') darüber zetert, daß man nach Pistoris ein ,,epidemialis" hinzusetzen müsse, wenn man der Lues nach der Form ihres Exanthems verschiedene Namen gebe, also pustuIae epidemiales oder exan- thcma epidemiale sage. Ebenso lächerlich macht er als , hirnverbrannt die Ansicht des Pistoris, dali neben den gewöhnlichen meteorologischen Einflüssen noch eine verborgene Krankheitsursache bei der Lues vorhanden sein müsse, „incognita medico". Mit Nachdruck weist er die unbestimmten Andeutungen seines Gegners zurück, daß es ihm an der fachmäßigen medizinischen Aus- bildung fehle'), ohne sie allerdings anders als durch seine „Erfahrungen", „Er- folge" und „Stellungen" zu entkräften: „Laedit eos, qui doctorum numero me adscripserunt; quos viderim, quos legerim, an exercitatus sim necne, his expe- rietur, si antea non est expertus: quam etiam experientiam ceperim duobus annis de viginti, quibus imperatorio electori illustrissimae domus Saxoniae, sere- nissimo duci Friderico, divi Maximiliani praefecto praetorio, serviveram, eo misso facto dicere noverunt, qui me in curiis principum atque regum viderunt" (Bl. b./ . Der weltläufige Mann mag ja hier keine schlechte Plgur gemacht haben; wo aber meinte er wohl mit der impertinenten Überheblichkeit Ein- druck zu machen, die er sich dem schlichten Leipziger P"akultätsmitglied gegen- über gestattet: „Ipse inter humiles ac obscurae sortis homines ver- satus plerumque Aescuclopaedian, quod aiunt, exercuit, et quam gloriam, quam famam apud doctos sibi pepererat, novistis"? [Bl. 63^ u. 63^] Elegantere Latinität hat er in 18 Jahren gelernt (aber auch die gewiß nicht am Hofe), doch die Hofluft hatte ihn verdorben. Die Schmidburg und die Pistoris, die einen Cranach den Älteren mit Aufträgen bedachten, brauchten, nebenbei bemerkt, vor einem Pollich nicht zu erröten. Die „Aescuclopaedia" ist ja gewiß ein amüsant-bissiger satirischer Terminus'), für dessen Aufbewahrung der Historiker der medizinischen Standesgeschichte ihn dankbar sein kann — entstanden ist er sicher in mockanten Humanistenzirkeln, begegnet ist er mir sonst noch nicht — aber für Melierstadt ist seine Verwendung in diesem Be- werbungsstreit um die Leipziger Professur kein Ruhmestitel. Übrigens sah er wohl ein, daü diese Trauben für ihn zu hoch hingen, sonst hätte er vielleicht seiner malitiösen Zunge nicht derart die Zügel schließen lassen. Das beste an dem Pamphlet ist die flotte Abfuhr, die er dem „Declarator" ^) ob seiner \'erteidigung der Astrologie zuteil werden läßt; zwar hat er sich hier die besten Waffen, wie er selbst sagt, aus der blitzenden Waffenhalle des Gio- vanno Pico della Mirandola geholt, weiß sie aber virtuos zu handhaben, virtuos und ergötzlich zugleich, auch wo er freimütig eingesteht, daß er selbst einst in diesem monströsen Kindbette schwanger gelegen „Videor mihi utiliter ') Es scheint aber hier gehapert zu haben; die Tatsache der Erlegung des Eintrittsgeldes ist bei ihm allein registriert. Man machte seinem fürstlichen Gönner diese Konzession, lehnte es aber ab, weiter zu gehen. In das „Consüium facultatis" hat man ihn niemals aufgenommen. -) Erzieher zum Dienste des Äskulap, etwa „medizinischer Einpauker". ^) So nennt er seinen Gegner immer ironisch nach dem Titel seiner Streitschrift. Studien zur Geschichte der Medizin. VUI. lO 6, Literarische Beiaiigung. \:-uu\ .iNii.Mogia fuisse, quando cognitis eius dogmati(bu)s tanquam falsis nunuic ut dcbui, ne residuuni virilis meae in illis incassum perderem, ea prorsiis abcgi. Verum cnimvero astrologiam, quam eins professionis (scientia enim dici nullo iure potcst medullam contingerem, per aliquod annos sectatus sum: scd cognito ^ut ante diximus^ quantum iiigL-nia decipiat ac vanitatis habeat, omnes omnium auctorum Codices, quot in bibliotlieca reposuenim in extrenias teiiebras, tanquam nunquam visurus , coniiccre minus cunctabar etc." (Hl. ii^'.) Er schließt mit einem bissigen Hinweis auf die entlelinte Latinitat seines Gegners und seine eigene — schmucklose Sachlichkeit {\ ') und Wahrheitsliebe, mit der er mehr die Sache der Universität als seine eigene Sache geführt habel Scheinbar unerwartet, aber wohl sicher auf Bestellung und jedenfalls überaus willkommen bekam Pollich aus Italien selbst Sukkurs. Giovanni Manardi * 1462), Leibarzt der Fürsten von Mirandola, spater der Nachfolger Leonicenos in Ferrara seiner Geburtsstadt, hatte sich auch zu dem Leipziger Streitpunkte geäußert, und wenn Meilerstadt auch das kleine Schriftchen in Briefform zunächst etwas enttäuscht aus der Hand gelegt haben mag, ließ er es doch als „Opus [1] Johannis Meinardi" alsbald in Druck gehen'). Der Mitarbeiter des großen Bekämpfers der Astrologie Giovanni Pico della Mirandola läßt sich kaum in den Abschnitten seines Schriftchens, die von der ,,pestis astrologica" handeln, aus seiner vornehmen ruhigen Sachlichkeit herausbringen, die gegen das Gekläffe und Gekeife eines Melierstadt so wohl- tuend absticht, trotzdem Manardi konsequenterweise viel weiter geht als der \'erdrehungskünstler an der Pleiße, und ruhig erklärt, allerdings habe auch Galenos sich astrologischen Lehrmeinungen irrigerweise angeschlossen. Da- gegen spricht er den Ibn-Sinä frei von astrologischen Velleitäten und unter- scheidet fein zwischen dem. was dem Arzte zunächst wirklich nötig sei und dem, das er um augenblicklicher Tagesmeinungen willen nicht entbehren könne. Selbst dem genialen Peter von Abano, den alle ,. Modernen" auf den Hoden der Hölle verdammten, sucht er gerecht zu werden-) und bringt zum Schlüsse interessante eigene Beobachtungen ;„si unusquisque suas referre habet visiones" Bl. g') und solche aus der Praxis seiner Lehrer für die These als Beleg, daß man die Sternenschau bei der Behandlung von Krankheiten ruhig beiseite lassen könne: „quotiens vacuandum est, lotium magis quam astrum inspicient et venarum pulsationem potius quam stellarum observabunt configurationem . . Vale ex Mirandula. M. D."'*) Mit vollem Recht erklärt denn auch Pistoris in der Notiz auf der Titel- rückseite seiner scharfen Erwiderung, zu der er sich hat hinreißen lassen, der ') Es erschien ohne Ort und Jahr, vermutlich noch 1 500, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach bei Hans Stuchs in Nürnberg auf* Quartblätter (signiert ij, iij, iiij); die Rückseile des ersten Blattes unbedruckt. Vgl. das Faksimile des Titels Tafel XV Nr. 5. ') Dai5 er als echter Humanist eine wörtliche Übersetzung einer mißverstandenen Stelle aus dem griechischen Original (des Augustinus!!) gibt (.,si verbum verbo reddalur, sie sonat"), durfte dem Bilde nicht fehlen. ") Aufgenommen in die berühmte Briefsammlung des Manardi als erster Brief des 2. Buches, Der Leipziger Syphilisstreit 1499 — 1501. ^Ay „Confiitatio coiiflatorum" '), die zu Anfang desjalires 1501 erschien: mit Manardi wolle er in ruhigen Zeiten schon ins klare kommen, der sei kein schmähsüclitiger Beleidiger, sondern treibe in urbaner Form Polemik, wie erselbst sie auch in seiner Heimat früher i.iblich geglaubt habe: „et herum modo et modestia apud nostros disputanduni antea credebam". Daß er selbst diesmal von einer solchen ge- sitteten Kanipfesweise gegen I'olich keinen Gebrauch mache, werde ihm hoffent- lich niemand verdenken. Verbessert hat er seine Position nicht durch die scharfen, zum Teil persönlichen Ausfälle I Leider war er nicht so klug, sich selbst zu sagen, daß um so weniger Ehre für ihn zu holen sei, je mehr der Kampf in ein pures Redegefecht ausarte; denn auf jede Autorität, die der eine ins Feld schickte, konnte der andere mit zehnen dienen, und stilistisch und dialektisch war Ivlellerstadt ihm bedeutend über. Sachlich wäre höchstens das eine hervorzuheben, daß die V'ielgestaltigkeit der Lustseuche Pistoris dazu verführt, die Einheitlichkeit der Kranklieit in Frage zu stellen. Von scharfen Rede- wendungen, die Pistoris dem Pol Heil ins Stammbuch schreibt, nur einige Beispiele: „Fucum amas verborum, quo aequo plus garris (Bl. 21^''). Anus delira si tibi quandoque assentiat, non miror: blandus es et ore dicax (ib.). O ingenium muliebre, cui praeter nova et vana nihil gratum, ah divina numina :'B1. 2I5'). Tu vero album per nigrum circumloqueris, laudare non debebam (Bl. 21,;"",. Tu praeclare et unice commentator medicinae" (Bl. i^^"). Das sind gewiß alles, trotz ihrer teilweise bitteren Wahrheit unter Universitätsgenossen unwürdige Invek- tiven, aber Pistoris flicht mit Recht dabei ein: „Tu qui nee innumeris con- viciis unquam efferbuisti, naturae tandem tuae cedam efficis" (Bl. 21/) und hält ihm grimmig den Spiegel vor: „Principi servire, quod tibi quam gloriosum visum est, si doctum quem faceret, revera longe te peritiores non pauci stabu- larii evasissent. Rasis ego sententiam secutus, qui docuit, is urbibus famosis medicum debere morari, ubi et aegrorum copia peritiam faceret ampliorem, nus- quam et principum (si libuisset) negata mihi sunt stipendia. Velim, opere quam verbis tuam monstrares peritiam, et certe fama, quam summam et solam et unicam optas, longe maior tibi crevisset!'" [Bl. S^^ S/] % Ja er läßt ihn die ganze Wandelbarkeit, Unruhe und Zwiespältigkeit seines Lebens in nicht allzusehr verzerrtem Bild überschauen, wenn er ihn folgendermaßen apostro- ') Vgl. das Faksimile des Titels Tafel XV Nr. 6. 10 BU., 4» (Wi-ü, J3l-l). Die von Melierstadt immer wieder aufgetischte Behauptung, Pistoris habe den ersten Druck dieser Schrift nach Erscheinen zurückgezogen, um sie, von stilistischen Fehlern gereinigt, abermals erscheinen zu lassen, beruht vielleicht insofern auf Wahrheit, als Pistoris etwa sein Büchlein schon ausgegeben, jedenfalls schon geschrieben und in Druck gegeben hatte, als die Broschüre des Jlanardi erschien, auf die er dann mit wenigen Worten auf der Titelrückseite hinwies, die nicht alle erhaltenen Exem- plare zu enthalten scheinen. Sie fehlt deshalb wohl auch bei Grüner „Aphrodisiacus"' 1780 S. 80. Einige Korrekturen mögen dabei nachträglich vorgenommen worden sein , wie denn von den Uni- versilätsgenossen dem so heftig und unwürdig Bedrängten gewiß auch ungebeten mancher gern bei- gesprungen sein wird; von Konrad Wimpina ist es ja später bekannt geworden. Das Büchlein ist Iwi Melchior Lottcr in Leipzig gedruckt. -) An anderer Stelle ähnlich, aber bissiger (Bl. BjO: „Si tibi pariter aliquid laudis evenisse cum inter satellites hominesque literarum expertes non pauca admiratio sit novae anteaque non visae iloctrinae tuae, teque vehementer laudalum, ut pueri lunonis avem; anogasti animum." 10' us 6. l-ilcransch« |>lucrt: „Qua protcrvia dum subito astronomiam te hausissc arbitrabaris et huius .irtis peritos in publicum ctiam certamcn citaveris, quam iniuriosc valvas niacu- lasti, qua dcniquc verecundia ut reprobus, ab arbitris remissus, omniuiii dcnique nunc imniemor et rectissime tuo ore transfuga, et tandem omniuni exul? Prinium namque iuris peritiam, deinde astronomiam. post medicam ita subito didi- cisti, ut vcrius te ;u>pexisse quam didicisse quisquam ratus sit: nunc et oratoriae tantisper insudans ad nomenclaturas et graminaticcn tandem redis. Quae et cuncta, si praeter aliorum molestiam (in tuam rem puta) ageres, ferrem et ego modestissime; pari autem passu, quo non paucos ante me inquictavisti, nunc et in medica oberrando (rabidi niore canis) meam laniare faniam nunquam cessas. Si quae contra errata tua dixerim, alieno nie ductum spiritu confingis." Wir- kungsvoll halt er ihm die eigene Ausdauer und Selbstbeschränkung entgegen: „Putasne tanto aevo studiosissime uni artium non sine labore insudaverim tibi cunctas transcurrenti facultates nullanique ex integro amplectenti, ut potius libasse quam attigisse videaris, in medica aequari et possim et debcam; ignoras etiam, quaeque facultas virum integrum sibi velit? Tu dicacitate, quam prac- fers nee opera tua, sed natura magis, quosque molestare audes eademque con- ditione ut omnifariam conflatis nunc theologorum nunc oratorum sententiis inversis verbis et sermonibus famam tibi amplissimani accessisse opinaris; ncc hac insolentia contentus, in cunctos dcnique obiurgari et conviciari seniper veiis" (Bl. 21;' u. 2I5'). Das war deutlich gesprochen und trotz aller Heftigkeit mit dem harten Klange der Wahrheit, der den Gegner zu noch größerer Wut auf- peitschte. Naturlich mußte Meilerstadt das letzte Wort haben, wofür hatte er denn die große Gewandheit in Geistesgj-mnastik und Federführung seit seinem noch unbeholfenen Kompendium der 15. astrologischen Thesen sich errungen! Ein allerletztes Mal stieg er in die tintenbespritzte Arena nieder, den Federkiel in eitel Gift und Galle tauchend, und die unleugbare Überlegenheit der Waffen- führung skrupellos ausnützend. „Responsio" nannte er sein letztes Wort'), wann wäre ein Melierstadt jemals um eine .Antwort verlegen; gegen ihn war Pistoris wirklich ein Bäcker- knecht, der mit frischgebackenem Brote gegen scharfe Klingen kämpft, wie er in dem Titelgedicht sagt (Talel XVI, Nr. i). Tolles Wagnis war es freilich von ihm, gegen einen Meilerstadt anreiten zu wollen: so charakterisiert es dieser auch überaus zutreffend in den paar Schlußworten an den Leser, die er einer einleitenden Zusammenstellung der von Pistoris falsch gelesenen oder falsch verstandenen Autoren, der auf 219 angeschwollenen Irrlehren (vgl. S. 144) und der ursprünglichen Thesen von 1498, die zu dem ganzen Streite die Ver- •) 40 Bll., 4°, 21l— 8, ai— 8 . . i>l— 8; die Rückseite des ersten und letzten Blattes und das ganze 8. Blatt unbednickt, am Ende die Jahreszahl „Illl>3", 1501. Bei dem nämlichen Verleger gednickl wie das „Opus" des Manardi, also in Nürnberf; (worauf auch die Bevorzugung der Nürnberger Kalenderdrucker den Leipziger Verlegern gegenüber, vgl. S. 141 Anm. I hinweist) bei Johann Stuchs. — Ich verdanke die Kennlni-) dieses Druckes der Liebenswürdigkeit der Leitung der Hamburger Stadtbibliothek. Die Leipziger Universität hat dies Pamphlet nicht zu ihren Bücherschätzen genommen, wie «onst die vorhergehenden alle. Der Leipziger Syphilisstreit I499 — 1501. iaq anlassunij gegeben liatten, anhängt: .,extremae temeritatis homuncio ille sub suo nomine ^conducta tarnen opera) adversum me nuper edidit . . ." (Bl. 2i.^')) \'oll grimmiger Wut stürzte er sich auf alle Schwächen und Blößen seines Gegners, und kein Mittel der Schmähung und Verdrehung ist ihm nunmehr zu schlecht; ja man fragt sich immer wieder erstaunt, ist es möglich, daß er seinem Leipziger Leserpublikum so etwas bieten durfte. Zuerst wird der ganze „Fall" vollkommen neu auffrisiert, von Anfang an. Er selbst habe stets nur selbstlos und harmlos der Wissenschaft gelebt, „vitatis cuiusque semper con- tumeliis et odio". Aber „es kann der Beste nicht in Frieden bleiben" usw. „Xonnuli", der schlimmste natürlich Pistoris, „laudatissinium et saluberrimum meum consilium . . quovis conatu deturbare cepere, invidia impulsi . . ." Wie ein „Draco ignivorus" sei Pistoris über das Lämmlein Mellerstadt hergefallen, es zu zerfleischen, da er die Ansichten des großen Leoniceno auf den Schild gehoben! So schaft't er sich eine neue Plattform zum Schimpfen, Lästern und Be- leidigen, und er stellt tatsächlich alle seine früheren Leistungen damit in den Schatten; man höre ihn: „O tumultuanteni invidiam, o excoecatam rationem, qua ista blacteramenta in rationales medicos sperguntur (Bl. a,./). O tristem ignorantiam . . . penitus obtusus aut mentis pessimae et diabolicae obstinationis tu solus adversaris, qui haud sine almi Lipczensis gymnasii ignominia, damno et iactura (quia tibi impune conceditur) absque omni molestia in viros quosque in- nocentes, insontes, doctos conducta opera invehere non erubuisti (Bl. a^"'). Ar- bitror et ipse omnibus in hanc tuam sententiam manibus et pedibus eundum, scurram lenonemque quempiam nuncupare non esse magni ingenii, sed iniqui, lividuli. detractorii. O venerandani pudicitiam, quam non evangelium peperit et amor dei, sed scorti, quod te decoxerit et fecit natura impotentem (Bl. a^'). Tua perversitas, impoenitentiae scelus agnitae falsitati plena cera subscribere . . errorum interpres! O nugator maligne o medicomastix impudens, nihil est te in medicina indoctius, nihil imperitius. Dolcndum est, nullam legem tarn exitialem inscitiam punitum ire. Studium medicinae, quod false de te prae- dicas, exitialis ignorationis vitio, quo pluribus noces, tuo ore confundis" (Bl. b^^). „Te nemo inscitia aequabit i^Bl. b,/). Nemo inquam castigabit satis catholicones, calumnias, blasphemias, quibus non valvas modo et perituram chartam sed et famam et posteritatem, quae post dira fata Simonimasticones inveniet, maculasti (Bl. b^'). Omnes scorpiones tibi fratres, teque scorpionem esses infertur: male ergo terras Alemannorum nuper accusasti tanquam privatas scorpionum semente, nisi id obstet, quod aiunt, aliubi ortos scorpiones in cauda, te vero in lingua habere venenum (Bl. 6^7'- Das „Calumniare audacter" handhabt Po lieh meister- haft, wie man sieht, aber auch im gehässigen Verkleinern und versteckten Ver- dächtigen ist er Meister. Pistoris muß so schlecht gemacht werden, daß in Leipzig kein anständiger Hund mehr ein Stück Brot von ihm nimmt. Allent- halben stäubt es von der „Backstube" (pistrina) '); hämisch trägt er den Klatsch weiter: „Accepi a fide dignis, te, quo a scholaribus lardi portionem pinguiorem obtineres, scropham aliquando incidisse" (Bl. b,/). Ungescheut geht er jetzt ') Frech schreibt er gleichzeitif;: „Desine de peiiitura mea vaneloqui"! Bl. D, I -Q ('. Litcraiischc t. Ijtf rai ische Bellltiguni; \i>n Aitjina und Galcnos quam l'auluni et Galenum male tran.slatum\ er wird, solange die Erde steht, eine der klarsten und wohlgeordnetsten Dar- stellungen des medizinischen Wissens einer bestimmten Zeitperiode bleiben, die je geschrieben wurde! Und wer als ruhig urteilender Historiker die grenzenlos oberllachliche Manier betrachtet, mit welcher der grolie Leoniceno aus der Lues, deren Ätiologie und Pathogenie zweifellos eines der drängendsten Probleme der medizinischen Wissenschaft am Ende des 15. und in dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts war, eine Sommerkrankheit (morbus aestivus) machte, weil Ulterationen der Mundschleimhaut und der Genitalgegend in einem Aphoris. nius des Hippokrates als im Sommer öfters vorkonmiend genannt werden (davon daß sie zusammen vorkamen sagt der große Koer kein WortI), eine Sommerkrankheit, die aus zu großer Wärme und Feuchtigkeit der Luft entstehe, der muß sagen, daß eine solche Renaissance, eine solche Xeuerweckung des Altertums, aufgebaut auf kleinen glücklichen Stellenfunden dieser und ähnlicher Art. die man dann beliebig ausdeutete, nichts weiter war, als ein schweres Hindernis für den wirklichen Fortschritt der Wissenschaft, der nur durch erneute eigene Naturbeobachtung im Sinne und Geiste der alexandrinischen Wissenschaft zur Zeit ihrer höchsten IMüte möglich war. Seichtes Auf- kläricht hat noch immer zur Dünkelhaftigkeit gefuhrt, auch damalsl Als viel mehr hat sich auch die antiastrologische Polemik nicht erwiesen. \'om treibenden Prinzip, das in der Erneuerung des Piatonismus und des Neu- platonismus steckt, im Gegensatz zu dem der eigentlichen Naturwissenschaft direkt weit näher stehenden Aristotelismus. kann heute und hier nicht die Rede sein. Gewiß war sie nicht erfreulich für die Leipziger „Facultas Medicinae", diese Kampfesepisode an der Schwelle des 16. Jahrhunderts, welche beim Freiwerden einer der beiden Lehrstellen durch den Tod des Dekans Johannes von Halle im August 1499 entfesselt wurde und mit dem Weggange beider Streitenden endigte! Ein Beschluß, daß sowohl Melierstadt, der bestimmt niemals in ihren engen Kreis (das „Consilium") Aufnahme gefunden hatte, als Pistoris, dessen „Personalien" jedenfalls in bester Ordnung waren, für die Nachfolge in der Professura pathologiae nicht in Frage kommen solle, ebenso wenig der nur ehrenhalber aufgenommene Wenzel P'aber und der ihm zu Ehren weiland in der Anciennität mit seiner Zustimmung zurückgestellte Kaspar von Braunsberg, liegt schriftlich fixiert nicht vor; doch wird etwas Ähnliches stattgefunden haben'). Der Eintritt Wilhelm Haldenhoffs ins Lehramt, nachdem ') Wir besitzen ein Gutachten, das Simon Pistoris, der im Oktober 1502 Leipzig schon für ca. 6 Jahre verlassen hatte, kurz nach 1509 gesondert über die Reformbedürftigkeit der medi- zinischen Fakultät mit seiaen Abänderungsvorschlägen auszuarbeiten den Auftrag erliielt, noch im Konzept; es befindet sich im Hauptstaatsarchiv zu Dresden uud ist bei Stübel, Urkundenbuch der Univ. S. 454 — 457, von mir in den Anhang am Schluß der Gutachten von 1502 (Abschnitt 2) erneut zum Abdruck gebracht. Darin wird Zeile 23 — 27 von der theoretischen Professur in einem solchen Zusammenhang gesprochen, daß man fast annehmen möchte, Mcllerstadt habe es Des Kampfes Ende, Pistoris Abzug von Leipzig 1501. ICß er gerade sein medizinisches Doktordiploni zur Geltung gebracht hatte, war wohl nur ein vorlaufiger, wie die Satzung das wenigstens für das Dekanatsamt (vgl. S. 31, § 31) vorsah; das scheint sich sogar auch aus den Eintragungen des X'ogelschen Xaniensregisters zu ergeben, nach welchem Haldenhoft' 1499 und 1500 erst nachträglich beigeschrieben ist und wo schon 1501 vermerkt ist „petit absentiam"; er ging also den peinlichen Verhältnissen aus dem Wege; auch 1505 ist „Wilhelm Haldenhoft' abscns" eingetragen. Sind das auch späte Nachrichten, so spiegeln sie doch den schwülen Übergangszustand wieder, der auf der Leipziger medizinischen Fakultät jahrelang lastete. Als guter Leipziger hat Simon Pistoris bei seinem Weggange dem Rate der Stadt, dem er ja selbst in Ehren angehört hatte, als Abschiedsgabc einen „guten Ratschlag zur Regelung des Lebens in Pestzeiten" nach Zeitsitte über- reicht, der später auch gedruckt wurde'). Von weiterer Schriftstellertätigkeit des Mannes ist mir nichts bekannt geworden, weder an der Spree, noch an der Oder, wo er ja für die Universitätsgründung fleißig wirkte, noch nach seiner glücklichen Heimkehr zu den heimatlichen Gefilden, die vielleicht schon wenigstens vorübergehend erreicht, mit der Verwaltung der zweiten Professur betraut zu werden, weil er gerade von seinem Gegner in einem Atem mit .,Doctor Landsberg" und „Doctor Caspar" als einer genannt wird, der bei häufigen Unterbrechungen seiner Lehrtätigkeit wegen Besuchen bei Kranken und besonders durch Inanspruchnahme seitens fürstlicher Personen, speziell des Landesfursten, weitgehende Berücksichtigung erfuhr: „da man solche lectur nicht vorsorget und ist gemeynicklich ohne geleß verblibenn"; daß es sich gerade um die theoretische Professur hier handelte, geht besonders aber dadurch hervor, daß Pistoris direkt fortfährt: „syder ich dy ander lectur habe"; denn dies war eben die I. Professur der Praktischen Medizin, die er seit 1 509 bekleidete. Doch ist hier noch manches dunkel. Daß der Kurfürst für Pollich eingetreten war, ist anzunehmen. ') Die Ausgabe „(Scbrucft piib oolcnbt jic ficyP'jf ^U''''? baccalarium ITiattiiium lanbcspcrct bctbipolls . . ., perlegt von ^obaiiii ipilbeiifels. (506." 4°, 12 Ell., die Fuchs a. a. O. S. 400 f. zitiert, kenne ich nicht, sondern nur den Druck von 1517: „(Ein fuit5 fd^on cnb || aar tro|tIidj rcaimnit tpibcr '1 bic fdioiercu mib cc)d';f(fli*cii francbeyt bcr pfftilentj. |j Dura; ben adjtbareii bodijclartt- bcrrc Simone pifto:is | Docto:cin in bct artjucy fylenbt bcariffcn nnb cju bem an || berii mal POS anbcrt bem lErbarc Hate tju SfypGcf in Icy \\ «Cj »eg jveben gugefdjricbeu rn gdaffen." [Titelholzschnitt identisch mit Fig. 23 meiner „Deutschen medizinischen Inkunabeln" zu Nr. 201, die gleichfalls bei Martin Landsberg gedruckt ist.] 8 Bll., 4" (^1-4, Sl— t), die letzte Seite un- bedruckt. Auf der Vorderseite von J?^: „(Scbrurft qu fevp^d, burd; baccalaurcö JtTartinü tan- \\ befpcroi Berbipolc, 2Inno bni .ItLidiCt. vn rpij." Daß die Betonung der Überreichung der Schrift als Abschiedsgabe, etwa im Jahre 1502, vielleicht schon 1501, von der ersten Auflage auf den Titel dieser zweiten mit herübergenommen ist, zeigt wohl, daß der Verleger an dem Neu- drucke mehr Interesse nahm als der Autor, der nun doch schon bald ein Jahrzehnt in Leipzig wieder ansässig, und im höchsten medizinischen Ehrenamte war. Das populäre Büchlein gibt die in Ärztekreisen jener Tage herrschenden .Vnsichten über Infektionsvermeidung und Lebensführung in Pestzeiten übersichtlich wieder, geht dabei namentlich ausführlicher auf die damals strittige Frage ein, ob man in oberen oder unteren Stockwerken gesünder wohne. Weitläufig werden die medi- kamentösen Praeser\ativa behandelt. Kurz nur die eigentliche Behandlung mit Aderlaß und Arznei- mitteln, wobei P. seine Bedenken ob der Popularisierung solcher Dinge nicht unterdrückt „nidit bas man bie Ictute wol Urnen fönbe unb idoUic bas nidit tbun, funber ferlidi ifi es, tt'eil \o einer mil au^ ben bn*ern ergneyen unb bat ni*t bie fünft, ber feiet oft, er brenget aud) inan*en umbs leben, ber fiiji nidit fliirbc aber yo nid?t fo balbe." Er hält aber mit dem beschämenden Geständnis nicht zurück, „das im Sterben [bei Pestzeiten] nicht viel Arzte vorhanden sind", weil sie fliehen, und cibt eben darum wenigstens ein paar kurze therapeutische Anweisungen. ) ; I 6. Liltnirische Betätigung. 1507, sicher nicht später als 150S statt hatte. Ob aber l'istoris etwa kurze Zeit nach Haldenhorts Ende im Jahre 150S die Professur für theoretische Medizin versah? t!s scheint den vorhandenen .-Kkten nach nicht der Fall ge- wesen zu sein, doch möchte ich darauf nicht allzuviel Wert legen. ]?estininit hat er die Professur für praktische ^Medizin und damit das Dekanat im Oktober 1509 übernommen, direkt nach Wagner von Landsbergs Tode, über dessen wissenschaftliche Bedeutung noch ein paar Worte zu sagen sind. .Auch der letzte Dekan im ersten Jahrhundert der Universität, Johannes Wagner von Landsberg, Professor der Pathologie 1490 — 1499 und der Therapie '499 — '509 hat handschriftliche Spuren seiner gelehrten Arbeit uns hinter- lassen. Ein mächtiger Foliant ist von ihm testamentarisch der Bibliothek des Großen Kollegs vermacht worden, wenigstens haben seine Erben es dorthin gegeben. ,,Liber per Testamentarios d. doctoris Joannis Lantzberg datus" steht noch heute von einer Hand aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts ver- merkt im Ms. 1:JJ)0 der Leipziger Universitätsbibliothek; dieselbe Hand hat auch auf dem Einband „Manuscriptum D. Joh. Lantzberch" notiert. Ein alter handschriftlicher Katalog hat den Inhalt des gewaltigen Bandes für Lands- bergs geistiges Eigentum gehalten, veranlaßt durch eine Bemerkung auf dem ersten beschriebenen Blatte als Überschrift des Ganzen: „Metaphysica Doctoris Wageners de Lantzbergk artium et vtriusque medicine professoris Qui obijt Liptzk anno 15 10." Über die Exaktheit der chronologischen Angabe mag man sich weiter oben S. 74 unterrichten. Das Übrige ist, an dem Inhalt des Buches gemessen, immerhin beachtenswert. Der Text steht auf der ersten Seite nur in schmaler halber Mittelspalte in großer Schrift und beginnt. Omnes homines natura scire desiderant. Signum autem huius est sensuum dilectio .... Das ist der Anfang der „Metaphysik" des Aristoteles in der bekannten mittelalterlichen lateinischen Version, die auch dem bekannten Leipziger Druck der „Duoötvim libri inetfjapljificc ab 2t:if= || totclc fumnio pijiIo5opE?o:uni." . . . „jmprcffuin | CyptjiJ per baccalarium IHartinuni Canöfpcrgf öe i}c)cbu || poH 2Inno falutis . . [1499] • •" zugrunde gelegt ist. Der Band enthält die ersten 8 Bücher der Aristotelischen Metaphysik und 4 Kapitel vom 9. Buche, be- gleitet von reichlichen Marginalien und interlinearem Kommentar zum Teil dem Boethius, zum Teil dem Arabischen entlehnt. Wie denn der Kommentar des „Averroes" ibn-Roschd; schon 1473 im Drucke ausgegangen war und auch später noch des öfteren ') publiziert wurde. Daß unser Dozent der praktischen Medizin selbst dieses immense Opus zusammengeschrieben haben sollte, ist auf ') Z.B. in hübscher handlicher Junline von 1562. Johann Wagner von Landsberg als Schriftsteller. j - r deii ersten Blick nicht übermäüig wahrscheinlich und doch buchstabHch walir. Die steifen aufrechten Schriftziige dieses unheinihchen Folianten sind voll- kommen identisch mit denen der Eintragung von Landbergs Hand im i. Satzungs- buche der medizinischen Fakultät auf der Rückseite des letzten Blattes (s. oben S. 84). Johann Wagner hat sich also so lebhaft für dieses etwas abseits von seinem Berufe und seiner medizinischen Lehrtätigkeit gelegene philosophische Gebiet interessiert, daß er es sich in der Fassung des groben Stagiriten und seiner Nachtreter zusammenschrieb, wobei die scholastische „arabica commen- tatio" eine große Rolle spielte') — also bei ihrem letzten Dekan am Ende des ersten Jahrhunderts der Universität in der „facultas medicinae" noch ein recht charakteristisches Symptom für deren ausgesprochene Hinwendung zu abgestandener Mittelalterlichkeit, die noch kein Wirbelsturm des neuen Geistes aufzurütteln begonnen hatte. ') Auch Konrad AVimpina wußte von dieser gelehrten Arbeit Johann Wagners, er s.igt in seiner „Centuria scriptonim insignium" (ed. Merzdorf, Lipsiae 1839 S. 62) davon: ,. Johannes Curri- ficis . . . conscripsit commentarios praeclaros in Metaphysicen Aristotelis et quaedam alia". Von diesen „quaedam alia" habe ich bisher keine Kunde erhalten. Der mehrgenannte elegante westfälische Poet Hermann von dem Busche hat auch unsern arabistischen Aristoteliker besungen im Epigrammatum Liber Tercius, 1504 Bl. S^': „Excellentissimo medicinae Doctori Johanni Lantsberck. Forma fuit quondam medicorum niaxima prisci Anguis sub specia quam coluere patres. Posthunc si memini Podalyrius atque Machaon Florebant aevo, nomina prima, suo. Hippocrates medica peperit sibi Cous in arte Eternum post hos obtinuitque decus. Tu quoque nunc inter medicos clarissime Lantsberck Es secli princeps atque Avicenna tui." Wenige Jahrzehnte später war die „Renaissance der Medizin soweit fortgeschritten", daß es nicht mehr für einen Ruhmestitel galt, mit Avicenna verglichen zu werden! — — Anhang. Die Statuten vom Jahre 1503, mit Zusatzbeschlüssen bis ums Jahr 1520'. [Bl. l'] LIBER STATUTORUM FACULTATIS MEDICAE. [Bl. 2'J Statuta facultatis medicinae huius studii Lipzensis, prius ante multa tempora satis confuse et inordinate -) posita, saepius imper- 5 tinenter repetita^', in volumine statutorum descripta, anno 1503, die vero decima mensis Maii fi/?« lo. J/a/] ad debitum ordinem redacta sunt et renovata, demunique per coUegium doctorum eiusdem facultatis cum nonnullis aliis super- additis conclusis et statutis racionabiliter, contradicente nemine, approbata. Statuta concernencia decanum doctoresque facultatis medicinae 10 et eorum officia'*). I. Facultas medicinae habere debet decanum, qui sit senior, in ista uni- versitate promotus aut assumptus ad facultatem eiusdem universitatis. Qui si in possesione sex mensium fuerit et perraanserit, et alter medicinae doctor 15 eciam eo senior infra hoc tempus non advenerit, quousque voluerit (caeteris paribus) permanebit in sua possessione, nisi domicilium ab hac universitate ad alium locum transtulerit. 2. DE LOGO DECANI IXTER DOCTORES SUAE FACULTATIS. Decanus medicinae facultatis, qui habet aliis doctoribus praecipere et man- 20 dare in licitis et honestis, ob id racionabiliter primum locum inter eosdem ob- tinere debet in sessionibus universitatis et convocacionibus suae facultatis. 3. QUIBUS DECANUS MAXDARE POTERIT ET SUB QUA PO ENA. [Bl. 2''J Decanus habet mandare Omnibus et singulis doctoribus suae facul- tatis, cum intersunt suis convocationibus pro bono facultatis faciendis, sub poena S5 certorum grossorum irremissibiliter facultati persolvendorum. In certis eciam ') Zarncke, vgl. Urkundl. Quellen S. 880. Der vorliegende Abdruck ist unter erneutem genauem Vergleich mit dem Original hergestellt, das sich im Besitze der medizinischen Fakultät befindet (vgl. die Beschreibung dieses zweiten Statutenbandes vorn S. 37 Anm. i). Die Numerierung der Abschnitte und ein großer Teil der Anmerkungen stammt von Zarncke her. ') Man vergleiche die Aufeinanderfolge der Paragraphen in den alten Statuten. ') Ungehörige Wiederholungen finden sich wirklich, vgl. z. B. in den alten Statuten zu § 43, femer die Beschlüsse von § 32 an, u. v. a. ') Geschrieben steht facttlt. med. erst hinter officia. - . ..- .. < !.i ;.i; .s ' , b.m-.il.iureos et scohires eiusdem f.icullatis [si ei et collegio .! : :,;iu \l>uiii tuerit) ad hutusmodi convocaciones seu verius ad praescnciatn iK-^U'iuiii XLKT.itc potent, sub poena praeraissa. 4. DE lURAMEMO CORPORAUTER PRAESTASDO ASSfMMKNDI AD FACULTATEM MEDICINAE SEU AD CONSILIUM FACL'LTATIS. Quilibet assutnendus ad facultatem medicinae vel ad consilium eiusdem iurabit corporalitcr decano facultatis medicinae sub hac forma: „Ego .N. iuro vobis decano veslrisi]ue successoribus reverenciam et obedienciam in licitis et honesiis, et') reservare statuta et statuenda, quae sunt et eerunt per facultatem seu maiorem partem approbata, et procurare bonum facultatis, ad iiuemcunijue statum devenero. Sic me deus adiuvet et s:uicta dei ewangelia." 5. DE MODO CONCLUDENDI PER DECAXUM IN CONVOCACIOSIBUS DOCTORUM ET EXAMINIBUS PROMOVEXDORUM. Decanus in convocacionibus doctorum pro ali(|uo negocio facultatis tractando et expediendo habet inducere et secundum maiorem partem suffragiorum vo- cumque *) concordancium concludere, praeterquani in graciosis et praeiudicialibus imus solus poterit contradicere et rechunare (et eius contradictio et reclamatio valet verum)') in examinibus promovendorum vox vel votum unius tantum doctoris tamquam vox nullius reputabitur, nam hoc casu, quod maior pars fecerit, (Bl. 3''] iuris disposicione fecisse dicuntur. Ideo tunc cum maiori parte decanus suam tantum vocem connumerando concludere debet esse astrictus '). 6. DE VOTIS PUXGITIVIS ET CONTtMELIOSIS IS COXVOCACIONIBLS DOCTORUM ET IN EXAMINIBUS. In convocacionibus ductorum, examinibus promo\endorum nullus doctorum dicat alten verba contumeliosa, maledictoria, opprobriosa aut pungitiva sub p)oena unius floreni renensis facultati persolvendi; nichilominus pars offendens parti laesae ultra dictam poenam tenetur salisfacere iuxta dictamen tocius facultatis vel maioris partis, si alias inter eos amicabiliter non poterit inter- venire composicio. 7. NEMO DOCTORUM SECRETA CONSILII DEBET AD EXTRA REVELARE. Quilibet doct'irum de consilio facultatis nostrae existens tenebitur secreta consilii apud se serv-are et ad extra non re\elare, praecipue quando hoc sibi per decanum sub certa poena fuit iniunctum. 8. DE VICECAXCELL.*R1.\TU INTER DOCTORES VICISSIM OBTINENDO. Pro concordia maiori facultatis medicinae obser%anda placet, quod de caetero vicecancellarium in medicinis habeant doctores vicissim de consilio facultatis iuxta ordinem senii eorum. Et hoc ipsum facultas suo tempore, quo aliquis promovendus ad licenciam admissus fuerit, domino episcopo Merssburgensi suis litteris patentibus insinuare debet, doctorem nominando, cui sua gracia ad petidonem et desiderium facultatis dignetur hac vi[3']ce in medicinis coraniittere ') Am Rande später beigesetzt. *) Für suffragiorum vocumgiu war anfangs geschrieben •ueterum, sicher nur ein Fehler des Abschreibers. *) Die eingeklammerten AVorte sind von derselben Hand am Rande beigefügt, die die vorauf- gehende Korrektur eintrug. ') Am Fuße des Blattes 2' ist auf die vorletzten Zusatzbeschlüsse (s. u.) verwiesen mit den Worten : Dt abihtate promtnentium guaere in fine. I. Die Statuten vom Jahre 1503. igt vicecancellariatuin. Et si plures aliquo tempore licenciandi fucrint, tunc vice- canccllarius sie datus rccipiet pro suis laboribus dumtaxat duos llorenos in auro. Alios llorenos distribuat inter doctores inmediate sequentes, ita quod quilibet duos florenos habeat. Pari modo alio tempore fiel. Sic aequalitas I laborum et emoiumentorum servabitur inter doctores, quae amorem nutrit atque concordiam. 9. FORMA EPISTOLAE MITTENDAE AD EPISCOPUM MERSSnURGENSEM PRO VICECANCELLARIATU IMPETRANDO. Cum reverenciali proniptitudine in singulis complacendi. Reverende in Cristo pater, domine graciose! Vestrae paternitati afTectuose conimendamus venerabilem virum (aut venerabiles \iros) .N., in artibus liberalibus magistrum (aut magistros) et in medicina licenciandum (aut licenciandos), humiliter suppli- cantes, quatenus vestra reverenda paternitas medicae facultatis intuitu com- mendabili atque egregio viro .N., arcium magistro et in medicina doctori, i autoritatem concedere dignetur, praefato magistro (vel praefatis magistris) ad prae- sens licenciando (vel licenciandis) ') in medicinis licenciam conferendi, quod votis Omnibus apud eandem vestram paternitatem, quoad possumus, promereri studebimus. Datum Leyptzck ipsa die .N. facultatis nostro sub sigillo. Vestrae pateniitatis humiles oratores, decanus ceterique facultatis medicae doctores studii insignis Lipzensis. [Bl. 4''] Suprascripcio. Reverendo in Cristo patri ac domino, domino Tiloni, episcopo Merssbur- gensi, domino nostro graciosissimo (aut multum-) gracioso). 10. QUANDO ET QUALITER DECANUS CONVOCACIONES DOCTORUM SUPER I • INTERLOCUCIONE PROMOVENDORUM FACERE TENEATUK. Pro concordia doctorum facultatis medicae servanda placet, quod doctores ciusdem facultatis et de consilio existentes in locoque universitatis praesentes et residentes de examinibus et promocionibus promevendorum habeant dum- taxat emolumentum iuxta statuta desuper edita. Decanus tamen pro tempore I existens, quantum fieri possibile est, in suis convocacionibus faciendis hanc debet habere discrecionem, ne nimis celeriter convocando doctores procedat, praecipue in quorundam doctorum actu regencium et residencium absencia, dummodo speratur brevi reditus eorum et mora pauci temporis promovendis minime esset nociva. Reputat autem praefata facultas nedum^) hunc doctorcm actu regentem, qui publice in scolis legendo vel eciam practicando laborat, sed eciam illum, qui a talibus cessavit et propter aetatem, quae acervum peri- culonim adducit, vacat et quiescit. Statuta concernencia baccalauriandos in medicinis, quae eis legi debent, dum instant pro baccalauriatu. II. BACCALAURIANDOS DEBET ESSE IMMATRICULATUS. Nullus promoveatur ad aliquem gradum facultatis [ßl. 4'] medicae, nisi prius matriculae nostrae universitatis sit inscriptus et integram peccuniam solvi ') Im Original steht umgelichrt: liirncwiiilis ti-/ licenciando. -) Gescliriclien steht miitto. ') nciium = non soliiin. Studien itir Geschichte der Medizin. VIII. 1 1 I. I>ir ^^tntutcn vom J.ilite 1503. consuctain ui>ivcrsit;ili dcderil, hoc est dcccm grossos. Quoil ccinin intrllij;itiir de cxtr.incis assumcndis et promovendis per facultatcin. Et in l>oc paupcrl;is ncnnnem cxcusnbit. 1 2. IIACCAIAURIANDUS lURAUlT SERVARE STATUTA FACULTATIS. Niillus promoveatur in baccalaiirium in nicdicinis, nisi priiis coram decano et tota farultate iuraverit volle liriniter servare statuta facullatis, ijuac sunt et erunt pro bono facultatis et per candem conclusa et approbata. 13. IIACCALAURIAN'DUS ANTE SUI I'ROMOCIONEM TENETUR DOCTORUM I.ECTIONES DILIGENTER ') AUOIVISSE ET l'KACTICAM FKEyUENTASSE. Quilibct volcns promoveri in baccalaurium in niedicina, tenebitur prius, si magister est"), ante baccalauriatum adniinus jier bienniuni, si non magister, per triennium') doclores eiusdem facultatis diligentcr audivissc. Et per luiius- niodi tcmpus biennii ') debet eciam cum aliquo eorum vel alioruin doctorum practicam in medicinis diligenter adiisse. Quod poslrcmuin si non adiniplcverit (quia comode facere nequit), facultas secum dispenset. 14. BaCCALAURIANDUS TEMPORE EXAMINIS SOI.VERE TENETI'R SEX FLORENOS RENENSES. [Bl. s'] Quilibet baccalauriandus nostrae facullatis, per do( torcs in me- dicinis ad rigorosum exanien admissus et examinatus, anteciuam sibi per eos- dem doctores examinatores finale responsum de eius admissione dicatur, sol- vere tenetur realiter et cum elVectu sex (lorenos renenses pro labore et honore eorundem. Et debet sub eodem examine pro solacio disponere unum can- tharum vini dulcis et duos cantharos cerevisiae secundum optionem doctorum cum uno talento confecti. 15. nACCALAURIANDUS TEMPORE SUAE PROMOCIONIS DAHIT PROMOTORI QUATUOR l-LORENOS. Quilibet baccalauriandus tempore suae promocionis tenetur solvere suo promotori quatuor llorenos eodem vel sei|uente die post luiiu.imodi'') promo- cionem habitam, nisi eos in toto vel in [larte ipse promotor remiltere velit; quod stabil in voluntate seu arbitrio eiusdem. Quilibet baccalauriandus in medicinis in actu suae promocionis tenetur solvere famulis universitatis unum florenum renenscm"). ') liiligenler ist am Kanile nacligetraKcn. ') Die Worte si magister est sind später getilgt. ') Die Worte biennium, si non magister, fcr triennium sind später getilgt und dafür ist geschrieben triennium. *) biennii ist später getilgt. Offenbar hängen diese Korrekturen mit dem 1509 gcfafllcn Be- schlösse zusammen, daß forlan alle Promovenden der medizinischen Kakulläl Magistri artium sein sollten; zugleich ward das biennium zu einem triennium erweitert. '') Die Worte eodem bis liuiusmoili sind später getilgt und dafür ist an ilcn Rand ge- schrieben ante. ") Für ßor. ren. ist später geschrieben aunum numum renensem vel valorcm. I. Die Statuten vom Jahre 1503. 163 Ikd 16. I'ECCUNIA FISCI PICR BACCALAURIANDUM SOLVENDA. Quililjet baccalauriandus, post examen in baccalaurium medicinae pro- motus'), tenetur infra quindenam") solvere duos florenos*) renenses in auro pro lisco facultatis. 17. yUAE TENETUR lURARE BACCALAURIANDUS MEDICINAE IN APPARATU SUAE 1 IS PROMOCIONIS. Quilibet baccalauriandus in medicinis in ;Ipparatu [Bl. 5^] suae promocionis tenebitur iurare, quod velit procurare, quantuni in eo fuerit, bonum istius facul- tatis, ad quemcunque statum devenerit, et quod dictum gtadum in nuUa alia universitate resumat. Et huiusmodi iuranientum in actu suae promocionis 150 siilemniter per unum ex famulis universitatis publicabitur. 18. BaCCALARIANDUS ANTE SUI PROMOCIONEM TENEBITUR UNAM QUAESTIO- NEM MEDICINALEM') IN SCOLIS DETERMINASSE. Quilibet volens promoveri in baccalaurium medicinae tenetur ante suum privatum examen et ante dispensacionem, quae fiunt per doctores de consilio 15S facultatis eiusdem, publice in scolis sub aliquo medicinae doctore quaestio- nem medicinalem^) determinasse et eidem doctori et aliis magistris ac sco- laribus nostrae facultatis, arguere volentibus contra suam posicionem, pro posse respi mdisse "J. 19. SCOLARES ET BACCALAURII IN MEDICINIS TENENTUR DECANO ET ALIIS leo DOCTORIBUS REVERENCIAM EXHIBERE. Quilibet baccalaurius seu Scolaris facultatis medicae tenetur pro loco et tempore congruente decano et doctoribus eiusdem facultatis debitum hono- rem et reverenciam impendere, sub poena non adniissionis ad aliquem gra- dum. Item, si quis eorum aliquem ex doctoribus (quod absit) iniuriose mo- ifls lestaverit, talis non admittatur ad aliquam promocionem, nisi prius sibi recon- ciliatus fuerit; nani non est dignus aliqua promocione, qui suis praeceptoribus, a quibus eam afifectaverit, indiscrete insurgit'). 20. |B1. 6""] ORDO PROMOVENDI BACCALAURIOS MEDICINAE PER DOCTORES, et legitur doctoribus tantum. 17« Placet, quod deinceps iuxta senium doctorum de consilio facultatis ex- istencium baccalauriandi promoveantur, ita quod doctores vicissim promoveant et emolumentum baccalauriandorum inde recipiant, videlicet quod, si unus tantum pro aliquo tempore baccalauriandus foret, tunc eins promotor, si prius nullo emolumento participavit, in suo ordine habeat totam peccuniam, iuxta irr. statutum desuper confectum solvi consuetam; si plures, tunc cum aliis doctoribus ') Die Worte fosi examen bis promolns sind später getilgt. *) Dafiir ist später gesetzt ante promotiotiem. ^) Kür florenos ist später gesetzt aureos und dann natürlich in auro getilgt. *) Korrigiert in dtias quaesliones medicinales. ") Korrigiert in duas quaesliones medicinales. *) Am Rande Nota: Novo statu to caulum est, ut bis responJeal qtiiris. Da mit diesem novum statutum ein Zusat/artikel nicht gemeint ist, so bleibt nur die höchstwahrscheinliche Ver- mutung, daß darunter der ordo fromovenJi von 1523 verstanden sei. S. u. Die Statuten von 1543 sind schwerlich gemeint. ') Am Rande „/><■ iniuriosis laesionibus" . II ' l(,i I. Die Slalulro vom Jahre 1503. inuncdiate scquentil>us cniolumentuni ex liuiusniodi promocionc provcniens pro- jwrcionabilitcr dividat et distribu;it et unicui(.juc ilocloriiiii cciaiu iiitcgram i)or- cioncni alicuius promoli ollerendo, pro se parlcm unius baccalaurii ]iroinoti dumtaxat rctincndo; doctorque, in ordine sequciis istuin promotorem , alio IM» tempore liabcat promovcndi barcalaurcos facullatein, et nirhiloiuinus in emohi- mcnto, prius, dum non promovil, perceplo, dcbct esse contcnlus et scqueiiti doctori vel do^toribus. qui non ]iarticipavit seu partiriparunt. obvenriones inile perccptas, modo quo supra annotatuin est, dare tcncbitur. Kl ut praedictiis ordo doctorum promovencium et aliorum, qui cniolumentuni ex tali pninnKione iss perccperunt. in recenti habeatur memoria, decanus eosdcm ail aliqucm sex- temum specialem consignare debet esse aslrictus'). Statuta concernencia licenciandos in medicinis, quae eis legi debent tempore petendi favoreni super admissione ad licenciatum. 21. [Bl. 6'^] LICEXCIANDUS TENETUK rROMn-TERE VEI.LE SERVARE STATUTA FACULTATIS. Nullus baccalaureus aut licenciandus in medicinis ad liren< iani in eadem admittatur'-'), nisi prius coram decano et convocacione tocius facultatis iuraverit vellc ser\'are statuta facultatis, quae sunt et erunt pro bono facultatis et per eandem approbata. 22. LICENCIANDUS POST BACCALAUREATÜM TENETUR ADMINUS PER INTEGRUM BIENNIUM') DOCTORES DILIGENTER AUDIVISSE ET PRACTICAM VISITASSE*). Quilibet baccalaureus in medicinis et licenciandus, volens admitti ad licen- ciam in eadem, tenetur adminus post suum baccalaureatum doclores legentes ordinarie per integrum biennium^) diligenter audisse et cum aliquo doclore seu doctoribus eciani per tantuni temporis spacium practicam adiisse^), nisi prius ante baccalariatum pluribus annis quam duobus doctores diligenter audivisset et practicam cum aliquo aut aliquibus doctoribus visitasset et de hoc per doc- tores constaret. Tunc cum tali baccalaureo, petenti favorcm admittcndi ad licenciam, facultas poterit graciose dispensare, inspecta priori liabita diligencia. 23. LICENCIANDUS TENETUR ANTE ADMISSIONEM AD LICENCIAM SUB ALIQUO nocTORE unam') quaestionem medicinalem determinasse. Baccalaureus in medicinis et licenciandus ante admissionem ad licenciam tenetur ante examen privatum [Bl. 7 ■■] pro licencia adipiscenda publice in alic|uo lectoriorum sub aliquo dijctore adminus semel*) quaestionem niedi« inalem determinasse et suo doctori ac aliis scolaribus in medicinis, arguere volentibus contra suam posicionem, respondisse. '; Hierzu steht am Rande: Hoc immutatum est tempore d. Roth, ut alibi; darunter von anderer Haod: in novo libro stalutorum. Sebastian Roth war Dekan von 1545 — '555- *| Korrigiert aus fromittatur. ') Für bifnnium ist später geschrieben triennium. *( Hiemach ist später hinzugefugt cum guotiam dortore. '"") Später dafür trUnnium. '') Anfangs war geschrieben aiidh'isse. ") Vor unam ist später eingeschoben ad minus bis. ") Am Rande: Nm'o stittuto cautum est bis etc. modo praescripto. I. Die Statuten vom Jahre 1503. 165 24. DACCALAUREUS IN MKDICINIS TER ALigUAM LECTIONEM TENLTUR SE ABILITARE AU LICENCIAM. Quilibet baccalaureiis medicinae, volens suo tempore in eadem petcre licenciani, debet prius a doctoribus de consilio facultatis optincrc favorem legendi aiiquam lectionem in facuitate medica pro iicencia suo tempore adi- piscenda; et antequain iioc fecerit, ad licenciam minimc admittatur. 25. LICENCIANDUS LITTERAS VICECANCELLARIATUS SUIS EXPENSIS IMI'ETRAItIT. Licenciandus, postquam per doctores ad licenciam in medicinis admissus est, suis expensis vicecancellariuni, iuxta ordinacionem facultatis desuper factam sibi dandum per dominum episcopum Merssburgensem, verum cancellarium, cum litteris tamen facultatis, eideni episcopo praesentandis, impetrabit. Cui iuxta veterem niorem, si solus unus fuerit licenciandus, talentum unum de confecto; si plures, quilibet eorum unum talentum pro dono ulTcrre tenebitur. Et ultra hoc habeat voluntatem secretarii, pro huiusmodi litteris vicecancellari- atus scriptis eideni satisfaciendo; est autem pecunia unius floreni in auro cum quatuor grossis. 26. LICENCIANDUS TEMPORE EXAMINIS TENEBITtm SOLVERE DUODECIM FLORENOS RENEKSES. Licenciandus in medicinis, ad exaraen per doctores [ßl. 7'] admissus et examinatus, antequam sibi per doctores examinatores responsura de eius ad- missione dicatur, solvet pro labore et solacio doctorum duodecim florenos, qui proporcionabiliter ') inter eos distribuantur. Tenebitur eciam dominos doctores et baccalaureos suae facultatis in prandio honorifice quo ad poculenta et es- culenta reficere. 27. LICENCIANDUS TENETUR SATISFACERE VICECANCELLARIO. Licenciandus vicecancellario suo, antequam aperiat examen, tenetur satis- facere, eidem quinque'-) florenos pro suis laboribus ofTeiendo'). LICENCIATUS IN APPARATU SUAE LICENCIATURAE DABIT FAMULIS UNIVERSITATIS II FL*). 29. lURAMEKTUM LICENCIATI NOVELLI, QUOD PRAESTARE TENETUR IN' APPARATU SUAE LICENCIATURAE, ET PER UNUM EX FAMULIS UNIVERSITATIS PUBLICAKITUR. „Domine licenciande, vos iurabitis, quod velitis procurare bonum facultatis medicinae, ad quemcunque statum deveneritis; item quod non velitis resumere licenciam in alia universitate; et quod velitis in ista universitate et non alibi recipere insignia docturalia, nee super hys ab aliquo superiori petere dispen- sacionem seu a iuramento absolucionem. Et dicatis: Ego iuro." ') Dafür am Rande: aequalitcr. ') Die Zahl steht auf Rasur. 'l Am Rande: Quaiulo^ vi'de in nllero. •) Später ist hinzugefügt in auro. I. nif Statuten \oiii Jnliti- I >iiv 30. I'KOMISSUM SUPER INSIC.NIIS [Bl. 8"^] DOCIOKAI.IUUS RIXiniCNDlS KT SOLEMPNITATIIIUS SEKVANDIS. Quilibet liccncialus mcdicinac, petens insigiiia doctonilia , licbet decano et docloribus de consiliu facultatis ])roiiiittcre, quod tempore recipiendi byr- rctimi et alia insigiiia doctoralia velil solcmpnitates aulae nee non alidnim actuum circa easdcm, sicuti vidcbitur doctoribus de consilio facultatis mcdicinac ;m et non alilcr, cxpedirc. 31. (.IUI ET gUOT DEBEANT I-SSl- rROMOTOKl S POC niRANDORlM IN MKUKTNIS ET TRADERE EIS INSIGNIA DOCTORALIA. Dccanus facultatis omni temjiore et principalis promotor cuiuscunquc doctorandi in medicina, compromotor vero aliquis doctorum de consilio facui- :»n tatis iuxta ordinem senii, imipiendo a primo seniore post dccanum et sie deinieps ad iuniorcm dcvcniendo, postea de novo vicissim incipiendo. Pro- mutori autem principali duoderim florenos et compromotori sex fl. pro labore liabito ') et solacio eorum *) novellus doctor solvere debet esse obligatus , et antequam hoc fecerit aut eonmi voluntatem plene non obtinuerit, ad consilium :6s facultatis medicae (et ad suam promotionem non') admittatur. Si vero plures doctorandi fuerint eodem tempore, decanus promotor erit primipalis ([uo ad singulos et a qunlibet ipsorum habebit duodecim fl.; compromotor autem, qui unicus esse dcbet, recipiet simiiiter ab unoquoque sex fl., pro sc retinens tantum sex, reliquos florenos inter doctores in medicinis sequentes proporcimia- 270 biliter distribuere teneatur, lioc modo quod quilibet sex ohtineat fl. ; et doc- tores [Bl. 8'] carentes l>ac \ice emolumento doctoratorum alio tem])orc, deo favente, consimiliter participent. Et sie quod diflcrtur non oninino auflcrtur'). 32. DE PECCUNIA FISCI SOLVENDA PER NOVELLUM DOCTOREM. Novellus doctor in medicinis post sui promocionem statim aut infra 275 mensem') pro fisco facultatis solvere tenetur quatuor florenos in auro. 33. DE PECCUNIA KAMULIS UNIVERSITATIS DANDA PER NOVELLUM UOCTOREJL Doctor novellus in medicinis promotus dabit famulis universilatis tempore recepcionis insigniorum doctoralium quinque florenos, pro quibus dicti famuli pracparare tenentur cathedrain et sedilia honorifice pro doctoribus, magistris 280 et hospilibus cum ornainentis ad hoc consuetis in aliqua ecclesiarum, in qua tunc aula celebrabitur doctoralis. 34. DOCTOR NOVELLUS POST SUI PROMOCIONEM MOX AD CONSILIUM EACULTATIS ASSUMETUR. Doctor novellus in medicinis hie promotus, postquam solverit iuxta statuta 2SS snivenda, mox post insigniorum reccpcionem (quando aflectaverit) ad consilium facultatis medicae recipietur, salvis tarnen statutis, ingressum alicuius doctoris ad consilium facultatis respicientibus. ') Für habito i.st später gesetzt habettdo. •) Hiernach ist später eingeschoben biduo ante promottonem. 'J Die eingeklammcrlcn Worte sind n.ichgelragen, doch waren sie wohl nur durch ein Ver- sehen des Schreibers ausgefallen. ') Am Rande: Hoc ultimum immutalum tempore il. Roth >!lS4S — '555^, «' "libi. ^) Die Worte aul infra memem sind später getilgt. I . Die Statuten vom Jiihrc 1 503. j 67 35. UÜCrORES lUC I'KOMOTI (JUALITER ALIOS LOGO ANTECEDERE UEBENT. [BI. 9'J Promotus in baccal;iureum facultatis mcdicae in nostra univer- jiMi sitate Lipzensi postquani assuiiiptus fuerit ad legenduin pro licenciatura in inedicinis et legerit pro publico exaniine licenciaturac, ex tunc, posttiuain promotus fuerit in doctorein inedicinae in hac universitate, praeire dcbet in loco quenilibet aliuni doctorem inedicinae in alia universitate proniotuni, nisi talis doctor alterius univcrsitalis in ista universitate ante adniissionein eiusdein 2fls baccalaurii, ad favorem scilicet legendi pro licencia, esset praeassuniptus. Naiii hoc casu talis doctor hie promotus alienum doctorein loco sequi debet, eciani si ante ipsius doctoris alieni ad consiliuni facultatis medicinae assumpcioneni ad legendum pro licencia esset adniissus. Doctores vero hie promoti locum habeant in actibus publicis universitatis et facultatis secundum primogenita 300 ipsuruni secundum licenciani publice in scolis receptam '). 36. STATUTA CONCERNENCIA EXTRANEOS BACCALAUREOS, LICENCIATOS ET DOCTORES ALIBI PROMOTOS. Baccalaureus medicinae, promotus in alia universitate, tempore assunip- cionis ad facultatem medicinae tenetur darc famulis universitatis unum florenum :to5 renensem vel aequipoUens; et sex tl. rh., quos dedisset pro examine, si hie fuisset promotus, dabit doctoribus. Item idem tenetur infra primum mensem post suam assumpcionem ^) solvere pro fisco facultatis duos llorenos renenses. Item non debet aliquis extraneus baccalaureus medi [Bl. 9'] cinae assumi 310 ad nostram facultatem huius studii, nisi prius matriculae universitatis sit in- scriptus et decem grosses rectori tempore assumpcionis integre solvent^). Et hoc eciam intelligitur de licenciatis et doctoribus alibi promotis et hie assu- mendis. Promotus in baccalaureum medicinae in alia universitate famosa, affectans Mi recipi ad facultatem tamquam baccalaureus, tenebitur ante omnia, antequam recipiatur, docere de suo baccalaureatu per autenticam suam; deinde sub aliquo doctore determinabit quaestionem medicinalem, ad quam respondebit eidem doctori et aliis medicinae baccalaureis et'} scolaribus arguere volentibus. Item iurabit baccalaureus in alia universitate promotus decano facultatis .lio medicinae sub hac forma: „Ego .N. iuro vobis decano vestris([ue successoribus obedienciam et reverenciam in Ileitis et honestis, et velle procurare bonum facultatis eiusdem et^) statuenda, quae sunt et erunt pro bono facultatis appro- bata vel approbanda, pro posse meo, ad quemcunque statum devenero. Sic me deus adiu\et et sancta dei evangelia," 32S Tenetur eeiam baccalaureus alibi promotus, quia Scolaris censetur, doctoribus eiusdem facultatis tempore congruenti et loco debitam reverenciam et honorem impendere. ') Von anderer Hand ist am Rande nachgetragen: ^l si licenlialus aliquis huius universi- lalis sit, doctore alienae universitatis adveniente, qui liesyderet assumi, praescribcmium tempus lienieinto est, ut intra senusire doctoratum comparet. Quod si fecerit, pracferendus alienae uni- versitatis doctori et loco et commodis est; si negkxerit, alienus receptus licenciato postea in doc- torem coronalo praeferatur, ') Statt der Worte infra bis nssumpcionem ist später geschrieben statim. ') Am Rande Kcctori 4: ^fr^ossos^. «) et fehlt. '') Es fehlt wohl servare statuta et. idig I. Die Slalulon vom Jahre 1505. 37. STATUTA LICKNCIATOS KXTRANEOS ASSUMENDOS AD KAI UI-IAIKM MEDICIXAE CONCERNENCIa'). 130 Liccnliatus in aliu univcrsitatc prDiiiutus, assuinptus ad nostraiu nuultatcin luiius studii, dabitjlM. 10'] rainulis univcrsitalis ciims tlcirenns rcnenscs tempore suae assiiin|Hrii>nis; tcnetur cciani probare per suain autcntirain, sc licenciaUini esse, et proiuittere iuxta priora statuta, velle prcciirare bunuin facultatis inc- dicae, ad qiienicunqiie statuin devenerit, et alia, quae concernunt In innrem et bontini statuin ehisdein facultatis huius studii I.ip/ensis; siniilitcr revcrenciaui 3s» dccanu reiiquisque docturibus facultatis lni)reni tenetur impendere; sed 12 11. dabit docturibus. 38. STATUTA nOCTORES ALIBI PROMOTOS ET HIC ASSUMENDOS RESPICIENCIA, quae legi debent tempore assumpcionis eorundem. sio Promotus medicinae doctor in alia universitate, petens assummi ad facul- taiem medicinae huius studii, ante omnia debet matriculae universitatis esse inscriptus et totam percuniam SoKi con anderer Hand isl das Folgende. 42. ^Bl. 12'] DE ABILITATIC PROMOVIiNDORUM ET ASSUMENDOKUM. Anno M. D. viii sub decanatu doctoris loannis Landsperg, cum Hcnricus Stromer Aurbachius, Conradus Tockler Noricus, arcium magislri, et Caspar Kegeler ac Baltasar Lotwiger Hallensis, non magistri, pecierunt baccalaureatum raedicinae, tunc propter duos non magistros suborta fuit gravis altercacio inter doctores. Cum autem non possent illos non magistros repudiare, ex quo non habebant statutum ipsis contrarium et prius aliquando factum fuit, post pro- mocionem magistri Henrici Aurbachs, qui solus sub suo rectoratu^) eodem anno baccalaureus promotus fuit, alii duo, non magistri, cum magistro Con- rado Norico anno 1 509 fuerunt in medicina barcalaurei promoti. Quare tunc concordi ore sccundum praeceptum Galeni ^) conclusum est per omnes doctores, quod nullus in posterum in aliquf) gradu insigniri aut ad contubernium seu collegium medicorum assummi dcbeat, quin sit liberalium arcium magister. Quod itidem conclamatum est per omnes et singulos medicinae doctores anno M. D. XI post promocionem illorum quattuor nominatorum, qui acceperunt eo anno xi" mi die Novembris lauream doctoralem; et postremo, quando illi quattuor fuerunt ad facultalcm accepli die v. Novembris, eodem die approba- tum est per illos quattuor et omnes doctores de collegio, ut nullus in futurum ad raedicinae insignia aut gradum admittatur ncc ad contubernium doctorum aut facultatis assumatur, quin sit liberalium an ium magister'). ') et universitatis gleichzeitiger Zusatz am Rantimarint, se mutatis preciis in taxatione aliquando gravari pharmacopolae, indicent hoc in semestri quoque tempore senatui, ut rationibus ipsorum mature consulatur. Secundum autem Ljpsicam taxationem omnes aliae taxationes in ditione principis nostri illustrissimi constituantur. DE EMPEIRICIS. Caput XXIIII. Denique quum passim circumforanei cjuidam cum maximo simplicium periculo curam medendi sibi adsumant, neque vero usquam didicerint artem medicani, et tamen absque omni testimonio doctoratus titulum iactitent, \isum est eos non tantum ') Nach dt-m Original, einem Großfoliohefl, 7 Bll. Pergament 40 X 28 cm (das ". angeklebt), ungebunden, bezeichnet: A. I. 9. Vol. III. Mit der Aufschrift: „Statuta Medicorum Lypsicnsium ab Iliustriss. principe Mauritio Saxoniae duce confirmata, aucta, correctaquc, Anno Domini M. D. X LIII." *) Der Druck der Disputationsthemata ist also von nun an oliligatorisch. |- • S|4trrc «Kintcmlc IWschlüsüi.- und Ausfuliningsbestimmuni^cn 1555. ex urbc Lypsicnsi scd etiain ex universa ditione principis noslri expellere. Cim- stitutuiu est itnque, ut nullus einpeiricus hie vcl iilibi incdicinain udlübendi Ciimquc vcndcndi potcstatein habcat, nisi prius dccamim et consilium facultatis aut inedicuin illius urbis, ubi artein siiaiu cxercere vult, adcat et vcniain medcndi comprccetur, (lui deindc de eo constiluant et, si arteni ipsius probaverint, admittant; sin inipustorcin intellexcrint esse, inlerdicant illi, ne \el phannacuin ulluni vcndat vcl ad aegros incdcndi eos caussa adeat. Quod si vero aiiquis luiec negligcns aut qui se doc- toratus litulo iactitet nee certa dDCunicnta si\e teslinionia eius rei habeat, deprae- hcnsus fuerit, in euni niagistrutus pro condititme aniniadvertere dcbet. Spätere ergänzende Beschlüsse und Ausführungsbestimmungen der Fakultät vom Jahre 1555 usw.') \'. [S. 13] ut ANAIU.MIA. Demonstratori anatomiac ex diplomatc principis deeernuntur 20 florcni, qui ex aerario persolvuntur. Doetores etiam reliqui interesse debent anatomiae, quantum euique per negotia licebit; pro qua opera singuli 2 florenos ex aerario aecipient. Si qui forte tarnen per negotia, valetudinem aut quanilibet aliani probabileni eausani inipedientur, his nihilominus idem praemium, nempe 2 floreni pendantur; qui vero sinipliciter interesse recusaverint, his nihil dabitur. 3- Doctori ehirurgiae suum eonstitutuin est per principem salarium, qui si sotiuni et adiutorein sibi eonsensu facultatis sua spon[S. i4]te asciverit, ei de suo praemium persolvere debet 4- Spectatores Studiosi vel artis nostrae vel etiain philosophiae, aut si qui sunt alii honesti, qui non ex petulantia quadam interesse volunt, adinittentur, ita ut sin- guli tarnen pendant ante primuni ingressuni 6 grosses. De hac pccunia collectores dein curabunt funus, et reliqua necessaria coniparabunt; de quibus cxpensis rationein reddant faeultatL Quod reliquum deinceps fuerit, id aequaliter in incisores et col- leetores distribuetur *). [De eo cullegio medieo supcrioribus annis sie statuen in esse Visum est, ut. illud in omnes doetores, quotquot in eonsiliis facultatis fuciit, aequaliter dislribuatur.] ') Im „Liber Dccretorum et Aclorum'', einem Foliobande in Papier, .s. 5,-25. Abgedruckt bei ZarncVe, Die Statulenbüchcr S. 619 — 625, ') 'Stall id bis dislri'biialur ist später gcsclzt worden: ,,;'s unquam esse, siquidem indigni haud immerito iudi- cantur hoc ordine, cuius Icges, authorilatem, dignitatem et existimationem contemnere non verentur. Folgende Anordnungen scheinen noch nach dem Jahre 1555 getrofifen worden zu sein, VIII. [S. 2l] DE DISPUTATIONE PUBLICA. Decreta seu propositiones disputationum, priusciuam prelo subdantur, ad cen- suram decani referantur. Eidem octo dies ante disputalionem doctoribus et scolasticis per famulos uni- vcrsitatis distribuantur et theatrum ab ipsis expurgetur ac tapetis adornetur et toto disputationis tempc>re suo officio attente fungantur. Spilen? erßAnicnilc liosclilussc uiul AuslulinitiK>licslimii)unf;cn nach 1555. Quicunquc sculasüci vel baccalaurei tilulus hunormn ferre apud nus cupiunt, una cum pracsiilc ab initio ad postrcnuim iisquc dispiitati>ini intcrsint, nc praeses surdos parictes fcrirc vidcatur et ne sie so>lastici>runi culpa disputandi mnnus curruat. Studiosi medicinac inter disputaniluin certu loco sedeant in o>nspeitu unuiiuni, scd mediconitn inpriuiis, ut, quam parati et instructi ad disputatiimem vcniant et quantuin prnfeccrint, aut qua omninn spe versentur [S. 22] in liac schola, liquido coguosci et iudicari possit H(.>c decretum si quis contempserit et facere neglexerit, is iiec disputantis praemium feret nee ad bonorum petitiones admittetur. Scolasticus ad baccalaureatus gradum non adinittatur, nisi sexies ad niinimum in disputationibus appanierit ar, cum datur copia, ipse etiam disputaverit. Sic etiam sancituin est, ne cui baccalaureo licentia adeundi ad doctoralem sublimilatem conferatur, nisi itidem sexies ex medica sella (si in sj^acio nempe com- pletionis tot disputationes celebnitae fuerint) disputaverit. Decanus de singulis tiisputationibus cathaloguin disputantium et respondentium a famulo universilatis exigat et in facultalis indicein rcdigat, ut cuiusque merita inde appareant [S. 23] Si quisquam haec et alia (quae, ut res medica efflorescat, constituta sunt) dcspexerit et alio se contulerit et coroUani susceperit, decretum est, ut par pari releralur, ne unquam hie apud nos in numerum ductorum aut facultatem niedi- corum recipiatur. Äußerungen der verschiedenen Mitglieder der Leipziger Universität über Mängel und Reformbedürftigkeit der Medizinischen Fakultät in den Gutachten zur Reformation der Hochschule auf Anfordern Herzog Georgs verabfalJt im Oktober 1502.') Bl. 62'. „. . . wo wol aber In allen faculteten gemenklich gebrechen oder vorsumgi- keit etlichn was wer zu ubir gebin dj-sser schrifl't vorstregimg . . ." Mag. Johannes Sperber [aus Heiiigenstadt]. Bl. 87 \ „Item in facultate theologica, luridica nee non medicinali defectus qui sunt, hi scribent quorum intercst . ." Joannes Conradi de Frigido fönte (Kaltenbrunn). Bl. 86\ „Der ertzte thun g. H. ist mir gar nicht wissenn, den das ich sie von ydermann gelert und weidt berumpt auch über andere universitet hör breissenn." Heinrich Scheib^e^, Doctor. Bl. 60 ^ „Von der faculteten der Erczte weys ich gancz nichts anzcuzceygen. Es seynt vihl gelarter Doctores in der Erczney alliie; es ist sich zcuvermuthen, mau findet sie yn dewschen landen als guth und fso vihl yn eyner universitet bey ey^n)ander nicht, ich vorsehe mich, sye thuen was se}e sollen." Mag. Laurentius Zooch [Dr. jur.] Bl. 46 ^ „Inn der facultett der Ertzeney, so die doctores der selben facultett noch notturfft versorget weren, die dan itzundt auch, bey andern universitetten für gelart angeschen, geburlichen vleis Inn irer Schule, mit disputiren und lesen thetten, als ich nit anders weifs, dan das sie geburlichen vleis thun. So wüste ich von einigem gebrechen genanter facultett nichts zcusagen." Johannes von Breitenbach, Doctnr und Ordinarius (der Juristenfacultät). 'J Nach dem .S.immelb.inde zur Reformation der Universität von 1 502 ; großenteils schon .-ibßcdnickt bei Emil Friedberp, Die Universität Leipzig in Vergangenheit und Gegenwart, i8g8. Vgl. unsere Ausführungen im Text S. 42 flf. I - \iiO<-iinij;cn ilcr vcrscliifilfiirii MUjjliolri ilci l.. ..In der facullct der Krtznc\' wcifs icli, g. h., iiidil suiulcrlich gebrecli vor- dcn wie wol doctor Casp.ir zu j;c7.ceitcn riidit ynlicymiscli ist, yn liocii fsn : IT sc>nc lection mit eyncni andern zu bestellen, als denn yn der Juristen i.uiiiti-t vor altn jarn auch ist gclialtn wurdnn yi\ Zuversicht, szo efs der niafs nacli gchaltn wurdnn als denn mehr sciiulcr erschynenn." Capcllan Joliannes Rc\ nhart, Doctor. 70'. . . Desgleich bcvindt ich uch gebrechenn Inn der facultet der medicin, Inn welcher facultet der achtbar wirdig Herr doctor Lanczbergk etlichem Heiß ann gestalt . . . Cap. Johannes Liiitholtz von Muelilbcrg. Bl. lO'— 12'. „Joh. peyligk vonn czeytz, magister" Bl. lo^ „. . In den Facultet artium der icii bey glaidt byn . . ." Bl. 12'. „. . Alß daß man mit sulchen soldt [der Abwesenden] der do cyn jar huch- Icwfft, etzliche L^enten versoldet, alß eynes Theologen, medicum vnndt Legisten . ." Bl. 63'. „In andern hogesten faculteten als facul. Theologica, Juridica vnd medicinal(is> nach meyner costenung und wissen haben doctores gcmiuch, aber sv oft nicht llyeßick lesen und nicht sulbest, besunderni in jure civili werc vonnuten, das man gute lectores haben müßte." Mag. Cunradus Brunswigk [Witrop?] Bl. 53'- Item die doctores In der artzedie seyn pdichtig zcu lesenn in die legibili, das ist alle leslichen tage, E\ ner vor miltage der nach mittage, die seyn auch vorsinnich den sie machen vil viertage vnd lange vacancien. Men hat ufigehort zcu lesen achtage vor margarethac vnd sul noch wider anheben, do durch auch die scholares vorsumet werden Auch sollen lesen die doctores In der artzedie, wen die doc- toren Im rechten lesen, hoc est an die legibili Et post caniculares Incipiendo Barthol(omaei) hoc autem anno currenti medici Bartholomaei vacabant ]5rfipter dis- putationera de quolibet in artibus etc. Cappellan Hcinricus Greve, magister. Bl. 49 \ In der facultett der Ertzney. Item das vor die schuler etliche disputation uffgericht wurden, den die doctores fast gelert sein. Davon die schuler sich bessern. Cap. Johannes Hennigk, Doctor [de Hilynis, Großenhain, Theologe]. Bl. .51^ Zcum dritten von der facultet der arcztie ap dy doctores vnd lectores beide glichenn fliß thun weiß ich nicht zo sie nicht viel scolares haben. Leonhard Meseberg, geistlicher rechte dfjctor. 2. Au[Jeriin};oii der vcrscbieJunen Mil(;lie2 ,-v; ■ \r.i;,,„nr,-n .1,1 v,-iv. l,i,..l,'n,n Mili;liiil.-i .1, i l.^■il./i^:.•l UnivriMliit usw. In der facultcl nicdicinali \vv man liset forseumlich ist auch am tag, Solten liillip dy Doctores dar vfl' sclien, daß armen leutt nit beswert wurden yn der aj^po- terkcn, solt solche erzcney all t;ixirt sein, nach ratt vnd forslenniß der dortorn iliscr lacultctcn. Mag. Peter ^Dcubinger) Miltenburgensis. Bl. 64 \ Item alle facultalos mit gelde vorsorget zeynn, das zy alle vierteil Jar dis- putationcm publicam haldcn magk, awßgenomen inedica facultas und das do Heissigk wurde ouch bcstalt zcu leücnn dorczu yn andern facultet. Cap. Wilhelmus Haldenhoff von Tliorn yn der erczney iloctor. [Das eingehende Gutachten des Doktor med. Benedikt Staetz (Staets) siehe vorn im Texte Seite 4 4 f. — Weil Heinrich Stromer von Auerbach, der später zur Medizin überging und sich in der medizinischen FakullJlt einen Namen machte, sei sein Gutachten als neugebackener Magister des Wintersemesters 1501 hier zum Schluß in e.xtenso mitgeteilt, obgleich es die medizinische Fakultüt nicht ausdrücklich berührt.] Bl. 30'. Durchleuchtiger hochgeborner Fürst unnd aller gnedigisten Herr !c. gebrechen unnd abnemung der loblichen universiteth unnd In sunderheit der großen unnd fumemister facultet Artium. An welchen vast dy ganz Universitet stet. Entspringen unnd k.'lraen dar von des an der Egenannten facultet herschen unnd regiren Etliche alte Magistri, welche alleyn Iren nutz : unnd nicht den gemaynen : fudern, Sunder hyndern : unnd welche Magistri : frumen unnd nutz mit vleys ze rcsumiren thun dy verwolgen sy und vortreyben dy selbigen, als vormals oll't geschehen ist, welchs merere abfal macht der unviersitet wan die obgemelten alten magistri : kaynen ge- lerten Jungen magistrum zw dignitet oder standt erwellen, Sunder dy alzeit verwerffen, als ditz lar ofTt geschehen ist. Durchleuchtiger Hochgeborner fürst unnd allergenedigister Herr disen Ge- prechen unnd ander vill die dy Egenant facultet Artium an yn mercklich hat : mocht man hulfflich durch Ewren gefurstlich genad hulff unnd rat der alzo furkumen do man d\- Selbigen regierer unnd alten verdrossen magisters dy gar wenigk guttes thuen noch than haben der universitet, aws der facultet, unnd sy absetzt, Sunst als ich von yn a\n teyl selbst vernumen hab, wirt es nymermer gut yn der Uni- versität, wan sy lieben mher das gelt dan den gemaynen nutz, auch mercklich sunder hulff den universitet entsprung, wo man verordnet, das ayner In der vor- gemelten facultet artium nicht blib über vij jar, So wurden si doctores unnd gelert lewt, das sunst nicht oder gar selten geschieht. Item wir Jungen magistri durlTen nicht anzenemen [„ze" ausgestrichen] Bacc^alaureos^ zw promouiern Sy neyden unnd ver\'olgen unns : unnd verwerffen darnach dy selbigen, Sy wellen es alles nur allayn haben, das wir unns gar kawm enthalten mugen. Es wer auch nutzlich das keyner In dy facultet kem, der vorhyn mit ayner Colegiatur versehen ist, unnd das man aynen magistrum In dem vierten Jar Se\nes magistery In dy vorbemelte facultet artium eyn nam unnd vill andern gebrechen mher der facultet artium von kurtz- wegen awßs gelassen, dy man ungezweyfelt In andern zedllen erfinden wirt. Ewer fürstlich gn. vntertenigster Mgr. Henricus Stromer Auerbachensis. Man sieht, der junge Magister war recht radikaler Gesinnung; daß er auch noch 10 Jahre später seinem medizinischen Dekan gegenüber scharf ins /eug ging, zeigt das folgende Gutachten. Daß er nicht nur ein geschäftlich betrieb.samer 3. Äußerungen der verschiedenen Mitglieder der Leipziger Universität usw. i jg Mann war, der Wirt von Auerbachs Keller, sondern auch seine FakultUtsgeschäfte sehr ernst nahm, beweist das rege Leben, das unter seinem Dekanat in der medi- zinischen Fakultät herrschte (1523 — 1542), dessen die Fakultätsakten noch lautredend Zeugnis bringen. Als Herzog Georg im Oktober 1502 den ganzen Lehrkörper zu Einzelgut- achten über die Schäden der Hochschule und deren Abhilfe aufforderte, war Simon Pistoris schon außer Landes am Brandenburgischen Hofe. Was wunder, daß sich die herzogliche Regierung noch nachträglich sein Separatgutachten ausbat, als die versuclUen kleinen reforinatorischen Änderungen das erhofite Ergehnis nicht bringen wollten. Da Pistoiis, wie man erfahren hatte, in Fragen der Neugründung der Brandenburgischen Universität in Frankfurt a. d. Oder eifrig zur Mitarbeit her- angezogen worden war, mußte es der Regierung in Dresden um so wertvoller sein, das Urteil des Heimgekehrten über die Leipziger Verhältnisse zu erfahren. Er entledigt sich seiner Aufgabe wie folgt: Durchlauchtiger, hochgeborner fürst, gnädiger herr. Als mir euer fürstlich gnaden befolenn hat und begeret anczuczeichgenn standt, wesen auch defectus aber') gebrechgen der facultet der arczney, hab ich das mith fleiß gethan und aufTs korczte czu vormeydenn oberflossigk angebung, und thu euer fürstlich 6 gnaden czum ersten kondt, das keyne facultet hyr weniger vorsorget ist unnd meher nachteyl in allen hat, wenne dy facultet der doctores in der arczney, unnd mich beduncket doch, das dy medici unnd doctores medicinae alßo wol vor gemeynen nuczt dynen und czu gebrauchgen seyn alßo ergen ander doctores. Dy facultet ist nunt vorsorgeth mit H coUegiaturenn, dy da seyn 10 czu lectur gezcogen, das eyner ßo er eyn solch coUegatur hat vorplicht ist czu lesßenn, das dy andemn coUegiaten nicht bdorffenn, und ßo gemeynicklich dy doctores in mediana wertlichges Standes seyn, auch sich solch stand ön geboret und elichge weyber habenn, derhalbenn sy in den coUegio nicht seyn komen-), ßo alßo denne eyner von solchger coUegiatur aber lectur wy manß nennen wil, 16 nicht meher ierlich eynkomen wenn xliiii alth ß., szo aber eyner nicht inn elichgen standt ist unnd bey on inn collegio wanung hat, der hat auch ander accidentalia und zufelle aber gewiß wy dy andernn und magk etwas merck- lichs meher habenn, alßo denne es doctor Lanczsperg got selliger und doctor Weyde ghabt habenn. Vor solch eynkumenß, er sey in collegio ader ausser- 20 halben wanhafftig, sal und musß lessenn alle tage, dy man pfleget zu lesen, es sey denne sach das er czu zeittenn czu kranckenn gefordert, ßo hat man gdulth alßo mit allen ye und yhe ghabt und nemellich, ßo sy zu fursten alßo das landfurstenn gescheffte seyn geweysenn nach meher on nachgelasßnn; in der maß habenn solch lectur gehabt am negstenn doctor Lanczspergk selliger und 26 docttir Meilerstadt am negsten gehabt; ßo denne doctor Caspar in euer g. geschefTte ist, da hat man solche lectur nicht vorsorget und ist gemeynicklich ön gebeß') vorblebenn; syder ich dy ander lectur habe ghat so ich eynheyniiß bynn, alßo dy meyste meynung unnd zeith, hab ich mith fleyß geleßen, mag euer f. g. auch wol erforchßen und wil das euer f. g. wol onderrichten, wu es 30 euer f. g. begert. Nu kan euer f. g. wol abnemen, das gar swer ist, auch keyn doctor wol thun kan, das er solde tegellich leßenn und alle reyßen und ausß- •) statt ,,ader". ') statt iöniun. ■') statt Gi-Uß = Lesen, Vorlesung. I <5q 3. .\ullcninj;eii ilcr vcrschicilciu-n Mil(;liniinu ilcr ZiiiUc ahogelöst, So soll mit Ratlie und voi- willigungc der FacuUct der Ertzte, der voi-stehcr zuc Sanct Georgen und des Doctors, der solch Ampt Innehat, widerunib angelegt, und auUgethan werden, Actum feria sccunda post assumplionis marie virginis gloriosissimac Anno 15 17. ]i \.t.i Hr. Schniiedeberg-Stiftung, betreff, die Stelle eines Ar/tcs zum Georgen-Hospital. Mediz. Fakultät Leipzig 1577. l'in Aktenlieft, signiert B. VIII, 31, cntli.'lll das nümliche Aktenstück, wie es vorstehend nach dein. Ratsbuche der Stadt zum Abdruck gebracht ist, in einer Ab- schrift aus dem 18. Jahrhundert. Ich habe die Texte verglichen und keine anderen Abweichungen als orthographische gefunden, jedenfalls keine von irgend nennens- werter Bedeutung. Ich verweise auf Seite 99 im Texte und lasse im übrigen das Aktenstück für sich selbst sprechen. C. Fundaciii Mcdici ad hospitale, doctur Henricus Srhmidwergk. „Promotionsbuch 1525, A. IV. 36." In dem Dekanatsbuche in Quarto das Heinrich Strumer v.mi Aucrijach bei Übernahme des Dekanats 1523 anlegte, findet sich am Ende unter den Ab- schriften der Stiftungen zur Fakultät vnn Stromers H.md Bl. 199'' — 204' auch eine Abschrift der Schmidebergschen „Betrefiend die Kundacicm des Medici zue sanct Jiirgen im Spital", ebenfalls mit der Kopie im Ratsburhe übereinstimmend. Hier fehlt beim Namen des Juristen Simon Pistoris der Zusatz „Der |üngere", am Ende ist dagegen noch der Beurkundungsvermerk des Notars erhalten: „Datum feria secunda post assumptionis Marie virginis gloriosissimae etc. yrij. Concordat cum libro, quod ego Benedictus Sculteti Notarius manu propria attcstor". Diätetische Verhaltungsvorschriften in Pestzeiten und Vorschriften zur Pestkur ausgearbeitet von Dr. med. Vinzenz Schwoffheim von Liegnitz, Baccalarius der Medizin der Universität Leipzig. Ms. Ups. 1221. Fol."i) Bl. 242'— 246--. Regimen Preservativuiii ab epidimia Vincentii Swofheym de legenis medicinae doctoris feliciter incipit.-) Est praeterea ex aegritudinibus aegritiido secunda, ut dielt Avicenna libri primi doctrina prima capitulo octavo, quae de uno homine ad alium transit. 5 Et harum sunt multae, scilicet lepra, Scabies, febris pestilencialis, variiiia et caeterae, Inter quas febris pestilencialis in malicia tenere videtur principatuni, eo quod interdum more animosi leonis fert se in medias acies hominum et amore coniunctos diuidit, et crudeli caede corpora illorum exti(n)g\vit, neminem parcit, nullum timet. Insidiatur regibus et principibus, et contra summos ponti- 10 fices, Cardinales, Episcopos et praelatos, tamquam inimiciis capitalis quemcumque ferociter insurgit. ^i Personas nun excipit, quae[r]stus pauperem surdis auribus pertransit. Est enim infelix haec meretrix, inmisericors, et sine (inini pietate, quapropter magis necessariura erit, ut inscribatur modus et via, praeservationis ab incursu tarn nephandi morbi. •[ In prirais medici perswadent in suis trac- 15 tatibus de praeservatione loquentes, ut corpora mundentur, Sed ego prae Omnibus consulo, ut mundificatio aniraae praecedat corporis mundificationem. Nam non raro morbus ille ex ira dei venit, ut in veteri legimus testamento Et in libro quem Lactantius eleganter scripsit de ira dei: Ordinenius enim in ea Processiones, leiimia, Elemosinas et praeces continuas et devotas ad Jesum 20 faciamus, ut ipse Jesu misericors nos ab [Bl. 242^] ipsa custodiat et praeservet. Pt)St haec, si possimus, teneamus regulam potencium, qui tempore pestis fugere soliti sunt. lu.xta ductrinam AI mosoris [!] libro quarto: Terra autem, in qua fuerit antrax fugienda erit, et est remedium summum. Haec tamen doctrina observari propter varias causas non potest, praesertira in terra n^stra quae 26 prohdolor plena gwerrarum') est. ') 252 Bll., um 1450 beschrieben, ganz kurz vor- und nachher, für Abt Johannes de slynitz (von Schleinitz). Einen großen Teil des Bandes Bl. 170 — 241* nimmt Petrus de Crescentiis „libellus de comodo ruris'' ein . . „Scriptum anno domini M''cccc°liiij'', feria tercia post epiphaniam domini completum" also 1554. Es folgt von der nämlichen Pland geschrieben unser Regimen. Ein alphabetischer Herbarius eröffnet den Band (Bl. I — 62) und ist im August I446 in der Abschrift beendet. ') Vgl. im Texte S. 6 und S. 103. ') Hussitenkriege? • litiflen in rcsljtcitcn und Vorschriften »ur l'oslkur. Et primo seqiiitur de acre. Tu igitur, qui fugcrc nun potes, eligc tibi locum altuin, in. iiUosum, scp;i- ratum a paludibus et a multitudine et a li>cis fetidis, iit sunt cvniiteria '), ad quae corpora mortuoruni defenintur et stabula et fetiditates porcorum. Nulla so enim res secundum Avioennatn est niagis iniinica calnris innati et cordis quam magnus fctor, Nee obstat illud quod loca alta sunt liberiora. Nam aerem subtiliorem habent et niagis passibilein. Ergo cum accidit pestilencia aequa- litcr li>co superiori et inferiori, citius inficitur Imrus superior. Nani licet locus superior sil, sit magis aptus recipere impressinnem'-), Est etiam magis aptus st recipere rectificati' mem ex venlis et igne. Maxime enim eligendus est locus, qui aspectum habet ad Septentrionem, iuxta illud Avicennae secunda primi doctrina secunda summa prima capitulo octavo: Inhac autem intcncione venti, qui sunt meliores, sunt Septentrionales, et est sententia Rasis tertio Almansoris capitulo de ventis et aere. Nam ♦0 venti de septenlrione venientes mundificant et reclificant ipsum aerem [Bl. 243'']. Et sole splcndente fac ut sol per fenestras tuas intrare cjueat, quoniam ipse est unum de maximis aerem rectificantibus. Loca etiam ad quae llant venti venientes de locis foetidis et loca, ubi sunt caules mulli, et arbores nucum \itandae sunt. Venenum enim est dormire vel degere sub arbore nucum, dicit 4S Petrus De Ebano in libello suo de venenis. Venenum inquit est, sedere in (h)ortis caulium ac quiescere sub umbra oleandri et balneari in aquis sub quarum ripis Oleander et arbores venenosae crescunt Reclificetur etiam aer cum siccis lignis in camera succensis, ubi degere vel morari quis consuetus est In aestate cum minori, tempore autem so frigoris cum maiori igne. Similiter in tempore pluvioso et nebuloso ignis nota- bilis suscitandu-s est cum flammis bene lucentibus et proprie et lignis quercinis, luniperis et de salice. Legitur namque de Ypocrate, quod cum tali igne et in- cendio, civitatem Athenarum a periculo pestilenciae liberaverit, et prcpter darum tale ipsius ingenium. Athenienses eum in deum habuerunt et sibi statuam u aeneam construxerunt Irroretur camera tua in aestate cum aceto et aqua rosacea. ') „guerrae" und „cjinitcriae" scheinen nach Montpellier zu deuten ; Ähnliches trifft man aber auch im Gesundheitsregimen Johann Mcurers, siehe Abschnitt 6 dieses Anhangs. *) Ich habe schon im III. Bande des „Archi%'s" bei dem Prager deutschen Pestregimen von 1372 auf diese uns absonderlich anmutende Anschauung verwiesen. Die Ansichten der Ärzte jener Zeiten gingen übrigens über diesen Punkt etwas auseinander, wie einer der Leipziger Mediziner in einem Pestbüchlein durchblicken läßt. Simon Pistoris behandelt die Frage des gesunden Wohnens in verschiedenen Stockwerken 1502 in seinem „kurtz vnd schon vnd gar trostlich regiment wider die schweren vnd erschreckliche kranchcyt der pcstilentz" (2. Aufl. 151;, Bl. 2i/) folgendermaßen: ,,salt flyhen eyn behaußung ader gemach, gegen dem mittage tzuuorauß, darnach gegen dem abent, haste fenster mache sie tzu. £s sprechen wol etlich, das dan besser sey tzuwonen vnter der erden, wider [als] daruff, vnd besser nyderig vnd an der erden wen in der höhe. Wan so die luft cor- mmpirt ist, so nemen die höhe and was hoch ist, mer vnd eher die corruption vnd putrefaclion, wen was nyderig ist. Als spricht Auicenna secunda primi ic. Auerrois sexto colligat. Doch sprechen gemeynlich die doctores vnd bcschliessen, das höhe gemach vnd weytte, vnd die frey stehn, doch sich die lufft euent)Ten [auslüften] mag, sein am besten, vnd nymbt weniger fewli. Auch kan man die lufft bas rectificyen vnd euentyren, sunder wo die lufft gar faul werc vnd das gemach offen, so nemen die hohen gemach eher faulnis wen die nyderig. Darumli thut man die fenster gcmeiiJich tzu ane zu zeytten, also oben gesaget ist, d. h. am frühen Morgen wenn die Sonne in das Zimmer scheint, dann soll man die Fenster Offnen, damit die Sonne den Dampf ver- zehrt." Er selbst ist für hohes Wohnen und freie Luftzirkulation ,,das gemach . . sal haben eyn frcyen Infft, nicht verschlossen ader nyderig vnter der erden, sunder cntpore und sal nicht sein bey stehndt wasser pfutzen" fBl. 21,'). 4. Dialelisclic Vcrlialluntjsvorscliriileii in Pcstzcilcn und Vorscliriften zur I\■^lkur. jg? Si vero timeres expensas, fac hoc cum aceto et aqua simplici. In hiemc et tem- pore frigoris fac furaum ex thure et mirra. Ista sunt exilia et vilis precij. Parcilas cniin liominum preciosiora inscribere et notare non patitur. Adeo enini aliqui parci sunt, ut morerentur pocius ac discedercnt, quin pro corporis sui utilitate paruni [Bl. 243^] quid expendent. Rectificat ctiam aerem pomum Ambrae Kt pnmuni huius descriptionis latum in manibus l> laudani purissimi SS, ligni aloes, Storacis, Calamitae ana ?i ij, Masticis ana (t, (Jariophil. 5j, Semen basiliconis, spicae ana 5ji Ambrae 5'''i niusci electi grana v, conquassanda conquassentur, pulverisanda pulverisentur cum pistello calido, misce omnia malaxando cum aqua rosarum et pro incorporacione meliori adde dragmatam [dragacantam?] quantum satis, Et fiat pomum seu massam pro pomo. 1[ Pro pauberibus autem ambra et muscus abiciatur. Pomum illud proprie valet in tempore frigoris. Tempore autem caumatis posset fieri ex cordialibus frigidis, sicut sunt Bolus armenus, Terra sigillata, Rosa, Corallus, Sandali, Comphora [!], Nenufar, Balaustia etc. Quibus in compositione posset addi Muscus, Ambra, loandanum [!], lignum aloes, Spica, Mastix et caetera Aromatica. Nota. Autor de naturis reruiu libro xiiij de lapidibus praecinsis, summis laudibus extollit lapidem lacintum, Hys verbis: Confortat gestautem, Fugat tristiciam et suspiciones vanas et securuni facit in peregrinam terram euntem. Tutanien est contra pestilenciam, contra serpentes et contra venenum. Com- munior tarnen usus est portare spongiani infusam in aquain rosaceani et aceto. Aliqui autem pro conservatione retinent zeduarium. Aliqui ex bolo armeno [Bl. 244''] Et terra Sigillata cum Sirupo de acetnsitate citri conficiunt pillulas et pro conservatione ponunt unam vel duas in ore inter dentes et genas, Et sunt optime secundum praeceptorem meum Magistrum Michaelem. Idem magister Michael in exitu domus sue fricuit dentes suos cum Tyriaca Et in hac re ipsum sum secutus. Sed ante talem fricationem soleo OS meum lavare cum aceto et aqua rosae vel interdum cum aqua simplici et aceto. Rustici autem fricaredebent dentes suos cum tyriaca ipsorum, videlicet Alleo luxta illud, da rustico pulstes etc. Et imperiti multa perswadent et dicunt, sed illis non est adhibenda fides cum persuasiones illae fiunt sine ex- perimcnto et racione. Sequitur De cibo et potu. Panis sit de frumento coUecto in tempore bono, non pestifero non niniis antiquo et sit decenter coctus, bene ferinentatus et debile salsus. De carnibus. Garnes iuvenes meliores sunt anti(juioribus, habentes temperamatum seu medium in macie et pingwedine. Et de mane elixae comedantur, de sero vero assae, et earum praeparacio ut frequenter debet fieri cum aceto, luxta illud Avicennae prima quarti de praeservacione a pestilencia, d<[icit>: Et sit caro quae administratur decocta, in acetosis lavantur. Valent etiam in hoc casu pedes vituli et extremitates caeteronmi animalium in aceto [Bl. 244^], Similiter et Galredae acetosac et proprie conditae cum hys speciebus. De Galredis. Recipe Cynamomi ^ ij ,S,S [Zingiberis] ^ iij piperis ^i Gariophili, nucis mus<(cati) aa i> iij , Cardamomi , Croci ana ,^ ij , f<(ac)> ex hys puh'is et mistis faciendo Galredam. Sequitur de ovis. De Ovis. Ova etiam conveniunt recentia et moUia. I SS (• 1 iialoliMlu- Vcilmllunp»» i,..ii... „\ IVsUtilcn und Voi:>cliriri< i> ui l'.viUni 10» L>c piscibus. Pisces nieliorcs sunt illi, lUur. - 'res jT" sigiio bi.n.i i-xU'n>uin t.iiunKiin l.niucum et plasain. Naiii sua cx- tensii>nc intcrdiim illos, qui flcubutoinaniii non sunt, ad lleubotoiuaiulum per hanc extensionem inducimt. Scd numquid ri-prchciulo lleubolomiani •' certe mininic, cum ipsatn sepe laudavcrini, sed volo quod Corpora, t.|uae suiU robusta rubea bruna exuberanter sa^n)guincin habencia. lila quidein fleubothi>mari possunt aetalc consencicnte. Et hoc dico propter pueros et senes. Tales eniin flcubothomandi non sunt, ut dicit Avicenna allegato capitulo ijuarta prirai de fleubotomia. ^i Dum autem coinpraehenderetur, quod alius luimor a san^uine in corpore j>eccaret, praemissis digestivis esset ab eo evacuandus. Talia aulein digestiva et solutiva consequenter ordinanda sunt secundum propurtionem huninrum peccan- tium et corporum indisposilionem. Ruffus autcin tradit nobis medicamen prae- scrN'alix-um et solutivum illud. Recipe Alocs parties [!] duas, croci et mirrae unius cuiusque parlem unani, de quo ipse per se loquitur: Nunquani vidi aliqucm homincm liabentem hanc niedicinam, qui non liberatur et praeservaretur ab epidimia. Et nunquani fuit inventa medicina sibi conipar. Post hoc medi- camen debet dari in pulveribus sive in |B1. 247'] substantia pillulari. Qui in compositione possit addi Reubarbarura. Si fortius desiderares, evacuare colerani addatur et turbith. Seu agaricus si Qegma etc. Praeceptor et dominus nieus Anthonius de Padua ponit descriptioneni talem IJ Aloes succotrini 5'ij. mirrae ?ij, Croci 5i, Reubarbari electi ^ij, Agarici ?^ij, garioph^iii) 9j, spicae 3is, Corticum citri 5j, Seminum citri ^ij, Tormentiliae ?, Sandalorum rubcorum, Se^minum^ acetosae ana i^j, Corallorum rubeorum i>S, Boli ar^menici^ 5''ji Canipliorae gra^na^ ij et cum syrupo de acetositate citri q. s. ad corporandum fiant pill{u\ae^ vij pro 5 dosis a 5i usque ad 5js. Et sunt fortiores quam piilulae statim superius descriptae. Veniendo autem ad medicinas praeservativas non solutivas Primo laudata est Tyriaca luxta illud versus Allea, nux, ruta, pira, raphanus et tyriaca, haec sunt antidota contra mortale venenum. ^ Nam ipsa ut ait Avicenna in libro de viribus cordis securum efficit utentem se ab incursu pestilencialium febrium et a pravis humorum morbis. Et potest dari quinque horis ante prandium in aestate cum Succaro rosarum et aqua acetosae, cicoreae vel buglossae, Tempore autem frigido cum vino aromatico. Dosis eius est a ?i usque ad ^i S. Id quod dictum est de tyriaca, intelligi potest de metridata. Ex cuius usu continuo rex Metridatus volens se ipsum cum veneno interficere non potuit Sequitur notabile. Mirabiliter laudantur Trocisci huius descriptionis J^ Boli armeni, terrae sigillatae et gencianae, Baccarum lauri, Tormentiliae, Enulae campanae, Diptami ana 5iji Aristologiae rotundae, Absiuthij, Mirrae, Rutae, Costi, Castorei, granorum luniperi ana 5i S. pulverisentur et incorporantur cum Tyriaca Et f. Trocisci pondere 5i Et dentur sicut de Tyriaca dictum. Multi tenent descriptioneni hanc pro secreto et crede mihi, quod est medicina laudabilis pulvis ex invencione mea, quem dedi in pestilencia magna, et inveni in eo mirabiles effectus praesertim cum corpora fuerint raundificata ^ Radicum tormentiliae, cynamomi, czeduarj ana 5ij> Hmaturae eboris 5j S, Sandalorum rubeorum, radicum diptami, comua cerui combusta, aristologiae rotundae, Buli ar^meni^ ana 5j. Margaritarum, Fragraentorum zaphiri et granati ana 9j; Camphorae ^ S, zuccari al(bi) >iij, Fiat ex hijs pulvis ad modum trageae. Potest hie pulvis dari pueris et senibus et est medicina propie pro delicatis super r)mnia. ex frigidis laudatur Bolus armenus, nam secundum Avi- cennam non solum praeservat, sed et deprehensum liberat Dosis eius est 5j cum vino potenti malvatico et aqua rosarum. Pulvis radicis diptami mirabiliter laudatur, Cuius herba est una de Septem herbis quae habent virtuteni liberandi a venenosis cibis et potibus et laetali vcnenn |BI. 248"']. 4. Diätetische Verhaltungsvorscliriflcn in Pcstzcilen und Vorscliriflcn zur Pestkur. iqi Ut petrus de Ebano in libellu sun de venenis, Ruffinus de diptiimo iuir;ibile nescio quid loquitur in suis simplicibus, quod si fuerit circulus factus in terra de lignis siccis ad latitudineni unius passi vel citra et diinittatur una porta in circulii duarum palinaruni vel unius et in niedio ponatur dyptainus et ponatur ignis in circuki circuniquaque usquani ad purtain tibi est dyptamus Et proiciatur serpens in niedio circuli, Ignis cumburentur, quod serpens veniat prout citius poterit ad portam ubi est dyptamus, quod statim, ut senciat odoreni diptami, fugiet et permittit se potius conburi in circulo vel intrando igneni, quin quod ipse vellet transire super diptamuin. Haec ille dicitur quod herbam hanc cervi prodidenint, Nain confricantes vulnera sua ipsamque in cibuni sumentes, venenuni cum jaculis educebant ut refer^t^ Autor de naturis rerum libro XII ca])itulo de diptanio. Multi multis laudibus extoUunt Scabiosam, Nam non modo tantum in pracservando dicunt eam valere, vmnuj dant succum eius corporibus iam infectis Et de ipsa tantam habent confidenciam, ut sine dubio in xij hominis credant aegms per succum eius a peste liberari Et hoc sensit metrista: Emphistrata foris necat antracem tribus horis Intus potatur si vinis evacuatur. Haec mihi visa sunt meliora et utiliora, quae ex libris sapientum colligere potui. Laus deo. Daz ist wider dy pastilencz. Das ist der briff den des Romischen konges arczt hat gesant der ^edelen)') frawen von plawen wider dy pestilencia -). Wem sy werden czwischen den schultern, der sal laszen unter den Schulter s mit czwenen koppflen unter dem slos''). Wem SV werden an dem halli ader .m dem hcwbt, der sal lassen dy hewbt ädern ufl" be3'den dawmen. Wem sy werden an der lincken seyten aber an dem selben ') arm, der sal lassen dy milcz ädern czwischen dem mynsten finger und dem namlnßeii an 10 der selben selten. Wem sy werden an der rechten seyten, der sal lal3en dy hing ädern czwischen dem namlosen finger und dem mittesten an der selben selten. Wem sy werden*) an dem herczen, der sal dy milcz ädern lassen ander rechten hant czwischen den minsten fmger und den namlasen. 15 Wem sy werden*) an der lincken seyten in den heydrussen") oder an den beyn, der sal lassen dy gicht ader czwischen der minsten zehen') und der nechsten da bey. Wem sy werden*) an dem rechten peyn ader an der heydruß^), der sal lassen dy frawen ädern Inwendig dem fuß"). 20 Wem ez ist in dem ruck, der sal laßen dy ädern dy da get über dy gri'ssen czehen*", Und wer do sleflt, ee man ym") lest, den liilfT'-) es nicht, zu welcher [93''] czeit es in an kumpt'^), der sal sich hüten vor slalTen'*). ^Ouch sal man inessig seyn an essin unde in trinken, unde sal sich hüten vor gemeynen bade vor ober essin und vor aller hande gesalczner spyse unde !s sal alle morgen essen Rute unde saluie. Ouch sal man nuczen pillen pestil(entlales^ des morgens unde auch dez obendes.^ ') eJelen fehlt ßa. 'J statt wiiier dy pestilcnlia hat Vr vor die drnse. *) ntie sloff t'r. *) seyten aber an dem selbt-n fehlt l'r, ') Wem is ist Vr. ') an den hegedrusen Vr, ') zee Vr. *) in den fiegedrnsen an der rechten seyten ader an dem heyiie l'r. *) Oder aber ynnrwenig dem fuze Vr. ^'') dy off der grossen czen geen l'r. ") je. den man em Vr. '«) en hilft Vr. '*) es eynen menschen an kommet Vr. 'V slo/e Vr. Die Brcslauer Handschrift (III. Fol. 3, Bl. XT" Sp. 2) fügt das Folgende (Zeile 23 — 26) an und schlieBt dann den „briff" überhau|it. istilencz. 193 Dise erczeney wart gesant dem kong von franckereich von den besten erczeten von pariß für dy sucht pestilencia. Wem sy auff faren, der nem senff vnd holder bieder und stoB dy mit » ein ander In essig und leg daz vber und misch dryackers dar under. Auch wer sich in der czeit da vor hüten weite, der nem selben bleter xmd holder bletter und promen pleter und als vil sam des andern und sied daz in ein guten lawter we\n und dar ein gestossen Ing\ver, Vnd trinck dcis nuchter, ee dan du auß dem hauß gest 5 Czu einem virteil weinß nym der stuck j'des ein virding Auch nym einen tag dryackers vnd den andern pillolas pestilenciales und den dritten tag pillolas de ganfora, dy reynigen dich von der gifft. Auch seyn czu diessen dingen alle pawm frucht \'ngesund, an welßnuß. Auch hut dich vor übrigem essen und isse czu aller speiße essig. ) Item nym ein stuck weis brothß und laß das weichen drey tag in essig, do Wermut vnd rawten in gesoten sey. Daz laß wider trucken und halt daz für dein nassen an dem wege. Auch emphindest dw krancheyt oder sichtum [Bl. 94'], wo daz sey, so laß dy meng adem zu hant. 5 Auch hut dich vor den, dy dy seuchtum haben, und bleib nicht unter den lewten, dy do czu mal hin und her gesamment sein. Auch vert dir icht auff, n\m rawten, metem, swerteln und wermut wurczeln, gestossen In we\nessig und leg daz daraufif und deines eigen mistes oder leg dar auff senff, holder bletter in essig gestossen und dryackers dar unter. ) Item nvm rawten, feigen, welßnuß, eins als vil als des ander, und stoß \e imd besunder, wen es wol gestossen se\-. So stoß es unter ein ander und iß daz alle morgen, daz bewart dich \or der gifft. Item drey hewfflein weiß Ingwers gleich alz vil und ein hewfflen gampffers als der vordem eins Und alz \il czuckers, dy vir mach unter ein ander ge- > tempert. Und wer dy druß hat, dem sal man ez uff ein snyten brotz seen oder in weyn oder in bier oder in wasser und geb ez dem menschen zu nuczen vor dem siaff. Hilfft daz nicht, so sal man ez ym mer geben czwir ader drey stundt I und laß czu der adem, alz vor geschriben steth. Item für den gesmag wasch dich alle morgen und deinem antlicz mit essig und thue dar ein eyn wenig dryackers und hut dich, daz es dir in dy äugen nicht kum 3C. Wem dy dmß ist auff gefam, lert der doctor, der neme drj^ackers und i thue dar ein eyn wenig Saffers [Bl. 94^] als ein erbeß, daz sal man vor czu treiben mit we\Ti ader mit wasser In einem morser des dryackers nym als ein hassel nuß. Auch streich darumb e\n rinck mit dryackers und leg dar auff, als vor geschriben stet senff und holder bletter in essig. Auch leg auff daz hercz eyn I tuchlein mit roßen wasser, dar eyn thue aber gaffer. Auch trinck czucker wasser ader gersten wasser, dare\n thue aber gaffer. Nota empöre pestilenciae bonum est, portare spongeam inbibitam aceto et aqua rosarum permi.\ta cum pulveribus Cynamomi, Gariofoli, mirrae, croci. Eciam bonum est, odorare Rutam cum aceto aspersam. Eciam bonum est, > omnes cibos preparare cum aceto. Eciam bonum, uti agresto et succo pomorum silvestrium. Etiam bonum est, panem coctum cum aceto %ini intinctum cum suco silvestrium comedere. Eciam bonum est, xy [?] ratee aceto intincta cum duabus magnis nucibus et duabus ficubus de mane commedere, quia abstinet veneno; sed in magna quantitate sumpta generant paralisim stomachi [?] etc. Studien zur Geschichte der Medi/in. VIII. 13 igj 5. Dax ist wider dy pftstileiicz. «0 licni M ajubicma generetur rctro aures aut in collo, in principio fiel llcubotoniia, id est niinuciü de cephalica ciusdem lateris. Si siih scapula, fiel minucio in brachio oppi^sito a basilica vcl de pede eiiisdem lateris. Si sub venire circa pudebunda, fiel niinutio de pede eiusdem lateris. Et debet lieri minucio statini in principio et debet sangwis extrahi in magna quantitate, si 8t non fuerit impedumentuni, ut est sincopis. [Bl. 95']- Hye ist zu merckcn, ob sich eyn mensch nicht mocht behalden nach dem in einen gemeyn lauff mit erczeney ader mit weißheit, Also daz er eyn czeichen gewun, wy sich dan eyn mensch erczeney n sol, daz er dem todt entpllihen mögt. Wan alz bald alz eyn mensch eyn czeichen gewun, so sol er yni loßen »rt ee er kumpt über dy yi stundt, wan nach den naturlichen tag, daz ist vber yfiiii stunden. So ist der sichtum vol kummen und holfl't keyn erczeney nach meysterschafft. Von ersten so sulth ir wissen, daz in dem menschen sein iii hewbt glider, in den ligt daz leben des menschen, da/, ist daz hercz, dy leber vnd daz hirn, dy selben trey glider yglichs besunder hat seyn stat, daz es es rewmen sol und muß von allem übrigen unllat, der dem menschen den todt bringt. Daz hat seyn form |foranien?] bey den oren und bey der kele. Nu soll ir wissen, daz alle gifft von dem luflt kumpt, der do vergißt ist oder welcherley dy gifft ist, daz auch vil kumpt von hagelslechtigen obß. Auch so ist dy gifft der eygenschafft, daz sy mit gaiitzer krafft czu störet 100 des menschen natur und bringt den menschen den todt. Auch czu gleycher weiß so der gifftig lufft in daz mensch geth zu hant lewfft daz vor gifTtig blut czu dem herczen vnd wirt daz hercz totlich von dem vorgifltem blut. Also baldt daz herz entpfindt daz vorgitTtig blutes, so sewdt es daz selbig blut czu seiner fristung und den uchsen. Ist daz daz blut und den uchsen nicht auB 10» mag, so get ez tzu der lebem und von der leber in daz hirn [95''] Und lewfft also in den hewbt glidem und czu strewet des menschen natur und bringt yra den todt. Da von seit ir wissen, Ist daz sich eyn czeichen erhebt ander den uchsen, so solt ir wissen, daz daz hercz krank ist und vorgiflt. wolt ir dan dem 110 herczen czu hulff kumme, so solt ir czu hant lassen auff dem arm und ^er) dem sich das czeichen gehaben hat und solt nicht lassen auff dem arm da gegen, wan daz brecht zwifeldgen schaden, von erst decz gut blut wurt ge- czogen auß dem leichnam und wird dez menschen leben gekurczet, zum ander mal wird daz vergifft blut geczogen an das gesunten stat und brecht dem 11« menschen den todt Ist daz sich eyn czeichen habt bej' den gerichten der heimlikeyt der schäme, so solt ir wissen, daz dy leber ist kranck Do für solt ir lassen auff dem selben fuß dy ädern, dy do get czwischen der grossen czehen und der czehen do bey, Und solt nicht lassen do bey uff dem armb, dan dy vergifft materia wird über sich geczogen zu dem herczen ader czu 120 dem him, und brecht den todt. Ist daz sich eyn czeichen hebt binden am dem dyhe, so saltu czu hant lassen hyn dan von der schäm, und erscheinet an dem dyhe, so saltu czu hant lasszen an dem selben fuß dy ädern, dy do get czwischen der cleyn czehen und der do pey. ISS Ist aber daz sich eyn czeichen hebt hinder den oren oder an der kele, so solt ir wissen daz daz hirn kranck ist. So solt ir czu hant lassen auff dem arm uff der seyten, do sich daz czeichen erhaben hat, Und sunderlich auff der ädern, die do get zwisch den [gt''\ heyß zephalica und ist aber der median. Oder last auff der ädern, dy do get czwischen dem dawmen und ISO des czeigers. ;. Dar ist wider dy pasUIcncz. ig« Wer aber, daz ir euch empefundt brechenhafftig, also daz es euch stech in den seyteen, so solt ir lassen auff der ader, dy do heist basilica uff dem rechten arm und lieisB czu lateyn Epatica und czu teutsch dy ieber ader und lewffth und der hercz ädern oder lallt auff der ädern, dy do get czwischen dem mynsten finger und dem ungenannten. Und besehet sunderlich, wan sich eyn czeichen erheb an was teyls des leichnams daz sey, das ir dar über nicht slaffen, biß ir euch gelassen habt in fi stunden. Ist aber daz ez kumpt über jii stunde, so hilffet daz lassen nymmer. Wer aber vergifft ist mit blättern mit drussen und der vergifft dy do kumpt in dy peyn, so nemet dryackers und senff samen und holder bletter und leg ez auff dy plattern, so genißt er. Moget ihr der ding aber nicht gehaben, so nemet Rawten und essig und legt ez auff dy blättern, so gewirret euch nicht. Welt ir aber sicher seyn, daz ir an dem sichtum nicht sterben. So memet Salvia und schoß welcken und holder bletter und weissen Ing\ver und daz daz wol gestoßen sey und trinck daz Biiiitag des morgens vnd des abentz, so gewirret euch [Bl. 97'] nicht an czwciffel. Auch vor allen dingen hut euch vor der meng des volcks, zu bade, zu k<^i)rchen und zu Strossen. Auch dy weil dy pestilencia wert. So magt in eur knmer einen rauch von Wermut und \-on wachelbern vnd von lorbern Und macht dy fenster czu und halt dy nassen und den mund dar über. So gewirret euch nichtz an czweiffel. Audi bei flüchtigem Überschauen dieses Regimen „wider dy pastilencz'' erkennt man sofort, daß es sich um kein einheitliches Werk, nicht einmal um eine zwecksichere Kompilation handelt, wenigstens nicht in der Form, in welcher es die Bamberger Handschrift (175 Ed. VII. 56) Bl. 93'' — 96'' aus dem Ende des 15. Jahrhunderts uns überliefert hat. Ich habe aber gerade diese Hand- schrift für den Abdruck gewählt, weil sie den umfänglichsten Text bietet, um so an einem recht charakteristischen Beispiel zu zeigen, wie ungescheut man sich, rein aus den Gesichtspunkten der praktischen V^erwendbarkeit heraus, ge- legentlich unter einem Sammeltitel brauchbare praktische Notizen und kleine Abhandlungen und Exkurse zusammenschrieb, um sie im Bedarfsfall bei der Hand zu haben. Der „Sammeltitel" oder die Rubrik ist hier nur die erste Zeile „Das ist wider dy pastilencz". Als Brief für die Frau von Plauen hätte zunächst nur Zeile 4 — 26 zu gelten, dann folgt eine neue Überschrift. Für diese Abtrennung der ersten 26 Zeilen spricht laut die überaus sorg- faltige um das Jahr 1410 — 1420 geschriebene Breslauer Handschrift III. Fol. 3 {Vr) Bl. ly Sp. 2, die unter der Überschrift Dj'S ist der brijf den des Römischen konigis ^Arzt) hatten gesant der edelen fraiven von phncen vor die druse, nichts weiter gibt als diese ersten 22 Zeilen aus der Bamberger Handschrift, denen sie zum Schlüsse noch ein paar weitere Zeilen anfügt. Dieser deutliche Hin- weis der Breslauer Handschrift wird sehr wesentlich in seiner Eindringlichkeit unterstützt durch eine allerdings beträchtlich später geschriebene Handschrift im Britischen Museum (Additioiial Ms. 4S97), die aus den Jahren 1490 — 1495 zu stammen scheint, also ungefähr in die nämliche Zeit zu setzen ist, wie die Bamberger Sammlung von Pestanweisungen. Dort findet sich auf Blatt 13'' — 14^ igg s. Uii ist witler dy pnslilcnc/. der Briet' an tiic Fr.iu von Plauen ins Niedcrlamlisclu' iiberset/.t. Die ,,Frau'' von Plauen ist hier als unverheiratet angononinien, was ja das niittelhocluleutscho „t'rowe" auch reciit wohl zulaßt. Trotzdem kann iler Leser sich meine erstaunte Freude denken, als ich meine heimische edle Dame in London als „Mejufrou van pleu" wiederfand. Ich setze den niederländischen Text unverkür/.t hierher: Aliud reginien pestilenciae. liem dit is die lottere die des ovcrsten keysers medicijn oversande den Mejufrou van pleu voir die pestilcncie. Item eest dat zalre dat die aposteme wast tusschen die scouderen, soe seldy 5 laten mette fonto>'sen. Item die dese aposteme wäst in den hals, die sal latcn in die hoefladere in aen beede die diimen van sinen handen. Item diet wast in die slur side en aen den erm of oer onder den slinken erm, die sei laten die milt ädere, die steet tusschen den deinen vinger en den w anderen daer naest in die selue slur side. Item diet wast ann den rechten erm of aen die selue side, die sal laten die longe äderen, die staet tusschen den middelsten vinger eii den anderin te rekenen neder ten cleinsten vinger wart. Item diet heeft omtrent sijn herte, die sal laten die nyer ädere, die staet tusschen 15 den deine vinger ert den naesten volgende. Item diet heeft an trecht been by die scamelheit, die [13''] sal laten dien der vrouwen ädere of die moeder ädere en am tzelue been, daer hijt heeft die aposteme. Item dijt heeft in die rugge, die sal laten die ädere op den groten teen. Item 2u ghi seit merken soe wie det geslapen heeft metter aposteme, eer hi gelaten heeft, die en sal niet helpen det laten daer nae en daer om, als ghi gevüelt die aposteme, soe wacht u bouen al van slapen. Item nah seldy merken, spenn [•'] die voir die sterfte, die welke gesent was den co van vrancrijs van den besten en vemaersten medecijn van al parijs dat 25 ierster is hi sal nemen bladere van vliederbome en mostaert") eii wrmen dat te gader en legget op die but/.e. Dat ander is, men sal nemen bochs same en vlier*) eil breembladere des eens alsoe vele als sanders eii sieden das in claren wijn en daet daer in allettel gewreuen ghinbeers eil drincl daer af alle morgen enen goeden dranck (I4'i, eer ghi buten huys gaet. 9} Item deser siecten sijn siedeleer alle vruchten van bomen, sonder die noten sijn goet daer jegen en nae enege meesters die mispele. Item wacht u van gulscheit') van drinckene. ER oer van by vrouwen te sine en orbort edic in al u spise eil Sonderlinge des morgens. 35 Item wacht u voer siec volc en vorden steden. Item alsoe voller als ghy gevuelt die siecte, soe seldy sonder merren laten doen die mage ädere. Item hebdy die aposteme efi wildise verdriven, nemt rüte eil alsene of die wortelen daer af gestoten ontwee eil wijnedic en legget op die butse, eer ghi *» daer met geslapen hebt, of van u selves mest. Item nemt Rute en grote not en vigen van elken even vele en wiitssen ont- wee te gadere en al gewreuen legget op die butse efi etes oer alle mergen wevnich. Item wacht u voer die stat daer die pestolencie regneert of vanden gemenen *j volce [14'] soe ghi best moeght. Item als ghy te bedde gaet, soe slut die camer over al en nemt lauwerbladere en alsene en geniuersaet en maect enen roec in die camere en stopt volleer u oren, en hebdy des noet, soe nemt dat ghi gecrigen moght. ') Senf. ») Flieder. ») Vielem Essen, Gefräßigkeit. Daz ist wider dy pastilcncz. jg^ Item smergens nenit rute gewasschen in ciaer water met weyruch, souts en 60 etsic met .iij. noten. Item sijt bilde en wacht u van fantesien, waten die bringen diewile die butse. Item wacht u van swetenden arbeit eil en vraecht met, als dat. volc vander butsen siec is. Diese niederdeutsche Bearbeitung ist also zunächst etwas umfänglicher als die der Breslauer Handschrift III. Fol. 3. Auch hier findet sich schon die Kombination mit der Schrift die „welke gesant was den cong van vrancrijs van den besten en vernarsten medecijn van al parijs", es ist also im Wesentlichen das angefügt, was die Bamberger Handschrift direkt hernach gibt, Zeile 26 — 48 unseres zu Anfang dieses Abschnittes gegebenen Textes. Wir hätten es also in dieser Kombination im wesentlichen mit dem am Ende des 14. und im 15. Jahrhundert in deutscher Handschrift weitverbreiteten Pest- regimen zu tun, das ich im 2. Bande des Archivs für Geschichte der Medizin S. 379 f. publiziert habe, dem „Sin der hogistin meister von Paris vor dy sterbunge der Druße". — Dies Regimen lehnt sich an den Pesttraktat der Pariser Fakultät \oni Jahre 1349 dem Namen nach an, ohne irgend etwas damit zu tun zu haben. Ich habe im 3. Bande desselben Archivs am Ende des 2. Heftes die Untersuchungen über diese Pestregimina weiter gesponnen und gezeigt, wie sie sich um eine Prager Pestanweisung gruppieren, das „Miss um imperatori" von 1371, das aber die Aderlaßregeln auf ein Minimum reduziert hat und natürlich selbst wieder nur eine Etappe im großen P'luß der Pest- regimina darstellt, mit dessen Zurückleitung auf seine ursprünglichen Quellen ich noch beschäftigt bin und noch längere Zeit beschäftigt sein werde. Der „Brief an die edle Frau von Plauen" gehört also auch in diese ganze Strömung hinein. Ob ihm ein wirkliches, wenn auch verschleiertes oder in der Über- lieferung entstelltes Faktum zugrunde liegt: Gerade seine spezielle Lokalfarbung spricht eigentlich für diese Vermutung. Es lag ja nahe, ein Regimen für des Kaisers Majestät oder für den König von Frankreich als Quelle einer Pest- verordnung zu nennen oder als Empfehlung gar zu fingieren, des ,, Kaisers Arzt" oder „die beste- an vornemsten medicijn von al parijs" zum Zeugen aufzurufen, aber die „Frau von Plauen" zu erfinden, dazu war doch wenig triftige X'eranlassung vorhanden, man kann wohl sagen gar keine! Es han- delt sich anscheinend um die Gemahlin eines der „Vögte von Plauen", die bis zum Jahre 1466 in Plauen selbst, im Vogtlande saßen, vielleicht Anna von Riesenburg, Gemahlin Heinrichs IX. von Plauen (13S3 — 1411) oder ihre Vor- gängerin. Der Beziehungen der „\'ögte von Plauen" (später auch „Burggrafen von Meißen") nach Böhmen, wo sie nach 1466 ihren Sitz hatten, waren ja auch früher schon viele. Es wäre also recht wohl möglich, daß auch diese Pest- rcgeln tur die Frau von Plauen in Prag ihren Ursprung fanden und mit dem ,,Missum Imperatori" verschmolzen wurden oder überhaupt direkt aus derselben Quelle stammten, wenn man nicht annehmen will, daß die Pestvorschriften für den Kaiser einfach abschriftlich in die Hände einer ,.Frau von Plauen" kam und dann nur durch Zufall unter ihrem Namen weiter gingen. Wie ungeniert I ^ (. Du ul wider dy pasttileoc^ man n.ich lokalen Hc/.niuingcn und Autoritäten solche IVstrcgmiina uninaniUe und in neuem Nansen dann weiter empfahl bzw. durch solche Naniensncnnuntj ii>r Gewicht zu verstarken suchte, dafür brinjjt das restrcy;imen vom „Sinn der höchsten Meister von Paris" in einem Gutiiaer l-^xemplar einen hübschen Kcleg. In dem von Regel weiland ins l.icht gesetzten und von Oefele zum Teil in l'rivatdruck publizierten mittelniederdeutschen „Gofhaer Arzneibuch", das ums Jahr 1400 oder kurz nachher zusammengeschrieben sein mag, linilet sich dies l'estregimen folgendermalien eingeführt '): „Dese artikel sint gemaket deme konynghe van vrankrike van den besten arzten, de to paris wcren unde sint bestediget van den besten mestcren to erffordie unde heft velen luden ghehulpen." Der Glanz der jungen (1592 gegründeten) Hochschule in Thüringen wurde also zur Autorisierung des umlaufenden Textes schon schnell verwendet. Ähn- liches kam auch anderwärts vor. So wie ihn die niederländische Quelle des Londoner Additional Mscr, 4897 übersetzte, ist der Brief mit Pestregeln gewilJ nicht an die edle Frau gesendet worden, das beweist schon die sonst in Pestregiminis nicht seltene Abmahnung von der Ausübung des Geschlechtsverkehrs in der Wendung „van by vrouwen te sine"! Eine neue Zutat des niederländischen Textes ist die wohl irgendwie niedersächsische Empfehlung der Mispeln neben den sonst allein von den Haumfrüchten als erlaubt erklärten Welschen Nüssen. Was die Ramberger Handschrift weiter noch bringt ist zunächst (Zeile 61— 68) ein aufgelesenes Theriak-Safran-Kampfer-„Experiment", ferner ein kleiner latei- nischer Pestsplitter (Zeile 6g — 82) in vielfach überlieferter Form, weiter ein einmal besonders zu behandelnder ausführlicher Aderlaßtraktat in Pestzeiten mit all- gemein-pathologischer Einleitung (Zeile 84 — 137), den man etwa durch die Wendung „So er ein Zeichen gewunn" oder ,,Wan sich ein Zeichen erheb"' charakterisiert finden könnte. Er kommt öfters vor und mag künftig so bezeichnet werden. Den Schluß endlich macht die Wiederholung einiger Stellen aus dem „Sinn des höchsten Meister von Paris" (Zeile 138 — 151) Schließlich möchte ich hervorheben, daß ich diesen Pestbrief für die Frau von Plauen zwar vor allem um seiner Vogtländischen Lokalbeziehung willen hier aufgenommen und etwas ausführlicher hier besprochen habe, selbst auf die Gefahr hin, daß er mit der Uni\ersität Leipzig im 15. Jahrhundert auch nicht das geringste zu tun hätte, daß mir aber die reiche Beschäftigung des Leipziger Mscr. 1227 mit der Pest [vgl. S. 106 ff.) zu diesem Pesttraktat- Exkurs hin- reichend Berechtigung zu geben scheint, zumal die Pestfrage seit dem ,, Schwarzen Tode" auf der Tagesordnung der Ärzteschaft stand und es durch immer neue Epidemien verhindert wurde, daß sie etwa bald von der Tagesordnung hätte abfresetzt werden können. ') Bl. 127' ^ile ' — '3 lies Papierkodex in Klein-Folio cod. cbart. A. 9S0 der Gothaer HerzogUcbcD Bibliothek, den ich kürzlich einer eingehenden Durchsicht unterzogen habe. Vgl. auch die Programme von 1872 und 1873 des Gymnasium zu Gotha, die Re(;els bekannte Abhand- lung enthalten. 5. Daz ist wider dy pastilcDcz. igg Auch ein anderes Mitglied der Leipziger Universität ist, halb unversehens mit der l'estliteratur in lose Beziehungen geraten: Joh. Kleine (Cleyne) von Lobau, Mitglied des kleinen (Fürsten-)Kollegs 1480 — 1490'). In einer Hand- schrift der Leipziger Universitätsbibliothek Nr. 1255, die Kleine der Biblio- thek dieses Fiirstenkollegs bei seinem Tode vermachte-), findet sich nämlich über einem Pesttraktat sein Name in roter Tinte hingeschrieben, als ob er der Verfasser wäre: Bl. 197' Sp. 2. Johannes cleyn de lobaw. (a)d honorem sanctae trinitatis ac virginis gloriosae et ad utilitatem rei publicae ac pro conservatione sanorum et reformatione lapsorum volo aliquid de pestilentia scribere . . . [Bl. igS'" Sp. 2] . . . . pestilentiarum pericula evadere possunt . . omnipotens ac gloriosus, laudabilis et benedictus in saecula saeculoruni .Amen. Es ist aber eine oft anzutreffende Pestkompilation, mit zahlreichen Bruch- stücken des Pesttraktates des Professors in Montpellier Johannes Jacobi, die jedoch auch diesem völlig Fremdes enthält, z. B. eine ausführliche Prognostik. Auch der Pesttraktat des nordischen Bischofs Kanut (Kamiutus, Kamintus) ist im wesentlichen ein Plagiat an dieser Pestkompilation, wie das Herr Dr. Ernst Wickers heimer künftig in seiner Ausgabe des Pesttraktates Johannes Jacobis näher darlegen wird. ') Inskribiert im Sommer 1447, Baccalar Winter 1448, Magister im Winter 1451. Vgl. Stepner Nr. 423. ') Auf der Innenseite des Vorderdeckels steht die Notiz „Istum librum legavit mgr. Johannes Kiene de Lobaw pro liberarea collegj' principis cuius anima requiescat in pace .1.4.9.0." 6. Ein Gesundheitsregiment für Kurfürst Friedrich den Sanftmütigen (1428— 1464), gesiliriebcn von Johannes Heurer von Crossen, Mitglied der Medizioiscben Fakultät zu Leipzig. (Ms. Lipsense, 1584. Bl. i^—y). Fol.» Doctrina bona et utilis conscripta domino domino generoso Frederico duci saxonie antiquo aquodara medicinae doctore lipczensi. Incipit fauste. Quoniam vestra dominacio pro vestrae sanitatis conser\-atione regimen con- 5 scribi dicendum optaliter cupit, hoc vel breve pro vestra consolatione con- scribere Uberavi et primo de aere. cum enim omnes actiones vitae dependeant a corde. Eo quod est fons \'itae, Et quia per aerem corpus humanuni ma.xime alteratur et notabihter cor, eo quod aer inmediate venit per nares et os ad cor, ergo expediens est providere de aere convenienti tempore. Ergo pluvioso 10 nebuloso et obscuro non muhum exeatis, et si contingerit vos exire, nares et os intrare nequiveritis. SimiHter etiam tah tempore fenestrae vti [soll wohl „vestri" heißen] comodi obstruantur. Sed in aura clara statim econverso aperian- tur, ut radij solares Ubere intrare possint, Tempore autem noctumo claudantur. In aere etiam multum calido vel multum frigido etiam non multum exeatis, 15 nisi cum cautela praehabita, quia talia etiam multum habent alterare ad in- naturalem complexionem. Sed quia motus corporis maxime etiam pro sanitatis conservatione est necessarius, quia rarissimum est, quod aliquid ita perfecte %-ivit sive (h)abetur, quod calor naturalis possit superfluitates oiiinium mem- brorum consumere et quia motus moderatus resolvit superfluitates corporis vel vj ^h^abilitat superfluitates, ut eo melius expelli possint. Ideo expediens est, ut vestra dominatio ante prandium sit in motu moderati corporis vel exercitio corporali, qui motus sufficit incitare calorem naturalem, qui facere habet diges- tionem. Sic quod postquam assumitur cibus. Cibus inveniat etiam exitatum [!] et non sopitum Et motus talis non sit ad fatigationem, quia cum sentitis cor- E poris membra fatigare, tunc cessandum est a tali motu. Sumpto autem cibo et potu. quiescendum est ab omni motu, studio et ita absque sompno, qui non debet fieri in hys horis. Si autem somnus vos invadere vellet, possetis post prandium suaviter deambulare, ita tamen quod ista ambulatio modicum diflerat a 'quiete, quia per quietem viget digestio, ut patet in olla bulienti quieta. Sed 90 quia defectus exercitus multotiens supplet balneum, cum balneum resolvit et 6. Ein Gesundheitsregiment. superiluitates a corpore abluit, ideo de baineu facitis vos in quindena solum semel balneari. Et hoc est verum, si sudores habuissetis, cum competerit sulum serael in quindena pro ablucione sorditatis [e?] satis tepide et non diu inmorari. Si autem sudores non habuissetis, possetis in mense solum semel balneari vel 35 semel solum in tribus septiraanis, solum tepide abluendo sordiciem congregatan» in superficie cutis vel ad provocandum sudorem et expellere habet superfluitates gencratas in illo tempore inter carnem et cutem. Et dixi notabiliter, quod balneari non debetis calide, ijuia per balneum caliduni muilum de spiritibus consumitur et vos multum debilitarent. Sed pedes saepe lavabitis, cjuia lotio 40 pedis confert pro sanilate visus, auditus et memoriae. Et ita locio pedum de sero circa introitum lecti hat, notabiliter illis diebus, quibus caenari non con- tingit, sed lotio capitis non tardetur ultra viginti dies. Haec fiat tamen plus in ebdomeda non semel, et nunquam fiat stomacho repleto, sed ante pran- dium vel longe pust prandium. Post exercitia ad labores et pust balneum custo- ■lö diatur corpus, ne subito frigefiat. Nee bibatur aliquod actu frigidum multum, quousque calor acquisitus a balneo vel labore quiescat, ymmo tunc non solum debetis abstinere a potu, sed etiam ab omni comestione tam diu, donec calor naturalis ad interiora redeat. Quando autem exercitia et motus habent inanire corpus et corporis inanitio habet provocare appetitus cibi aliquid, non est 50 nuUa petitio naturae, quae indicat. quando homo comedere debet et ergo sumere debetis cibum vestrum solum, quando natura appetit. non tamen diu famcm tollerare debetis, quem famem praeter solidum patj replet stomachum malis humoribus, licet aliquando ex constitutione sanctae matris ecclesiae vel ex devocione jejunandi famem tollerare opportet. Sed tamen in illo appetitu 65 sumendum cibum, capiatis cibum et potum non corruptos. Extremi [?] ^) autem esse possunt panes de frumentis corruptis et carnes raucidae et randum [?] [am Rande alias lardum, ut Saxones faciunt] raucidum et similia ymmo in illo bono apetitu sumatis cibaria, quae vel bene sapiunt et delectabilia gustui vestro et cibaria vobis magis consueta. Excipio tamen hie si appetitura 6« habueritis ad aliqua cibaria mala, quod ab his pro posse caveritis. Sicut si potest esse aliquod genus fungorum [am Rande: si dulces sunt fungi ut boleti et parteris (?) hys fungi] vel caro vel pisces fumigati, cum ab eo tempore maxime calido, quia nuUi dubium est quod in processu temporis mali generantur ex illis cibarijs corruptis. Sed summe notare debetis, quod isla vobis placabilia tJj bene et consueta vestrum appetitum non ad tantam alliciant comestionem, quod ipse extingueretur quia semper cum appetitu comedendi cessandum est. Sed tamen si contingerit vos aliquando repleri propter magnum appetitum et cibaria delectabilia, sie quod appetitus extingueretur, tunc abstineatis vos tarn diu a cibarijs delicatis donec appetitus redeat, et in ista abstinentia solum 70 eomedatis ista quae naturam sustentant et non multos humores generant ut esse posset avenata cum sola aqua et modico butiro recenti praeparata vel perfusio de pane cum covento-j et modico recenti butiro interim non bibendo vinum nee cerevisiam. Si autem appetitus tarde redire voluerit, tum interim modieum eomedatis, quod fastidium dueet, sumendo aliqua brodia pulli non T5 multum pingwia vel alia eonsimilia brodia, ut possit esse coneussum pulli et similia. Ex his brevissime elicio, quod illa quae comedetis moderate sumere debetis et istam mensurani et moderationem eonsiderare debetis ex isto, quod stomachus non gravatur et tunditur post supercoctionem cibi et notetis, quod illa quae comedetis bene mastieare debetis, quia dentes a natura ad hoc sunt so ordinati, ut perfecta cibus comminuatur antequam mittatur ad stomachum, quia ') „Exiliosi''?? Es steht „Exi" mit Strich und Haken da, was Extremi, Extcrni, zur Not Eximii gelesen werden kann, ohne dem Sinne zu entsprechen. -) Dünnbier. (>. Ein GesundheitsreKiinent, aptitudo conterendi cibum non est data stomacho, quia tuiic stomachus maxiiue leditur eo, quod non polest coniplere defectum contractione, et ijuia tunc stomachus laeditur, quando cibus iniperfccte digeritur. Quia cibus indigestus ulterius ad niultas egritudincs disponit, sicut experigcncia teslatur, ra caveatis. Quando autem cibus et putus propterea sumuntur, ut digesta convertantur in substantias membrorum et digerantur, quae digestio maxime fit per calorem naturalem, ut ergo talis calor naturalis a membris interioribus non distrahatur sed cum eadem fortificetur. Swadeo etiam, quod post cenam ad duas horas ad minus sitis in quiete vel suaviter in curia ambulando, quia per istum quietem calor naturalis circa interiora membra fortificatur. Illo quoque tempore quiescatis etiam mente non irascendo, non audiendo odiosa verba nee [ut?j amara nee dispulia, sed quae placita sunt et facilia intellectu et commoda. ut possunt esse plures historiae et melodiae musicales. cum autem sompnus advenerit, protinus dormiatis, ijuia in sompno maxime perficitur digestio et hoc ideo, quia calor naturalis tunc non distrahitur, sed membra exteriora coadunantur et uniuntur, eo quod in somno occupationes cessant et meditationes diuturnae, tunc etiam est tranquillitas mentis et corporis. Et in aestate dormiatis in loco frigidiori et obscuriori et magis tranquillo, dum tamen non sit locus reumaticus. Si autem aliquando contingerit vos de die dormire eocjue de nocte irapedimentum in somno habuissetis, tunc dormiatis capite bene elevato et discalceatis pedibus et tibiis discaligatis, nam dormire calceatis pedibus et tibiis maxime reflectis in aestate fumos et corpus supercalefacit, visum obscurat et Caput replet, operiendi tamen sunt, ne magis infrigidentur. Similiter caput in somno plus (juam in vigilia est cooperiendum. nam quando calor naturalis fortificatur circa membra interiora tunc manus, caput et pedes depauperantur calore naturali, quare facilius a frigore possunt laedi, maxime quando aer est 6. Ein GesundheiUregiment. 20^ frigidus, ymmo omni tempore manus et pedes in frigiditate non permittatis. Item ad lectum quando vos ponitis, primo iaceatis supra dextrum latus donec compleveretis primum sompnum, quia in dextro iacet epar niultum habundans calore naturali quia epar tunc suppeditur stomacho tamquam ignis suppositus libetj'). completo autem isto sonipno maxime expediret surgere eiciendo urinam et pectus per Stratum punjzando, membra terendo. postea expedit e converso ad sompnum redire super sinistrum latus. i|uia tunc maior digestio in stomacho completa est, quare tunc non reijuiritur tantus calor ut in prima digestione. In dorso autem rarissime dormire debetis ne superfluitates, (juae superfluunt ad nares et paulatim-) defluant ad cerebrum et submergant memoriam De mane autem postquam surrexeritis, diligenter ad hoc cooperari debetis, ut corpus mundificetur superfluitatibus multiplicatis in somno non soium per secessum et urinam, Sed transiendo, sticando, et nares mundando et caput pectendo. Ab ira pro posse caveatis, quuniam ira supercalefacit omnia membra propter fer- vorem cordis. Tristitiam quoque caveatis, quia corpus infrigidat et exsiccat, ideot|ue occasiones istorum caveantur quantum possibile est. Gaudio autem saepe vacare debetis et honestis solaciis, quia illa animum reflorere faciunt et Spiritus per haec ex<^c)itantur. Et notetis pro generali regula et pro complemento illius regiminis, si aliquando bene dispositus essetis et mane comederitis, tunc de sero endem die modicum vel quando nihil coraedatis de mane. Si autem de mane Cfinstitis indispositus tunc eodem die modicum ad aliqualiter satisfaciendum consuetudinem per talem subitam abstinentiam. Nam nimium terretur. ad singularia autem fercula descendendo ad praesens Vestrae dominationi scribere non proposui, quia illa relinquo fore nota vestrae discretioni, quam per dei gratiara ex plurimorum medicorum informatione sufficienter habuissetis. Sed tarnen caveatis a cibis medicinalibus [?J hoc est ((uae sunt multum calida et frigida multum, sicut sunt olera, fructus crudi, salatum et multum dulcia, multum acetosa et similia excellentis saporis et qualitatis formalis et virtualis. Caveatis ab omnibus tarde digestibilibus a caseo antiquo notabiliter et a lacte et illa quae come- detis, sint actu calida bene digestibilia et quod a primo comedatis, quando stomachus et intestina superiora a fetoribus sint evacuata. Et haec brevia pro honore vestra et vestrae sanitatis conservatione pro praesenti sufiiciant, offerens me ex convenienti ad quaevis vestra bene placita pariter et mandata, per vestrum Johannem Meurer Medicinae doctorem. Wie schon im Texte kurz zum Ausdruck gebracht (S. 104), ist dies Ge- sundheitsregiment Dr. Johann Sprottaus gen. Meurer aus Crossen gewiß nicht das unbedeutendste in der langen Reihe von Anweisungen zur Bewahrung der Gesundheit, fiir hohe, höchste und allerhöchste Herrschaften, die einen so breiten Raum in der medizinischen Literaturgeschichte des 13. und 14. Jahr- hunderts einnehmen. Es zeichnet sich durch einen guten Blick für das Wesent- liche und einfache klare Darstellung aus, vermeidet allen Autorenkram und alles gespreizte Gelehrttun, beschränkt sich vielmehr auf einfache prä/.ise An- gaben, die aber auch das unscheinbarste Detail nicht verschmähen, wenn es ') Ubes gleich tcbcs, eiserner Kessel. ') palatiimf die Lesung paulatim ist aber nicht zweifelhaft. 20S *•• ^" Ucsundhcüsregimcnt. dem Aritc von Wichtigkeit scheint. Natürlich kann der ruhig denkende Mann aus seinen Zeitansichten nicht heraus. GewiÜ, daß das Fußbad die höheren Sinnesorgane und das Gedächtnis starke, wirkt auf uns erheiternd, aber wir freuen uns auch wieder der gesunden Anschauungen über Nahrungsdiätotik. Die Notwendigkeit einer Schlafmütze will uns nicht einleuchten, aber die sonstigen Anweisungen über die Diätetik der Nachtruhe scheinen uns wieder nicht übel beobachtet, wenn es auch nicht gerade alles auf Meurers Konto gesetzt werden dart", der mehr eine vernünftige Auswahl unter mancherlei Vorschriften seiner Vorgänger und Zeitgenossen getrofl'en hat — für jene Zeiten schon kein kleines N'erdienst Kurz, die kleine Schrif' in ihrer schlichten Sachlichkeit scheint mir zum Besten zu gehören, was von medizinischer Seite im i 5. Jahr- hundert in Leipzig geschrieben ist. 7. Ärztliche Ratschläge für die Reise für einen sächsischen Herzog, anscheinend aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. In nomine domini amen. Regimen ordinatum pro duce Saxoniae transeunti ad regem Ungariae, Roraanorum etc. Primo incipiendum ab aere et merito, quia secundum Galienum nono terapeutices aerem volimus sive nolimus unicuique concedimus et nichil est, quod corpus forcius et cicius s juvaret quam aereni, qui per os et nares cor et arterias inspirando pervenit cum qualitatibus suis et per omnes venas sive arterias totius corporis diffundatur et spiritibus omnibus corporis miscetur, per quos omnis actus vitae corporalis perficitur, igitur aer maxime est considerandus. Prima igitur regula sit, quod aer calidus et siccus aestimetur. Tempore quietis debet obtemperari frigidis et humidis, 10 sie quod cum extremitatibus Salicis et pirorum etc. camerae struantur vel cum aqua rosarum recreentur. Tempore vero hyemis ad aliqualem caliditatem aer declinat, sed temporibus aiijs in calore aer fit equalis. Secunda regula, in calore itinerantes summe studeant, ut bona et decenti coopertura capita sua tegant ut pileis vel panno lintheo sive serico subtili, ne sol sua excessiva caliditate 16 cerebrum impediat et sitim nimiam generat vel fortasse mentem perturbet. Tertia regula, in ho.spiciis evitentur camerae vel habitatione.s antiquo testitu- dinatae, antiquis muris circumdatae in quibus scorpiones et araneae consueverint gcnerari. Item optime purgentur coquinae et cellaria, in quibus cibaria et potagia pro domino et sua faniilia debent adaptari et reservari, ne alia reptilia et 20 ve semis, musci electi 3 semis, gariofili, nucis, muscatae galliemustis ana 5s, laudani purissimi ji, addatur pars terebintinae et cum aqua rosarum omnia aromata incorporentur et fiat pomum cum pistello calido etc. Pauperibus posset fieri odöramentum ad tostam panis intinctani aceto etc. Bl. Secundo videndum est de cibo et potu. De illis in praesenti tales considerantur regulae. Prima nutrimenta iterrantibus debent esse bonae substantiae et digestionis et non multae quantitatis, scilicet ut faciliter digerantur et super- fluitates in venis mihi non congregentur, vitentur ergo olera et fructus et lacticinia, nisi forte per viam medicinae comedentur. Prima regula est, men- sura cibi talis in via existat, ne stomachum aggravet. Et potus alias non in stomacho fluctuet, quia dicit Avicenna, deterior est comestio quod stomachum aggravat, sicut deterior est potus qui temperamentum egreditur et in stomacho natat. Secunda regula viatorum, antecjuam de hospitio recedatur soluin parumper comedat et vinum limphatum bibatur, sive ad unum omnia vel in consimili quantitate de alüs cibis vel usque ad hospitium exspectetur, si com- I' ' ' KaUchllige tttr die Reise Air einen süchsischen Herzog. «fi m. 'li'sc liiri p. lest. Aliqui namque homines adeo rari sunt, qui cum equitant et in et.>ruin intcrioribus vel niateria existat, niultuin rcsolvuiuur et deliilitaii- lur quantuni nun faciliter rcstaurantur. Krit igitui neccssaiie sunierc ex i ibn aliquantuluni solum, ne cibus inundet in stoniaclio el fluctuet et pausent post hoc, donec cibus aliqualiter descendat. Tertia regula, cibaria tempore t& calido debent esse aolu et pntentia frigida, ut debent esse mullum Salsa nee acuta nee dulci.i, vitentur igiiur species forles siiut piper, gariofili, galangae, sinapi. Item sive condiantur cibaria cum acelo et agresta, si placet cum speciebus dul- cibus et non fortis ralefactionis. Quarta regula, praecepta stoniachi debilitatc partiatur cibus rectu soliti, ita quod portin quae in vire una prius accipiebatur. 10 in duas partiatur sie melius digcratur. Circa putuin specialitcr Cdiisiderandum est, quod itinerantis tempore cautius (?^ bibere debent vinum limphatum albuni cum bona et clara aqua. Eligatur igitur aqua melior quae haberi potuerit in terris, in quibus dc^minus cum suis manet, pro limpha etiam et pro decnctione ciborum. Sed ijuia in Ungaria ut intelle.xi sunt plures aquae sulfureae, quae SS ad quantum possibile est evitentur et aquae meliores cum summa diligentia considerantur et iissumantur. Vina etiam sulfurea ibidem existentia evitentur pro posse, quia sunt multun\ calefactiva et exsiccativa et sie [208''] opi- lationum et febrium generativa. Adducantur igitur bona et electa vina de Austria. Contra taleiii maliciam aquae et vini valet eomedere eepas cum aceto, «0 quia secundum Aviqennam sitim ainputant, fastidium removent et excitant appetitum. Item ad extinguendum sitim potest assumi in via lapillus cristal- linus latus et tritus et in '>re retineri, aut abluatur ()S aqua frigida quae habeatur et pannnper ex ea deglutiatur vel vapor aquae frigidae circa fonlem frigidam assumatur. Et nun subito post calores aqua frigida multa es bibatur, quia o])ilationes generat et ^h^j^dropisiin. Item pro siti extinguenda sumatur succarus msarum in quantitate nucis magnae etdissolvatur cum aqua frigida et bibatur. Istud stumacluini confortat et sitim reprimit calnrein extraneum extinguendo etc. Tertio videndum est de motu et i|uiete. Pro illo prinm talis datur 711 regula, quod cum a motu et via ad hospitium pervenitur, nun eomedatur nisi post aliqualem cjuietem. Nam dicit Damascenus in nimii > exercitio positus ante cibuin parum quiescere, otiosus vero exereeri oportet. Os cum aqua frigida abluatur et non transglutiatur de ea, ali;is extrema etiam et facies cum aqua recenti abluantur, deinde ad comestionem aecedatur et post hoc de eibis consuetis et 7S bonis refeetio fiat. Secunda regula, si sitim quis magnam vel debilitatem tirauerit, non inmediate post cominestionein ambulet, sed per aliquas huras pausetur, quia mi itus factus statim pi ist ci unestii mem sti imachum inflat et cibum de latere ad latus movet et sie male digerit. Tertia regula, si comm, sed tarn diu a motu cessetur, donec 80 fastidium removeatur et appetitus excitetur. Nam ex illo iuneturarum dolores splenis et epatis durationes (?) et morbi melancolici et flegmatici generantur. Quarta regula, post magnum motum et fortem vitetur usus piscium, nam dicit Avicenna, pisces quoque et quae eis similantur post laboriosum excercitium edendi non sunt, corrumpentur enim et cfirrumpuntur huraores. Bl. 2o8^ 85 Quarte videndum est de repletione et evacuatione et balneo. Pro illo primo datur regula secunda superius posita de cibis. Secunda regula. Ex cibo non ad tantam repletionem perveniatur. Et penitus saturitas fiat, )'m^m)o comedendum est, ut reliquae appetitus adhuc in stomachi remanentium , sieut vult Avicenna. Etiam multiplicatio diversorum »0 ferculorum in eadem mensa et cum hoc comedendi prolongatio summe sunt vitanda. Nam nihil deterius est quam diversa nutrientia simul adjungere et cum ;'. Arztliche Katschläge für die Reise für eioen sächsischen Herzog. 207 hoc comedendi tempus prolongare. cum enim postremum nutriens advenit, iam primum incipit digeri, nutrientium ergo partes in digerendo nrni similantur. Tertia reguia, hora maioris refectionis et repletionis itinerantium debet esse hora cenae sive serotina, quia frigiditas aeris calorem conforraans naturalem sub- sequitur et quies et tranquillitas mentis et SDmpnus noctumus, quae orania digestionem faciunt meliorem. Item de balneo itinerantium dicit Avicenna, quod multi sunt, quibus in via ex calore accidat nocumentum, quorum dispositiones redeunt exvacationem in aqua frigida, sed melius est ne cito hoc fiat, sed parum expectat, deinde Ordinate ad ipsum accedat. Istud intelligitur de juvenibus robustis, qui fortem habent calorem et stomachum et epar fortia, de debilibus autera et infirmis aliter sentiendum est. Item balnea aquae calidae pro parte postponantur, quia ex diversis quandoque morbidis tales inficiantur, quandoque alii e.x pestilentia et cetera. Circa primam regulam, quae est de stomachi aggravatione, sciendum quod si nausea et gravitas in stomacho perciperetur, mu.\ vomitus pro posse erit provocandus, quia illis est sublimis medicina. Nam dicit Avicenna quarta primi capitulo secundo, quod vomitus evacuat flegma et coleram et mundi- ficat stomachum et removet gravitatem, quae accidit capiti, clarificat Nisura aufert fastidium, confert lassitudini et est medicamentum maliciae caloris et securat ab eventu aegritudinum cronicorum. Si igitur faciliter fieri potest, semel in mense fiat vel quando fuerit necessarium et potest fieri cum penna, quae intingatur in olco olivarum et aceto et ad coUum introraittatur, vel sumatur unus bonus haustus aquae et quarta [Bl. 209''j pars aceti et parum olei et totum tepide ebibatur et post comestionem ad duas horas, quando graxatio stomachi sentiatur, prius cum digito vel penna vomitus provocetur vel sie sumatur succi corticum radicis sambuci ^l, misceatur cum parvo hausto aquae tepidae et sie tepide bibatur. lUud vomitum aliqualiter fortius sed licet tempore necessitatis secum fieri possit. Item intendatur ad mundificationem ventris a faecibus quod etiam fieri potest cum suppositoriis et cum clisteriis de communibus rebus, quando placet, intendatur etiam ad expulsionem urinae, sputi vel aliarum superfluitatum, cum necessarie fiierit. Quinto et ultimo videndum est de sompnu et vigilia et de animae accidentibus. De illis prima regula est talis, quod sicut mediorcis sompnus sive prolixus et non profundus virtutes fortes efficit, ita ergo contrarius debilitat, quia totum corpus humectat et cerebrum et reumatismos facit. Secunda regula, dormitatio diurna vitetur, nisi repugnaret vigiliae prolixitas in nocte praecedenti. In die autem dormire malum est et ad malas praeparat aegritudines. gene- rat autem morbos humectationis et reumatismos calidos corrumpit, gravat splenem, laxat nervös, efficit pigritiam, tertia primi capitulo nunc, tertia regula, non est dormiendum post cibum statim, non saltem post duas horas et tres; cum som- pnus advenerit. mox sibi locus tribuatur. Melior autem est sompnus moderatus nocturnus, nam sub silentio noctis nee occupationibus nee clamoribus nee lumine solari sompnus interrumpitur, qui talis sompnus ad bonam et optimam digestionem cooperatur. Quarta regula: sompnus naturalis in aestate octo horas non excedat. In hieme sufficit dormire novem horas, notandum tarnen, quod in Omnibus istis et praehabitis consuetudi), licet aliqualiter sit mala, tamen subito non erit postponenda, nam dicit Ypocras: Ex multo tempore consueta, et si sint deteriora inconsuetis, minus molestare consuetis. Et mala consuetudo suc- cessive et non [Bl. 209''] subito erit removenda. Item avertantur animae accidentia, pro quibus sciendum quod ira, angustia, tinior, pussilanimitas et tristiciae et nimiae occupationes omnino debent posttergari. Nam huiusmodi inclavamentum ['f] efficiunt secundum Ypucratem. cum gaudio igitur et pulchro solacio vita erit prolonganda et sanitas conservanda. JOS - \i !ii.)ir Kiiv.iw.-. t. 1 .!..• Heise filr einen s&chsiscben Herzog. >ciiiMi iKT .~-.nuiiuui.iiui. urr uns dies Schriftstück aufgewahrt hat ';, niaclit seine Leipziger Provenienz wahrscheinlich. An Joliann I^leurer als Verfasser ist nicht wohl zu denken, denn von einer Reise Friedrichs II. nach Ungarn ist mir nichts bekannt geworden. Es dürfte sich um die Anweisung für eine Reise eines seiner Sohne zu dem König Matthias Corvinus von Ungarn, der 145S — 1490 regierte, handeln, aus den Jahren 1465 — 1475; nennenswert spater ist die Kntstehung dieses Gutachtens wohl nicht anzusetzen. Wenn Zeile 17 die .Anweisung gegeben wird, sich von altem Gemäuer als Aufenthalts- ort zu bcw.ahren, wegen der darin weilenden Skorpione und Giftspinnen, so ist wohl ein ärztlicher X'erfasser anzunehmen, der in Oberitalien oder Montpellier studiert halte und danach annehmen mochte, daß auch in Ungarn solche un- gebetenen Gäste sich in den Reiseherbergen lästig machen konnten. Auch dies Schriftstück zeigt einen gesunden Wirklichkeitssinn, Phrasen- freiheit und die Fähigkeit die überkommenen wissenschaftlichen Lehren ge- schickt für den Spezialfall umzumodeln und zur Anwendung zu bringen. Steht es auch nicht allein da in seiner .Art'-\ so sind doch motivierte ärztliche X'erhal- tungsmaßregeln für die Reise nicht gerade häufig. Die vorliegenden beschränken sich mit großer .Ausschließlichkeit fast allein auf das diätetische Gebiet, und sind hierin von großer Ausführlichkeit, wahrend z. B. die wenige Jahrzehnte früher geschriebenen ärztlichen Anweisungen für Seereisen des Altwiener Pro- fessors Galeazzo di Santa Sofia (t 1427)') auch eine ganze Reihe von Rezepten für Notfalle enthält, was ja auch für längere Seereisen durchs Mittel- meer nach dem heiligen Lande und zurück zweckmäßig war. Man versorgte sich mit den .Arzneimitteln schon in Europa vor Beginn der Reise, da von Schiflsarzten natürlich keine Rede und auch in den Küstenstädten und im Inneren des heiligen Landes auf ärztliche \'ersorgung kaum zu rechnen war. Jedenfalls scheint mir auch dieses Schriftstück, wenn gleich mehr im Banne der Schulmeinungen als das im vorigen Abschnitte besprochene, immerhin noch kein übeles Beispiel abzugeben von dem praktischen Sinn und dem gesunden Menschenverstand der bei den Ärzten im Meißnischen im 15. Jahrhundert geherrscht hat. 'j Ms. 1227 der Leipziger Universitätsbiblioüiek Bl. 207' bis 209'; vgl. vorn S. 106 bis iii. ') Man vergleiche z, B. das „Regimen iter agentium" im QJnün des Ihn Sinä Buch I, Fen 3, Doctrioa V, Cap. 3 — 8. ') Vgl. Leopold Senfelder, Galeazzo a Sancta Sophias angeblicher Traktat über die See- krankheit. Wiener klinische Kundschau 1898 Nr. 41 u. 42. Namenregister. Abano, s. Peter. Ailam, Balbierer in Leipzig 91. Adam, Melchior 125, 137. Aegidius von Coloniia (Roma- nus) 113. Acs;idius von Corbeil 18, 19. Albertus magnus 18. Albreclit, Herzog von Sachsen 39. 104. Aldchennc, Hans 91. Alexander V., Papst 4. Alvenslebcn, Pascha von 71. Anselm von Frankenstein 4. Aristoteles 5, 16, 18, ig, 154. Arnold von Villanova 133. Auerbach, s. Stromer. Averroes 19. Avicenna (Ibn Sina) 13, 15, 16, 18, 10, III, 123, 124, 146, 151, 155, 186. Bährens 59. Barth, Michael 23. Bartholomäus Anglicus 120. Bartholomäus Fr)so, Karthäuser Pater 131. Bartholomaeus von Salerno 16. Bauch, Gustav 130. Bayern, Frau von 78. Becke von Schmiedeberg, Va- lentin 10, II, 14, 64, 65,67, 68, 70, 80, 82, 83, 84, 94—99, 131, 182 ff. Benzi, Hugo 16, 55, 108. Bernhardinus, Dr. 66, 67, 81. Biborger, Nicolaus 109. Bicci, Lorenzo di 20. Boethius ;, 1 54. Boerner, Friedrich 125. Boner von Landau, Andreas 177. Studien zur Geschichte der Mcdizi Borner, Kaspar 56. Boysen, Karl 9. Brandts, M.irkus 41. Brandts, Moriz 12S, 140. Brandt, Marcus 137. Breitenbach, Dr. jur Johann von 42. 175- Breunsdorf von Leipzig, Gregor 177- Brunschwig, Hieronymus 118. Brunss, Georg 177. Brunswigk, Konrad i 76. Buch, Abbas de 109. Burkard von Konstanz 80. Busche, Hermann vom 115, 151, »55- Carion, Johann 151. Caspar, Dominus 66. Choulant 114, il". Celtis, Konrad 41. Cermisone, Antonio 108. Cleyne, s. Kleine. Collenutius, Pandulphus 141. Conradi, Johannes, von Kalten- brunn 175. Constanlinus Africanus 16, 18. Cran.ich, Lukas, der Ältere 70, 96, 97, 145- Crescentiis, s. Petrus. Creußner, Friedrich 125, 126, 130. Currifex, Currificis, s. Wagner. Czekler, Alexander 177. Damianos 20. Deinhard , Dr. Konrad, 6, 10, 59 83. Despars, Jacques 13, 55. Deubinger, Mag. P.iter, s. Tü- binger. . VIU. i Deussen, E. 86. Dcynhardi von Wetter, Konrad, s. Deinhard. Dietrich, Markgraf 93. Diiio di Garbo 55. Dollhopf, s. Tolhopf. Drobisch 7. Eck, Paul, von Sulzbach 125, 126. Eissenmann, s. Eyssenmann. Erhardt, Kanzler 77, 78. Erler, G. 6, 7, 17, 53, 103. Ernst, Kurfürst u. Herzog von Sachsen 39, 104. Euderitzsch, Dr. Johannes 93. Euklid 5. Eulenburg, Franz 7, 14. Eyssenmann, Simon 128. Faber von Budwcis, Wenzeslaus 41, 68, 69, 71, 83, 1 1 1, 125, 126—128, 150. Fabri von Sagan, Nicolaus 4, 6. Fabri, Wenzeslaus 10, s. Faber. Feller 16, 19. Flegk, Vitalis, von Borna 60. Flührer, Konrad i". Fluther, Konrad 1 7. Förstemann 89. Fohrenberg de Nurenberg, Joh. 60. Forenberger, Johannes, s. Fohren- berg. Freitag, Rudiger 93. Friedberg, Emil 42, 56, 175. Friedrich H. , der Sanftmütige, Kurfürst u Herzog v. Sachsen 8, 54, 62, 63, 104, 105, 200, 208. Frj'so, s. Bartholomäus. ■4 N'atuciirrgislcr. I u.l.v C. II. I3^. 140. 141, >S'. «5J- Kuch», Rob«rl 110. Kubrmiinn, Johann 00. Galenns 13. id, 18, 55, 124, 146, 151. Grnlilc da Koücno 13, 108, 124. Gcot^, Hcriog von Sachsen 42, 45. '-5- Gcnrgius de Monlcferrato 1 1 7. S2. '54. 178. Hallenhoff, s. Haldenhoff. Haller, Albrecht 114. Hallcr, Vicencius 4. Hans, Minster 91. Hartlieb, Johann 120. Heinrich IX. von Plauen 197. Heinrich , Herzog von Schlesien 39- Hclain, Richard 118. Helmold vonSalzwedcl, s.Gleden- stede. Henning de Haynis, Or. Job, Kaplan 84, 176. Henri de Moodcville 119. Honruus de Ribbenicz 1."*. Hcrfail von I.obosiU, Anilirosius 61. Herold, Joh. 17. Hcrtil von Jauer, Thom.is (>i. Hildebrandt de Crossin, Ur. Gre- gor 40. Hilden, Johann 4, 6. Hippokratcs 13, 16, 19, 55, 138, 13'.'. '52 Hogenlfcrkc, Gerhard 4, 12, 100. Hohenkirch, s. Hogcnkerke. Hoppe, Johann, v. Jüterbock 6. Hugo von Siena, s. Bcnzi. Hundt Magnus 72, 84, 1 15 — 121, '23, 151. InihofT, Konrad, von Framcrs- bach (alias de l.or) 88. Jakob von ForU 55, 108. Jacobus de Gubin iio. Janus Tolnphus 40. Joachim, Kurfürst von Branden- burg 151. Johann Hilden 4. Johann v. Landsberg, s. Wagner. Johann von Tornamira 3. Johannes, der heilige 20. Johannes Jacobi l'jg. Johannitius (Honein) 18. John, Johann Dionys 27. Kaminlus 199. Kanut 199. Kaspar, Dr., s. Molitoris. Kegler, Kaspar von Tiersheim 48, 75, 84, 117, 123, 138, 170. Ketham, Joh. von 117, 123. Kiliani, Thomas 66, 67, 80. Kleine von Lob.tu, Joh. 103, 199. Kortum 59. Korze von Breslau, Franz 6, 10, II, 12, 62, 63. Kosmas 20. Kunlz, Johannes 5. Kurz, Franz, s. Korze. Kynst, s. Kuntz 5. Kyros, der heilige 20. Lamme, Heinrich 3. I^ndisberg, Martin, von Würz- burg 122, 126, 133, 153. Landsberg, Dr., s. Wagner. l.omlioi|;iT. licorg 98. Lciigenhoini, Ji>. Christian 121. l.eoniccMO, Nicolo 136, 137, 138, 13«), 140, 141, 151, 152. Leymbach, Georg 128. Licius I 23. Liniholz v. Mülilbcrg Johannes, Kaplan 43, 176. Lobedans in Mittweida 110. l.or, de, s. IniholT. Lorcnzo di liicci 20. Loiter, Melchior 113, 115, 120, 121, 147. Lubertus de Oscnbrug 4, 6. Ludwiger, B.illha.scr 48, 7(1, 84, 170. Lurz, Hermann 14. Luther, Ilans, Apotheker /.u Leipzig 78. Manardi, Giovanni 146, 147, 148, 151. Marco Giovanni da Siena 10(1. Malteo Giovanni da Siena 106. Matthias Corvinus, König von Ungarn 40, 208. Meilerstadt, s. Pollich. Mcrzdorf, Theod. 114, 116. Merzcborch de Siend.il, Jacobus 6. Mcsebcrg von Stendal, Jakob 6, 7, 10, 11, I-, i'i, 24, 57, 58, 59, K 03- Mescberg, Leonhard 176 Messko von Schweidnitz, Johann 61. Mesue 16, iS. Meurer, Johann Dr.(Sprottaw gen Meurer) von Crossen 6, 7, 10, 17, 19, 61, 62, 103 — 106, 186, 200 — 204, 208. Meynharl.Andreas, von Pirna 177. Misch, der Wundarzt Lorenz Ol. Molitoris, Dr. Kaspar aus Brauns- hcrg 43, 71, 77, 78, III, 176. Mondino dei LuzzI 16, 18, 117, 122, 123, 124, 133. Monctarius s. MUnzemeister. Monlagnana, Barlolomeo 108. Monlagnana, Pietro di 122. Moriz von Sachsen 171. Mormann, Dr. Joh. 66, 67, 81. Morsiano da Imolc, I'iotro Andrea "7, >23- Namenregister. 211 MüiiUinoistcr, llaiis 17. MUnzenicister, Dr. Nicolaus, Arzt in frcibcrg (Monctarius) 106, 107, 108, III. Mundinus, s. Mondino. Nicolaus Praepositus 18. Nicolaus Schultet! de Franken- vordis 6. Nicolus Florcntinus 16. Niesemann, Dr. med. Konrad, von Großlankheim 12, 60, 74, 75, 180. Noricus, s. Tockler. Numburg, s. Voigt. Ocfele, Felix Freiherr von 108. Oschitz, Dr., s. Salhauscn. Paracclsus 92. Partibus, Jacobus de, s. Despars. Pascha von Alvensleben, s. Alvens- leben. Paulikow, Peter von 6, 17, 18, 19. Paulos von Aigina 151. Pawlicow, Peter, s. Paulicow. Payne, J. F. 119. Peter von Abano 146, 186, 191. Peters, Hermann 21. Petrus de Crescentiis 184. Peyligk, Bartholomäus 113. Peyligk, Johann von Zeitz 113 bis 121, 122, 123. Pflug, Ritter Otto 77. Pick, Friedel 27. Pico de la Mirandola, Graf Gio- vanni 124, 130, 135, 140, 142, 145 146. Pisloris, Benedikt, s. Stacts. Pistoris, Christoff 95, 97, 98, 182—184. Pistori.s, Martha geb. Schmiede- berg 94, 95, 97. Pistoris, Nicolaus 6, 7, 12, 58, 60, 65, 83, 91, 94—99, 137. Pistoris aus Leipzig, Simon 10, II, 24, 47, 48, 53, 67, 68, 70. 73. 74. 79. 81. 83. 85, 94—99. "3. 133. 13^ 154, 179— 181, 182 — 184, '86. Platearius 19. Platner, Joh. Zach. 121. Plauen, edle Frau \on 103, 192 bis 199. Plauen, Vögte von 62, 197. PIcu, Mejufrou van 196. Plinius 16, 17, 140, 141. Poliziano, Angclo 136. Pollain 137. Pollich von Mellerstadl, Martin 68,73,83, 113, 122 — 152,179. Poscidonios 1 20. Posern-KIctt 104. PrantI, Karl 1 17. Proctor 138. Proles, Ursula 97, 98. Prutenus, Wilh., s. llaldenhoff. RabI, Karl 113, 123. Rases (ar-Razi| 13, 19, 55, iii, 124. Rau, M.ig. Michael, Kaplan 177. Rebnicz 18. Regel 198. Reichenbach von Schweidnitz, Stanislaus 67, 81. Relnharl, Dr. Johannes, Kaplan 43. '76. Reisch, Gregor 118, 119. Reynhart, s. Reinhart. Ricardus, Anglicus 123. Riesenburg, Anna von 197. Rochobonella, Petrus 108. Roth, Sebastian 164, 166. Ruflinus 191. Rufus 1 90. Sacrobosco, Johann von 88. Salhausen von Oschatz, Nikolaus 61, 62, 65, 66, 80, 81, 82. Santa Sofia, Galeazzo di 208. Sartoris, Heinrich von Braun- schweig 76. Sartoris, Henning 76. Sartoris, Ludwig, von Görlitz 76. Savonarola,Micaele 103, 187, 189. Schedel, Hartmann 28, 29. Schedel, Hermann 28. Scheibe, Heinrich 175. Schleinitz, Gugold von 40 Schiltel, Dr. Georg (aus .\mberg) 23, 48, 79, 86. Schiltel aus Hambach, Georg, s. d. vorhergehenden. Schiltel, Huldreich 23. Schipnitz aus Weyda, Johannes 6, 7, 10, II, 17, 19, 23, 24, 27. 3'. 33. 35. 58. 59. 60, 61, 62—67, 80-83, 85. Schleinitz, Johann von, Abt 185. Schmiedeberg, Heinrich 96, 97, 98, 99, 151, 182 — 18g. Schmiedeberg, Ursula 97, 98. Schmidberg, s. Becke. Schmidt, Ludwig 108. Schüncfeld, Christof 12, 74, 76, 84, 180, 181. Schonfeld, s. .Schönefeld. Schott, Johannes 21. Schrader, Heinrich, von Braun- schweig 76. Schuiteti de Frankenfordis, Nico- laus 6. Schultet! von Wittenberg, Paul 61. Schwab, s. Schwabe. Schwabe von Leipzig, Johann 72, 84. SchwofTheimvon L!cgnitz,Vincenz 6, 103, 184, 185 — 191. Schwof heim von Görlitz, Paul 73, «77. Scultetus de Glogowia, Johannes 128. Sculteti, Nicolaus 10. Senfelder, Leopold 14, 208. Serapion 19. Silber, Johann 14. Slantitz, Heinrich iio. Sperber, Mag. Joh. 175. Sprottaw, s. Meurer, Johannes. Stabius, Johann 128. Staets, Dr. med. Benedikt 44, 45, 178. Staets, Vinzenz 71, 72, 73. Starten von Osnabrück, Lubert 6, 10. Slauffmann, s. Stofcnianu. Steinmetz, Dr. Johann 86. Stephanus 18. Stockton Hough 114, ii". Stöckel, Wolfgang, aus München 115, 119, 120, 121. Stofemann f Stoveman) de Luckow, Johannes 6, 59, 60. Stromer von Auerb.ich, Heinrich 10, 1 1, 47,77, 79,169, 170, 178. Stuchs, Georg 125, 148. Stübel 8, 15, 17, 40, 45, 46, 47, 5'. 53. 54, 56, 62, 73, 76, 83, 85, 88, 89, 104, 131, 152. Stuflmann, s. Stofemann. Sturmhocfel, Konrad 145. Swingenfels, Heinricus, Oculista 58. Niuiicnte(;istcr. Taddeo i8. Tansletler, Gcoiv uS. Ihanncr, Jakob 132, 143. Thicmc, s. Thymc. Thomas von Ai|iiiiio lijt. Thorbecke, August 14. Ihymc von Fteyenstadt, Alexius 61. Tockonburg, Johann von, tikiilist Ol f. Tocklcr, Konrad (Noricus) 13, 47, 56. 57. 75, 84, 87, 88. 128, 170, 177. Toccklcr, s. Tockicr. Töply, R. von 123. rolhopf, Magister Hans 40, 41, 125. Tolophus, Janus 40. rorrigiano, s. Trusianus. Trusianus 13. Tübinger aus Wittenberg, Peter 44, 178. Udcritz, Johannes 17. Vinccncius de Nyssa <;. Vogel, J. J. 5. ''. 'O, ", '2, 62, 64, 131. Voigt von Naumburg, Vin/.enz 65, 80, 83. Vorschove de Monastcrio, Bern- hard 4. Voulli<-nie I ;7. Wagh von Halle, Johann 10, II, 24. 27, 66, 69, 70, 71, 72, 73, 80, 81, 84, 85, 142, 143, 152, 180. Wagner aus Landsberg, Johann 10, II, 13, 23, 24, 36, 43, 69, 7', 72. 73. 74> 76, 83. 84, 85, 143, 154, 155, 170, 176, 179. Wenzel, König von Böhmen 3. Wetter, Dr. 8a. Woyda, Johann von, s. Schipnitii. Wickcrsheimer, Ernst 199. Wilhelm, Herzog von Sachsen 8. 53- Wilhelm von Saliceto (l'lacen- tinus) 16, III. Wilhclmus 109. Winipina, Konrad 75, 102, 103, 114, 116, 125, 147, 155. Wollgang, Graf von Anhall 116. Wolkcnstein, Katharina 95. Wustmann, (iustav 36, 77, 86, 97, 125- Wyaw, Vincentius 4. Zarnckc, Friedrich 8, 10, 11, 21, 22, 55, 73. '3'. 159, '72. Zoch, Dr. jur. Laurentius 175. Studien -Heft 8. (Sud hoff, Die q^^f j medizinische Fakultät zu Leipzig.) ^^^^:^^ -c):i--c<^ .^:occ.K^.r .:^w.. Eine Seite aus dem ältesten Statutcnbiiche der Leipziger medizinischen Fakultät. Beginn der Eintragungen über Promotionen und Rezeptionen. Studien -Heft 8. (Sudhoff, Die medizinische Fakultät zu Leipzig.) Taf. II. y^^ s- >V .*.>« v..'<»^- \\ ^'--iUi,..^r-'-^"^ •r- ,,.. »-^/ ' t^ yx\>.h AsCVvt- '^v'vj r) '^ ■ •ni v-\/^vv>KH (< -vr . ^ ^^" _ ' ' "*• v _ . J^ci«xr Ä iiytyaraP fMl t^' 6vAa Aliw^'»«^ r^.y^^^^i i^ti^x^^ c^ ^■»- v^^ :*'*'°^f|'*\*-^''-^' v«^ - -. J /Vr ^^* *~if ^ ■ " ''n \-«' I fr "(^ --"V C f^y.. • , Dekanatskonto, angelegt auf der Innenseite des hinteren Kinbanddeckels des Statutenbuches von Dekan Dr. Johann Schipnitz von Weyda. i Stiidun- 1 Iclt > .Mi.lln.ll, I "i.' mcdizini.sclic l-alailtät zu Leipzig.) /'/,' ///. mm .^Ü^flÜ^ .!2 bO .Ü C Oh ^ = «^ (U *j - E S " rt O rK .iE •S ^ ■- 2 T3 Studien- llctt M. (MkIIk-M. Die medizinische Fakultät zu Leipzig.) Taf. IV. L . I)lt Stcrt)endc'" vi>n Lukas ( r.iiKicli d Alt vom .Sclinn(lhm;;''-clu-n weiland in der NikolaiUirclie zu Leipzig, gemalt l.'il^ (Grabmal des Dekans Valentin Becke von Schmiedeberg). \ltar- Studien I l<-lt N. (Xulliiiff, Die mciii/iiiisclic Fakultät zu Lcipzij^.) 'Inf. Y ü u ji 3 .ü C V. = ■^ ~ ^ Studien-Heft 8. (Sudhoff, Die Taf. VI. medizin. Fakultät zu Leipzig.'» , CompnttniiiEiIiiis plit öromra:a)f afnrrationt \ roiruptiör attp tt ^niii 3lrf ftotf lis ro:rf fponlf 8:iiS finr ac rurara luriöiirimans 'ük nis nuf ör m riu mljiatm.«tiarq8lirt %\mx tortDtisan gflindfwtjti ifj 0^l|omaiutOftiirimo?plite tmtrptctü Dolumimlius attmte CQUQtRu; Tfeic qm Doctrinas multum fulgcrc pzobflras "^idcnr.ct fcirae conuigilalTc nianus iDoctrtoquiß tiruloö ftudeat pzebcrc venulToö i3gidiOTZbomc:quiDocuercbcne ^ — ■ (fptgräntaaiKttmatotem i£ui fint bnmani fpcctatoz cozpozis vnx^Q Jllis que xirtns officiumqj fimnl 'Xt'^ quo(B fint piomtjö qucuis Dcfcripta fignn'd "Hpic Cläre offcnacö.intucare modo domptntiioradapttts plpGdS)C' rlarano:p»nripaltu tturoam roipo rts mrmliwü 6suras luimto oftm ttns ' plplofoplpt alumms atimo' öuin ptofuwra^ )^ in fußiotilius omnts potrntie ? otßf tatiuf ^ ff nfitmt« tantp matt rialee 7 o.'gJtncepcr fiia ojgana.quibusalUganf. funt notific« tc.^dfo vt iioiutii pl)ilofopbflrici>picntc8 aliqiialciUcKÜo?ga ,,v>,« ,j3bcantpcnci3.lMflctJit banc fuccuictl ? b:eui(Timä/Capm8 pbificiflb iiinqcre ctcürationc./Cjrca cuiua aclarationc a toro nöimmcrito cd mcipu-ir Gesamt-Titcl und Untertitel des anatomischen Abschnittes von l*e>iigks „Compendiunv ,1499) Studien-Heft 8. (Sud ho ff, Die medizin. Fakultät zu Leipzig.) laf. VII. IrrtJöTirii^^batartJ f ögifitFa S>m^\\» Xt^trr Situsbild aus Peyügks Compendium ^1499). Studien-Heft 8. (Sudhoff, Die inedizin. Fakultät zu Leipzig.) Taf. VIII. fison J^curricuUcfrcb.'i Jfranei ^acnrt3 ccrebn 2$ntmoi £^cdiü8 ^oRrcmüB 2 tmiurteruäiB ^tcmva}iLi9 y^jttiAAdOiti l^machiU» xCapfulfl co:(ii8 ''k \ 1/ '>. toumini Yotacbilia ifpart'8 TRamus Vene cbilis gctites ifmul ^ffta po: te :?' ftomacbi cojpozis dC8 Organ-Abbildungen aus Peyligks Compendium (1499). Studicn-1 left 8. (Sudhoff, Die medizin. Fakultät zu Lciii/.is^.l laf. IX. i^ 55 J3- -5 tJ ai'=

ftomscbi". STclticutuff tM» femitiQUii Oi'iu« Aus Magnus Hundts „Antropologium", 1501. Studien-1 Icft 8. (Sudhoff, Die medizin. Fakultät u\ Leipzig.) ^madiiatiua t^bantolb Coriürtoa tD<;mo:fa 7a/- -^/Z- Situsbild der „Compendiosa declarati"" von 1316. Studien-Heft 8. (Sudhotf, Die medizin. Fakultät zu Leipzig.) Taf. XIII. Studien-Heft 8. (Sud hoff, Die Taf. XIV. medizin. l'^akultat zu I.eipzitj.'* Cafiior ^f ßlfr iDortoi rartanar llutiialio farüntatfm. p«(Trti!ai1llrt>lbl/'T>*njmpdtifpmüargnmfti MrpDUti6üi&m< : ftfrfjionf : <»«r«l Kit am : cffutcubm; : finibomac J CT(Ucun5i({ bumortB nmtunMli'^'Uc (Ulfbi (|jci|fiait>f nxtiunK cciibit«:re ^^l^ol)m i^t «joibo» omniba« conclufiOfit» C>i|'iucKnOje bi mcOutm ^po|ui'nue/txHt jnu« mrOuiiw fhiOlOJO*4fr ^ tfaUlmiMXM gOtlM/ röurttia* \tfMtttt ^TTfbWrdFatd« m«W mdfm'iim «jinlarttfr porgatofto imbtcanwitt» t>«|')iaiifiC(.'onrpKan:cgn vutu«ni:ccje(n :<öplnicn^.fotfnAn>:rtriU(wnP fjoniotie frcnncnOi concociionoti. peiniii Conrlußa. öfrunöaronrlußc. ^ Cor4 mojbdmm Mm fcifantJbnt t q5^«r*{^tt«lD11 niacBJtwnwbmcpda t(nt4n6anonijIt «3«9 fauuc c[i («» m»tt>9» rcguuuH im(ui c (ömiiKit. CntiafonrIiiGo ^ (SiIvkl!0:ant %\\ qoi f n< ti|ainiin(/in omni (Mttporgat^i^e ctBiKDr mcMMniRti«« ißunrtaronclufio. (Q ^pertptm'ü cf! mctüä 4nt( pf)4rntAa (rt><^ieion; art 'P'St^e part«/öt> tjfrfnti» «■ «rolunf« fStfima/rpirimn bcliIctjH i rt «*;p»iV hiittifb(MtfTi«A(«4K«n^/fMil fecnic}; ptopccr rabibi calo:ie arrie noe aftibicntie/fuid pll^gaN^l<\^ iriciiOM (ra vjue Oit^kilt» t\\ : naiurt«^ a&nic&iuii molrpue. örptnnaronrulfio* t^rtmiaronfluno. C 3" (X^itxnbü mtbidnl« porsmcitio» confucoibo ac acci'tmcui foliu cgri« dKninflutt confT(ff4i)(«b SRonacontlurm« C C9rtC0»» tX -ergo t3 ^^ «5 S = « a f = i ^3 »3 »■ JfF^ o C « Ö» tJÖS ^ s i Sit w. Studien-IIeft 8. (Sudhoff, Die 7"-//. XVf. mediiin. Fakultät zu Leipzig.) 1 Ifftotinfugatitit^ nt0 ptüortö in meDtfina aD l)onorealml gftnna ftilip fcn fi0 UStalTrcbötiaclSimonem pifloris Cui tocieno non eo veritue noua bclla moucrc iJtifurgii cötra pulucmlcntus cqucs Cuarc age nö opus cd pifto: modo panib"'. bcc rc3 Jiidigct armati viribus mgenii Ibc tibi cü Defint.cti quc non ante vidcbaö KcU tuü fcrmnt fangmnolenia capuc tx^\nax[ont fdcnlcdtifat ^ .m bcnriom m>;' ^-»nc^Ar, ro^r^cJi^ 1. Titelblatt der letzten Streitschrift l'oUichs. 2. Vorlesungsanzeigc von Konra